- Tuya de hunshi
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Filmdaten Deutscher Titel: Tuyas Hochzeit Originaltitel: 图雅的婚事
Túyǎ de hūnshìProduktionsland: China Erscheinungsjahr: 2006 Länge: 96 Minuten Originalsprache: Mandarin Altersfreigabe: FSK 12 Stab Regie: Wang Quan'an Drehbuch: Lu Wei
Wang Quan'anProduktion: Yan Ju Gang Kamera: Lutz Reitemeier Schnitt: Wang Quan'an Besetzung - Yu Nan: Tuya
- Bater: Bater
- Sen'ge: Sen'ge
- Zhaya: Zhaya
- Baolier: Baolier
Tuyas Hochzeit (chin. 圖雅的婚事 / 图雅的婚事, Túyǎ de hūnshì) ist ein chinesischer Spielfilm von Regisseur Wang Quan'an aus dem Jahr 2006 mit Yu Nan in der Hauptrolle. Der Film wurde größtenteils in einer Hirtenfamilie der Inneren Mongolei gedreht.[1] Die Rolle der Titelheldin wurde von der Schauspielerin Yu Nan verkörpert; viele weitere Rollen wurden von ortsansässigen Mongolen gespielt, die im Film ihre eigenen Namen tragen.
Tuyas Hochzeit wurde in China in einer um zehn Minuten kürzeren Fassung heraus gebracht, weil er regierungskritische Elemente enthielt. In Berlin wurde die ungekürzte Fassung mit dem Hauptpreis, dem Goldenen Bären bei den 57. Internationalen Filmfestspielen ausgezeichnet. Am 23. August 2007 kam der Streifen in die deutschen Kinos.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Die mongolische Hirtin Tuya muss nahezu allein für ihre zwei Kinder, die Schafherde und ihren seit einem Unfall behinderten und an das Haus gefesselten Mann Bater sorgen. Dabei geht sie jeden Tag an ihre Grenzen, um die Familie so gut es geht über Wasser zu halten. Eines Tages bricht sie unter der Arbeitslast zusammen und wird krank. In dieser Notlage beschließt Bater sie zur Scheidung zu bewegen. Tuya lehnt dies zuerst ab, willigt jedoch bald ein, um die Versorgung der Familie und ihres kranken Mann zu garantieren.
Anwärter gibt es viele. Während alle anderen potentiellen Heiratskandidaten ablehnen, weil sie Tuyas Bedingung, sich auch um Tuyas geschiedenen Mann zu kümmern, nicht akzeptieren wollen, geht Baolier, ein früherer Klassenkamerad von Tuya, auf das Angebot ein. Baolier gibt sich als wohlhabender Geschäftsmann aus, der Bater in einem Pflegeheim unterbringt und Tuya mit in die Stadt nehmen will. Da Bater aber zeitlebens in der Steppe gelebt hat, kommt er mit dem Leben im Heim nicht zurecht und versucht sich umzubringen. Doch sein Vorhaben mißlingt und er wird von seinem Nachbarn Sen'ge, einen von seiner Ehefrau verlassenen und geprellten Nachbarn, gerettet. Des Weiteren alarmiert Sen'ge auch Tuya, die bereits auf dem Weg in ihr neues weitentferntes Domizil ist. Gegen den Willen Baoliers verlässt Tuya ihn, eilt zu Bater und rettet ihn so vor dem sicheren Tod.
Nachdem Bater medizinisch versorgt wurde, reist die Familie gemeinsam zurück in ihr altes Haus; für Tuya der Beginn einer erneuten beschwerlichen Arbeit. Um sie zu entlasten, beschließt Sen'ge, ihr hinter dem Haus einen Brunnen zu bauen, so dass die körperlich anstrengende Arbeit der Wasserbeschaffung entfällt. Bei dieser Tätigkeit macht Sen'ge Tuya einen Heiratsantrag, verschwindet aber tagsdrauf spurlos. Enttäuscht und kraftlos willigt Tuya schließlich dem Antrag eines älteren Lehrers ein, der auch bereit ist, für Bater zu sorgen.
Schon bald nähert sich der Hochzeitstermin, die Schafherde wird verkauft, als plötzlich der frisch geschiedene Sen'ge mit einem Lastwagen mit Bohrgerätschaften auftaucht. Tuya zeigt sich zunächst verbittert über sein Auftreten, heiratet ihn aber am Ende des Films in einer feierlichen Zeremonie, während Bater sich maßlos betrinkt. Es kommt zu einer kleinen Fehde zwischen Sen'ge und Bater.
In der letzten Einstellung des Films sieht man Tuya am Tage ihrer Hochzeit weinen.
Hintergrund
Regisseur Wang Quan'an über seine Beweggründe diesen Film zu drehen: Meine Mutter wurde nahe dem Drehort in der Inneren Mongolei geboren. Ich habe darum die Mongolen, ihre Lebensart und ihre Musik schon immer sehr gern gemocht. Als ich erfuhr, dass die gewaltige Ausbreitung der Industrie die Steppe immer wüstenähnlicher werden lässt und die örtliche Verwaltung die Hirten zwingt, ihre Weidegründe zu verlassen, beschloss ich, einen Film zu drehen, der alles dies festhält, bevor es endgültig verschwindet."
Kritiken
„Der in sehr ruhigen, kraftvollen Bildern erzählte Film entwickelt seine Sogkraft aus einer geschickten Balance von Humor und Tragik. Besonders beeindruckt das Spiel der Hauptdarstellerin Yu Nan. Der Film beschwört vor allem die Kraft der Frauen, selbst schwierigste Situationen zu bewältigen.“
„Tuya's Ehe erzählt seine Geschichte eines Versorgungsdilemmas unaufgeregt in konzentrierten Bildern und hält dabei noch die Balance von Humor und Tragik. Doch dies ist nicht allein die Geschichte einer kraftvollen Frauengestalt, die unter schweren ökonomischen Bedingungen zurechtkommen muss und dies auch will und dabei auch verliert (das Spiel der Hauptdarstellerin Yu Nan hat sich tief eingeprägt). Tuya's Ehe ist außerdem eine sehr schöne und wichtige Erzählung über eine Lebensweise und Kultur, die im Verschwinden begriffen ist.“
– Berliner Zeitung: Filmkritik, 19. Februar 2007
Auszeichnungen
- 2007: Preisträger Goldener Bär (Bester Film)
- 2007: Preis der Ökumenischen Jury
- 2007: Preisträger des „Silbernen Hugos“ in der Kategorie „Beste Schauspielerin“: Yu Nan
- 2007: Spezialpreis der Jury für Wang Quan'an
Begründung der Auszeichnung
Der Film wurde aus folgendem Grund mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet: „Es handelt sich dabei um einen stillen, aber kraftvollen Film über eine Frau, die noch einmal von vorn beginnen möchte, begleitet von wunderschönen Landschaftsbildern der Mongolei“, so Paul Schrader (Jurypräsident) im Spiegel.
Weblinks
- Tuyas Hochzeit in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Offizielle deutsche Website
- Zusammenstellung von Pressekritiken auf film-zeit.de (deutsch)
- Trailer auf kino-zeit
Einzelnachweise
- ↑ vgl. http://www.focus.de/kultur/kino_tv/tuyas-hochzeit_aid_69914.html
- ↑ http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,466973,00.html Goldener Bär für einen kraftvollen Chinesen
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