- U-Boot-Jagd
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U-Jagd ist ein Begriff in der deutschen Militärsprache und bezeichnet die Bekämpfung feindlicher Unterseeboote (U-Boote). Die Bezeichnung in der Fachsprache der Volksmarine war U-Boot-Abwehr (UAW); im NATO-Sprachgebrauch und in der englischen Fachsprache wird der Begriff „Anti-Submarine Warfare“ (ASW) verwandt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Ersten Weltkrieg war die Wasserbombe die einzige, speziell zur Bekämpfung von U-Booten entwickelte Waffe. Sie wurde vom Heck eines Zerstörers geschoben, nachdem die Detonationstiefe manuell eingestellt wurde. Zum Aufspüren von U-Booten wurden Unterwasser-Richtmikrofone (Hydrophone, auch passives Sonar) verwendet, deren Entwicklung zu dieser Zeit allerdings noch in den Kinderschuhen steckte und die wegen der vielen Störgeräusche, insbesondere in Konvois oder Flottenverbänden, noch recht unzuverlässig waren.
Die beste Methode, ein U-Boot zu entdecken, war daher einfach die Sichtung desselben. Denn zum Angriff musste ein U-Boot zumindest auf Seerohrtiefe gehen, um seine Torpedos einzusetzen oder gar auftauchen, wenn es das Bordgeschütz verwenden wollte. Die Gegenmaßnahmen waren entsprechend konventionell, viele U-Boote wurden durch Beschuss der Bord-Artillerie versenkt oder kurzerhand gerammt.
Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden alliierte Kriegsschiffe durch aktives Sonar und die Einführung des Radars erstmals in die Lage versetzt, aktiv und auch bei Nacht nach U-Booten zu suchen, während man vorher weitgehend darauf angewiesen war, abzuwarten, bis sich ein U-Boot durch Angriff oder tagsüber durch Auftauchen selbst verriet. Auch der Funkverkehr der U-Boote wurde abgehört und nach Möglichkeit eine Funkpeilung im Verband mit anderen Schiffen oder Abhörstationen durchgeführt. Die Alliierten verwendeten hierfür das Huff-Duff.
Zum Schutz alliierter Konvois wurden in großer Zahl kleine Geleitschiffe gebaut, wie zum Beispiel die bekannten Korvetten der Flower-Klasse. Die Flowers verfügten bereits über Radar, das allerdings noch von Hand mittels eines Lenkrades aus dem Automobilbau gedreht wurde. Ihre Anti-U-Boot-Waffe war der Hedgehog, ein nach vorn gerichteter Mehrfachmörser, der bis zu 24 Granaten mit Aufschlagzünder gleichzeitig verschießen konnte. Wollte ein Kommandant ein U-Boot angreifen, fuhr er mit Höchstgeschwindigkeit auf sein Ziel zu und gab bei einer Entfernung von möglichst genau 230 m den Feuerbefehl. Die Royal Navy entwickelte bereits 1939 einen speziellen, Sloop genannten, ASW-Schiffstyp. Berühmt wurden die Sloops der Black-Swan-Klasse, die während des Krieges herausragende Erfolge in der U-Bootabwehr erzielten. Weiterhin wurden auch Wasserbomben verwendet, die nun aber vermehrt von Werfern, wie dem britischen Squid oder seinem Nachfolger Limbo, abgeschossen wurden und so ein wesentlich größeres Gebiet abdecken sowie auch schwerere Sprengladungen tragen konnten, ohne bei der Explosion das einsetzende Schiff zu gefährden.
Eine immer größer werdende Rolle spielte der Einsatz von Flugzeugen, die aufgetauchte U-Boote überraschen und durch Einsatz der Bordgeschütze oder dem Abwurf leichter Wasserbomben zumindest schwer beschädigen konnten.
Eine weitere Methode war die Verlegung von Boden- oder Ankertau-Minen in Küstennähe. Häfen wurden auch durch Netze oder Kabel geschützt.
Moderne U-Jagd
Nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte die Fregatte zum typischen ASW-Schiff. Während des kalten Krieges entstand auch die Klasse der Hunter/Killer-U-Boote (SSN), deren Hauptaufgabe die Jagd nach gegnerischen U-Booten ist.
Ortung
Auch heute sind, neben dem Radar, aktives und passives Sonar die wichtigsten Mittel zum Orten eines U-Bootes. Mit Hilfe von Computern werden Umgebungsgeräusche und die Emissionen von bekannten Schiffen ausgefiltert und gezielt nach Geräuschsignaturen von U-Booten gesucht. Zusätzlich zum Schiffssonar können Bordhubschrauber Tauchsonar oder Sonarbojen ausbringen und so das Aufklärungsgebiet erheblich erweitern.
Moderne Kriegsschiffe verfügen über spezielle Geräte wie das Schleppsonar vom Typ AN/BQQ-5, das beispielsweise bei den Jagd-U-Booten der Los-Angeles-Klasse bis zu 800 m hinter dem Schiff hergezogen wird. Dies hat gleich mehrere Vorteile: die Eigengeräusche des Schiffs beeinträchtigen die Messung weniger, eine 360°-Beobachtung ist möglich und die verräterische Sonarsignatur kommt nicht vom Schiff selbst.
Die französischen Fregatten der Georges-Leygues-Klasse verwenden ein tiefenvariables Schleppsonar, das in unterschiedliche Wasserschichten abgelassen werden kann, um so U-Boote aufzuspüren, die sich beispielsweise in einer Kaltwasserschicht, unerkannt vom Bord-Sonar, verstecken.
Seit 1950 betreibt die NATO das Unterwasserabhörsystem SOSUS, das aus einem Netz stationärer, passiver Sonar-Anlagen besteht, die flächendeckend auf den Meeresboden versenkt wurden. Ähnliche Abhöranlagen werden auch von unabhängigen Staaten, in geringerem Umfang, zum Küstenschutz betrieben.
Eine weiteres modernes Gerät ist der MAD (Magnetic Anomaly Detector), der von Flugzeugen oder Hubschraubern eingesetzt wird und Änderungen des Erdmagnetfeldes registriert, wie sie typischerweise von U-Booten verursacht werden.
Darüber hinaus kann ein U-Boot per Satellit aufgrund seiner Abwärme, die das umgebende Wasser erwärmt und des daraus resultierenden "Wärmestreifen" geortet werden.
Bekämpfung
Ältere Schiffe sind mit Squid- oder Limbo-Werfern ausgestattet, die Wasserbomben über eine gewisse Entfernung in Richtung U-Boot-Position schleudern. Die klassische ASW-Waffe ist heutzutage jedoch der mit Sonarzielsuchkopf ausgestattete Torpedo. In der NATO ist hierbei der MK46 Leichtgewichtstorpedo Standard. Er kann sowohl von Schiffen, als auch von Flugzeugen und Helikoptern eingesetzt werden.
Mit dem Erscheinen von schnellen, atomgetriebenen U-Booten in den 60ern, insbesondere der russischen Alfa-Klasse, wurde ein Problem in der U-Boot-Abwehr deutlich: moderne Atom-U-Boote waren teilweise schneller als die damals zur Verfügung stehenden Torpedos oder Zerstörer und konnten daher praktisch nicht bekämpft werden.
In den USA wurde daher das ASROC-System eingeführt: Ein Torpedo (heute (2006) meist vom Typ MK46), der von einer Rakete in die Nähe seines Ziels gebracht wird. Auf Schiffen des ehemaligen Warschauer Paktes kommt mit der SS-N-14 Silex ein ähnliches System zum Einsatz. Ein weiterer Vorteil dieser Raketen-Torpedo-Kombination liegt darin, U-Boote schnell, auch auf größere Entfernung bekämpfen zu können. Die wohl bemerkenswertesten Waffen waren die von Jagd-U-Booten verwendeten Subroc und SS-N-16, die sowohl vertikal als auch aus den Torpedorohren gestartet werden kann. Vom getauchten U-Boot steigt diese Rakete an die Oberfläche, zündet dort, fliegt über ihr Ziel und wirft dann einen Torpedo der mehrere hundert Meter tief abtauchen kann, per Fallschirm ab. Moderne Hochgeschwindigkeitstorpedos machten diese Waffen inzwischen allerdings obsolet.
Literatur
- David Miller, Chris Miller: Moderne Kriegsschiffe. 4. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-7276-7093-2
- Werner Globke(Hrsg.): Weyers Flottentaschenbuch / Warships of the World - Fleet Handbook, Bernard & Graefe Verlag, Bonn, 66. Jahrgang 2005-2007, ISBN 3-7637-4517-3
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