Unzialschrift

Unzialschrift
Handschriftliches Beispiel für Unzialschrift
Computergesetztes Beispiel für Unzialschrift und Halbunzialen

Die Unziale oder Unzialschrift (früher Uncialschrift) ist eine Majuskelschrift, die wahrscheinlich aus der älteren römischen Kursive entstanden ist. Die Unziale wurde mit der Rohrfeder auf Pergament geschrieben.

Den Namen Unziale hat Jean Mabillon im 17. Jahrhundert eingeführt, indem er wohl eine Briefstelle bei Hieronymus missverstanden hat, in der dieser über die „zollgroßen“ (lat. uncia, ein zwölftel Fuß, 1 Zoll) Buchstaben klagt.

Im Gegensatz zur Capitalis ist die Unziale eine vorwiegende Buchschrift. Sie entstand im 4. Jahrhundert und wurde bis zum 6. Jahrhundert für Bücher (Codices) und darüber hinaus als Auszeichnungsschrift verwendet. Charakteristisch an ihr sind die gerundeten, serifenlosen Buchstaben und einige Ober- und Unterlängen. Diese sind aber noch nicht sehr ausgeprägt.

Es sind ca. 300 Manuskripte, meist Teile der Bibel, in Unzialschrift erhalten. Vollständig erhalten sind beispielsweise die griechischen Handschriften Codex Sinaiticus und Codex Vaticanus.

Inhaltsverzeichnis

Klassifizierung

Es werden grundsätzliche drei Formen der Unziale unterschieden:

  • griechische Unziale (4. bis 15. Jahrhundert)
  • lateinische Unziale (4. bis 8. Jahrhundert)
  • gotische Unziale (4. Jahrhundert: Schrift zur Wiedergabe der ostgermanischen gotischen Sprache. — Nicht zu verwechseln mit den Schriften des „gotischen“ Zeitalters im abendländischen Mittelalter!)

Halbunziale

Gegen Ende des 4. Jahrhundert kam in Europa die Halbunziale (auch Semiunziale) auf, deren Name in die Irre führt, denn die Formen fußen nicht auf der Unziale sondern zum Großteil auf der jüngeren römischen Kursive. Die Halbunziale besitzt deshalb schon ausgeprägte Ober- und Unterlängen und gilt als erste kalligraphische Minuskelschrift. Obwohl sie weniger als die Unziale gebraucht wurde, war sie die wichtigste Schrift der christlichen Literatur und wurde hierbei von der karolingischen Minuskel mit den überwiegend heute noch gültigen Kleinbuchstaben (literae minutae genannt) abgelöst. Typisch für die Halbunziale ist das „cc-a“ und das dreiförmige „g“.

Literatur

  • Bernhard Bischoff: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters. 2. überarb. Aufl., Erich-Schmidt-Verlag, Berlin 1986 (Grundlagen der Germanistik 24, S. 91−107), ISBN 3-503-02253-8.
  • Jan-Olof Tjäder: Der Ursprung der Unzialschrift. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. 74,1 (1974), S. 9–40.
  • Elias Avery Lowe: English Uncial. Oxford 1960.
  • Károly Földes-Papp: Vom Felsbild zum Alphabet – die Geschichte der Schrift von ihren frühesten Vorstufen bis zur modernen lateinischen Schreibschrift. Chr. Belser Verlag, Stuttgart 1966, ISBN 3-811-20007-0.

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