Unbunte Farbe

Unbunte Farbe
Die CIE-Normfarbtafel zeigt im Zentrum geringe, nach außen zunehmende Farbsättigung

Die Farbsättigung, Sättigung ist – neben Farbton und Helligkeit – eine der drei vom Menschen als grundlegend empfundenen Eigenschaften einer Farbe. Sie beschreibt die Qualität der Farbwirkung.

Buntheit, Farbigkeit (Farbintensität), Farbtiefe, Brillanz, Graustich beschreiben verwandte Phänomene für bunte und unbunte Farben.

  • Unbunte Farben sind dabei Weiß, Schwarz und ihre Mischungen Grau
  • Bunte Farben sind Farben mit hoher Farbwirkung

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Eine Farbe kann durch Angabe von drei Eigenschaften in einem Farbmodell eindeutig beschrieben werden: werden sie quantifiziert, so spannt das Cartesische Produkt aller möglichen Werte einen dreidimensionalen Raum auf, den Farbraum.

Prinzipiell können die Achsen im Farbraum beliebig gelegt werden. Während die Achsen des Farbtons als intuitiv erkennbar ist und die der Farbhelligkeit als physikalische Messung des Lichtstroms recht einleuchtend ist, ist die Wahl der dritten Achse, die im Prinzip die „Farbkraft“ beschreibt, nicht so einfach und es ergeben sich je nach Farbmodell verschiedene Definitionen. Außerdem kommen hierbei einige Effekte der Farbwahrnehmung zum tragen, die über das dreidimensionale Modell hinausgehen, und ein fünfdimensionales Farbwahrnehmungsmodell mit Hintergrundbeleuchtung (Umgebungskontrast) und Gesamtlichteinfall (bzw. der Adaptation des Auges daran) erfordern würden.

Definitionen der Begriffe

Die Sättigung (en. saturation)
beschreibt wie stark sich ein farbiger Reiz von einem achromatischen Reiz unabhängig von dessen Helligkeit unterscheidet[1], also sein Abstand von der Unbunt-Achse.
Die Buntheit (chroma)
beschreibt die relative Sättigung im Verhältnis zum Referenzweiß, also im Vergleich zu einem bestimmten hellsten Punkt eines Farbraums.
Bunt bezeichnet in diesem Sinne in der Farblehre die Spektralfarben, also einen maximalen Farbsättigungsgrad, Unbunt bezeichnet Farben die keinerlei Farbeindruck hinterlassen, also Schwarz, Weiß und Grau.
Verwendung:
Der Grauanteil (Graustich)
ist die Verschiebung eines Farbortes in Richtung Graupunkt. Er gibt an, wie stark eine Farbe ins Grau entsättigt ist. Er kann für eine einzelne Farbe als Vektor angegeben werden, oder global als Vektorfeld: Das dient etwa in der Bildbearbeitung zur Farbkorrektur oder dem Gamut-Matching, der Anpassung der vorhandenen Farben an die darstellbaren Farben.

In der technischen Umsetzung ist der Farbraum innerhalb des Gamuts beschränkt:

  • Volltonfarben sind Farben von maximal darstellbarer Farbsättigung beziehungsweise Buntheit, sowohl im Farbmetrisch absoluten sinne, als auch im Druckwesen, wo sie als Schmuckfarbe eingesetzt werden, oder als Abtönfarbe hoher Färbekraft bei Anstrichmitteln.

Die folgenden Begriffe gehen schon über ein rein dreidimensionales Farbmodell hinaus und beschäftigen sich mit Farbwahrnehmung einer Farbe im Kontext einer Umgebung:

Die Farbigkeit oder Farbintensität (colorfulness oder chromaticness)
ist die wahrgenommene Buntheit: Mit zunehmender Leuchtdichte nimmt auch der Eindruck von Sättigung zu[2].
 \mathrm{S{\ddot a}ttigung} = {\mathrm{Buntheit} \over \mathrm{relative Helligkeit}} = {\mathrm{Farbigkeit} \over \mathrm{Helligkeit}} [3]
relative Helligkeit ist hierbei die farbmetrische Helligkeit, Helligkeit die photometrische Helligkeit
Die Farbtiefe (colour depth)
beschreibt die scheinbare Sättigung realer Farbmittel in der Anwendung. Sie nimmt mit zunehmender Helligkeit ab: Dunkle Farben wirken farbtiefer als helle, gleich satte. Rot und Blau-Pigmente wirken – bei gleicher farbmetrischer Sättigung – deutlich farbtiefer als andere Farbtöne.[4]
Brillanz
ein allgemeiner Ausdruck über Farbmittel, die – angelehnt an den physikalischen Begriff der Brillanz - unspezifisch eine Lichtwirkung einer Körperfarbe beschreibt. Sie ist allgemein von der Farbsättigung, der Leuchtdichte, aber auch vom gerichteten Licht punktförmiger Lichtquellen abhängig (Brillanz der Wellenlehre), durch die auf glänzenden Oberflächen oder transparenten Materialien durch Spiegelung der Lichtquelle oder Brechung des Lichts Glanz entsteht.

Anwendung

Sättigungsstufen, von unten links über oben nach unten rechts zunehmend

Buntheit im Alltag

In nicht sonderlich präziser Ausdrucksweise heißt „bunt“ – neben „vielfarbig“ – im allgemeinen Sprachgebrauch auch hohe Farbtiefe. Unbunt bedeutet „nicht bunt“ und wird in der deutschen Umgangssprache nicht verwendet, sondern die Farbe Grau unpräzise als „farblos“ bezeichnet, Schwarz mit „dunkel“ gleichsetzt und Weiß als wegzudenkende übliche Farbe des Hintergrundes angenommen.

Siehe hierzu den Abschnitt Farbton, Helligkeit, bunte und unbunte Farben im Artikel Farbe

Im Kontext der Beschränkungen, die der Gebrauch von Farbmitteln auferlegt, werden etwa Pigmente abnorm hoher Sättigung (etwa Preußischblau, Karmin) als „hochbunt“ bezeichnet. Diese sind weder drucktechnisch noch auf Bildschirmen korrekt wiederzugeben.

In Kontext des Ausdruckes „Brillanz“ sind farbsatte oder hochbunte Flächen, farbintensive Leuchtfarben, farbtiefe Signalfarben und glänzende Flächen mit Glanzlack oder Effektpigmenten (Perlglanz, Metallizé), wie auch allgemein beleuchtete und selbstleuchtende Flächen im allgemeinen Verständnis „leuchtend“, „bunt“, „farbig“ oder „farbintensiv“, „Neonfarben“. Insgesamt setzten sich alle diese Farbeindrücke von der Umgebung ab und sind im Sicherheitswesen, aber etwa auch in der Werbung von Vorteil. Daher gibt es so etwas wie eine „Inflation an Buntheit“, das immer neue Farbmittel oder technische Effekte erfordert.

Fotografie, Bildbearbeitung und Filmkunst

In der analogen Aufnahmetechnik kann der Fotograf zum Zeitpunkt der Aufnahme nur begrenzt in die Farbsättigung eingreifen; Hilfsmittel sind hier optische Filter, wie Skylight- oder Polfilter.

In der digitalen Aufnahmetechnik kann die Farbsättigung dagegen bereits zum Zeitpunkt der Aufnahme variiert werden. Eine farbneutrale Aufnahme erhält man nur im Rohdatenformat, während die Kameraelektronik sonst ausnahmslos eine Bildverarbeitung vornimmt.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Definition: Zwisler, Farbe nach Wyszecki und Stiles (1982, S. 487) (10. Mai 2006)
  2. Rainer Zwisler: Farbwahrnehmung. Physikalische und physiologische Grundlagen. Besondere Phänomene. (10. Mai 2006)
  3. Zwiesler, Farbe (10. Mai 2006)
  4. MacEvoy gibt eine ausführliche Definition des Begriffs. (10. Mai 2006)

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