Ungarisches Königreich

Ungarisches Königreich
Das Königreich Ungarn im 19. Jahrhundert
Die ungarische Reichshälfte und ihre Einteilung in Komitate nach 1883
Die ethnische Karte von Großungarn (1880)
Ungarischer Bevölkerungsanteil in Großungarn (1890)
Ungarischer Bevölkerungsanteil in den einzelnen Komitaten (1910)

Das Königreich Ungarn bestand in wechselnden Grenzen von 1001 bis 1918. Es entstand im heutigen Westungarn und vergrößerte seinen Herrschaftsbereich in der Folgezeit auf das Gebiet des gesamten heutigen Ungarn, das Gebiet von Siebenbürgen, die Slowakei, die Vojvodina, die Karpatenukraine, das Burgenland, Kroatien (außer Dalmatien und Istrien) und einige kleinere Gebiete. (Siehe auch Geschichte Ungarns und Länder der heiligen Stephanskrone.)

Die ungarische Bezeichnung lautet Magyar Királysag, was wörtlich übersetzt sowohl „Ungarisches Königreich“ als auch „Magyarisches Königreich“ bedeutet. Die Tschechen, Slowaken, Slowenen, Kroaten und Serben, deren Angehörige ganz oder teilweise in bzw. in unmittelbarer Nachbarschaft zu diesem Vielvölkerstaat lebten, unterscheiden in ihren Sprachen bei der Staats- und Volksbezeichnung jedoch zwischen „ungarisch“ und „magyarisch“. Für den Vielvölkerstaat vor 1918 werden daher Bezeichnungen ohne ethnische Zuordnung verwendet: Uhersko (tschechisch), Uhorsko (slowakisch), Ogrska (slowenisch) und Ugarska/Угарска (kroatisch/serbisch). Der magyarische Nationalstaat, wie er nach 1918 entstand, wird in diesen Sprachen dagegen, den ethnisch magyarischen Charakter widerspiegelnd, Maďarsko (tschechisch und slowakisch), Madžarska (slowenisch) bzw. Mađarska/Мађарска (kroatisch/serbisch) genannt.

Der erste König des Königreichs war Stephan I. der Heilige aus der Herrscherdynastie der Árpáden, der 1001 formell als König von Ungarn anerkannt wurde, als Papst Silvester II. ihm den Titel „Apostolische Majestät“ verlieh.

Im Jahr 1102 wurde König Koloman von Ungarn durch ein Abkommen mit dem kroatischen Adel (pacta conventa) in Personalunion auch König von Kroatien. Die Verwaltung übernahmen kroatische Bane. 1527 wählte der kroatische Sabor in Cetin „völlig frei und ohne fremde Beeinflussung“ Erzherzog Ferdinand von Habsburg zu seinem König.

Der Dynastie der Árpáden folgte im frühen 14. Jahrhundert das Geschlecht der Anjou auf den Thron, später kamen auch das Geschlecht der Jagiellonen und andere nichtdynastische Herrscher an die Macht. János Hunyadi, der Regent und auch Heerführer war, wehrte 1456 die Belagerung von Belgrad (altungarisch Nándorfehérvár) die Osmanen ab und sicherte damit für weitere 70 Jahre die Unabhängigkeit des Landes. Nach seinem Tod wurde sein Sohn Matthias Hunyadi (1458–1490) zur König gewählt, der als Matthias Corvinus größere Bekanntheit erlangte. Von 1526 an war das Haus Habsburg im Besitz der ungarischen Königswürde und behielt diese bis zum Ende der Donaumonarchie im Jahre 1918.

Nach der Niederlage in der Schlacht bei Mohács 1526 und einem anschließenden Bürgerkrieg verlor das Königreich folgende Gebiete (siehe Karte):

  • die östlichen Gebiete wurden zum Herzogtum Siebenbürgen unter osmanischer Oberhoheit (osmanischer Vasallenstaat)
  • die eroberten Gebiete (größtenteils das heutige Ungarn) wurden integraler Bestandteil des Osmanischen Reiches

Das übrig gebliebene Hoheitsgebiet (größtenteils die heutigen Gebiete Slowakei, Burgenland und West-Kroatien), das den Habsburgern unterstand, wurde in Königliches Ungarn umbenannt. De facto wurde es integraler Teil der (österreichischen) habsburgischen Monarchie. Nach der Zurückdrängung des Osmanischen Reiches auf die Gebiete südlich der Donau und der Save um 1700 wurde das ehemalige Königreich wiederhergestellt.

1867 entstand die k.u.k. Monarchie, die österreichische Dominanz im Kaiserreich wurde durch den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich beendet und die gesamte habsburgische Monarchie in den „Doppelstaat“ Österreich-Ungarn umgewandelt. Der Herrscher war nun Kaiser von Österreich und König von Ungarn in Personalunion.

Im ungarischen Landesteil gelang es erst nach einer systematischen und bürokratisch durchaus gewalttätigen Magyarisierungskampagne Ende des 19. Jahrhunderts, eine (immer noch knappe) magyarische Bevölkerungsmehrheit herbeizuführen, so dass die Magyaren während des größten Teils der Geschichte ihres Reiches in der Minderheit waren.

Die k.u.k. Monarchie bestand bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918, als die Republik Ungarn ausgerufen wurde und das Königreich aufhörte zu existieren. Im Vertrag von Trianon von 1920 musste die Regierung in Budapest der Teilung des Gebietes des ehemaligen Königreichs Ungarn zustimmen.

Königreich Ungarn war auch die offizielle (sonst aber nicht gebräuchliche) Bezeichnung des ungarischen Staates, der größtenteils dem heutigen Ungarn entsprach und vom 21. März 1920 bis zum 21. Dezember 1944 bestand. Während dieser Zeit wurde das Land vom Reichsverweser Miklós Horthy geführt; dieser stellte den Königstellvertreter (siehe Truchsess) während der Abwesenheit des tatsächlichen Königs dar, daher die Bezeichnung „Königreich“.

Siehe auch


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