Universität Gesamthochschule Kassel

Universität Gesamthochschule Kassel
Universität Kassel
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Gründung 1970
Trägerschaft staatlich
Ort Kassel
Bundesland Hessen
Staat Deutschland
Leitung Rolf-Dieter Postlep
Studenten 18.035 (WS 2008/09)
Mitarbeiter 1.783
davon Professoren 304 (2008)
Jahresetat 169,3 Mio.€ (2008)
Website www.uni-kassel.de

Die Universität Kassel ist die nördlichste Universität Hessens. Sie wurde 1970 als erste Gesamthochschule Deutschlands gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Die heutige Universität Kassel wurde 1970 als Gesamthochschule Kassel (GhK) gegründet, sie ist die erste Hochschule dieser Art und die einzige Gesamthochschule außerhalb Nordrhein-Westfalens. Der erste gestufte Diplomstudiengang nach dem singulären Lehrkonzept des Kasseler Modells beginnt 1974.

Das Kasseler Gesamthochschulkonzept bedeutet zum Einen die Integration verschiedener Vorgänger-Hochschulformen, hier waren es die Hochschule für Bildende Künste, die Ingenieurschule sowie die Höhere Wirtschaftsfachschule, in einer einzigen Hochschule. Zusätzlich wurden begonnen, die Gebäude vieler Fachbereiche und Institute an einem zentralen Ort, dem Campus Holländischer Platz, zu konzentrieren. Die stadträumliche Konzentration ist jedoch noch nicht abgeschlossen: Fachbereiche sind heute in der Stadt Witzenhausen und im Stadtgebiet von Kassel (Heinrich-Plett-Straße, Menzelstraße, Wilhelmshöher Allee, Damaschke-Straße) angesiedelt. Die Verwaltung befindet sich seit 1985 nordöstlich der Innenstadt im Stadtbezirk Nord-Holland auf dem ehemaligen Gelände der Firma Henschel, dem heutigen Campus Holländischer Platz. Langfristig ist vorgesehen, weitere über die Stadt Kassel verteilten Einrichtung an den Holländischen Platz zu verlegen. Die dafür bereits im Jahr 2002 durch das Land erworbenen Flächen der ehemaligen Zeltfabrik Gottschalk & Co werden auf Grundlage des 2005 beschlossenen Baustrukturkonzeptes für die Hochschule umgenutzt.

Geschichte der Universität

Campus der Universität Kassel am Holländischen Platz

Bereits 1633 durfte sich Kassel für 20 Jahre Universitätsstadt nennen, bevor die hessische Landesuniversität aus dem Renthof in das wiedergewonnene Marburg zurückverlegt wurde. Landgraf Friedrich II. gründete 1777 die heutige Kunsthochschule als Akademie der Künste. Auch die 1832 gegründete Höhere Gewerbeschule (Polytechnikum), an der u. a. die Chemiker Heinrich Buff, Friedrich Wöhler und Robert Wilhelm Bunsen lehrten und forschten, kann als Vorläuferin der Kasseler Universität angesehen werden. Bereits 1866 gab es Pläne, das Polytechnikum zu einer technischen Hochschule oder Universität auszubauen; aus Geldmangel konnte das Vorhaben in Kassel nicht realisiert werden (statt dessen wurde 1870 die Technische Hochschule Aachen gegründet).

Am Nebenstandort Witzenhausen wurde 1898 die Deutsche Kolonialschule (Tropenschule) gegründet, um Menschen für eine Übersiedlung in die deutschen Kolonien landwirtschaftlich auszubilden.

Erste Forderungen nach Gründung einer Universität in Kassel werden 1958 laut, später erfolgt die Gründung einer Bürgerinitiative zur Erreichung dieses Ziels. 1970 beschließt der hessische Landtag die Gründung einer integrierten Gesamthochschule. Ludwig von Friedeburg, der hessische Kultusminister, gilt als Gründer der Kasseler Gesamthochschule. Am 25. Oktober 1971 beginnt der Lehrbetrieb. Gründungspräsidentin wird ein Jahr später Frau Dr. Vera Rüdiger. Der erste gestufte Diplomstudiengang nach dem neuen Kasseler Modell beginnt 1974. Ein Jahr später wird Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker neuer Präsident der GhK. Am Holländischen Platz (Hopla) befindet sich seit 1985 der neue Campus. Beim 20-jährigen Jubiläum der Hochschule sind mehr als 16000 Studenten eingeschrieben. Der Hochschulkonvent beschließt 1993 die Änderung des Namens in „Universität Gesamthochschule Kassel“. Seit diesem Jahr ist die Uni weiterhin Mitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zum Wintersemester 2001 werden mit Hilfe externer Sponsoren zwei neue interdisziplinäre Studienangebote eingerichtet: Informatik und Wirtschaftsingenieurwesen. Die Universität feiert am 15. Februar 2002 - 30 Jahre nach Gründung der Hochschule - ihren ersten Universitäts-Tag. Mit einem Senatsbeschluss fällt 2003 der Namensteil „Gesamthochschule“ weg, die Uni heißt nun nur noch „Universität Kassel“. Ein Jahr später werden neue Bachelor- sowie Masterstudiengänge eingerichtet und noch im selben Wintersemester kommen weitere Diplom-Studiengänge wie Mechatronik und Nanostrukturwissenschaften zum Angebot der Universität hinzu. Mit der Modularisierung unter den Rahmenbedingungen des Bolognaprozesses beginnt die Vorbereitung von Credit-Point-System und zentraler, automatisierter Studienleistungserfassung. Ein großes deutsches Logistikunternehmen unterstützt 2005 die Einrichtung dreier Marketingprofessuren am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften und wird so oft als Stifterin in der Lokalpresse genannt - wirksamer kann Marketing kaum geplant werden.

Lehre und Forschung

Die Forschung an der Universität Kassel ist traditionsgemäß vielfältig und transdisziplinär verknüpft. Zusammengefasst werden können die Aktivitäten im Universitätsprofil „Natur, Technik, Kunst, Gesellschaft“. Arbeitsschwerpunkte liegen einerseits im Bereich der Umweltwissenschaft (z.B. der Architektur und Planungswissenschaften, ökologischer Landbau, regenerative Energien und interdisziplinäre Projekte), den technischen Ingenieurwissenschaften (Umformtechnik), der neu gegründeten Informatik (Nutzung aktueller Technologien unter Berücksichtigung der informationellen Selbstbestimmung) sowie der Nanostrukturwissenschaften, andererseits in den Erziehungswissenschaften (Schulforschung, Reformpädagogik), den Sozialwissenschaften (Globalisierungsforschung, Soziologie), der Linguistik (Pragmatik, Sprachgeschichte) und in Kunst und Design.

Nicht zu unterschätzen ist das Innovationspotential, dass durch die strukturell geförderte Inter- und Transdisziplinare Zusammenarbeit erwächst: Die wissenschaftlichen Zentren für Umweltsystemforschung (CESR) und Hochschulforschung (INCHER) sind in ihrer Form einmalig und international wirksam. Die auf den Gebiet der thermischen Bauphysik und deren Umsetzungs- und Anwendungsforschung tätigen Einrichtungen des Zentrum für Umweltbewusstes Bauen e. V. (ZUB) und der benachbarten Repräsentanz des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IPB) sind für die Hochschule ebenso profilbildend.

Neben einem umfangreichen Angebot an berufsqualifizierenden Studiengängen bietet die Universität auch weiterbildende Studiengänge für Berufstätige an. Über insgesamt 22 Hochschulpartnerschaften, mehr als 100 internationale Fachbereichskooperationen sowie 115 Partnervereinbarungen im Rahmen von Kooperations- und Austauschprogrammen innerhalb der EU (Sokrates und Erasmus) fördert die Universität die Internationalisierung der Ausbildung und den Austausch zwischen Studierenden sowie Wissenschaftlern in aller Welt.

Besonderheiten

Die Lehre an der Uni Kassel ist vom sogenannten Kasseler Modell, einem Lehrkonzept mit großem Praxisbezug geprägt, das durch die bei ihrer Einrichtung reformierten Lehramtsstudiengänge sowie der Geschichte als Gesamthochschule begründet ist: In sämtlichen Studiengängen müssen schon recht früh Berufspraktika absolviert werden. So lernen beispielsweise Lehramtsstudenten den Lehreralltag bereits im Grundstudium kennen, während an anderen Universitäten Schulpraktika bislang erst gegen Ende des Studiums anstanden.

Siehe auch: Universitätsbibliothek Kassel

Studentisches Kulturleben

Pünktlich zur Documenta XI 2002 nahm das studentische Kulturzentrum „K19“ seinen Betrieb auf. Eingerichtet als Studentenclub in einer alten Wartungshalle der Henschel-Werke und großzügig ausgestattet mit Veranstaltungstechnik bietet es einen offenen Raum für vielfältige Kulturveranstaltungen.

Fachbereiche (Fakultäten) und besondere Einrichtungen

  • FB 01 - Erziehungswissenschaft, Humanwissenschaften, Musik
  • FB 02 - Sprach- und Literaturwissenschaften Anglistik, Romanistik, Germanistik
  • FB 04 - Sozialwesen
  • FB 05 - Gesellschaftswissenschaften, Geographie, Sportwissenschaften
  • FB 06 - Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung
  • FB 07 - Wirtschaftswissenschaften und Psychologie
  • FB 11 - Ökologische Agrarwissenschaften
  • FB 14 - Bauingenieurwesen
  • FB 15 - Maschinenbau
  • FB 16 - Elektrotechnik/Informatik
  • FB 17 - Mathematik
  • FB 18 - Naturwissenschaften (Institute für Biologie, Chemie und Physik)
  • FB 20 - Kunsthochschule Kassel
  • Internationales Zentrum für Hochschulforschung Kassel (INCHER-Kassel)
  • Wissenschaftliches Zentrum für Umweltsystemforschung (III)
  • Center for Interdisciplinary Nanostructure Science and Technology (CINSaT)
  • Graduiertenkolleg „Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse. Dimensionen von Erfahrung“
  • Promotionskolleg „Kinder und Kindheiten im Spannungsfeld gesellschaftlicher Modernisierung“
  • Interdisziplinäre Arbeitsgruppe (IAG) Frauen- und Geschlechterforschung
  • IAG Philosophische Grundlagenprobleme
  • IAG Werkstoffe der Mikroelektronik
  • IAG Gewässerforschung und Gewässerschutz
  • IAG Grundschulpädagogik
  • IAG Kulturforschung
  • Zentrum für Lehrerbildung
  • Referat für Schulpraktische Studien
  • Uni Kassel International Management School
  • UniKasselTransfer

Absolventen

Professoren

Siehe auch

Literatur

  • Annette Ulbricht (Hrsg.): Von der Henschelei zur Hochschule. Der Campus der Universität Kassel am Holländischen Platz und seine Geschichte. Kassel, 2004; ISBN 3-89958-099-0

Weblinks

51.3227749.5075627Koordinaten: 51° 19′ 22″ N, 9° 30′ 27″ O


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