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Die Parthenogenese (altgriechisch παρθενογένεσις, von παρθένος, „die Jungfrau“ und γένεσις, „die Entstehung, Geburt, Genese“, deswegen auch Jungfernzeugung oder Jungferngeburt genannt) ist eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung. Dabei entstehen die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen.
Manche Pflanzen und weibliche Tiere, wie z. B. Blattläuse, aber auch manche Fisch- und Eidechsenarten, können sich eingeschlechtlich fortpflanzen, das heißt ohne von einem männlichen Artgenossen befruchtet zu werden. Bei diesem Vorgang spielt die Parthenogenese eine entscheidende Rolle: Durch bestimmte Hormone wird der unbefruchteten Eizelle eine Befruchtungssituation „vorgespielt“, worauf diese sich zu teilen beginnt und zu einem Organismus heranreift. Der Parthenogenese kann entweder eine Meiose mit Eizellenbildung vorausgehen oder sie kann direkt über diploide Keimbahnzellen ablaufen. Bei letzterer findet keine Rekombination statt und die entstandenen Nachkommen sind Klone ihrer Mutter.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen
Parthenogenese wird nach derzeitigem Wissensstand für höhere Säugetiere und Beuteltiere als schwierig bis unmöglich angesehen. Grund hierfür ist das so genannte Imprinting, welches es angeblich unumgänglich macht, dass für die vollständige Entwicklung eines Embryos je ein männlicher und ein weiblicher Chromosomensatz zur Verfügung steht. Es wird jedoch daran geforscht, menschliche Stammzelllinien aus unbefruchteten Eizellen zu gewinnen. Bisher nachgewiesen wurde Parthenogenese, die auf natürliche Weise zu voll entwickelten Tieren führt, unter anderem bei:
- Bärtierchen (Familie Echiniscidae)
- vielen Insekten, z. B. den Rüsselkäfern, den Gespenstschrecken, den Kopfläusen, der Großen Sägeschrecke und bei den meisten Fransenflüglern und Hautflüglern, zum Beispiel der Honigbiene, bei der die männlichen Tiere (Drohnen) dadurch entstehen, dass die Königin nicht befruchtete (haploide) Eier legt (siehe Haplodiploidie)
- einigen Spinnentieren, z. B. bei Skorpionen der Familie Buthidae (Tityus serrulatus, Hottentotta h. hottentotta)
- Krebsen, insbesondere Cladocera, Daphnia, Marmorkrebs
- Schnecken, etwa Thiaridae (z. B. Melanoides tuberculata)
- Eidechsen, z. B. der australische Gecko Heteronotia binoei [1], dem Komodowaran Varanus komodoensis [2] sowie der pazifische Gecko Lepidodactylus lugubris.
- einer Schlangenart, und zwar der Blumentopfschlange
- Schaufelnasen-Hammerhai [3] [4]
- Kleiner Schwarzspitzenhai .[5] [6]
- einigen Vögeln, zum Beispiel bei Truthühnern[7], obwohl es auch bei Vögeln vereinzelt Imprinting gibt.
Formen der Parthenogenese
- die Arrhenotokie: Die Meiose erfolgt ganz normal. Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich haploide Männchen. Aus befruchteten Eiern werden diploide Weibchen. Typisches Beispiel sind die Honigbienen, deren Drohnen durch diese Form der Parthenogenese entstehen.
- die automiktische Parthenogenese: Die Reduktionsteilung der Meiose erfolgt ganz normal. Anschließend werden die Kerne jedoch nicht auf Tochterzellen verteilt, sondern es verschmelzen jeweils zwei Kerne sofort wieder. (Thelytokie) Dadurch wird der alte diploide Zustand wiederhergestellt, und es entstehen weibliche Individuen (Schmetterlingsmücken, Mottenschildläuse)
- die apomiktische Parthenogenese: Hier erfolgt in der Oozyte keine Reduktionsteilung in der Meiose. Die Nachkommen haben alle den gleichen Chromosomensatz wie die Mutter.
- Reifungsteilungen fallen völlig aus (Cynipidae)
- Reduktionsteilung unterbleibt (Aphididae)
- beide Reifungsteilungen sind Äquatorialteilungen (Phasmatodea, Blattodea)
- die Paedogenese, bei der die eingeschlechtliche Vermehrung bereits in einem Jugendstadium erfolgt, zum Beispiel bei Gallmücken der Gattungen Miastor, Heteropeza und Henria, sowie bei dem Käfer Micromalthus debilis (siehe auch Neotenie).
Darüber hinaus unterscheidet man zwischen obligatorischer und fakultativer Parthenogenese. Im Gegensatz zur obligatorischen Parthenogenese gibt es bei der fakultativen Parthenogenese Arten, bei denen sowohl ein- als auch zweigeschlechtliche Populationen bekannt sind (Skorpione, Blattläuse, Gallwespen). Das bezeichnet man als Heterogonie oder Amphitokie.
Parthenogenese in religiöser Sicht
Nach christlichem und muslimischem Verständnis wurde Jesus Christus als Sohn einer Jungfrau geboren (Jungfräuliche Geburt). Dies ist biologisch nicht möglich, da ein weibliches Wesen hätte entstehen müssen. Auch in anderen Religionen, z. B. im Hinduismus, wird die Jungfrauengeburt als Mythos überliefert.
In der deutschen Rechtsprechung
Am 19. Juni 2000 entschied Richter Fritz Henge vom Amtsgericht Idstein in einer Anklage wegen uneidlicher Falschaussage für eine Frau, die behauptet hatte, sie habe zum Zeitpunkt der Zeugung ihres Sohnes nur mit ihrem geschiedenen Ehemann geschlechtlichen Verkehr gehabt. Der Richter meinte, der Sohn, der nachweislich nicht von ihrem geschiedenen Ehemann abstammt, könne von einem erwähnten Mann, mit dem sie „nur geknutscht habe“, gezeugt worden sein, indem der Samen auf „unerfindlichem Pfad“ seinen Weg gefunden hätte, und auch eine Parthenogenese könne wissenschaftlich nicht ausgeschlossen werden.[8] [9]
Siehe auch
Literatur
- Marianne Wex: Parthenogenese heute. Edition Frauenmuseum Wiesbaden, ISBN 3-9805380-0-1
Einzelnachweise
- ↑ Männerlose Frauenpower auf Wissenschaft.de
- ↑ Parthenogenese beim Komodo-Waran. Naturwissenschaftliche Rundschau 60(5), S. 257 – 258 (2007), ISSN 0028-1050
- ↑ Demian D. Chapman et. al (22. August 2007): Virgin birth in a hammerhead shark. In: Biology letters, Bnd 3(4), S. 425-427, PMID 17519185
- ↑ SPON: Hammerhaie beherrschen Single-Trick
- ↑ Demian D. Chapman et. al (08. Oktober 2008): Parthenogenesis in a large-bodied requiem shark, the blacktip Carcharhinus limbatus Parthenogenesis in a large-bodied requiem shark, the blacktip Carcharhinus limbatus. In: Journal of Fish Biology, Bnd. 73 S. 1473 - 1477 doi:10.1111/j.1095-8649.2008.02018.x
- ↑ Wissenschaft.de: Wie der Haifisch zum Kinde kommt
- ↑ Olsen MW: Avian parthenogenesis. USDA publication no. ARSNE- 65. Beltsville, MD: USDA, 1975.
- ↑ Das Ende einer Vaterschaft, SPIEGELreporter, 11/2000, von Erwin Koch
- ↑ Die „unbefleckte Empfängnis“ ist rechtskräftig, WAZ, 7. September 2000
Weblinks
- Gewinnung von embryonalen Stammzellen durch Parthenogenese Artikel in Telepolis
- Eine unerwartete Bescherung Artikel in Frankfurter Rundschau
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