Uneticka Kultur

Uneticka Kultur

Der Begriff Aunjetitzer Kultur (tschechisch Únětická kultura; benannt nach dem Fundort Únětice/Aunjetitz in Böhmen, nördlich von Prag) bezeichnet eine Sachgütergemeinschaft der Frühbronzezeit im Zeitraum von ca. 2300 v. Chr. bis 1600/1500 v. Chr. Der Name „Úněticer Kultur“ tauchte erstmals in dem 1910 erschienenen „Handbuch der Tschechischen Archäologie“ der Prager Prähistoriker Karel Buchtela und Lubor Niederle auf.

Das Verbreitungsgebiet der Aunjetitzer Kultur zieht sich vom Osten Niedersachsens über Sachsen, Thüringen, das obere Odergebiet, Böhmen, Mähren, bis Niederösterreich nördlich der Donau. Wichtige Fundorte in Deutschland sind das "Fürstengrab" von Leubingen, der Hortfund von Dieskau, sowie die Gräberfelder von Nohra und Großbrembach.

Von wirtschaftlicher Bedeutung waren vor allem die Bodenschätze Kupfer und Salz. Funde aus Gräbern und Horten belegen, dass Bronzen in großer Menge hergestellt wurden und komplizierte Guss- und Verzierungstechniken bekannt waren. Herausragende Funde aus dieser Epoche stellen die (Häuptlings-)Gräber von Leubingen nahe Erfurt in Thüringen und von Helmsdorf im Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt dar. Beide Gräber konnten dendrochronologisch datiert werden: 1942 (± 10) v. Chr. bzw. 1840 (± 60) v. Chr (Datierung der Totenlade von Helmsdorf) also [1]). Diese reichen Gräber bilden zwar eine absolute Ausnahme, weisen aber auf eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft hin. Noch nicht geklärt ist, ob im Erzgebirge, welches im Gebiet der Aunjetitzer Kultur liegt, damals Bergbau auf Kupfererze und das in Europa seltene Zinn betrieben wurde.

Gleichzeitige, benachbarte Kulturen sind: im Westen: Straubinger Kultur und Singener Gruppe, im Süden: Unterwölblinger Gruppe, Wieselburger Gruppe, später Böheimkirchen-Veterov, im Südosten: Nitra-Gruppe, später Mad’arovce-Gruppe (=Böheimkirchen-Veterov), im Nordwesten: später Sögel-Kreis, im Norden und Nordosten: Iwno Gruppe, Grobia Gruppe und im Osten: Mierczanowice-Gruppe, Chlopice-Vesele-Gruppe.

Nach 1600 v. Chr. wurde die Aunjetitzer Kultur durch die Hügelgräberbronzezeit abgelöst.

Bekannte Funde

Literatur

  • Richard Pittioni, Urgeschichte des Österreichischen Raumes, Wien 1954.
  • Otto Helmut Urban, Der lange Weg zur Geschichte Österreichs, Österreichische Geschichte bis 15 v. Chr. Wien 2000.
  • Daniela Kern, Überlegungen zum Nachweis von Mobilität und Migration in Ostösterreich zur Zeit der Glockenbecher, Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 133, 2003.
  • Zich, Bernd, Studien zur regionalen und chronologischen Gliederung der nördlichen Aunjetitzer Kultur (Berlin 1996).
  • Bartelheim, Martin, Studien zur böhmischen Aunjetitzer Kultur : chronologische und chorologische Untersuchungen (Bonn 1998).
  • Lauermann, Ernst Studien zur Aunjetitz-Kultur im nördlichen Niederösterreich (Bonn 2003).

Quellen

  1. Ilona Knapp: Fürst oder Häuptling? Eine Analyse der herausragenden Bestattungen der frühen Bronzezeit in Archäologie Digital 1, Freiburg 2001 ISBN 3-935846-00-2 S. 53 u. S. 51

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