Umbrisch

Umbrisch
Dieser Artikel behandelt eine ausgestorbene italische Sprache. In der Romanistik wird auch ein regionaler Dialekt des Italienischen als umbrische Sprache bezeichnet.

Umbrisch gehört zum italischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie. Dort wiederum gehört es zur oskisch-umbrischen Gruppe.

Die umbrische Sprache ist in erster Linie von den Tabulae Iguvinae bekannt (Iguvium ist das heutige Gubbio), sieben Platten aus Bronze, die einige Aufzeichnungen zu religiösen Zeremonien und Statuten für die Priester enthalten. Die Tafeln wurden in einer Variante des altitalischen Alphabets geschrieben.

Die gefundenen Inschriften lassen sich in zwei Gruppen einteilen: die altumbrischen Texte stammen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., die spätumbrischen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. (letztere wurden in Lateinschrift verfasst). Kurze Zeit später starb das Umbrische aus.

Lautentwicklung

Die folgenden lautlichen Entwicklungen von der Indogermanischen Grundsprache zeichnen das Umbrische aus:
1. Vokale

  • ă und ā bleiben erhalten; im Wortauslaut wird ă zu ɔ
  • ĕ bleibt erhalten oder wird gehoben (vergleiche etwa lat. farrea mit umbrisch farsio)
  • ē wird zu i gehoben
  • i wird zu ĕ oder bleibt: pere neben piri „wenn“
  • ŏ bleibt erhalten
  • ō wird u oder o geschrieben (vergleiche lat. estō mit umbrisch estu und lat. nōmen mit umbrisch nome)
  • ai wird zu ɛː (vergleiche lat. quaestor mit umbrisch kvestur)
  • ei wird meist zu e oder ee (vergleiche lat. ito mit umbrisch etu neben eetu)
  • oi wird im Anlaut zu (vergleiche lat. unum mit umbrisch unu), im Auslaut zu (vergleiche lat. populo mit umbrisch pople
  • au wird zu (vergleiche lat. taurus mit umbrisch toru)
  • eu (italisch) wird zu *ou
  • ou wird zu (vergleiche lat. tota mit umbrisch tuta)

2. Konsonanten

  • r schwindet im Auslaut
  • l schwindet vor t und ist manchmal durch rs vertreten (vergleiche lateinisch (pater) familiās mit umbrisch fameřiās)
  • m/n sind vor Konsonanten und am Wortende sehr schwach (vergleiche lat. ostendito mit umbrisch ustentu, auch ustetu)
  • ns wird selten zu f (vergleiche lat. mensam mit umbrisch mefa)
  • Dentale zwischen Vokalen werden zu ř (rs).
  • Wie im Lateinischen tritt auch im Umbrischen Rhotazismus auf. Allerdings wird hier mitunter auch s am Wortende zu r.
  • Das ursprüngliche velare k wird vor e/i palatalisiert: zu ç, ś, s.

Literatur

  • Jürgen Untermann: Wörterbuch des Oskisch-Umbrischen. Winter, Heidelberg 2000. ISBN 3-8253-0963-0
  • Rex E. Wallace: The Sabellic Languages of Ancient Italy. (Languages of the World/Materials 371) LINCOM Europa, München 2007. ISBN 978-3-89586-990-7

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