- Universalgenie
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Als Polyhistor, von altgriech. πολύς (polys = viel, weit, ausgedehnt), ἱστορία (historia = das Erforschen, Kunde, Wissenschaft), (engl. polymath), „Vielwisser“ resp. „Genius universalis“, wird seit der Frühen Neuzeit ein Gelehrter mit ungewöhnlich vielseitigen Kenntnissen in den verschiedensten Gebieten der Wissenschaften bezeichnet. Man kann den Begriff nur ungenau als Synonym für Universalgelehrter, Universalgenie oder Universalist verwenden.
Geschichte
Der altägyptische Erfinder und Ratgeber Imhotep gilt als erster namentlich genannter Polyhistor (ca. 2700 v. Chr.). In der Antike nennt man Marcus Terentius Varro als wichtigsten römischen Polyhistor. Den Beinamen Polyhistor trug der griechische Grammatiker Lucius Cornelius Alexander Polyhistor. Darüber hinaus war Polyhistor der Titel eines Werkes von Gaius Julius Solinus, das im Mittelalter sehr populär war, wobei der Titel als (Bei-)Name des Autors angenommen wurde.
Als Inbegriff des Universalgenies gilt zweifelsohne Leonardo da Vinci, berühmtes Beispiel eines barocken Polyhistors ist Gottfried Wilhelm Leibniz. Das Gedicht Der Polyhistor des frommen Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) kritisiert: Klug sei, wer sage: "Ich habe nichts als mich studiert. | Nichts als mein Herz, das mich so oft verführt, | Des Tiefe sucht ich zu ergründen, | Um meine Ruh und andrer Ruh zu finden", der Polyhistor hingegen besitze nur eitles Wissen.[1]
Im 19. Jahrhundert traten die Polyhistoren zurück, auch wenn sich bildungssprachlich der Begriff bis heute gehalten hat.
In der arabischen Wissenschaft hat den Rang des vielseitigsten Autors der Kairiner Gelehrte As-Suyuti (1445–1505) inne, der in seinem Werk beinahe alle Wissenszweige behandelte, von der Koranauslegung über Fiqh, Hadith-Wissenschaft, Literatur, Lexikographie, Geschichte, Geographie, bis hin zu Pharmazie und Erotica.
„In der Polyhistorie ist das Ideal der Umfassendheit vor allem wirksam geworden: alles, was geschrieben ist, findet ihr Interesse, ihr Gegenstand ist die res literaria als solche. Der Polyhistor bibliographiert und rezensiert, und was er veröffentlicht, ist eine möglichst umfassende kommentierte Bibliographie. Solche Bücher, nach Disziplinen geordnete Werkverzeichnisse, erscheinen schon ab der Mitte des 16. Jahrhunderts. Der bedeutendste Polyhistor des 17. Jahrhunderts, Daniel Georg Morhof (1639–1691) schafft in seinem ‚Polyhistor literarius, philosophicus et practicus‘ die Voraussetzung für die Weltgeschichten der Philosophie, die im 18. Jahrhundert entstehen.“
– Franz M. Wimmer : [2]
Einzelnachweise
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