Tutti Frutti (Show)

Tutti Frutti (Show)

Tutti Frutti (it.: „alle Früchte“) war die deutsche Version der italienischen Erotik-Spielshow Colpo Grosso (it. etwa: „der große Coup“). Sie wurde vom 21. Januar 1990 bis zum 21. Februar 1993 auf einem Sendeplatz am späten Sonntagabend auf dem Privatsender RTL plus ausgestrahlt. Insgesamt wurden drei Staffeln mit knapp 100 Folgen produziert. Tutti Frutti gilt als erste erotische TV-Show im deutschen Fernsehen.

Inhaltsverzeichnis

Die Sendung

Produktion

Moderator der Show war Hugo Egon Balder, der von bis zu drei Co-Moderatorinnen (Staffel 1: Monique Sluyter, Nora Wenck, Tiziana d'Arcangelo; Staffel 2: Monique Sluyter, Tiziana d'Arcangelo; Staffel 3: Gabriella Lunghi) unterstützt wurde.

Die Sendung wurde staffelweise in den Studios der Produktionsfirma ASA TV in Cologno Monzese (Mailand) gedreht. Die Drehzeit betrug jeweils rund vier Wochen. Das sich mit jeder Staffel ändernde Bühnenbild, das Format und die Besetzung wurden dabei komplett von Colpo Grosso übernommen, ebenso das auf Italienisch gesungene Titellied. Weitere Colpo Grosso-Adaptionen liefen in Spanien (¡Ay, qué calor!) und Schweden (Tutti Frutti). In Brasilien wurde eine nicht in Italien gedrehte, sonst aber nahezu vollständig kopierte Version namens Cocktail gesendet. Auch heute noch werden vor allem die italienischen Aufzeichnungen auf diversen Satellitenkanälen weltweit ausgestrahlt.

Spielregeln

Zwei Kandidaten beiderlei Geschlechts konnten durch recht einfach gehaltene Glücks- und Ratespielrunden Punkte gewinnen, die in abzulegende Kleidungsstücke der Stripperinnen investiert wurden. Weitere Zusatzpunkte erzielten die Kandidaten durch eigene Striptease-Einlagen, wobei bestimmten Kleidungsstücken ein fester Punktwert zugeordnet war.

Konnte ein Kandidat eine der Stripperinnen nahezu komplett entkleiden, erhielt er/sie den dieser Stripperin zugeordneten Länderpunkt. Im italienischen Original Colpo Grosso vollführten die Tänzerinnen dabei einen Totalstriptease, während in der deutschen Version der Länderpunkt-Striptease vor der völligen Entkleidung der Tänzerin abgebrochen wurde. Die Anzahl der insgesamt erzielten Länderpunkte entschied dann über den Gewinn von zeitweise bis zu 5000 ECU-Münzen. Aufgelockert wurde das Programm durch live gespielte Musikdarbietungen der Studioband (mit Balder am Klavier und Mikrofon) und kurzen, vorher aufgezeichneten Strip-Clips z. B. des Cin-Cin Balletts.

Das Ballett Cin Cin

Einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg von Tutti Frutti hatte das sogenannte Ballett Cin Cin (im Original: ragazze cin cin), eine Gruppe von Models, die dauerhaft unter Vertrag standen, kleinere Rollen in den Quizrunden übernahmen und sich dabei wenig bekleidet präsentierten. Jedes Model repräsentierte dabei eine bestimmte Farbe bzw. Frucht, unter der manche auch heute noch bekannt sind. Unter anderem waren hier Stella Kobs als Zitrone (Staffel 1) und Elke Jeinsen als Erdbeere (Staffel 3) zu sehen, beide ehemalige Playmates des Jahres im deutschen Playboy. Viele weitere Mitglieder des Ballett Cin Cin waren mit Fotostrecken in internationalen Männermagazinen der ersten Liga vertreten, so hatte die bekannte Pornodarstellerin Zara Whites in der italienischen Show ihre ersten Fernsehauftritte.

Kritik

Die Sendung wurde zwar teils als frauenfeindlich kritisiert, da sie sich vor allem um leichtbekleidete Frauen drehte. Zu einem Sittenskandal führte der von Tutti Frutti gewagte Umgang mit nackten Tatsachen indes kaum, vielmehr dokumentiert die damalige Debatte in der deutschen Boulevard- und auch Qualitätspresse die „vollzogene Normalisierung öffentlich inszenierter Nacktheit.“ Die zumeist vernichtenden Urteile der TV-Kritik zielten eher auf die fragwürdige Ästhetik der Sendung als auf Moralfragen ab.[1] Finanziell war Tutti Frutti lange Zeit ein großer Erfolg, da die Werbeeinnahmen den Minutenpreis der Sendung bei weitem überstiegen, und auch heute hat die Show noch Fans, die vor allem den eher anarchischen Charme der Show schätzen.

Tutti Frutti machte unter anderem durch eine Klageschrift der zuständigen Landesmedienanstalt gegen RTL wegen der Einblendung von Sponsorenwerbung (daher auch die Einblendung Dauerwerbesendung bzw. die nachträgliche Unkenntlichmachung der Logos), durch die Einführung von ständigen 3D-Parts in der zweiten Staffel und durch ein sehr umfangreiches Merchandising (Tonträger, Zeitschriften, Kalender, Videos) auf sich aufmerksam. Die Zeitschrift Neue Revue trat für die erste Staffel als Sponsor auf.

Weblinks

Quellen und Hinweise

  1. Christian Pundt: Konflikte um die Selbstbeschreibung der Gesellschaft: Der Diskurs über Privatheit im Fernsehen. In: Ralph Weiß, Jo Groebel: Privatheit im öffentlichen Raum: Medienhandeln zwischen Individualisierung und Entgrenzung. VS Verlag, Wiesbaden 2002. S. 272-273.

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