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Ein Independent-Label (kurz auch Indie-Label) ist ein Plattenlabel, das unabhängig von den großen vier Major-Labels arbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Labelpolitik
Independent-Labels sind zumeist kleinere Firmen, die versuchen Nischen zu besetzen, die ökonomisch für Major-Labels uninteressant sind. So konzentrieren sich Independent-Labels zumeist auf einige bestimmte Musiksgenres abseits des sogenannten Mainstreams. Häufig steht im Zentrum des Handelns eines Independent-Labels auch ein gewisser Idealismus, Musik zu verkaufen, von der das Label überzeugt ist, und zum Teil auch eine antikapitalistische politische Motivation.
Vor allem in den späten 1970er und den 1980er Jahren verstanden sich diese unabhängigen Labels als Gegenentwurf zu dem Oligopol der Major-Labels EMI, Sony BMG, Universal Music Group, Warner Music Group und ihren Tochtergesellschaften. Diese Major-Labels stehen im Ruf, rein gewinnorientiert zu arbeiten und sowohl gegen die Belange der Musiker als auch der Fans zu arbeiten [1]
Im Gegensatz dazu ist es typisch für Independent-Labels, dass sie Künstler über eine gewisse Zeit hinweg aufbauen und auch persönlich von ihnen überzeugt sind. Sie machen dafür geringere, mit denen der Majors nicht vergleichbare Umsätze und sind einer größeren ökonomischen Unsicherheit ausgesetzt. So kann es einer Independent-Firma unter Umständen den Garaus machen, wenn ein Künstler, den sie aufgebaut hat und mit dem man Geld zu verdienen hofft, zu einem Major wechselt (da es keine Ablösesummen wie im Fußball gibt), oder ein Vertrieb pleite geht (siehe dazu EfA).
Geschichte
Independent-Label im weiteren Sinne gibt es seit Beginn der Schallplattenproduktion. Insbesondere Jazzmusiker wie Charles Mingus, der gemeinsam mit Max Roach 1952 das Label Debut Records gründete, haben bereits seit den 1950ern versucht, selbst über die Produktionsmittel zu bestimmen (vgl. für Europa etwa Instant Composers Pool (seit 1967) und Free Music Production (seit 1969)).
Die 1970er und 1980er Jahre
Häufig wird der Begriff jedoch mit den aus einer anarchistischen Punk-Idee heraus entstanden Labels verbunden, die Ende der 1970er entstanden. Sie waren eine bewusste Absage an die Politik und die Ästhetik der großen Plattenfirmen und standen auch in direktem Bezug zur "do it yourself" (kurz: "DIY")-Einstellung in der Punk-Szene. In Deutschland gründete sich 1982 der Vertrieb EfA (kurz für: Energie für Alle), um die Aktivitäten dieser Labels zu koordinieren. Eines der bekanntesten Labels in Deutschland aus dieser Zeit war Zick Zack.
Aus dieser Ablehnung wuchs in der punkorientierten Rockszene ein weltweiter Trend.
Ein typisches Beispiel für diesen Prozess ist das britische "Rough Trade Records"-Label, das sich vom Schallplattenladen zum führenden europäischen Indie-Label der 1980er entwickelte. Auf US-amerikanischer Seite vergleichbar wäre das von Mitgliedern der Hardcore-Band Black Flag gegründete Label SST, dessen größter Erfolg aus heutiger Sicht ist, als eins der ersten Labels Grunge-Pioniere wie Soundgarden unter Vertrag genommen zu haben. Eines der bekannteren deutschen Independent-Labels ist L'age d'or. Vor diesem Hintergrund hat eine allgemein kritisch-oppositionelle Grundüberzeugung in der Independent-Szene Tradition.
Die 1990er und 2000er Jahre
Zu Beginn der 1990er Jahre hatten es die Major-Label geschafft, sich den neuen musikalischen Entwicklungen anzupassen - als Markierungspunkt für diese Entwicklung gilt der Erfolg von Nirvanas "Nevermind", ursprünglich beim damals noch unabhängigen Label Sub Pop erschienen und später vom Major-Sublabel Geffen Records übernommen. "Alternative" wurde zum Warenzeichen. Kleinere, flexiblere Sublabels der Majors wurden gegründet und Independent-Label wie Sub Pop aufgekauft. Viele Independent-Labels gingen verschiedene Formen von Kooperation mit den Majors ein, vor allem aus ökonomischen Gründen, da eine konstante Selbstausbeutung nicht durchzuhalten war. Vielen kam auch mit der Zeit die politische Motivation abhanden. Im Jahre 1994 erschien mit The Offsprings "Smash" bei Epitaph Records das mit ca. 16 Millionen verkauften Tonträgern bisher meistverkaufte Independent-Album.
In den 2000er Jahren und im Zuge der Krise der Musikindustrie konnten Independent-Labels wieder stärker ökonomische Nischen besetzten, da sich die Majors wieder stärker auf ihre Kernkompetenz, der "Produktion" von Mainstream-Stars konzentrierten. So ist ein weitaus profanerer Entscheidungsgrund eines Künstlers, bei einem Independent-Label zu unterschreiben, bei einem Major-Label nicht unter Vertrag genommen zu werden, weil er nicht verkaufsträchtig genug erscheint. Zudem konnten die kleinen Labels schon immer sensibler auf neue Trends und Entwicklungen in der Musikszene wie z. B. Techno reagieren. So ist besonders beim Aufkeimen neuer Musikrichtungen auch immer eine sprunghaft steigende Zahl von Independent-Labels zu beobachten gewesen.
Independent-Labels beschäftigen sich nicht ausschließlich mit Musik, sondern können auch DVDs, Videos, Mode und andere lebensartbezogene Produkte herstellen und vermarkten.
Ästhetik
Viele Mitglieder der Indie-Szene bzw. -Subkultur haben auch eine mehr oder minder stark ausgeprägte antikommerzielle und antikonsumorientierte Haltung. Dies zeigt sich in der Ablehnung rein kommerzieller Musikbands, der Abgrenzung von übermäßigem und vor allem "primitivem" Konsum (sowohl in materieller als auch geistig-kultureller Hinsicht, z. B. durch das Tragen von Second-Hand-Kleidung) und manchmal auch generell von allgemeinen Verhaltensmustern, wie sie von Jugendlichen oder jungen Menschen aufgezeigt werden.
Auch im Bereich der Hiphopszene werden Künstler bei Independent-Labels besonders respektiert, da es dem früheren Untergrundstatus der Rap-Musik näher steht. Künstler bei Major-Labels werden deshalb oft als kommerziell und nicht "true" (nicht echt) bezeichnet, es wird ihnen vorgeworfen Musik ohne Liebe zu produzieren und kein Interesse mehr an den ursprünglichen Idealen der Hiphopbewegung zu haben.
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Whenever I talk to a band who are about to sign with a major label, I always end up thinking of them in a particular context. I imagine a trench, about four feet wide and five feet deep, maybe sixty yards long, filled with runny, decaying shit. (Steve Albini)[1]
Siehe auch
- Kategorie:Independent-Label
- Independent
- Pop-Up
Weblinks
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