- Täfelwerk
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Mit Täfelung (auch Tafelwerk, Täfelwerk, Vertäfelung, Getäfel, schweiz.: Täferung oder Täfer) wird die hölzerne Wand- oder Deckenverkleidung von Innenräumen und die in der Ostschweiz auftretende Verkleidung von Außenfassaden bezeichnet, die sowohl als Raumschmuck als auch zur Wärmedämmung oder zum Schutz der darunter liegenden Holzschichten dienen kann. Bis in das 18. Jahrhundert waren solche Holzverkleidungen in der Innenarchitektur sehr üblich und erlebten im Zuge des Historismus mit dem Stil der Neorenaissance noch einmal eine kurze Blüte.
Eine Täfelung wird im einfachen Fall aus Holztafeln − sogenannten Paneelen – zusammengefügt, die auf Leisten oder Latten befestigt werden und deren Stoßkanten aus ästhetischen Gründen oft mit einer aufgesetzten Zierleiste verdeckt sind. Qualitativ höher sind dagegen die Verkleidungen, die als sogenannte Rahmen-Füllungs-Konstruktionen ausgeführt sind. Das Täfelwerk einer Wand ist meist durch Pfeiler, Säulen oder Pilaster vertikal gegliedert.
Bereits im Altertum waren Täfelungen speziell in Mesopotamien gebräuchlich, diese sind heute aber nur fragmentarisch erhalten. Die ältesten noch vollständig existierenden Täfelungen stammen von mittelalterlichen Burgen, auf denen sie zur Isolierung gegen Kälte dienten. Holztafeln mit einer Breite von bis zu einem Meter wurden dazu auf Sockelfriesen positioniert und über den Tafeln ein weiterer Fries angebracht. Bei der Verkleidung von Decken wurden die Paneele mit Ziernägeln an den Deckenbalken befestigt. Im Spätmittelalter war es üblich, Täfelungen mit Mobiliar zu kombinieren, indem Einbauschränke oder Bänke in sie eingelassen wurden.[1]
Zu der rein funktionalen Verwendung einer Täfelung kam schon in der Renaissance auch der Aspekt der Raumdekoration. Das Holz wurde nun mit verzierenden Schnitzereien und Intarsien- oder Marketerie-Arbeiten versehen und oft auch bemalt oder sogar vergoldet. Vor allem Skandinavien, England und Norddeutschland waren dabei künstlerisch führend. Eine besonders aufwändige und kunstvoll gestaltete Vertäfelung wird nach ihren Vorbildern im französischen Schlossbau des 17. und 18. Jahrhunderts auch Boiserie oder Boisage genannt. Während des Barocks und des Rokokos war es in Frankreich oft üblich, Täfelung und Möbel für einen Raum von demselben Kunsttischler anfertigen zu lassen, um sie in der Gestaltung aufeinander abzustimmen.
Im Rokoko verloren Wandverkleidungen aus Holz ihre ursprüngliche Funktion als Wärmedämmung und wurden aus modischen Gründen nur noch bis maximal zur Hälfte der Raumhöhe ausgeführt. Die obere nun freie Wandfläche wurde anstatt dessen mit Wand- oder Tafelmalereien versehen, aber auch mit Tapeten bespannt oder durch Tapisserien verhängt. Solche höhenreduzierten Täfelungen werden als Lambris bezeichnet und hatten neben dem Dekorationszweck die Aufgabe, eine Wand vor mechanischer Beschädigung zum Beispiel durch Möbel zu schützen.
Im Alpenraum blieb die Funktion der Wärmedämmung bis in die Neuzeit erhalten und wird in Form der sogenannten „Zirbenstube“ fortgeführt. Bei diesem Raum handelt es sich um die „gute Stube“ in einem alpenländischen Haus, die mit dem Holz der Zirbelkiefer vertäfelt ist.
Eine ostschweizer Spezialität ist die Verkleidung von Frontfassaden von Häusern mit gestemmtem Täfer, wie sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufkam und nebst Schutz- und Isolationsfunktion anfänglich vor allem als architektonisches Stilmittel eingesetzt wurde. Die nach der Feuersbrunst von 1780 errichteten Bauten am Dorfplatz von Gais im Kanton Appenzell wurden mit einem Fronttäfer ausgestattet.[2]
Siehe auch: Kassettendecke
Literatur
- Isabell Hermann: Die Bauernhäuser beider Appenzell. Appenzell Ausserrhoden/Appenzell Innerrhoden. Appenzeller Verlag, Basel 2004, ISBN 3-85882-387-2.
- Hans-Joachim Kadatz: Seemanns internationales Architekturlexikon von A bis Z. Tosa, Wien 2004, ISBN 3-85492-895-5, S. 237.
- Ulrich Schiessl (Hrsg.): Bemalte Holzdecken und Täfelungen. Haupt, Bern [u. a.] 1987, ISBN 3-258-03849-X.
Weblinks
- Täfelung im Kunstlexikon von P. W. Hartmann
- Täfelwerk in der Oeconomischen Encyclopädie (1773−1858) von JG Krünitz
Einzelnachweise
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