U-Bahn Moskau

U-Bahn Moskau
Logo der Metro Moskau
Station Arbatskaja der Linie 3
Linienplan der Moskauer Metro ab 7. September 2008

Die Moskauer Metro (russisch Московский метрополитен / Transkription: Moskowskij metropoliten, umgangssprachlich Московское метро / Moskowskoje metro), 1935 eröffnet, ist die U-Bahn der russischen Hauptstadt Moskau. Sie gehört zu den tiefsten U-Bahnsystemen der Welt und ist mit über 2,5 Milliarden Fahrgästen jährlich (Stand: 2008) auch eine der am stärksten in Anspruch genommenen U-Bahnen der Welt. Außerdem sind die Stationen der Moskauer Metro – aufgrund ihrer teilweise sehr anspruchsvollen Architektur – als unterirdische Paläste bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Linien

Die Moskauer Metro (vollständiger Name: Staatliches unitares Unternehmen „Moskauer Metro“, russisch Государственное унитарное предприятие «Московский метрополитен» / Transkription Gossudarstwennoje unitarnoje predprijatije Moskowski metropoliten) ist rund 293 Kilometer lang und hat 177 Stationen. Die Nummerierung der Linien folgt chronologisch dem Zeitpunkt der Eröffnung des jeweilig ersten Linienabschnittes, bzw. bei den Linien 4 und 11 dem Zeitpunkt der Ausgliederung als eigenständige Linie. Die Linie 9 Serpuchowsko-Timirjasewskaja ist mit einer Streckenlänge von 41,5 Kilometern die längste, die Linie 11 Kachowskaja dagegen mit 3,3 Kilometern die kürzeste aller Linien.

Heute wird die Metro täglich von bis zu neun Millionen Fahrgästen benutzt und ist damit ein nicht mehr wegzudenkendes Verkehrsmittel in der russischen Hauptstadt. Die Züge der Metro verkehren zwischen 05:30 Uhr morgens und 02:00 Uhr in der Nacht. Die Eingänge der Stationen werden in der Regel um 05:30 Uhr morgens geöffnet und um 01:00 Uhr nachts geschlossen, die Ausgänge bleiben etwas länger geöffnet, da die letzten Züge, je nach Linie, noch bis etwa zwei Uhr nachts verkehren. In den Stoßzeiten (07:00 Uhr bis 10:00 Uhr sowie 17:00 Uhr bis 20:00 Uhr) fahren die Bahnen auf den meisten Linien in einem Abstand von 1,5 bis 3 Minuten, sonst alle 2 bis 4 Minuten, nach Mitternacht manchmal auch nur alle 5 Minuten.

Nummer Linienname Strecke Eröffnungsjahr Länge Fahrzeit
Sokolnitscheskaja Uliza PodbelskogoJugo-Sapadnaja 1935 26,2 km 40 min
Samoskworezkaja Retschnoi WoksalKrasnogwardeiskaja 1938 37,1 km 52 min
Arbatsko-Pokrowskaja StroginoSchtscholkowskaja 1938 37,7 km 52 min
Filjowskaja Alexandrowski SadKunzewskaja / Meschdunarodnaja 1935* 14,7 km 21 min
Kolzewaja (Ringlinie) KurskajaPark KulturyKurskaja 1950 19,4 km 30 min
Kaluschsko-Rischskaja MedwedkowoBitzewski Park 1958 37,6 km 56 min
Tagansko-Krasnopresnenskaja PlanernajaWychino 1966 35,9 km 50 min
Kalininskaja TretjakowskajaNowogirejewo 1979 13,1 km 17 min
Serpuchowsko-Timirjasewskaja AltufjewoBulwar Dmitrija Donskogo 1983 41,2 km 63 min
Ljublinsko-Dmitrowskaja TrubnajaMarjino 1995 21,2 km 25 min
Kachowskaja KaschirskajaKachowskaja 1969** 3,3 km 5 min
Butowskaja Uliza StarokatschalowskajaBuninskaja Alleja 2003 5,2 km 9 min

* Die Linie 4 war von 1935 bis 1938 Teil (Abzweig) der Linie 1 und von 1938 bis 1953 Teil der Linie 3. Danach stillgelegt, 1958 wieder eröffnet und mit der Inbetriebnahme des Abschnitts bis zur Station Kutusowskaja als selbständige Linie (Filjowskaja) weitergeführt
** Die Linie 11 war von 1969 bis 1995 Teil (1984–1995 Abzweig) der Linie 2

Stationen

Siehe auch: Liste der Stationen der Metro Moskau

Das Moskauer Metrosystem rühmt sich damit, unterirdische Paläste für das Volk zu besitzen. Zahlreiche der 177 Stationen sind aufgrund ihrer Prägung durch den sozialistischen Klassizismus zu Zeiten Stalins sehr prunkvoll ausgestattet. Einige dieser Bahnhöfe sind sehr detailreich und werden in diversen Reiseführern als besonders sehenswert eingestuft. Allerdings ist ein Großteil der Stationen, vor allem außerhalb des Zentrums, in einem sehr schlichten, sachlichen Stil gehalten.

Station Komsomolskaja

Die Station Komsomolskaja der Ringlinie wird oftmals als die schönste Station im gesamten Metronetz angesehen. Der 1952 eröffnete Haltepunkt befindet sich unterhalb des Komsomolskaja-Platzes, direkt am Leningrader, am Jaroslawler und am Kasaner Bahnhof. Die 72 achteckigen Pfeiler im Bahnsteigbereich, die allesamt mit hellem Marmor verkleidet sind, haben neben der stützenden Funktion den Charakter eines Dekorationsmittels. Auf den Kapitellen liegen Rundbögen auf, die beim Metronutzer den Eindruck erwecken, beim Gang zu den Gleisen ein Rundtor zu passieren. Der Deckenbereich ist mit mehreren großen Kronleuchtern dekoriert. Zwischen diesen geben acht Monumentalmosaiken, jeweils aus 300.000 einzelnen Teilen bestehend und durch Stuck umrahmt, Szenerien der russischen Geschichte wieder. Damit wird ein nahezu barockes Erscheinungsbild erzeugt. Die Metrostation umfasst auch mehrere oberirdische Passagen.

Der U-Bahnhof Kiewskaja der Ringlinie, zugleich Umsteigestation zu den Linien 3 und 4 unterhalb des namensgebenden Kiewer Bahnhofs, stellt in Mosaiken die Freundschaft zwischen Russland und der Ukraine dar. Thematisiert werden dabei unter anderem der Anschluss der Ukraine an Russland sowie die Befreiung Kiews im Zweiten Weltkrieg. Weiterhin sind neben den Kronleuchtern besonders die skulptierten Arkaden sehenswert.

Station Majakowskaja

Die nach Wladimir Majakowski benannte U-Bahn-Station Majakowskaja thematisiert in ihrer künstlerischen Umsetzung durch mehr als 30 Gewölbemosaike die Luftfahrt der Sowjetunion. Die mit fluoreszierenden Materialien versehenen und indirekt beleuchteten Mosaike sollen eine beeindruckende Raumwirkung erzeugen. Dieser U-Bahnhof erhielt in New York den Grand Prix für Architektur. Weiterhin besitzt dieser Bahnhof einen Flüsterbogen, durch dessen optimale Akustik leise gesprochene Worte auch an der anderen Seite der Station deutlich zu hören sind.

Der durchschnittliche Stationsabstand beträgt 1800 Meter. Der kürzeste ist mit 500 Metern zwischen den Stationen Delowoi Zentr und Meschdunarodnaja der Linie 4, der (mit Abstand) längste mit 6,6 Kilometern zwischen den Stationen Krylatskoje und Strogino der Linie 3.

Die vier Rolltreppen der Station Park Pobedy – mit je 126 Metern die längsten Fahrtreppen weltweit

Da viele Stationen sehr tief liegen, wurden lange, besonders schnell fahrende Rolltreppen installiert. Die Station Park Pobedy (Linie 3) liegt 84 Meter unter der Oberfläche und verfügt nach Angaben der Metro über die weltweit längsten Rolltreppen (126 m, 740 Stufen). In manchen Stationen dauert es bis zu drei Minuten, bis man Oberflächen- bzw. Bahnsteigniveau erreicht. Seit dem Bau der Metro 1935 war vorgesehen, das Metrosystem auch als Luftschutzbunker zu nutzen, was die große Bautiefe erklärt. Im Kalten Krieg wurde die Metro mit hermetisch verschließbaren Toren ausgestattet, um im Falle eines Atomschlags als sichere Schutzräume dienen zu können.

Der Zugang zu den Bahnsteigen wird durch Zugangssperren geregelt, die das Durchqueren erst nach Anlegen einer Smartcard mit einem eingebauten Chip gestatten. Eine Besonderheit stellt dabei dar, dass sich nicht – wie in anderen U-Bahnen mit Zugangssperren üblich – eine Absperrung öffnet, sondern der geöffnete Zugang gesperrt wird, wenn man versucht, ohne Ticket zu passieren. Neue bzw. renovierte Stationen sind aber mit modernen Schranken (siehe Foto) ausgestattet, die sich nach Anlegen einer gültigen Fahrkarte öffnen. Zugangssperren wurden in der Moskauer Metro ab 1958 an allen Stationen installiert und lösten die bis dahin noch üblichen Schaffner in den Zügen ab.

Zugangsschranken an einem Stationseingang

Die Fahrpreise entwickelten sich in der Geschichte der Moskauer Metro sehr unterschiedlich: Der ursprüngliche Fahrpreis von 50 Kopeken wurde noch im Laufe des Jahres 1935 auf 30 Kopeken gesenkt und stieg 1942 wieder auf 40 Kopeken und 1948 auf 50 Kopeken an. Nach der Währungsreform 1961 bis zum Jahre 1991 zahlte man für die Fahrt mit einem Fünf-Kopeken-Stück, das man an Stelle der bisherigen Jetons in einen der Sperrenautomaten einwarf. Mit der Inflation des Rubels erhöhte sich der Preis 1991 zunächst auf 15 Kopeken. 1992 ging man wieder zu Jetons (anfänglich aus Metall, dann aus Plastik) über, 1999 wurde auf Magnetkarten umgestellt, die wiederum bis 2008 für sämtliche Ticketarten durch Smartcards ersetzt wurden. Im Januar 2009 kostete eine Fahrt 22 Rubel (umgerechnet ca. 0,55 Euro), eine 10er-Karte 200 Rubel, eine Monatskarte für eine unbegrenzte Anzahl von Fahrten 1100 Rubel.

Sämtliche Bahnhöfe haben neben den Bahnsteigen auch Erste-Hilfe-Zimmer sowie eine Polizeistation. Mitte der 2000er-Jahre wurden außerdem alle Stationen der Moskauer Metro mit Überwachungskameras ausgestattet, deren Aufnahmen in die jeweiligen Polizeistationen überspielt werden; zusätzlich wurden an Stationsbahnsteigen Informations- und Notrufsäulen aufgestellt. Um Terroranschlägen besser vorzubeugen, wurden bereits Anfang der 1990er Jahre sämtliche Abfallkörbe von den Bahnsteigen und Stationssälen entfernt.

Orientierungsschild an einem Umsteigeknoten

An fast allen Stationen sind im Mittelbereich der Gleise etwa 30 cm tiefe Rinnen eingebaut, in die man sich im Fall eines Sturzes auf die Gleise vor einem heranfahrenden Zug in Sicherheit bringen kann. Auf diese Fluchtmöglichkeit wird auch in den offiziellen Nutzungs- und Verhaltensregeln für die Moskauer Metro ausdrücklich hingewiesen. Lebensgefährlich ist in einer solchen Situation hingegen der Versuch, sich unter dem Bahnsteig zu verstecken, da in diesem Bereich die unter Hochspannung stehende Stromschiene verläuft. Die Rinnen an den Gleisen fehlen nur an bestimmten oberirdischen Bahnhöfen, wo andere Fluchtwege bestehen.

Auflistung der nächsten Stationen und Umsteigemöglichkeiten

Für rollstuhlfahrende Personen ist die Benutzung der Moskauer Metro ohne fremde Hilfe nahezu unmöglich. Von den über 170 Stationen verfügt fast keine über barrierefreie Zugangsmöglichkeiten, und bei den meisten unterirdischen Stationen würde sich ein nachträglicher Einbau aufgrund der vergleichsweise tiefen Lage als extrem kostspielig erweisen. Eine Ausnahme bilden lediglich die vier oberirdischen Bahnhöfe der Light-Metro-Linie L1, an denen zwischen den Bahnsteigen und der Erdoberfläche spezielle Aufzüge eingebaut wurden; weiterhin gibt es in der Station Altufjewo der Linie 9 einen Treppenlift für Rollstuhlfahrer sowie in den Stationen Slawjanski Bulwar und Strogino der Linie 3 einen Aufzug vom Bahnsteig zur Zwischenebene. Diese Anlagen bleiben aber weitgehend ungenutzt, da sie nur einen verschwindend geringen Teil des Bedarfs an solchen Einrichtungen decken.

Geschichte

Erste Entwürfe und Planungen für eine Metro

Die ersten Gedanken hinsichtlich einer unterirdischen Eisenbahn in Moskau nach dem Vorbild der damals neu entstandenen London Underground kamen in den 1870er-Jahren auf. Der erste konkrete Entwurf für ein U-Bahnsystem wurde jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts vorgelegt. Moskau zählte damals bereits über eine Million Einwohner und der öffentliche Verkehr mit Pferdedroschken war bereits überlastet.

Nikolai Karasins Bild des ersten Entwurfs von 1902

1902 legten die beiden Ingenieure Pjotr Balinski und Jewgeni Knorre ihre Konzeption einer elektrischen Stadteisenbahn vor. Der erste Entwurf beinhaltete eine Nord-Süd-Linie, ausgehend vom Weißrussischen Bahnhof zur Stadtduma. Die Strecke sollte lediglich an einigen Stellen in der Stadtmitte in den Untergrund verlegt werden, wie beispielsweise unter den Roten Platz und andere große Plätze; die restlichen Abschnitte sollten auf Viadukten verlaufen. Die Gleisanlagen umfassten 54 Kilometer, der Kostenvorschlag für das Projekt belief sich auf 155 Millionen Rubel. Doch die Duma-Abgeordneten lehnten diese städtische Bahnverbindung im September 1902 aus verschiedenen Gründen ab. Einerseits waren die Kosten zu hoch, andererseits wären auch die Interessen der Bürger nicht berücksichtigt worden. Durch die geplante Trasse wäre nämlich der Abriss privater Häuser unvermeidlich gewesen. Die Russisch-Orthodoxe Kirche hatte ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Entscheidung der Stadtduma, da sie den Aushub heiliger Erde unter den Kirchen und Kathedralen nicht zulassen wollte. Noch im selben Jahr erhielt die Stadtduma von dem US-amerikanischen Bankhaus Werner & Co. ein weiteres Angebot einer Metro. Nach rund zehn Jahren – inzwischen war die Einwohnerzahl Moskaus auf fast zwei Millionen angewachsen – wurden die Konzepte überarbeitet und im Grundsatz von der Stadtregierung angenommen. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges mussten die Pläne jedoch auf Eis gelegt werden und die Oktoberrevolution im Jahre 1917 machte alle bisherigen Bauvorhaben endgültig zunichte.

Die neue U-Bahn nimmt konkrete Formen an

Erst mit der Verlegung der russischen Hauptstadt von Petrograd nach Moskau im Jahre 1918 wurde das Projekt eines unterirdischen Bahnnetzes wieder aktuell. Doch die Konkretisierung kam auch nach dem Ende des Bürgerkrieges nur schleppend voran. Im Auftrag der neuen Stadtverwaltung wurde lediglich eine Abteilung der Moskauer Städtischen Eisenbahn gegründet, die sich mit der Planung und Umsetzung einer Metro befasste. Um 1930 belief sich die Einwohnerzahl Moskaus bereits auf fast drei Millionen. Das riesige Aufkommen von zehntausenden Fahrgästen täglich war mit den Straßenbahnen – zu jener Zeit dem praktisch einzigen öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt – nicht mehr zu bewältigen. Da die sowjetische Hauptstadt offensichtlich ein neues, leistungsfähigeres Verkehrsmittel in Form einer U-Bahn dringend benötigte, erging schließlich am 15. Juni 1931 durch das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion der Baubeschluss. Die Organisation wurde durch das hierfür gegründete staatliche Unternehmen Metrostroi (russ. Метрострой) übernommen. Eine erste U-Bahnstrecke sollte bereits im Jahre 1933 fertiggestellt sein. Die Bauleitung oblag Lasar Kaganowitsch, dem damaligen Transportminister der UdSSR, einem engen Vertrauten Stalins. Damit wurde in Moskau zum ersten Mal mit dem Bau einer Tunnelstrecke begonnen, diese Versuchsstrecke befand sich am Sokolniki-Park.

Menschenmassen für den Metrobau

Im darauffolgenden Jahr begann mit der Aushebung einer ersten Baugrube nordöstlich des Stadtzentrums die Konstruktion der ersten regulären Strecke. Diese sollte durch den Stadtkern verlaufen und mehrere strategisch wichtige Objekte miteinander verbinden, darunter den Platz der drei Bahnhöfe sowie den damals geplanten Palast der Sowjets. Im Hinblick auf die knappe Terminvorgabe für die Fertigstellung der Trasse und den vielen vorwiegend ungelernten Arbeitern war der Arbeitsumfang sehr groß. Freiwillige aus der ganzen Sowjetunion, die am Bau der 11,2 Kilometer langen Strecke helfen sollten, wurden durch Massenpropaganda und Heroisierung der Metroarbeiter sowie den Einsatz hoher finanzieller Mittel gewonnen. Außerdem sorgte die zu jener Zeit als Folge der Kollektivierung massenhaft einsetzende Landflucht für ein extrem rasches Bevölkerungswachstum Moskaus und somit für ein umfassendes Angebot an ungelernten, billigen Arbeitskräften. Der U-Bahn-Bau soll das Lieblingsprojekt Stalins gewesen sein, mit dem Ziel, die beste und schönste Metro der Welt zu besitzen. Als Aufbruchssignal in eine neue Zukunft wurde das unterirdische Verkehrsmittel zu dem sozialistischen Prestigeobjekt der Sowjetunion überhaupt. Der Anspruch an die Metro im Sinne des Sozialismus manifestierte sich in der Aussage Kaganowitschs: „Mehr noch als alle Theater und Paläste wird die Metro unseren Geist anregen und erhellen.“ [1]

Jedoch waren die Arbeitsbedingungen beim Metrobau nicht besser als bei vergleichbaren Baustellen. Die Menschenmassen arbeiteten oftmals mehr für den Ruhm und die Ehre des Sozialismus als für den kleinen Lohn, der gerade zum Überleben ausreichte. Neben der schlechten Verpflegung wurde nicht auf moderne technische Hilfsmittel, sondern lediglich auf Spitzhacken, Spaten und Schubkarren gesetzt. Diese Bedingungen führten im Frühjahr 1933 zu einem Streik. Als Antwort darauf wurde der Lohn erhöht, auch wurde der Bau der Metrostrecke zum Komsomolobjekt erklärt und die Arbeiter zunehmend durch junge und ideologisch überzeugte Komsomolzen ersetzt. Dabei hatte die sozialistische Jugendorganisation der KPdSU den Auftrag, zahlreiche Fachleute aus der ganzen Sowjetunion nach Moskau anzuwerben, darunter beispielsweise Betonierer, die bereits an der Errichtung der Dnepr-Staudämme beteiligt waren oder erfahrene Bergarbeiter aus Kohlegruben in der Donezregion. Ende 1933 wurden 36.000 Arbeiter beschäftigt, Mitte 1934 waren es bereits 75.000; darunter waren auch viele deutsche, von der kommunistischen Ideologie überzeugte Ingenieure und Arbeiter, die Anfang der 30er-Jahre wegen Hitlers Machtübernahme in die Sowjetunion geflüchtet waren. [2]

Als sich jedoch herausstellte, dass die Terminvorgaben dieses Projekts ohne besondere technische Ausrüstung nicht mehr einzuhalten waren, beschloss man, eine Tunnelvortriebsmaschine aus England anzukaufen. Da diese den Bau der Strecke beschleunigte, wurden in der Sowjetunion anhand britischer Konstruktionsvorlagen weitere Vortriebsmaschinen nachgebaut. Damit konnte die sehr kurze Baufrist von drei Jahren doch noch eingehalten werden. Der erste Zug befuhr in der Nacht zum 6. Februar 1935 durchgängig die Strecke von Sokolniki bis Smolenskaja.

Am Bau der ersten Metrostrecke waren rund 500 Industriebetriebe beteiligt. Auf hochwertige Materialien wurde besonderen Wert gelegt: verschiedene Marmor- und Granitsorten für die Gestaltung der Bahnhöfe, Fahrzeugmotoren, Belüftungsanlagen und Pumpen sowie Kabel und Gleise besonderer Ausführung. Der Arbeitsumfang umfasste die Aushebung von 2,3 Millionen Kubikmetern Erde und Gesteinsmaterial sowie 842.500 Kubikmeter Vergussbeton. Zu dieser Zeit wurden zur Finanzierung der U-Bahnstrecke 21 Prozent des laufenden Stadthaushalts aufgebracht.

Die ersten Strecken

Entwicklung des Liniennetzes
Jahr Gesamtlänge Stationen
1935 11,2 km 13
1940 23,6 km 22
1945 37 km 29
1950 43,5 km 35
1955 58,8 km 41
1960 77,5 km 56
1965 113,5 km 75
1970 136 km 87
1975 168,5 km 104
1980 188 km 116
1985 208,5 km 129
1990 231,2 km 143
1995 256,5 km 156
2000 264 km 161
2005 278,3 km 171

Schon Tage vor der offiziellen Einweihung war die Stimmung in der Moskauer Bevölkerung über das gerühmte Werk der Freiwilligen sehr gut. Beispielsweise meinte die Moskauer Zeitung Prawda: „In den nächsten Tagen werden die Verkehr geplagten Moskauer die Metro betreten. Sie werden die Vorhallen erblicken, die glänzenden Foyers mit den gläsernen Kassen, die breiten, großartigen mit formstrengen Lustern erleuchteten Korridore und die so unerwartet riesigen, leuchtenden Säle der unterirdischen Bahnsteige und Bahnhöfe. Bahnhöfe, verkleidet in Marmor, Granit, Kupfer, bunten Fliesen, mit zartgrauen rosafarbenen, rotgeäderten Säulen, mit polierten Wänden, […].“ [3]

Der Linienplan von 1935

Am 15. Mai 1935 wurde die erste sowjetische U-Bahn-Linie zwischen den Stationen Sokolniki (Сокольники) und Park Kultury (Парк Культуры) eröffnet. Dazu gab es noch eine Abzweigung in Richtung Smolenskaja (Смоленская), welche heute Teil der eigenständigen Linie 4 ist. Insgesamt umfasste der 11,2 Kilometer lange erste Bauabschnitt der Moskauer Metro 13 Stationen. Zwölf Zugpaare mit jeweils vier Waggons beförderten von da an auf neuem Wege die Bevölkerung der Stadt. Bei der Indienststellung der Stationen kamen zahlreiche Bürger, viele von ihnen nur zur Besichtigung der neuen Bahnhöfe, die mit ihren Rolltreppen (die alleine schon als technisches Wunderwerk galten), Kronleuchtern und marmornen Bauwerken einen starken Kontrast zum eher dunkel anmutenden Stadtbild, noch geprägt von Holzhäusern, bildeten. Allein diese erste Strecke des neuen Verkehrsmittels beförderte zu jener Zeit täglich rund 177.000 Fahrgäste.[4]

Doch dem U-Bahn-Projekt war damit kein Endpunkt gesetzt, die Arbeiten an den nächsten Abschnitten wurden kontinuierlich fortgeführt. Mehr noch, der Metrobau genoss nach dem überwältigenden Erfolg der ersten Strecken mehr Ansehen als je zuvor, der wirtschaftlich inzwischen wiedererstarkte Sowjetstaat förderte den Weiterbau großzügig; nicht mehr einfache, ungelernte Arbeiter und Komsomolzen, sondern mit modernster Technik ausgestattete Fachkräfte sowie renommierteste Architekten jener Zeit waren nunmehr am Werk. Die meisten der zwischen 1937 und 1954 gebauten Stationen wurden dementsprechend auch architektonisch anspruchsvoller gestaltet als die ältesten 13 Bahnhöfe aus dem Jahre 1935.

Die zweite Streckeneröffnung erlebte die Moskauer Metro am 20. März 1937, als eine 1,4 Kilometer lange Strecke zwischen Smolenskaja und der neuen Station Kiewskaja (Киевская) in Betrieb ging, womit der Kiewer Bahnhof eine Metro-Anbindung erhielt. Ein weiteres Jahr darauf, am 13. März 1938, wurde die Trasse zwischen Uliza Kominterna (Улица Коминтерна, heute Alexandrowski SadАлександровский Сад) und Kurskaja (Курская) eröffnet. Später wurde die Verbindung von Plotschtschad Rewoljuzii (Площадь Революции) nach Kurskaja Teil der Linie 3. Mit der Eröffnung der Strecke zwischen Sokol (Сокол) und Teatralnaja (Театральная) wurde die Linie 2 gebildet, eine 8,5 Kilometer lange und sechs Stationen verbindende Nord-Süd-Strecke, deren Linienweg zu großen Teilen noch dem Entwurf aus dem Jahre 1902 entspricht. Die Inbetriebnahme der Linie 2 sollte aufgrund der nachfolgenden geschichtlichen Entwicklung die letzte Netzerweiterung für die kommenden Jahre sein.

Bahnhöfe werden zu Bunkern und Lazaretten

Durch die Mobilmachung für den Zweiten Weltkrieg gegen das nationalsozialistische Deutschland, welches die Sowjetunion am 22. Juni 1941 angriff, mussten rund 30 Prozent der Arbeiter der Metro für den Kriegsdienst abgezogen werden; viele von ihnen meldeten sich freiwillig zum Wehrdienst. Alle Ausbaupläne zur Erweiterung des Netzes wurden zunächst auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Metro erlangte im Krieg eine äußerst wichtige Rolle für das Leben in Moskau, auch weil Stalin die Hauptstadt während der Zeit des Bombenkriegs nicht verließ.

So wurden ab 1941 in einigen Bahnhöfen im Metronetz Soldaten und Regierungsstellen untergebracht. Damit wurden diese Stationen bei Kriegsbeginn zu strategischen Stützpunkten umfunktioniert. Beispielsweise wurde der neue Sitz einiger Abteilungen des Generalstabes der Roten Armee in der Station Kirowskaja (Кировская, heute Tschistyje PrudyЧистые Пруды) eingerichtet. Der Bahnsteig wurde durch schnell gemauerte Wände von den Gleisen abgetrennt und die Züge hielten an dieser Station nicht mehr.

Mit der Bombardierung Moskaus durch die deutsche Luftwaffe begann die zweite Phase der Umnutzung der U-Bahn-Stationen. Die Bahnhöfe galten als sicherster Ort bei Luftangriffen. Daher wurden die Stationen in Luftschutzbunker umgenutzt, in denen ältere Menschen, Frauen und Kinder Unterkunft fanden. Zahlreiche Betten wurden aufgestellt, Trinkwasser wurde verteilt, stationäre Metrowaggons verwendete man für die medizinische Versorgung. Mit der Zunahme der Luftangriffe auf die Stadt wurde der U-Bahn-Verkehr ab 18 Uhr auch ohne Bombenwarnung eingestellt. Der Zulauf auf die Haltepunkte wurde größer, oftmals standen Menschenmassen vor den Eingängen. Neben der Grundversorgung mit Lebensmitteln wie Brot und Milch und ärztlicher Hilfe richtete man einige Bibliotheken ein, daneben fanden Filmvorführungen statt. Bis zu 500.000 Moskauer flüchteten täglich in die Metro, für insgesamt rund 15 Millionen Menschen war sie in den Abendstunden der überlebenswichtige Bunker. Während dieser Zeit kamen rund 150 Kinder in einem der Bahnhöfe zur Welt.

Doch nachdem im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges die Gefahr einer Einnahme der Stadt durch die Deutschen nicht mehr bestand, wurden die Ausbauarbeiten fortgesetzt. Mit dem Spruch „Das ganze Land baut die Metro“ sollten Hoffnungen auf eine bessere Zukunft geweckt werden. Bereits 1943 erhielt die Linie 2 drei Stationen auf 6,2 Kilometern neuer Strecke, die Linie 3 wurde im darauffolgenden Jahr um 7,1 Kilometer mit vier Bahnhöfen verlängert. Diese Neueröffnungen waren für die sowjetische Führung ein ganz besonderes Prestigeobjekt: Mit der Inbetriebnahme neuer Metrostrecken in der Zeit des Krieges wollte sie nicht nur im eigenen Land, sondern auch in der ganzen Welt ein klares Zeichen setzen, dass die industrielle Macht der UdSSR trotz Krieg ungebrochen sei und dass niemand am kommenden Sieg des Landes zweifelte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Kriegsende wurden Planungen für zahlreiche Bauvorhaben wieder aufgenommen, wobei es allerdings bis zur Eröffnung der ersten Neubaustrecken noch fünf Jahre dauern sollte, da ein Großteil der Ressourcen des Landes für den Wiederaufbau nach dem Krieg investiert werden musste. Das wohl wichtigste unter den neuen Vorhaben war der Bau der Ringlinie zur Entlastung der zentralen Umsteigeknoten.

Station Kiewskaja, Umstiegsstation der Ringlinie, als Beispiel für pompöses Bauen

Die Ringlinie Kolzewaja wurde zuerst als streng kreisförmig verlaufende Linie geplant, die unter der Ringstraße Sadowoje Kolzo (deutsch: Gartenring) entlang der historischen Grenze Moskaus aus dem 16. Jahrhundert verlaufen sollte. Das erste Teilstück wurde am 1. Januar 1950 zwischen Park Kultury und Kurskaja eröffnet. Danach wurden jedoch die Pläne geändert, sodass die Linie nun bis zu 1,5 Kilometer außerhalb des Gartenringes verläuft. So wurde erreicht, dass die wichtigsten Fernbahnhöfe Moskaus durch eine einzige Metrolinie verknüpft sind. Dieser zweite Teil wurde am 30. Januar 1952 zwischen Kurskaja und Belorusskaja (Белорусская) eröffnet. Am 14. März 1954 wurde der Ring mit der Eröffnung der Verbindung zwischen Belorusskaja und Park Kultury geschlossen.

Es existiert eine moderne Sage, woher die Idee einer solchen Ringlinie stammen soll. Eine Gruppe von Ingenieuren soll Josef Stalin mit den Metroplänen über die Fortschritte informiert haben. Beim Betrachten der Zeichnungen habe sich Stalin etwas Kaffee eingegossen und ihn ein wenig über den Tassenrand verschüttet. Als er gefragt wurde, ob er das Projekt akzeptiere, habe er seine Tasse auf die Mitte der Pläne gestellt und sei wortlos verschwunden. Die Unterseite der Tasse habe einen braunen Kreis auf den Zeichnungen hinterlassen. Die Planer hätten diesen Kreis betrachtet und festgestellt, dass es der ideale Verlauf der Linie war, nach dem sie bisher vergeblich gesucht hatten. Sie hätten dies als ein Zeichen für Stalins Genie erkannt und daraufhin die Aufträge für den Bau der Ringlinie erteilt, die auf den Plänen bis heute immer mit brauner Farbe gekennzeichnet wird. Selbstverständlich kann diese Legende auch im Kontext des damaligen Personenkultes Stalins frei erfunden sein.

Station Tekstilschtschiki, Baujahr 1966

Mit dem Tod Stalins 1953 wich in den darauffolgenden Jahren die bisherige pompöse, auf Extravaganz abzielende Architektur der Metrostationen der neuen Funktionalität, die zum Ziel hatte, die Nützlichkeit und die Sicherheit zu erhöhen. Dabei wurden einige Stationen abweichend von den Originalplänen in der architektonischen Ausgestaltung erheblich vereinfacht. Dies geschah auf Anordnung von Staatschef Nikita Chruschtschow, der für seine auf Sparsamkeit abzielende Politik allgemein bekannt war. Auch wurde ein einheitliches Dekorationsschema für alle neu zu bauenden Stationen entwickelt. Daher wurden die meisten aus den 60er-Jahren stammenden Bahnhöfe nahezu identisch konstruiert, lediglich durch den verwendeten Marmor und die Farben der Keramikfliesen unterschieden sie sich. Erst ab etwa Mitte der 70er wurde die alte prunkvolle Dekoration zunehmend wieder zum Vorbild genommen.

1958 wurden zwei neue Linien eröffnet. Dies war zum einen die Linie 4, wovon der erste Linienabschnitt (nämlich der von Alexandrowski Sad bis Smolenskaja) bereits seit 1935 existierte, und zum anderen die Linie 6 als eine wichtige Nord-Süd-Trasse. Bis zum Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde kontinuierlich am Metrobau festgehalten und es wurden noch drei weitere Linien eröffnet. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren jährlich durchschnittlich über vier Kilometer Strecke dem Verkehr übergeben worden.

Nach 1991 investierte die Stadt Moskau aufgrund des steigenden Automobilverkehrs stärker in die Straßeninfrastruktur, wodurch der Ausbau der Metro gebremst wurde. Viele der bereits damals überfälligen Ausbauprojekte konnten, auch wegen der sich in den 1990er-Jahren wiederholenden Wirtschaftskrisen und des daraus resultierenden ständigen Geldmangels, nicht realisiert werden. Erst nach der Jahrtausendwende wurden wichtige Ausbauprojekte wieder vorangetrieben.

Bau der Light-Metro

Da das bisherige Metronetz – einschließlich geplanter Strecken – zahlreiche Wohngebiete noch immer nicht erschloss und damit für hunderttausende Bürger Moskaus nicht erreichbar war, suchte man in jüngerer Zeit nach Lösungen für einen kostengünstigeren und doch schnellen Ausbau des Netzes. Eine davon wurde schließlich in Form der sogenannten „Light-Metro“ (russisch „лёгкое метро“) verwirklicht. Bei der 2003 eröffneten Linie L1 handelt es sich um die erste Linie dieser Art in Moskau.

Light-Metrostation Uliza Skobelewskaja

Die Light-Metro stellt technisch einen vollwertigen Bestandteil des Metronetzes dar; insbesondere hat sie die gleiche Spurbreite und verwendet ebenfalls Stromschienen. Sie unterscheidet sich vom konventionellen Metronetz im Wesentlichen dadurch, dass sie auf ein niedrigeres Fahrgastaufkommen hin angelegt ist. Entsprechend werden solche Linien mit kürzeren Zügen befahren, die Bahnsteige sind kürzer und schmaler, die Stationen und die Strecken sind größtenteils oberirdisch in Form einer Hochbahn angelegt. Die Linie L1 wurde gebaut, um die in den 80er-Jahren nach Moskau eingemeindete Satellitenstadt Butowo an das Moskauer Metronetz anzubinden. In den nächsten Jahren soll auch der Bau einer weiteren Light-Linie abgeschlossen werden, welche die im Südwesten Moskaus liegende Siedlung Solnzewo mit der Linie 1 (und später auch mit der Linie 3) verbinden soll. Weitere Light-Metrosysteme sind inzwischen auch in mehreren anderen Großstädten Russlands in Planung, darunter in Sankt Petersburg.

Vom Bau der Light-Metro erhofft man sich vor allem, die längst überfällige Anbindung einiger bevölkerungsreicher Vorstädte an das Metronetz mit geringeren Kosten zu realisieren, als dies durch die Verlängerung der bestehenden konventionellen Metrolinien möglich wäre. Am Bau konventioneller Metrostrecken wird jedoch nach wie vor festgehalten, da die Hochbahn nicht in allen Fällen als optimale Lösung anzusehen ist.

Katastrophen in der Moskauer Metro

Auch wenn die Moskauer Untergrundbahn zu den technisch zuverlässigsten und damit auch sichersten U-Bahn-Systemen weltweit zählt, war es im Verlauf der Betriebsgeschichte dennoch zu mehreren Zwischenfällen gekommen. Nachfolgend sind die folgenschwersten bzw. spektakulärsten Unglücke mit Personenschäden aufgelistet, die sich in der Metro Moskau seit ihrer Inbetriebnahme ereignet haben.

Der erste Terroranschlag 1977

Der erste ernsthafte Zwischenfall in der bis dahin gut vierzigjährigen Moskauer Metrogeschichte war zugleich der erste öffentlichkeitswirksame Terroranschlag in der Sowjetunion, die bis dahin Terrorismus in dieser Form noch nicht kannte. Am 8. Januar 1977 ereigneten sich in Moskau gleich drei Bombenexplosionen, davon eine am frühen Abend in einem vollbesetzten Metrozug zwischen den Stationen Ismailowskaja und Perwomaiskaja (Linie 3), weitere zwei Bomben gingen in einem nahe gelegenen Lebensmittelladen bzw. in einer Mülltonne hoch. Insgesamt kamen sieben Menschen ums Leben und weitere 37 wurden zum Teil schwer verletzt. Nach der Explosion im Metrotunnel musste der Zug samt dem zerstörten Wagen weiter zur Station Perwomaiskaja gefahren werden, die inzwischen gesperrt und geräumt worden war; da jedoch mehrere aus der Gegenrichtung kommende Züge mit Fahrgästen die Station ohne Halt passieren mussten, eröffnete sich den Insassen dieser Züge ein Bild des Schreckens in Form des zerfetzten Wagens und zahlreicher zum Teil schwer verletzter Menschen auf dem Bahnsteig. Angesichts der äußerst spärlichen öffentlichen Informationspolitik der sowjetischen Massenmedien kursierten danach im Land böse Gerüchte über angeblich Hunderte von Toten. Die Suche nach den Tätern dauerte zehn Monate; schließlich wurden drei armenische Separatisten verhaftet, bei denen Beweisstücke für ihre Täterschaft sowie Bauteile für weitere Bomben sichergestellt wurden. Alle drei wurden in einem geheimen Gerichtsverfahren, das ein Jahr lang dauerte, zum Tode verurteilt und Anfang 1979 durch Erschießung hingerichtet.

Der Rolltreppen-Unfall 1982

Den ersten Unfall mit Todesopfern erlebte die Metro am 17. Februar 1982. An der Station Awiamotornaja (Linie 8) wurden bei ihrem Bau zwei Jahre zuvor Rolltreppen einer damals neuen Bauart installiert, bei der bereits vor dem Unfall ein Konstruktionsfehler festgestellt worden war. Wie schwerwiegend dieser war, wurde jedoch erst nach dem Vorfall deutlich. Gegen 17 Uhr, gerade zu Beginn des abendlichen Berufsverkehrs, als das Fahrgastaufkommen anwuchs, kam es zu einem Motorschaden im Inneren der Rolltreppe, der durch eine beschädigte Treppenstufe ausgelöst wurde, wobei die Bremsen des Motors, bedingt durch eben diesen Konstruktionsfehler, sich zugleich als nicht stark genug erwiesen haben, um die Rolltreppe anhalten zu können. Im Ergebnis lief die Rolltreppe, auf der sich gerade Dutzende von Fahrgästen befanden, unter ihrer Last unkontrolliert, quasi im freien Fall, abwärts. Es kam zu einer Massenpanik; die Menschen im unteren Bereich der Treppe konnten diese wegen der rasenden Geschwindigkeit nicht rechtzeitig verlassen und wurden von den auf sie herabfallenden oberen Menschenmassen erdrückt. Insgesamt hat es dadurch acht Tote und rund 30 Verletzte gegeben. Da auch von diesem Vorfall in den sowjetischen Medien so gut wie gar nichts zu hören war, machten sich auch hier die verschiedensten Gerüchte auf den Weg – die Rede war teilweise von hunderten von Personen, die beim Unfall in Panik auf das Geländer der Rolltreppe geklettert, daraufhin ins Rolltreppeninnere eingebrochen und dort von Maschinen zerstückelt worden seien. In der Tat flüchteten viele der Betroffenen auf das Geländer und brachen daraufhin ein. Diese Fahrgäste kamen aber lediglich mit Prellungen davon, da unmittelbar unter dem Geländer keine Maschinen waren, sondern hohler Raum.

Die Station Awiamotornaja musste nach dem Unfall für drei Wochen gesperrt werden, damit in dieser Zeit die Rolltreppen vor allem hinsichtlich der Sicherheit gründlich überholt werden konnten. Auch an einigen anderen Stationen mit baugleichen Rolltreppen mussten diese in der Folgezeit erneuert werden.

Erster postsowjetischer Terroranschlag 1996

Am 11. Juni 1996 detonierte ein unter einem Sitz versteckter, selbstgebauter TNT-Sprengsatz am späten Abend in einem Zug zwischen den Stationen Tulskaja und Nagatinskaja (Linie 9). Unter der Wucht der Explosion wurde nicht nur der betroffene Wagen zerstört, auch in anderen Waggons gingen Fensterscheiben zu Bruch, es kam zu einer starken Rauchentwicklung, so dass der Zug nicht weiterfahren konnte. Alle rund 250 Fahrgäste mussten über den Tunnel evakuiert werden, für vier Personen kam jedoch jede Hilfe zu spät, weitere 16 erlitten zum Teil schwerste Verletzungen. Der Anschlag wird tschetschenischen Separatisten zugeschrieben.

Gedenktafel in der Station Awtosawodskaja für die Opfer des Anschlags von 2004

Erster Selbstmordanschlag 2004

Der dritte und zugleich folgenschwerste Anschlag in der Moskauer Metro ereignete sich am 6. Februar 2004 gegen 8:30 Uhr am frühen Morgen in einem Zug zwischen den Stationen Awtosawodskaja und Pawelezkaja (Linie 2). Erstmalig wurde der Anschlag von einem Selbstmordattentäter verübt, einem 20-jährigen Tschetschenen. Die Uhrzeit und der Ort des Anschlags wurden von den Drahtziehern – die bis heute nicht genau ermittelt werden konnten – offenbar absichtlich gewählt, um so viele Opfer wie möglich herbeizuführen (eine gewöhnlich sehr stark beanspruchte Linie während der Morgenspitze). Der zweite Wagen, in dem der Sprengsatz hochging, wurde fast komplett zerfetzt, die beiden benachbarten Wagen wurden durch die Wucht der Detonation ebenfalls beschädigt. Unzählige Fahrgäste, die sich im Zug befanden, mussten nach und nach durch den Tunnel zu den beiden nächstgelegenen Stationen evakuiert werden; durch das Versagen einiger beschädigter Wagentüren konnten viele Insassen über längere Zeit nicht aus dem Wagen befreit werden, was zusätzliche Panik auslöste. Die Bergung der Opfer und die Aufräumarbeiten auf dem Streckenabschnitt dauerten bis zum Abend. Die Bilanz des Anschlags belief sich auf 39 Tote und weit über 100 zum Teil schwerst Verletzte.

Ausbauplanungen

Die Station Delowoi Zentr der Linie 4, eröffnet 2005
Die Eröffnung der Station Slawjanski Bulwar im September 2008 mit Oberbürgermeister Juri Luschkow, Präsident Dmitri Medwedew und Metro-Chef Dmitri Gajew

In den 1990er-Jahren konnten aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs in Russland und des damit verbundenen Geldmangels viele der bereits damals überfälligen Ausbauprojekte nicht realisiert werden. Heutzutage wird jedoch wieder verstärkt daran gearbeitet, diese Bauvorhaben nachzuholen. Insbesondere sind für die nächsten fünf Jahre die folgenden Erweiterungen des bestehenden Metronetzes geplant:

  • Verlängerung der Linie 3 von Strogino bis Mitino (Dezember 2009)
  • Verlängerung der Linie 10 nach Norden um zwei weitere Stationen bis Marjina Roschtscha (2009)
  • Verlängerung der Linie 8 von Nowogirejewo bis Nowokossino (2010)
  • Verlängerung der Linie 10 nach Süden bis Sjablikowo (2010)
  • Verlängerung der Linie 2 von Krasnogwardeiskaja bis Bratejewo (2011)
  • Verlängerung der Linie 7 von Wychino bis Schulebino (2011)
  • Verlängerung der Linie 10 weiter nach Norden bis Werchnije Lichobory (2013)

Dabei wurden im Jahre 2007 aus dem russischen Staatshaushalt insgesamt 2,6 Milliarden Rubel (umgerechnet rund 70 Mio. Euro) für den Ausbau der Moskauer Metro bewilligt. Nach Ankündigung eines Vertreters des russischen Finanzministeriums sollte dieser Zuschuss in den nächsten Jahren weiter erhöht werden: 2009 auf 9,68 Milliarden und 2010 auf 10,65 Milliarden Rubel. Die Moskauer Stadtverwaltung bezeichnete die Zuschüsse dennoch als unzureichend und forderte eine 50-prozentige Beteiligung des Staates am Metrobau. [5] Bisher muss der Löwenanteil der finanziellen Mittel für den Metrobau von der Stadt Moskau aufgebracht werden: So betrug im Jahr 2007 der Zuschuss aus dem Stadthaushalt 18,9 Milliarden Rubel (umgerechnet rund 540 Millionen Euro) und damit 88 Prozent der in den Ausbau investierten Mittel. Für 2008 sind für den Ausbau der Moskauer Metro 30 Milliarden Rubel aus dem Stadt- und 5,5 Milliarden aus dem Staatshaushalt vorgesehen. [6]

Aufgrund der internationalen Finanzkrise, die in Russland auch die Baubranche empfindlich getroffen hat, wird inzwischen allerdings bezweifelt, ob alle mittelfristigen Bauvorhaben rechtzeitig realisiert werden können. So wird aktuell damit gerechnet, dass das Baubudget der Moskauer Metro für das Jahr 2009 um rund 7 Milliarden Rubel gegenüber 2008 gekürzt wird. [7]

Fahrzeuge

Allgemeines

Alle Zugbaureihen der Metro Moskau
Baureihe Produktionszeitraum Einsatzzeitraum
А/Б („A/B“) 1934–39 1935–75
B („W“, ehemals C) 1927–30 1946–61
Г („G“) 1939–40, 1946–56 1940–82
Д („D“) 1955–63 1955–95
E/Ем/Еж („E/Em/Esch“) 1959–77 1962 ff.
81-717/714 1976 ff. 1977 ff.
81-720/721 „Jausa“ 1991 ff. 1998 ff.
81-740/741 „Russitsch“ 2002 ff. 2003 ff.

Alle Züge, die in der Moskauer Metro eingesetzt werden bzw. in der Vergangenheit eingesetzt wurden, stammen – mit Ausnahme der Baureihe В – aus russischer Produktion. Sie werden von den Maschinenwerken Metrowagonmasch in Mytischtschi bei Moskau hergestellt, gewartet und modernisiert; ein Teil des in den 1980er-Jahren angeschafften Fuhrparks stammt aus der Produktion des Sankt Petersburger Jegorow-Maschinenbauwerks, zugleich Hauptlieferant der Metro Sankt Petersburg.

Technisch ist sämtlichen Baureihen die Stromversorgung über eine linksseitig des Gleises verlaufende Stromschiene gemeinsam. Alle Wagen sind jeweils 19,2 Meter lang und haben je Seite vier automatische Doppelschiebetüren. Die einzige Ausnahme bilden die Gelenkwagen der Baureihe 81-740/741, die jeweils 27,5 Meter lang bei ebenfalls vier Türen pro Seite sind. Sämtliche Modelle sind im Fahrgastraum ausschließlich mit Längssitzen ausgestattet. Die Züge werden je nach Linie in Sechs-, Sieben- oder Achtfachtraktion eingesetzt. Alle Linien der Moskauer Metro verwenden russische Breitspur (1524 mm).

Historische Fahrzeuge

Die Anfänge

Der Bau von U-Bahn-Zügen für Moskau begann 1934, gut ein Jahr vor der Eröffnung der ersten Linie. Dabei musste die international weitgehend isolierte Sowjetunion aufgrund massiver finanzieller Schwierigkeiten auf den teuren Import von Zügen verzichten und statt dessen einheimische Hersteller mit der Entwicklung und Produktion beauftragen. Dabei stand die Industrie vor dem Problem, für U-Bahn-Züge einen neuartigen Motor zu entwickeln, da der für gewöhnliche Eisenbahnzüge verwendete elektrische Motor aus Platzgründen nicht verwendet werden konnte. Als das Moskauer Dynamo-Werk schließlich einen passenden 825-V-Kompaktmotor produzierte, galt es, einen geeigneten Wagenkasten zu entwickeln. Der Entwurf des Architekten Leonid Teplizki, der einen für damalige Zeiten recht vornehm anmutenden Fahrgastraum mit Lederpolstersitzen und 30 runden Deckenleuchten vorsah, bekam schließlich den Zuschlag. Das mit der Herstellung beauftragte Maschinenbauwerk zu Mytischtschi, das heutige Metrowagonmasch, nahm daraufhin die Produktion auf und stellte Ende August 1934 die ersten Waggons her, die die Bezeichnung Baureihe A trugen. Bei diesen Zügen erfolgte die Stromabnahme nur über den ersten und den letzten Wagen; außerdem hatte jeder Wagen neben der Führerstandskabine auch einen Schaffnerplatz (die heute verwendeten Zugangsschranken an den Stationen lösten erst in den 1960er-Jahren die Schaffner ab). Die ersten Züge wurden im September 1934 an die Metro ausgeliefert und wurden im neu entstehenden Depot Sewernoje abgestellt, das die erste Linie bedienen sollte. Die erste Testfahrt folgte am 16. Oktober 1934; der erste reguläre Einsatz der Züge – damals in Vierfachtraktion – war am Eröffnungstag der Metro am 15. Mai 1935. Insgesamt waren für den Betrieb des ersten Bauabschnitts der Moskauer Metro 48 Wagen der Baureihe A ausgeliefert. Die von ihrer ersten Auslieferung an noch gut 40 Jahre lang eingesetzte Baureihe wurde 1937 – als Modell Б – sowie Mitte der 1950er-Jahre – als Modifikationen Ам/Бм – nochmals technisch weiterentwickelt.

Bereits Ende der 1930er-Jahre nahm das Metrowagonmasch-Werk die Entwicklung einer neuen Baureihe namens Г auf, die auf der gerade neu gebauten Linie 2 eingesetzt werden sollte. Bis 1941 wurden auch einige Wagen zu Testzwecken hergestellt und auf Probefahrten eingesetzt. Mit dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg musste jedoch Metrowagonmasch, wie viele andere Betriebe der Sowjetunion auch, seine Produktion komplett auf Rüstungsgüter umstellen. Indes ging der U-Bahn-Betrieb auch in den vier Kriegsjahren fast ununterbrochen weiter, es wurden sogar einige Kilometer neuer Metrolinien gebaut und in Betrieb genommen. Dementsprechend wurde Mitte der 40er-Jahre die Beschaffung von weiteren Zügen notwendig, was aber wegen des kriegsbedingten Produktionsstillstandes nicht ohne weiteres möglich war. Schließlich prüften Fachleute die Möglichkeit, U-Bahn-Züge aus der Hauptstadt des gerade besiegten Deutschlands zu übernehmen. Da die in der U-Bahn Berlin verwendeten Großprofilzüge im Grunde technisch geeignet für den Betrieb in Moskau erschienen, beschlagnahmte die Sowjetunion im Herbst 1945 eine Reihe von Waggons des Typs CIII und CII, die in der Sowjetunion als Baureihe B (das kyrillische W, abgeleitet von WojennyjeKriegswagen) geführt wurde. Insgesamt wurden auf diesem Wege 120 Wagen per Eisenbahn von Berlin nach Moskau gebracht. Für den Einsatz in Moskau wurden die Wagen dort umfassend modernisiert und auf die Standards der Moskauer Metro, vor allem auf die Breitspur, umgestellt. Der reguläre Einsatz der Züge konnte 1946 beginnen.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Kriegsende nahm Metrowagonmasch die Weiterentwicklung und Herstellung der Ende der 30er-Jahre erarbeiteten Baureihe Г wieder auf. Die Serienproduktion setzte ab 1947 ein. Im Gegensatz zu den А/Б-Zügen erfolgte die Stromabnahme bei der neuen Baureihe über alle Waggons, die Höchstgeschwindigkeit wurde von 65 auf 75 Kilometer pro Stunde erhöht. Auch wurden etliche Verbesserungen bei der Karosserie, der Elektrik und dem Bremssystem vorgenommen. Insgesamt galten die Wagen dieser Baureihe bei Abschluss der Entwicklungsphase als technisch sehr fortgeschritten und zuverlässig. Da die Wagen in den ersten Nachkriegsjahren noch nicht in ausreichender Stückzahl hergestellt werden konnten, blieben die Berliner B-Züge noch bis 1961 parallel zur neuen Baureihe in Betrieb, ehe sie endgültig ausgemustert wurden.

Nachdem Ende der 1940er-Jahre der Parallelbetrieb der Baureihen B und Г in der Metro Moskau begonnen hatte, beschloss Metrowagonmasch, bei der Entwicklung eines neuen Zugtyps vor allem darauf zu setzen, die technischen Vorteile beider Reihen miteinander zu verbinden. Bereits 1949 liefen die ersten fünf Testwaggons vom Fließband, die zunächst die Bezeichnung M5 erhielten. Die Entwicklung der neuen Baureihe wurde 1955 abgeschlossen, sie erhielt die endgültige Bezeichnung Д und wurde serienmäßig hergestellt. Äußerlich gab es kaum Unterschiede gegenüber der Vorgängerbaureihe Г, wohl aber technisch: Das Leergewicht der Wagen wurde von 43,7 auf 36,2 Tonnen reduziert, es kam erstmals die Scharfenbergkupplung statt der gewöhnlichen Eisenbahnkupplung zum Einsatz, die Beleuchtung und die Ventilation des Fahrgastraumes wurden verbessert. Die noch bis 1963 hergestellte Baureihe war in der Moskauer Metro bis 1995 im Einsatz, zuletzt auf der Linie 3.

Aktuell eingesetzte Fahrzeuge

Die E-Familie

Ein Zug vom Typ E im Einsatz auf der Filjowskaja-Linie

Gegenwärtig sind in der Moskauer Metro drei Generationen von Fahrzeugen im regulären Einsatz. Bei der ältesten handelt es sich um Züge der Baureihe E/Ем/Еж, die noch bis Mitte der 1970er-Jahre hergestellt wurden. Diese Nachfolgebaureihe von Д wurde von Metrowagonmasch Ende der 50er-Jahre entwickelt; die ersten Waggons entstanden 1959, die Serienproduktion startete 1963. Die E-Wagen hatten gegenüber dem Vorgängermodell eine etwas modifizierte äußere Gestaltung des Wagenkastens, ferner eine Reihe von technischen Verbesserungen, die unter anderem auf eine höhere Leistung abzielten. So betrug die Höchstgeschwindigkeit der Züge 90 statt bisher 75 Kilometer pro Stunde, das Gewicht der Waggons wurde nochmals, auf 31,5 Tonnen, reduziert, die Türenbreite um gut ein Fünftel gegenüber dem Vorgängermodell vergrößert, um eine schnellere Zugabfertigung an den Stationen zu ermöglichen. Der Fahrgastraum wurde mit einem verbesserten Lüftungssystem ausgestattet. Bereits 1964 wurden Wagen der neuen Baureihe erstmals auch nach Leningrad und Kiew ausgeliefert, 1965 und 1967 folgten die gerade neu eröffneten U-Bahnen von Tiflis und Baku.

Innenansicht Baureihe E/Ем/Еж

Die Baureihe wurde noch viele Jahre nach ihrer erstmaligen Herstellung permanent weiterentwickelt und modifiziert. Neben diversen technischen Neuerungen am eigentlichen Modell E, welches noch bis 1969 hergestellt wurde, entstanden in den 60er-Jahren auch die Modifikationen Ем und Еж. Die erstere wurde für den Betrieb in Sankt Petersburg notwendig, wo es im Gegensatz zur Moskauer Metro Stationen mit Bahnsteigtüren gibt, an denen gewöhnliche E-Züge, aufgrund des bei ihnen gegenüber der Vorgängerbaureihe verkleinerten Abstandes zwischen den Türen, nicht halten können; von diesem Wagentyp entstanden bis 1977 zusätzlich einige Modifikationen wie Ем-501, Ем-508, Ем-508T, Ема oder Емх, ferner eine speziell für die Metró Budapest entwickelte und dort noch bis heute eingesetzte Modifikation Ев sowie das Modell Ечс (Ečs) für Prag, wo es bis 1997 im Einsatz war. Das Modell Еж sowie seine Modifikationen Еж1 (vorgesehen vor allem für die Verwendung als Zwischenwaggon, obwohl es ebenfalls eine Führerstandskabine besitzt) und Еж3 (entwickelt 1973 als Nachfolgetyp des Führerstandswaggons Еж) wurde von 1970 an hergestellt und war der zuletzt hergestellte Wagentyp der E-Baureihe, bis die Produktion Ende der 1970er-Jahre endgültig eingestellt wurde. Sowohl die Ем- als auch die Еж-Gattung unterscheidet sich lediglich technisch gegenüber dem ursprünglichen Typ, äußerlich sehen sie alle – abgesehen von den Budapester und Prager Modifikationen, die andere Anstriche erhielten – weitgehend gleich aus.

Innenansicht Ем508Т (modernisiert)

Heute sind Züge der Baureihe E/Ем/Еж in der Metro Moskau noch auf drei Linien im Einsatz. Auf der Linie 4 verkehrten im August 2008 noch einige wenige Traktionen der Reihe, die Erneuerung des Fuhrparks durch Züge der neuen Baureihe 81-740/741 soll dort noch 2008 abgeschlossen sein. Auf der Linie 3 soll der bisherige Fahrzeugpark ebenfalls durch Wagen der Baureihe 81-740/741, im Zuge der für die Zeit bis 2010 geplanten Verlängerung der Linie, ersetzt werden. Einen Sonderfall stellt die Linie 7 dar, die von Fahrzeugen der Modifikationen Еж3 und Ем508Т befahren wird: Die Waggons werden seit 2003 modernisiert, wodurch sich ihre Nutzungsdauer um weitere 15 Jahre verlängern wird. Bei dieser Modernisierung werden unter anderem die Führerstandskabinen in den Zwischenwaggons abgebaut, womit zusätzlicher Platz für den Fahrgastraum gewonnen wird.

Baureihe 81-717/714

Siehe Hauptartikel: U-Bahnwagen 81-717/714

Ein Zug der Baureihe 81-717/714 an der Station Uliza Podbelskogo, Linie 1

Die aktuell in der Moskauer Metro am häufigsten verwendete Fahrzeugbaureihe sind die sogenannten Nomernyje-Züge, also die Baureihe 81-717/714, die ab Ende der 1970er anstelle der E-Modifikationen produziert wurde. Mit dieser Baureihe wurde von Metrowagonmasch auch erstmals ein Fahrzeugtyp mit führerstandslosen Zwischenwaggons entwickelt (letztere werden als Typ 81-714 geführt, während 81-717 die Führerstandswaggons sind), was eine nicht unerhebliche Kapazitätssteigerung gegenüber den älteren Modellen bedeutete. Die im wesentlichen auf Basis der E-Züge erarbeitete Baureihe sollte dabei ursprünglich nur eine Zwischenlösung sein, um den im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen erwarteten Anstieg des Fahrgastaufkommens aufzufangen; die eigentliche Nachfolgebaureihe sollte die sich parallel in der Entwicklungsphase befindliche, gänzlich neuartige Baureihe И sein. Aufgrund diverser technischer Mängel musste jedoch Jahre später deren Entwicklung eingestellt werden; die Fahrzeuge kamen weder in die Serienproduktion noch in regulären Einsatz. Stattdessen wurden die wesentlich robusteren Nomernyje mehrfach modifiziert und weiterentwickelt. Die Serienproduktion wurde noch 1978 aufgenommen. Neben der höheren Platzkapazität fielen die Züge gegenüber den Vorgängermodellen durch ein moderneres Stirnfrontdesign und eine in mehrfacher Hinsicht verbesserte Gestaltung des Fahrgastraumes auf. Auf der Basis des im Jahre 1976 entwickelten Modells 81-717/714 entstanden bis in die 2000er-Jahre mehrere Nachfolgemodelle, darunter 81-717.5/714.5 (entwickelt 1987, später und noch bis heute eingesetzt in fast allen U-Bahnen der ehemaligen Sowjetunion), 81-717.5M/714.5M (entwickelt 1993 und produziert bis heute, im Einsatz in der Moskauer sowie der Kiewer Metro) und mehrere Exportmodifikationen für die U-Bahnen von Budapest, Prag, Warschau und Sofia.

Baureihe 81-720/721 Jausa

Ein Zug der Baureihe 81-720/721 im Einsatz auf der Linie 10

Die in den 80er-Jahren gescheiterte Baureihe И hatte Metrowagonmasch Anfang der 90er als Basis für die Erarbeitung einer Baureihe der neuen Generation genommen. Erstmalig wurden die neuen Züge 1993 präsentiert; ihr Wagenkasten erinnerte samt Türen von der Form her geringfügig an die Versuchswaggons aus den 1970ern. Die neben ihrer primären Baureihenbezeichnung auch den (an den gleichnamigen Fluss angelehnten) Namen Jausa tragenden Züge weisen mit gut fünf Jahren die wohl längste Zeitspanne zwischen der erstmaligen Herstellung und dem Beginn des regulären Einsatzes in der Geschichte des Metrowagonmasch-Werkes auf. Ein Grund hierfür war der wirtschaftliche Zusammenbruch Russlands in den 90er-Jahren, infolgedessen es an finanziellen Mitteln sowohl für die Entwicklung als auch die Anschaffung neuer U-Bahn-Fahrzeuge mangelte. Erst im Juni 1998 kamen die ersten Jausas zum Einsatz auf der Linie 10 der Moskauer Metro. Die Züge haben im Vergleich zur Baureihe 81-717/714 ein neuartiges Außendesign, verfügen als erster Metrowagonmasch-Zugtyp über einen elektronischen Fahrtzielanzeiger, haben eine verbesserte Brandschutzausrüstung und Motorleistung, auch der Fahrgastraum bekam eine neue Innengestaltung, darunter eine verbesserte Schalldämmung. Dennoch kam es auch nach mehrfachen Ausbesserungen zu technischen Pannen mit den Jausas, die bei ihrem Einsatz auf der Linie 10 zu Zugausfällen führten. Deshalb stellte Metrowagonmasch 2002 die drei Jahre zuvor aufgenommene Serienherstellung der Baureihe ein. Insgesamt liefen in jenem Zeitraum 49 Jausa-Waggons vom Fließband, die bis heute auf der Ljublinsko-Dmitrowskaja-Linie in Siebenfachtraktionen parallel zu herkömmlichen 81-717/714er Zügen kursieren. Einige der Jausa-Waggons wurden im Sommer 2008 ins Depot Samoskworezkoje für den Einsatz auf der Kachowskaja-Linie verlegt.

Baureihe 81-740/741 Russitsch

Siehe Hauptartikel: U-Bahnwagen 81-740/741

Ein Zug der Baureihe 81-740/741 an der Station Meschdunarodnaja, Linie 4

Die neueste in der Metro Moskau eingesetzte Fahrzeugbaureihe ist die seit 2002 produzierte 81-740/741, auch Russitsch genannt. Sie wurde von Metrowagonmasch in den Jahren 2001 bis 2002 vor allem für die Verwendung auf den sogenannten Light-Metrolinien (siehe oben den Abschnitt „Bau der Light-Metro“) entwickelt. Technisch sind sie im Prinzip auch auf jeder anderen Linie einsetzbar, faktisch jedoch, aufgrund ihrer im Vergleich zur Baureihe 81-717/714 relativ geringen Platzkapazität, nur auf bestimmten, relativ schwach ausgelasteten Linien. Bei der Entwicklung der Russitsch-Züge wurde zu einem großen Teil die Jausa-Baureihe als Basis genommen, allerdings erfuhren die Züge gegenüber diesem Modell zahlreiche Veränderungen sowohl im Äußeren als auch im Inneren. Seit 2003 ist die Baureihe 81-740/741 auf der im selben Jahr in Betrieb genommenen Linie L1 im alleinigen Einsatz, ferner sind sie seit 2005 auf der Linie 4 und seit Ende 2006 auf der Linie 3 anzutreffen; auf den letzteren beiden Linien sollen sie in den nächsten Jahren die dort bis dahin verwendeten alten Züge der Baureihe E/Ем/Еж ablösen.

Fahrzeugdepots

Ein Zug der Baureihe E/Ем/Еж an der Einfahrt zum Depot Ismailowo

Die in der Metro Moskau fahrenden Züge werden in insgesamt 15 Depots abgestellt. Dabei hat grundsätzlich jede Linie jeweils ihr Depot für alle Fahrzeuge, die auf der Linie fahren; bestimmte größere Linien verfügen sogar über jeweils zwei eigene Depots. Alle 15 Depots sind oberirdisch gelegen und mit den jeweiligen Strecken über Betriebsgleise verbunden, die von unterirdischen Strecken per Rampe auf die Oberfläche führen.

Die Funktionen eines jeden Depots erstrecken sich auf die planmäßige Reinigung, Wartung und Reparatur der Fahrzeuge. Außerdem ist jeder Zugführer in einem bestimmten Depot angestellt; insbesondere hat er sich dort vor jedem Schichtbeginn einer routinemäßigen medizinischen Kontrolle zu unterziehen, – eine Vorschrift, die krankheitsbedingten Zugführerausfällen vorbeugen und damit einen reibungslosen Metrobetrieb sichern soll.

Die 15 Depots der Moskauer Metro sind im Einzelnen in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet. Für die nächsten Jahre ist außerdem die Inbetriebnahme von zwei neuen Depots geplant: So soll 2010 das Depot Bratejewo am südlichen Ende der Linie 2 zeitgleich mit deren bevorstehenden Südverlängerung entstehen, und voraussichtlich 2011 wird die Linie 3, die dann um einige Stationen weiter Richtung Westen verlängert wird, mit Mitino ihr zweites Depot bekommen.

Nr. Depot Eröffnungsdatum Linie(n) Betriebene Fahrzeugtypen Standort
1 Sewernoje 26. April 1935 1 Ем/Еж, 81-717.5М/714.5М 55° 46′ 53″ N, 37° 39′ 33″ O55.78152111111137.6590730555567
2 Sokol 10. September 1938 2 81-717/714, 81-717.5/714.5 55° 48′ 43″ N, 37° 30′ 49″ O55.81206194444437.5134930555567
3 Ismailowo 14. Januar 1950 3 Ем/Еж, 81-740/741 55° 47′ 21″ N, 37° 46′ 25″ O55.78913388888937.773567
4 Krasnaja Presnja 1. April 1954 5 81-717/714 55° 46′ 9″ N, 37° 33′ 39″ O55.76920537.5609038888897
5 Kaluschskoje 13. Oktober 1962 6 81-717/714, 81-717.5/714.5 55° 39′ 31″ N, 37° 32′ 43″ O55.65866888888937.5452938888897
6 Planernoje 28. Dezember 1975 7 Еж3, Ем508Т 55° 52′ 9″ N, 37° 26′ 12″ O55.86924337.436757
7 Samoskworezkoje 10. Juli 1969 2, 11 81-717/714, 81-717.5/714.5, 81-720/721 55° 38′ 42″ N, 37° 37′ 17″ O55.64501888888937.62157
8 Warschawskoje 4. November 1983 9, L1 81-717/714, 81-740/741 55° 38′ 15″ N, 37° 37′ 17″ O55.63755305555637.6213930555567
9 Fili 1. Januar 1962 3, 4 Е, Еж, Ем-508, Ем-509, 81-740/741 55° 44′ 40″ N, 37° 30′ 7″ O55.74433111111137.5019927
10 Swiblowo 30. September 1978 6 81-717.5/714.5, 81-717.5M/714.5M 55° 51′ 34″ N, 37° 39′ 8″ O55.8594337.652117
11 Wychino 31. Dezember 1966 7 Еж3, Ем508Т 55° 42′ 39″ N, 37° 49′ 46″ O55.71075805555637.8293180555567
12 Nowogirejewo 30. Dezember 1979 8 81-717/714 55° 44′ 59″ N, 37° 50′ 13″ O55.7497337.8370319444447
13 Tscherkisowo 24. Juni 1990 1 81-717.5М/714.5М 55° 48′ 28″ N, 37° 44′ 11″ O55.80783537.7363738888897
14 Wladykino 1. März 1991 9 81-717/714, 81-717.5/714.5, 81-717.5M/714.5M 55° 51′ 0″ N, 37° 36′ 45″ O55.85000537.6124457
15 Petschatniki 27. Dezember 1995 10 81-717.5М/714.5М, 81-720/721 55° 42′ 5″ N, 37° 43′ 4″ O55.70141237.7177817

Durchsagen in den Zügen

Wie es auch in anderen U-Bahn-Systemen der Welt üblich ist, erfolgen in Zügen der Metro Moskau Ansagen der jeweils nächsten Station und der Umstiegsmöglichkeiten, wobei es sich im Normalfall um automatische Durchsagen vom Tonband oder einem digitalen Datenträger handelt. In dieser Angelegenheit bietet die Moskauer Metro eine recht große Vielfalt, in der auch ein paar Kuriositäten enthalten sind.

Grundsätzlich erfolgt in allen Zügen eine Durchsage unmittelbar vor der Abfahrt und eine unmittelbar vor bzw. bei Ankunft an jeder Station. Im ersteren Fall wird das Schließen der Türen verkündet und die nächste Station angesagt, im letzteren Fall die aktuelle Station und ggf. die hier bestehenden Umsteigemöglichkeiten. So lautet eine Standard-Ansage bei Abfahrt des Zuges: „Осторожно, двери закрываются, следующая станция …“ (zu deutsch: „Vorsicht, die Türen schließen, nächste Station ist …“) bzw. bei Ankunft des Zuges an einer jeden Station: „Станция …, переход на … линию“ („Station …, Übergang zur …-Linie“). Zu diesen regelmäßigen Durchsagen kommen in vielen Fällen zusätzliche Hinweise wie „Verehrte Fahrgäste, vergessen Sie beim Ausstieg aus dem Zug Ihre Sachen nicht“ oder „Verehrte Fahrgäste, seien Sie gegenseitig respektvoll, bieten Sie Ihren Platz Behinderten, älteren Menschen, Fahrgästen mit Kindern an“ hinzu; auch Endbahnhöfe sowie die in der Moskauer Metro recht seltenen Stationen mit Seitenbahnsteigen, wo der Ausstieg in Fahrtrichtung rechts erfolgt, werden durch automatische Ansagen angekündigt. Es gibt auch einige wenige Bahnhöfe mit sonst unüblichen Ansagen: Bei Ankündigung der Stationen Majakowskaja und Pawelezkaja an der Linie 2 bei Abfahrt wird seit den späten 1980er Jahren darauf hingewiesen, vorsichtig zu sein beim Ausstieg aus der letzten Tür des letzten Waggons, nachdem dort Bahnsteige geringfügig in den Tunnel hinein erweitert werden mussten, um den Halt von Achtfachtraktionen zu ermöglichen. Dies brachte mit sich, dass der Bahnsteigabschnitt in Höhe der letzten Tür recht eng ist. Bei Ankündigung von Petrowsko-Rasumowskaja (Linie 9) sowie Wychino (Linie 7) werden die Fahrgäste neben den üblichen Ansagen auch noch gebeten, sich rechtzeitig auf den Ausstieg vorzubereiten – vermutlich, damit sich der Fahrgastwechsel an diesen relativ stark beanspruchten Stationen nicht unnötig verzögert.

Bei den Sprechern der automatischen Durchsagen handelt es sich im Regelfall um (teilweise ehemalige) Radiomoderatoren, die vorgegebene Ansagetexte im Auftrag der Metro in einem Tonstudio des Moskauer Funkhauses aufnehmen. Eine Besonderheit bei der Moskauer Metro besteht darin, dass die Ansagen sowohl von weiblichen als auch von männlichen Stimmen erfolgen, wobei die Einteilung keineswegs zufällig ist: Grundsätzlich erfolgen die Ansagen in Zügen, die in Richtung des Stadtzentrums verkehren, mit einer männlichen Stimme, während Fahrten in Stadtrandrichtung eine Frauendomäne sind. Bei langen Nord-Süd- bzw. Ost-West-Linien erfolgt der Stimmenwechsel an einer bestimmten, dem Kreml am nächsten liegenden Station. Auch auf der Ringlinie gibt es diesbezüglich eine feste Regel: In Zügen, die im Uhrzeigersinn verkehren, erfolgt die Ansage mit männlicher, in Zügen gegen den Uhrzeigersinn mit weiblicher Stimme. Dieses Ansageschema wurde gewählt, um den Passagieren, insbesondere Sehbehinderten, eine bessere und schnellere Orientierung über die Fahrtrichtung (z. B. stadteinwärts oder stadtauswärts) zu ermöglichen.

Die älteste Linie der Moskauer Metro – die Sokolnitscheskaja-Linie – hat in Bezug auf die Durchsagen noch einen Sonderfall zu vermelden. Hier werden bei bestimmten feierlichen Anlässen – so beispielsweise bei den Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen der Metro Moskau im Mai 2005, zum Jahreswechsel 2006 oder einige Tage im Mai 2007 – die Stationsdurchsagen in einer Reihe von Zügen von landesbekannten Schauspielern gesprochen. Die Bänder wurden 2005 aufgenommen mit Stimmen von Filmstars wie Wladimir Menschow, Ljubow Polischtschuk, Waleri Solotuchin (u. a. Wächter des Tages) oder Michail Uljanow. Diese Ansagen umfassen die gleichen Texte wie sonst, hören sich jedoch mitunter recht amüsant an.

Die Durchsagen werden bei Fahrzeugen der neuen Baureihen 81-720/721 und 81-740/741 durch elektronische Anzeigetafeln im Inneren des Fahrgastraumes ergänzt, an denen die jeweils nächste Station mit Laufschrift angezeigt wird.

Metro Zwei

Seit langem hält sich hartnäckig das Gerücht über die Metro Zwei, ein geheimes bis zu 150 Kilometer langes Zusatzsystem, welches den Kreml mit strategisch wichtigen Punkten verbinden soll, etwa dem Regierungsflughafen Wnukowo-2, dem Regierungssanatorium Bor mit Kommandostelle des Generalstabs 60 Kilometer südlich von Moskau sowie der Zentralen Kommandostelle der Luftabwehr bei Sarja östlich von Moskau.[8] Eine Reihe von Fakten spricht für die Existenz eines geheimen Metronetzes: Eingänge in Stollen und Schächte unklarer Bedeutung, mit unbekanntem Ziel von der normalen Metro abzweigende Gleise; bekannte, aber in der normalen Metro nicht verkehrende Fahrzeuge, Präsidenten- bzw. Regierungsbeschlüsse, die teilweise ein nicht näher erläutertes spezielles Transportsystem betreffen. In den russischen Medien wurde darüber besonders zu Beginn der 1990er-Jahre berichtet, eine Bestätigung von offizieller Seite erfolgte jedoch nie.

Weiterführende Informationen

Siehe auch

Literatur

  • Nancy Aris: Die Metro als Schriftwerk – Geschichtsproduktion und industrielles Schreiben im Stalinismus. Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2005, ISBN 3-86573-085-X
  • Walentin Beresin: Die Moskauer Metro – Bildreiseführer. Planeta-Verlag, Moskau 1989, ISBN 5-85250-078-X
  • Anthony Coulls: Railways as World Heritage Sites = Occasional Papers of the World Heritage Convention. ICOMOS 1999, S. 12f.
  • Dietmar Neutatz: Die Moskauer Metro – Von den ersten Plänen bis zur Großbaustelle des Stalinismus (1897–1935). Böhlau Verlag 2001, ISBN 3-412-12500-8
  • Московскому метро 70 лет (70 Jahre Moskauer Metro), World Art Museum Sonderheft 14/2005, ISSN 1726-3050
  • M. Naumow/W. Schergin: Московское метро. 1935–2005 (Moskauer Metro. 1935–2005), Verlag Wokrug Sweta, Moskau 2005, ISBN 5-98652-031-9

Einzelnachweise

  1. Philipp Meuser: Ab in den Bunker!, Internetangebot des Cicero – Magazin für politische Kultur
  2. aktuell.ru: Ein Mammutprojekt: Der Bau der Metro, Teil einer Dokumentationsreihe zum 70-jährigen Jubiläum der Moskauer Metro 2005
  3. Eva Gerberding: DuMont Reise-Taschenbuch Moskau. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2004, ISBN 3-7701-4779-0
  4. Christina Haberlik: 50 Klassiker. Architektur des 20. Jahrhunderts. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2001, ISBN 3-8067-2514-4
  5. RIA Nowosti: Haushalt: 222,9 Millionen Euro für U-Bahn-Bau in Russland 2007 vorgesehen, 23. Mai 2007
  6. Stadt Moskau, Abteilung für Verkehr und Kommunikation, 15. April 2008
  7. Iswestija, 27. November 2008
  8. Die „geheime Moskauer Metro 2“ - Deutsche Übersetzung eines Artikels von Juri Saizew auf www.metro.ru

Weblinks


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