Uruguayan Air Force Flight 571

Uruguayan Air Force Flight 571
Uruguayan-Air-Force-Flug 571

Die verunglückte Maschine
Zusammenfassung
Datum 13. Oktober 197223. Dezember 1972
Typ Flug gegen einen Berg der Anden
Ort Abgelegene bergige Grenzregion zwischen Chile und Argentinien
Getötete 29
Flugzeug
Flugzeugtyp Fairchild FH-227D
Fluggesellschaft Fuerza Aérea Uruguaya (Militär)
Passagiere 40
Besatzung 5
Überlebende 16

Uruguayan Air Force Flight 571 war ein Flug der uruguayischen Luftstreitkräfte, der am 13. Oktober 1972 in 4000 Meter Höhe an einem Berghang in den Anden zerschellte. 16 der 45 Menschen an Bord wurden nach 72 Tagen im Eis gerettet. Die Geschehnisse sind seitdem auch bekannt als das „Wunder der Anden“. Der Film „Überleben“ von Frank Marshall schildert die Ereignisse.

Inhaltsverzeichnis

Der Absturz

Flug 571, eine Maschine des Typs Fairchild-Hiller FH-227, befand sich am 13. Oktober 1972 auf dem Weg von Montevideo in Uruguay nach Santiago de Chile. Die 45 Passagiere waren Mitglieder, Betreuer und Angehörige der Rugby-Union-Mannschaft Old Christian’s Club, die mit zwei Meisterschaftssiegen (1968 und 1970) zu den erfolgreichsten Uruguays zählt. Im chilenischen Santiago sollte das Team ein Freundschaftsspiel absolvieren. Beim Flug zwischen bis zu 6000 Meter hohen Andengipfeln kämpfte die Besatzung der Turboprop mit Orkanböen und eisigen Schneeschauern. Da sich der Pilot bereits jenseits der Berge wähnte, begann er den Sinkflug. Durch diesen bis heute nicht nachvollziehbaren Navigationsfehler kam es zu dem Unglück.

Das Flugzeug geriet in heftige Turbulenzen und Fallwinde, bis es den Gipfel eines Berges streifte. Ein Flügel wurde abgebrochen und mit solch einer Wucht nach hinten geschleudert, dass er das Heck abschnitt. Das Heck brach also nicht direkt durch das Rammen des Gipfels ab, wie es im Film Überleben gezeigt wurde.

Einige Passagiere sowie Besatzungsmitglieder wurden aus dem Loch gesaugt. Sekunden später streifte das Flugzeug einen weiteren Gipfel und verlor auch seinen zweiten Flügel. Das Flugzeug, nurmehr aus dem Rumpf bestehend, schlug mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 450 km/h auf einer Schneebank auf und kam in einem Stück zum Stehen. Der Rumpf sollte den Überlebenden mehr als zwei Monate lang als schützende Unterkunft dienen.

Von den 45 Menschen an Bord starben zwölf während oder unmittelbar nach dem Absturz. Fünf weitere starben in der ersten Nacht, welche sie mit arktischen Bedingungen konfrontierte. Die Temperatur sank auf −30, teils sogar bis −40 Grad Celsius.

Flugzeugwrack im Eis

Am achten Tag mussten die Überlebenden in einem kleinen Radio hören, dass die Suche eingestellt worden war und sie offiziell für tot erklärt wurden. An diesem Tag starb ein weiterer Passagier. Ohne die Aussicht auf Rettung, ohne die Möglichkeit, die Verletzten hinreichend zu versorgen, ohne Kleidung, die für die Wetterverhältnisse angemessen gewesen wäre und fast ohne Nahrungsmittel wurde der Zustand der Überlebenden von Tag zu Tag kritischer.

Die knappen Nahrungsvorräte (einige Tafeln Schokolade, ein paar Kekse, ein paar Flaschen Wein) waren rasch aufgebraucht. Da die Umgebung weder über eine Tierwelt noch eine Vegetation verfügte, sahen sich die Überlebenden gezwungen, auf drastische Weise ihren Überlebenskampf aufzunehmen: Sie aßen die Toten.

Einen weiteren Schicksalsschlag mussten die Überlebenden über sich ergehen lassen, als sie in der Nacht zum 31. Oktober im Schlaf von einer Lawine überrascht wurden, welche acht weitere Personen aus der Gruppe das Leben kostete. Eine zweite Lawine in dieser Nacht begrub die Maschine komplett unter sich. Zwei Wochen lang mussten die Überlebenden unterhalb der Oberfläche leben, da über ihnen ein heftiger Schneesturm tobte. Da die Toten, die es am Anfang zu beklagen gab, wegen der Lawine unzugänglich waren, mussten die Überlebenden nach einem Tag des Hungers auf diejenigen zurückgreifen, die vor zwei Tagen noch unter ihnen weilten.

Mitte November erlagen zwei weitere Überlebende ihren Verletzungen. Der letzte Tote, Numa Turcatti, war am 11. Dezember zu beklagen. Er starb aufgrund einer Infektion seiner Wunden.

Kannibalismus

Die Entscheidung, auf Kannibalismus zurückzugreifen, wurde nicht leichtfertig hingenommen. Unter den Toten befanden sich nämlich viele Verwandte, Freunde oder zumindest Bekannte derer, die noch am Leben waren. Einige weigerten sich zunächst aus moralischen Gründen, rohes Menschenfleisch zu essen. Die verzweifelte und hoffnungslose Lage drängte aber nach wenigen Tagen auch die Restlichen, von den Toten zu essen. Ungefähr sechs Leichen wurden aus Respekt vor den noch lebenden Angehörigen „zur Seite“ gelegt und sollten lediglich im äußersten Notfall gegessen werden. Am Ende waren lediglich die Leichen der Mutter und der Schwester Nando Parrados, der sich mit R. Canessa auf der Suche nach Rettung befand, nicht angetastet. Sie wurden auf dem Berg begraben.

Expeditionen und Rettung

Mehrere Überlebende wagten Expeditionen in verschiedene Richtungen, mussten aber zu ihrem Entsetzen feststellen, dass die Erkundungstouren große Gefahren mit sich brachten. Abgesehen von der konstanten Gefahr zu erfrieren, erblindete einer beinahe (Schneeblindheit), einem anderen fror fast ein Fuß ab, wiederum ein anderer wäre beinahe in eine Gletscherspalte gefallen. Außerdem war die Luft in dieser Höhe zu dünn, um größere Anstrengung zu ermöglichen.

Fernando Parrado und Roberto Canessa mit dem Hirten Sergio Catalan

Zu den fittesten Überlebenden gehörten Fernando Parrado, Roberto Canessa und Antonio Vinzintin, die den katastrophalen Bedingungen einigermaßen trotzen konnten. Einen Hoffnungsschimmer sahen die Überlebenden, als die Expeditionsteilnehmer das fehlende Heck drei Kilometer entfernt vom Rumpf fanden. Sie erhofften sich, das Funkgerät im Cockpit mit der Batterie im Heck funktionstüchtig machen zu können. Dieser Versuch scheiterte jedoch.

Die bittere Ironie des Schicksals lag darin, dass Parrado, Canessa und Vinzintin bei einer vorigen Expedition – hätten sie die Richtung beibehalten – nach insgesamt acht Kilometern zu einem Hotel gelangt wären. Dieses stand zwar zu dieser Zeit leer, dort hätten aber Proviant, Erste-Hilfe-Kästen und saubere Kleidung zur Verfügung gestanden.

Am 13. Dezember, 62 Tage nach dem Absturz, begaben sich Parrado, Canessa und Vinzintin auf eine Expedition zum Erreichen der Zivilisation. Die Expedition ging nur mühevoll voran. Zwei Tage lang konnten die restlichen Überlebenden vom Flugzeug aus die Expedition mitverfolgen. Am dritten Tag kehrte Vinzintin um, damit Parrado und Canessa größere Nahrungsvorräte hatten. Vinzintin benötigte lediglich wenige Stunden, um zur Absturzstelle zurückzukehren.

Nach zehn Tagen gelang es Parrado und Canessa, die Anden zu überwinden und Kontakt zur Zivilisation herzustellen. Sie wurden von dem chilenischen Hirten Sergio Catalán gefunden, der sie mit zu sich auf seine Hazienda nahm und die entkräfteten jungen Männer mit Essen versorgte. Anschließend verständigte er einige Soldaten der chilenischen Armee, die alles weitere in die Wege leiteten, um die Überlebenden aus den Bergen zu retten. Am 22. und am 23. Dezember wurden die restlichen 14 Überlebenden gerettet und ins Krankenhaus in Santiago gebracht, wo die Ärzte feststellten, dass sich lediglich einer von ihnen in einem bedenklichen Zustand befand.

Die Leichen bzw. die Überreste wurden vom Militär ungefähr einen halben Kilometer von der Absturzstelle entfernt (außerhalb der Lawinengefahrenzone) unter Steinen begraben. Zudem wurde ein Kreuz mit der Aufschrift „Näher, mein Gott, zu Dir“ als Gedenkmal aufgestellt. Der Flugzeugrumpf wurde anschließend mit Benzin übergossen und verbrannt.

Überlebt haben das Unglück Fernando Parrado, Roberto Canessa (Musculo), Antonio Vizíntin (Tintin), Alfredo Delgado (Pancho), Ramón Sabella (Moncho), Eduardo Strauch, Daniel Fernandéz, Adolfo Strauch (Fito), Alvaro Mangino, Pedro Algorta, Javier Methol, Roy Harley, Gustavo Zerbino, Roberto Francois (Bobby), Carlos Paéz Rodriguez (Carlitos) und José Inciarte (Coche). Unter den Toten waren auch die fünf Besatzungsmitglieder: Der Pilot, sein Copilot, der Navigator, der Techniker und ein Steward überlebten das Unglück nicht.

In Erinnerung an die wundersame Rettung widmete der Künstler Carlos Paéz Vilario seinem Sohn Carlitos die extravagante Villa Casapueblo bei Punta del Este in Punta Ballena.

Die Überlebenden leben noch heute in enger Nachbarschaft zusammen in dem kleinen Vorort Carrasco, nahe der Hauptstadt Montevideo. Die tragischen Ereignisse haben sie zu Freunden und Vertrauten gemacht.

Bücher und Verfilmungen

Einige Bücher über die Tragödie kamen auf den Markt. Die meisten waren jedoch lückenhaft oder stellten die Ereignisse falsch dar. Erst der Schriftsteller Piers Paul Read schrieb in Zusammenarbeit mit den Überlebenden einen vollständigen Tatsachenbericht mit dem Titel „Überleben“, welcher zum weltweiten Bestseller und millionenfach verkauft wurde (ISBN 978-3442553235).

Verfilmt wurde dieser Vorfall schon 1976 in Mexiko unter dem Titel „Sobrevivientes de los Andes“. Dieser Film war dilettantisch und sollte nur ein kontroverser Aufreger sein, weil er den Fokus auf den drastischsten Aspekt des Überlebenskampfes, den Kannibalismus, legte.

Aufgrund des Kannibalismus-Tabus wartete Hollywood bis 1993 mit seiner Inszenierung der Geschehnisse. Frank Marshall verfilmte die Tragödie mit mehr Authentizität und Respekt vor den Qualen der Tragödie unter dem Titel Überleben. Einige Überlebende, darunter Nando Parrado, fungierten als Berater während der Dreharbeiten.

Von Nando Parrado stammt auch das 2007 in deutscher Übersetzung veröffentlichte Buch „72 Tage in der Hölle: Wie ich den Absturz in den Anden überlebte“ (ISBN 978-3442311422).

Im Jahr 2007 drehte der Regisseur Gonzalo Arijon den Dokumentarfilm „Das Wunder der Anden“ (Ethan Productions/ARTE TV; 112 Minuten). In dem Film blicken die Überlebenden erzählend auf die Geschehnisse zurück; dies wird ergänzt mit nachgespielten Szenen, aktuellen Aufnahmen vom Originalschauplatz sowie mit zeitgenössischem Bildmaterial.

Quellen

Weblinks

-34.764386111111-70.2858416666677Koordinaten: 34° 45′ 52″ S, 70° 17′ 9″ W


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