Ukrainisch-katholische Kirche

Ukrainisch-katholische Kirche
Die St.-Georgs-Kathedrale (Sobor sv. Jura) in Lemberg
Die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche in Stettin

Die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche ist eine mit Rom unierte Kirche des byzantinischen Ritus (Katholische Ostkirche).

Die Kirche zählt heute etwa 5,2 Millionen Mitglieder, welche in der Ukraine, Polen, den USA, Südamerika, Australien und Westeuropa leben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1593 entschlossen sich neun orthodoxe Bischöfe der Ukraine, eine Union mit der Katholischen Kirche einzugehen. Die Initiative dazu war vom polnischen Sigismund III. ausgegangen, der eine konfessionelle Vereinheitlichung Polens anstrebte. Die orthodoxen Bischöfe versprachen sich von der Union die politische Gleichstellung mit ihren römisch-katholischen Amtskollegen, mithin die Aufnahme in den polnischen Senat. 1594 unterzeichneten schließlich sechs Bischöfe den Unionsvertrag. Diese behielten den byzantinischen Ritus bei und versammelten sich um den Erzbischof von Lemberg, der somit zu ihrem Oberhaupt wurde.[1]

Als die Sowjets 1944 die Ukraine eroberten, versuchten sie, die Kirche mit den von Rom getrennten Orthodoxen zu zwangsfusionieren, was dazu führte, dass diese Kirche in den Untergrund ging und tausende von Priestern, Mönchen und Nonnen, wie auch hunderttausende von Gläubigen verfolgt und eingesperrt wurden. Alle Bischöfe dieser Kirche wurden inhaftiert und lediglich der Erzbischof von Lemberg 1963 entlassen. Da er fortan im Exil leben musste, ging er nach Rom, wo er den Titel eines Großerzbischofs verliehen bekam und erst 1990 auf seinen Bischofssitz zurückkehren konnte.

Oberhäupter

Von der Union an bis etwa 1800 trug das Oberhaupt der (damals sog.) „Unierten Kirche“ in der Ukraine den Titel eines „Metropoliten von Kiew“, obwohl die Stadt Kiew selbst seit 1667 nicht zu Polen gehörte und in ihr kein unierter Metropolit mehr saß. Vielmehr wurde das Oberhaupt aus dem Kreis der unierten Bischöfe gewählt, trug den Titel „Metropolit von Kiew“ zusätzlich zu seinem bischöflichen Titel und führte die Teilkirche von seinem weiterhin geleiteten Bistum aus. Mit der territorialen Neuordnung Mitteleuropas nach den drei Teilungen Polens und den Napoleonischen Kriegen wurde der bisherige Titel aufgegeben, und der Bischof von Lemberg wurde zum Metropoliten aufgewertet. Von nun an saß das Oberhaupt der Teilkirche beständig in Lemberg. Der 1944 gewählte, 1945 verhaftete und 1963 nach Rom ausgewiesene Metropolit Jossyf Slipyj trug, obwohl er in Rom residierte, als Oberhaupt seiner Kirche weiterhin den Titel eines Metropoliten und seit 1975 eines Großerzbischofs von Lemberg. Sein Nachnachfolger, Kardinal Ljubomyr Husar, verlegte im Jahr 2005 den Sitz des Großerzbischofs in die ukrainische Hauptstadt Kiew und trägt seitdem den Titel „Großerzbischof von Kiew und Halytsch“. Der Großerzbischof wird in der Liturgie mit dem angestrebten, aber nicht amtlichen Titel „Patriarch“ kommemoriert. Lemberg ist weiterhin Sitz eines eigenen Erzbischofs.

Bistümer

  • Argentinien, zur Kirchenprovinz Buenos Aires: Eparchie Santa María del Patrocinio en Buenos Aires
  • Australien, zur Kirchenprovinz Melbourn, Australien: Eparchie Saints Peter and Paul of Melbourne
  • Brasilien, zur Kirchenprovinz Curitiba, Brasilien: Eparchie São João Batista em Curitiba
  • Deutschland und Skandinavien: Apostolisches Exarchat für Deutschland und Skandinavien
  • Frankreich: Apostolisches Exarchat von Frankreich
  • Großbritannien: Apostolisches Exarchat für Großbritannien
  • Polen, Erzbistum Przemysl-Warschau: Eparchie Breslau-Danzig
  • Ukraine:
    • Immediat: Erzeparchie Donets'k-Kharkiv, Apostolisches Exarchat Kyiv-Vyshhorod, Apostolisches Exarchat Odessa-Krim
    • Erzeparchie Lemberg: Eparchie Bucac, Eparchie Iwano-Frankiwsk, Eparchie Kolomyia-Chernivtsi, Eparchie Sambir-Drohobych, Eparchie Sokal, Eparchie Stryj, Eparchie Ternopil-Zboriv
    • Apostolisches Exarchat Lutsk
  • USA, Erzeparchie Philadelphia: Eparchie Saint Josaphat in Parma, Eparchie Saint Nicolas of Chicago, Eparchie Stamford

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Christian Maner und Norbert Spannenberger (Hrsg.): Konfessionelle Identität und Nationsbildung. Die griechisch-katholischen Kirchen in Ostmittel- und Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert. (=Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa. 25). Stuttgart 2007. ISBN 3-515-09024-X
  • John-Paul Himka: Religion and Nationality in Western Ukraine: The Greek Catholic Church and the Ruthenian National Movement in Galicia, 1867-1900. McGill-Queen's Univ. Press, Montreal 1999. ISBN 0-7735-1812-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ihor Harasim: Die Union von Brest. Voraussetzungen und Motive ihrer Entstehung. In: Internationales Forschungsgespräch der Stiftung Pro Oriente zur Brester Union, hrsg. v. Hans Marte. (= Das östliche Christentum. N.F. 54). Würzburg 2004. ISBN 3-7613-0209-6, S. 11-38.

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