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Ein Tutor (von lat.: tutor ‚Vormund‘, ‚Beschützer‘) ist an heutigen Universitäten oder Hochschulen eine Person, die mit der Unterrichtung und Leitung anderer beauftragt ist. Diese spezielle Form des Kurses nennt man auch Tutoriat oder Tutorium, in dem der Tutor beobachtet und bei Problemen der Studierenden helfend eingreift. Dabei kann der Tutor selbst auch (noch) Studierender sein.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Die Bedeutung des Begriffes leitet sich aus dem Lateinischen, tutela, der Vormundschaft (von „tueri“, schützen, in der römischen Kaiserzeit personifiziert zu einer selbständigen Schutzgöttin des Hauses) ab.
Im römischen Recht ist der Tutor der Vormund von Personen, denen die Rechtsordnung, obwohl sie sui iuris („eigenen Rechts“) sind (sie stehen unter niemandes Gewalt), keine selbständige Handlungsfähigkeit zugesteht: tutor impuberum für Unmündige (unterteilt in Vormundschaft über Kinder (Infans, Kinder bis zum erreichen der Sprachfähigkeit, bzw. in der Nachklassik bis zum 7. Lebensjahr), und Vormundschaft für Unmündige (impubes (infantia maior); bis zum Erreichen der Geschlechtsreife, bzw. Knaben bis zum 14., Mädchen bis zum 12. Lebensjahr), tutor mulieris für Frauen. Die Vormundschaft konnte durch drei Arten ausgelöst werden: testamentarisch (tutela testamentaria), durch Gesetz (tutela legitima) und durch richterliche Berufung (tutela dativa).
Der Tutor hat über das Vermögen und den Mündel eine der Hausgewalt des pater familias ähnliche Herrschaft, jedoch ist der Mündel durch eine Vielzahl von gesetzlichen Regelungen gegenüber Missbrauch von Vermögen durch den Tutor geschützt. Der Tutor ist immer nur Treuhänder des Mündelvermögens, Eigentümer bleibt der Mündel selbst.
Aufgrund verschiedener Lehrstrategien entwickelten sich auch die verschiedenen Rollen und Formen der Lernbegleitung: Die bekannteste Rolle ist die des Lehrers, daneben gibt es noch die des Coaches und des Tutors.
Heute
Tutorielle Lernbegleitung erfordert einen strukturell vorbestimmten und vorgedachten Lernprozess. Diese Art des Lernens hat seine Wurzeln im Kognitivismus. Der Lernende hangelt sich bei dieser Lehrstrategie an einem so genannten „roten Faden“ durch einen weitgehend linearen Lernprozess. Der Tutor kennt die Anforderungen und Lösungen. Er kann bei Fehlern oder Überforderung des Lernenden jederzeit helfend eingreifen. Viele Lernende empfinden diese Strategie als sehr angenehm, weil sie die Führung kaum einschränkend empfinden und auf effiziente Weise einen fest umrissenen Lerninhalt beherrschen lernen. Vertreter des Konstruktivismus lehnen diese Strategie ab und setzen auf entdeckendes Lernen, wofür der Coach besser geeignet ist.
Akademische Tutoren
An der Universität sind Tutoren als Hiwi angestellte Studenten oder Doktoranden, die Übungen oder Tutorien leiten.
Ein Tutorium oder Tutorat ist an einer Hochschule eine Lehrveranstaltung im Grundstudium, in der ein fortgeschrittener Studierender eine Lehrveranstaltung unterstützt, indem er mit den Teilnehmern Grundkenntnisse vertieft und -fertigkeiten einübt.
Im Unterschied dazu wird eine Lehrveranstaltung, die eine Vorlesung unterstützt und von einem Professor oder Mitarbeiter eines Lehrstuhls abgehalten wird, Übung genannt.
Die Bezeichnungen „Tutorium“ und „Übung“ können allerdings je nach Universität und Größe der Lehrveranstaltung variieren.
Tele-Tutoren
Mittlerweile haben sich auch viele freiberufliche und festangestellte Trainer zu Tele-Tutoren weiterqualifiziert. Es gibt eine Vielzahl an nationalen und internationalen Tutorenausbildungen, die Trainer dazu befähigen, Lernprozesse mit Unterstützung der neuen Medien zu begleiten und zu fördern. Weiterhin gibt es inzwischen auch virtuelle Tutoren, die zu den pädagogischen Agenten zählen.
Tutoren als Studentenvertreter
Tutoren sind auch in Studentenwohnheimen Personen, meist im Wohnheim wohnende Studenten, die in verschiedenen Positionen wie EDV-Tutor, Wohnheimsprecher, Ausländer-Tutor, Kultur-Tutor usw. die Interessen der Wohnheimbewohner gegenüber dem Studentenwerk vertreten und auch umgekehrt. Des weiteren kümmern sie sich um die Planung und Umsetzung der dem Amt entsprechenden Aufgaben im Wohnheim, z. B. internationale Kochabende, Einrichten des Internets, Sportveranstaltungen usw.
Tutoren im Schulwesen
Außerdem werden an vielen Gymnasien und Realschulen „Tutoren“, also Schüler aus höheren Klassenstufen dazu eingesetzt, vor allem den jüngsten Schülern den Einstieg in die neue Schulart zu erleichtern und eine Klassengemeinschaft aufzubauen. Darüber hinaus wirken sie bei klassengemeinschaftlichen Ausflügen (zum Beispiel Wandertagen) mit und sind für die jungen Schüler in vielerlei Beziehung Ansprechpartner und Vertrauenspersonen. Zunehmend werden Tutoren unterrichtsergänzend in fachbezogenen Kursen (Trainingskurse, Kleingruppen) oder im offenen (Ganztags-)Angebot eingesetzt (LernZentrum, Tutorenlernen). Dazu werden sie in der Regel in Seminaren oder Tutorenschulungen speziell auf ihre Aufgaben in den Bereichen Konfliktlösung, Umgang mit Kindern, Methodik und Didaktik vorbereitet.
In Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hessen, Hamburg, in Niedersachsen, im Saarland, in Sachsen-Anhalt und in Sachsen werden Lehrer in den Klassenstufen 12 und 13 (G9) bzw. 11 und 12 (G8), die Aufgaben des Klassenlehrers wahrnehmen, Tutor genannt. Zwar kann der Schüler jeden beliebigen Lehrer der Schule als seinen Tutor wählen, aber meistens ist dies doch dann der Klassenlehrer, da der Klassenlehrer sich beispielsweise auch bei den Fachlehrern informieren kann und am besten helfen kann. In Berlin muss der Tutor i.d.R. ein Leistungskurslehrer sein.
In Schleswig-Holstein werden ebenfalls in den Jahrgangsstufen 12 und 13 (G9) bzw. 11 und 12 (G8) Tutoren gewählt. Diese ersetzen im alten Leistungskurssystem den Klassenlehrer und können frei gewählt werden. Sie unterstützen den Jahrgangsleiter, indem sie sich um die Schüler kümmern, die sie gewählt haben. Meistens sind diese Lehrer gleichzeitig die LK Lehrer – sie sind jedoch frei wählbar. Mit dem Auslauf des Leistungskurs-Modells in Schleswig-Holstein zum Schuljahr 2010/2011 entfällt die Wahl des Tutors, da es in der Profiloberstufe weiterhin Klassenverbände gibt.
Siehe auch
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