- Tychowo (Slawno)
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Tychowo (deutscher Name bis 1937: Wendisch Tychow, dann: Tychow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern und gehört zur Landgemeinde Sławno (Schlawe) im Kreis Sławno.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Lage
Tychow liegt neun Kilometer südöstlich der Kreisstadt Sławno (Schlawe) an der Woiwodschaftsstraße Nr. 209 (Sławno -) Warszkowo (Alt Warschow) - Suchorze (Zuckers) - Kołczygłowy (Alt Kolziglow) - Bytów (Bütow). Die nächste Bahnstation ist Sławno an den Bahnstrecken Berlin - Stettin - Köslin - Stolp - Danzig und Darłowo (Rügenwalde) - Bytów (Bütow). Im Ort zweigt eine Nebenstraße über Słonowice (Groß Schlönwitz) nach Słupsk (Stolp) ab, das 25 Kilometer entfernt liegt.
Der östliche Ortsrand von Tychowo ist zugleich die Grenze zwischen den Kreisen Sławno und Słupsk und den Woiwodschaften Westpommern und Pommern. Am nördlichen Teil zieht sich ein leichter Höhenzug von West nach Ost, dessen höchste Erhebung mit 58 Metern der Chropa Wiec (Rauher Berg) ist. Im Südwesten und Süden grenzt Tychowo an die Wieprza (Wipper).
Ortsname
Der Ortsname Tychowo beziehungsweise (Wendisch) Tychow entstammt dem Wendischen und bedeutet "Ruhe", "Stille". Früher auch Tichowe und Tichow genannt, dann aber Wendisch Tychow zur Unterscheidung zwischen Groß Tychow (polnisch auch: Tychowo) und Woldisch Tychow (polnisch: Tychówko), die beide im Kreis Belgard lagen (Tychówko liegt heute im Powiat Świdwiński (Schivelbein)). Ab 29. Dezember 1937 wurde Wendisch Tychow nur noch Tychow genannt.
Ortsgeschichte
Die Gegend um Schlawe (polnisch: Sławno) war bereits 4000 Jahre vor Christus besiedelt oder zeitweise bewohnt, wie für Tychow Urnenfunde und Grabanlagen am Rauhen Berg (Chropa Wiec) belegen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1229, als Herzog Barnim I. dem Johanniterorden den Besitz von Wendisch Tychow bestätigt. Nachdem der Johanniterorden seinen Besitz um Schlawe aufgegeben hatte, ging das Lehen an die Familie von Bonin (1409: "Hennynk Bonyn", 1453: "Teslaf Bonin to Tichowe"). Aufgrund eines Tauschvertrages zwischen Herzog Bogislaw X. mit dem Kanzler Jürgen von Kleist kam der Ort 1509 in den Besitz der von Kleist und ist es bis 1945 geblieben.
Im Jahre 1792 suchte eine schwere Seuche den Ort heim. 171 Personen erkrankten, neun Kinder starben. 1840 errichtete man eine Ziegelei, von deren Erzeugnissen zwei Waldarbeiterhäuser in Aalgaten (Wodnica), das Gärtnerhaus, der Dorfkrug, zehn Landarbeiterdoppelhäuser, die Brennerei gebaut und der Turm der Kirche renoviert wurden. 1911 brannte der sogenannte Mittelhof im Dorf ab und wurde durch zwei neue Häuser für fünf Familien ersetzt.
Im Jahre 1939 lebten in der 2670,5 Hektar umfassenden Gemeinde 593 Einwohner in 152 Haushaltungen. Es gab in Tychow 17 bäuerliche Betriebe unter und 28 Betriebe über zehn Hektar. Das Rittergut hatte eine Gesamtgröße von 1976 Hektar. Es gab im Ort einen Gasthof, ein Lebensmittelgeschäft mit Bäckerei, eine Dorfschmiede, drei Schneidereien, eine Schuhmacherei, eine Poststelle und ein Standesamt. Bürgermeister war zuletzt Reinhold Klatt.
Am 7. März 1945 brach der größte Teil der Dorfbewohner auf, um nach Stolpmünde (polnisch: Ustka) zu fliehen. Der Treck kam aber nur bis Thyn (Tyń), als er in die aus Stolp (Słupsk) vorrückende Rote Armee geriet und sich nur unter großen Verlusten nach Tychow zurückretten konnte. Hier hatten die sowjetischen Truppen bereits große Schäden angerichtet - geraubt, geplündert und gemordet.
Tychow kam unter polnische Verwaltung, und die deutsche Bevölkerung wurde aus dem Ort vertrieben. Dazu gehörte am 4. Mai 1946 Ewald Graf von Kleist, der noch bis zuletzt in Tychow ausharren konnte und in Ersatz für den Pfarrer die seelsorgerlichen Belange übernommen hatte. Tychow wurde unter der Bezeichnung Tychowo ein Ortsteil der Gmina Sławno im Powiat Sławieński.
Ortsgliederung bis 1945
Zu Tychow gehörten vor 1945 zehn Wohnplätze bzw. Ortschaften:
- Aalkaten (polnisch: Wodnica), zwei Kilometer südostwärts des Dorfes, zwei Doppelhäuser für Waldarbeiter
- Eduardsruh (Rozdałowo), Gutsvorwerk, zwei Kilometer nördlich des Dorfes an der Grenze zu Neu Warschow (Warszkówko), benannt nach dem Erbauer Heinrich Eduard Erdmann von Kleist (1789-1856)
- Erdmannshof (Komorze), Gutsvorwerk, 1 Kilometer westlich des Dorfes im Großen Kuhmoor, früher Torfstich für Brennzwecke, ebenfalls benannt nach Heinrich Eduard Erdmann von Kleist
- Grünhof (Wrzoski), Siedlung 1,5 Kilometer südostwärts des Dorfes an der heutigen Woiwodschaftsstraße 209 nach Zollbrück (Korzybie), um 1850 entstanden, fünf Bauernhöfe
- Niedermühle (Mąciwoda), ursprünglich eine Mühle am Mühlenbach 800 Meter südlich des Dorfes, dann Gutsförsterei und Baumschule, daneben Festplatz
- Poggenkaten (Bagno), sechs Bauerngehöfte
- Scheidelbach, 1865/67 an der Grenze zu Ziegnitz (Ściegnica) angelegter Bauernhof
- Seehof (Klesno), 1772 aus königlichen Gnadengeldern angelegtes Vorwerk an der heutigen Woiwodschaftsstraße 209 nach Zollbrück (Korzybie) an den Wipperwehren, zwei Kilometer südwestlich des Dorfes, Gutschäferei
- Sigurdshof (Waszkowo), ehemaliges Mühlenvorwerk an der heutigen Woiwodschaftsstraße 209, 2,5 Kilometer südostwärts des Dorfes, ein Nebengut, in dessen Gutshaus 1940/1941 das illegale Predigerseminar der Bekennenden Kirche unter Dietrich Bonhoeffer versteckt arbeitete
- Trift (Drewno), Siedlung südlich des Dorfes zwischen Poggenkaten und Niedermühle, drei Bauernstellen
Kirche
Kirchspiel
Die Kirchengemeinde von Tychow und seinen Vorwerken bildete mit der Filialgemeinde Notzkow (polnisch: Noskowo) ein Kirchspiel. Die Bevölkerung des Kirchspiels war evangelisch. Zur Pfarrei gehörte ein Hof, der immer verpachtet war.
Patron der Kirche wa der jeweilige Besitzer der Güter Tychow und Notzkow, zuletzt vor 1945 waren es Rittmeister a. D. Ewald Graf von Kleist (Tychow) und Gräfin Zitzewitz (Zitzewitz, für Noskow). Das Kirchspiel zählte im Jahre 1940 insgesamt 1430 Gemeindeglieder, von denen 780 im Pfarrdorf und 650 im Filialort wohnten.
Bis 1945 gehörte (Wendisch) Tychow zum Kirchenkreis Schlawe der Kirchenprovinz Pommern in der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Tychowo im Kirchspiel Koszalin (Köslin) der Diözese Pommern-Großpolen in der polnischen Evangelisch-Augsburgischen Kirche.
Seit 1945 sind die meisten Einwohner von Tychowo katholischer Konfession. Das Dorf ist jetzt Filialkirchengemeinde der Parochie (Parafia) Słonowice (Groß Schlönwitz) im Dekanat Sławno im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen.
Pfarrkirche
Die Tychower Kirche, die auf einer kleinen Erhebung mitten im Dorf liegt, wurde aus Ziegeln und Feldsteinen im Sockel und Turmmauerwerk 1282/84 erbaut und in der Folgezeit sehr stark verändert. An der Nordseite ist ein für die Gutsherrschaft bestimmter Chor angebaut worden, und im Südosten eine kreisrunde Sakristei.
Im Innern sind Altar und Kanzel miteinander verbunden, an den Wänden waren früher zwei Epitaphen für Oberst von Kleist und für Georg Ewald von Kleist aus dem 18. Jahrhundert.
Nach 1945 wurde die Tychower Kirche zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Am 20. Oktober 1958 wurde sie neu geweiht und erhielt den Namen MB Królowej Polski (Gottesmutter, Königin Polens).
Pfarrer bis 1945
- Matthias Lübbecke, um 1550
- Georg Glaffe, 1603–?
- Petrus Kirchovius, 1652–1657
- Matthäus Vanselow, 1658–1685
- Markus Antonius Schmidt (Schmieden), 1687–1694
- Johann Heinrich Vanselow (Sohn von 4.), 1694–1716
- Jakob Ephraim Neumann, 1717–1743
- Gottfried Salomon Hartsch, 1744–1763
- Johann Christoph Dorsch, 1764–1774
- Christian Friedrich Schröder, 1774–1775
- Bernhard Christoph Nemitz, 1775–1802
- Erdmann Friedrich Wegener, 1803–1814
- Franz Friedrich Gottlob Otto, 1816–1818
- Johann Ehrenfried Juhl, 1819–1833
- Karl Benjamin Krasting, 1833–1863
- Eduard Wilhelm Lindemann, 1884–1902
- Konrad David Harder, 1903–?
- Ademeit, ?–1920
- Richard Brunnemann, 1920–1927
- Riderich Mekler, 1927–1936
- Friedrich Bendig, 1936–1945
Schule
Schulhaus
Mitten im Dorf stand die aus roten Ziegelsteinen in den Jahren 1885/87 erbaute Schule, in der vier Klassen in zwei Räumen unterrichtet wurden. Im Obergeschoss war die Wohnung des Hauptlehrers, und im Dachgeschoss lagen die Zimmer des Junglehrers.
Die Anfänge des Schulwesens in (Wendisch) Tychow reichen bis in das Jahr 1690 zurück. Im Jahre 1870 wurde eine Schülerzahl von 200 Kindern genannt, und seit 1923 gab es eine dritte Lehrerstelle. Neben der Schule stand ein Gebäude mit einem Kindergarten.
Lehrer
- Moritz Luber, um 1690
- Johann Bewersdorf, 1750–1761
- Chr. Friedrich Tryglaff, um 1761
- Lenk, 1803
- Wilhelm Neumann, 1837
- Neubüser
- Malonn
- Albert Ernst
- Otto Thieß
- Karl Ernst, 1870
- Johann Lange, 1870–1902
- Juliuas Bartz, 1870–1876
- Wilhelm Rubow, 1876
- Christian Scheel, 1876–1878
- Franz Wilde, 1878–1879
- Paul Bütow, 1879–1880
- Berthold Pagel, 1880–1883
- Ferdinand Nimz, 1883–1887
- Hermann Arndt, 1887–1891
- Fritz Kannenberg, 1891–1892
- Otto Gatzke, 1892–1896
- Fritz Zech, 1896–1898
- Reinhold Schwebke, 1898–1899
- Wilhelm Pasewald, 1899–1903
- Walter Parnicke, 1902
- Alwin Zietlow, 1902–1909
- Franz Panke, 1903–1905
- Erich Sümmich, 1905–1907
- Bernhard Lietz, 1907–1908
- Heinrich Hildebrandt, 1908–1911
- E. Lehrke, 1909
- Werner Buhrke, 1911–1912
- Karl Witt, 1909–1913
- Karl Schwantz, 1909
- Willi Kurth, 1911–1921
- Paul Kuschel, 1921–1930
- Hermann Hintze, 1923–1926
- Ernst Papenfuß, 1930
- Johann Trenkler, 1926–1934
- Alfreed Drawz, 1930–1934
- Köpke, 1934–1935
- Krüger, 1934–1936
- Otto Witt, 1935–1941
- Heinz Luckow, 1936–1940
- Heilke, 1941–1942 (aus Besow)
- Ewald Wetzel, 1942–1944 (aus Alt Warschow)
- Lau, 1944–6. März 1945 (aus Schlawe)
Persönlichkeiten
Besondere Verdienste, auch über Pommern hinaus, erwarben sich
- Eduard Erdmann Heinrich von Kleist (1789–1856): unter seiner Gutsherrschaft wurde der sieben Kilometer lange Wipper-Kanal gebaut, auch führte er die Merinoschafzucht in Pommern ein und betrieb die Intensivierung der Anbaumethoden und Nutzung der Erzeugnisse. Er war der erste Präsident der Pommerschen Ökonomischen Gesellschaft (später Landwirtschaftskammer);
- Ewald Graf von Kleist (1882–1953): er war bis zum Beginn des Dritten Reiches stellvertretender Landrat des Kreises Schlawe und Mitglied des Pommerschen Provinzial-Landtages. In seiner Zeit erhielten die Turn- und Sportvereine eine besondere Förderung;
- Diether-Dennies von Kleist (1890–1971): er war der Verfasser der Urgeschichte des Kreises Schlawe und führte Ausgrabungen zur Vor- und Frühgeschichte des gesamten Kreisgebietes durch;
- Ewald Wetzel (1903–1945): er war Lehrer und außerdem engagierter Heimatforscher. Er trat durch die Veröffentlichung zahlloser Beiträge und Schriften zur Orts- und Kreisgeschichte hervor.
Literatur
- Manfred Vollack (Hrsg.): : Die Städte und Landgemeinden. Husum-Druck- und Verlags-Gesesellschaft, Husum 1989, ISBN 3-88042-337-7 (Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, Band 2).
- Ernst Müller: Der Regierungsbezirk Köslin. Stettin 1912 (Die evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, 2. Teil)
- Diether-Dennies von Kleist: Urgeschichte des Kreises Schlawe., 1932.
- Ewald Wetzel: Die Schule in Wendisch Tychow im Wandel der Zeiten. 1932.
- Ortrun Radloff (Hrsg.): Das Kirchspiel Wendisch-Tychow/Notzkow im Kreise Schlawe, Pommern. Selbstverlag Radloff, Plath 1996
Weblinks
Schulzenämter: Bobrowice (Alt Bewersdorf) – Bobrowiczki (Neu Bewersdorf) – Boleszewo (Rötzenhagen) – Brzeście (Hohenzollerndorf) – Gwiazdowo (Quäsdow) – Janiewice (Jannewitz) – Kwasowo (Quatzow) – Łętowo (Lantow) – Noskowo (Notzkow) – Pomiłowo (Marienthal) – Radosław (Coccejendorf) – Rzyszczewo (Ristow) – Sławsko (Alt Schlawe) – Smardzewo (Schmarsow) – Stary Kraków (Alt Krakow) – Tokary (Deutschrode) – Tychowo (Wendisch Tychow) – Warszkowo (Alt Warschow) – Warszkówko (Neu Warschow) – Wrześnica (Freetz) – Żabno (Segenberg) – Żukowo (Suckow)
Weitere Dörfer: Boleszewo-Kolonia (Kolonie Rötzenhagen) – Chomiec (Klarenwerder) – Gwiazdówko (Klein Quäsdow) – Przemysławiec (Wilhelmshorst) – Rzyszczewko (Neu Ristow) – Ugacie (Ujatzthal) – Warszkowo-Kolonia (Kolonie Alt Warschow) – Żukówko (Neu Suckow)
54.35305555555616.786388888889Koordinaten: 54° 21′ N, 16° 47′ O
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