Usanz

Usanz

Eine Usance (frz. ‚Brauch‘; auch Usanz) ist ein Handelsbrauch, der im Handel zwischen Geschäftsleuten in einem gesetzlich begrenzten Gebiet (z. B. Österreich) und bzw. oder in einer bestimmten Branche (z. B. Holzhandel) angewandt wird.

Usancen haben sich ohne gesetzliche Grundlagen aus dem Umgang von Kaufleuten aus der Abwicklung insbesondere von Lieferungsgeschäften entwickelt und legen insbesondere Fristen zur Lieferung und Zahlung oder auch eine bestimmte Mindestbeschaffenheit der Vertragsgegenstände fest, d.h. sie besitzen eine ergänzende und eine interpretierende (auslegende) Funktion. In lückenhaften Kaufverträgen ergänzen sie die fehlenden Vertragsbestimmungen; für mehrdeutige Vertragsbestimmungen stellen sie allgemeine Auslegungsregeln dar. Bestimmte Regelungen sind in den Incoterms festgelegt, die von der Internationalen Handelskammer Paris veröffentlicht werden. Ihre Anwendung kann bei Lieferungsgeschäften meist verbindlich vereinbart werden.

Beispiele:

  • Lieferungen und Zahlungen aus Börsengeschäften in Wertpapieren oder Devisen werden usancegemäß innerhalb von zwei Arbeitstagen erfüllt (andere Regelungen können vereinbart werden).
  • Die Beteiligung am Geldmarkt erfolgt oft durch Geldmarktusancen - das heißt, dass Geschäfte (über große Beträge) telefonisch und über elektronische Handelssysteme beschlossen werden (und in der Regel ohne weitere Sicherheitenbestellung).
  • Die annuale Grundlage der Zinsrechnung, das Bankjahr und dessen Monatsgrundlage ist in einigen Usancen üblich.

Der Begriff Usancen wird manchmal mit einem negativ wertenden Beiklang verwendet; Thomas Mann lässt seinen Helden Thomas in den Buddenbrooks von Usance im Sinne eines nicht ganz einwandfreien, jedoch üblichen und gewohnheitsmäßig tolerierten Geschäftes sprechen.

Literatur

  • Olav Selke: „Handelsbräuche als autonomes kaufmännisches Recht aus praktischer Sicht“. Hannover, Univ., Diss., 2001
  • Meike Mues: „Die Irrtumsanfechtung im Handelsverkehr“. Duncker und Humblot, Berlin 2004. 294 S. (Bonn, Univ., Dissertation 2001/2002) ISBN 3-428-11193-1
  • Sabine Lißner: „Handelsbräuche“. Augsburg, Univ., Diss., 1999
  • Wolfgang Michael Schroeter: „Die Auswirkungen tatsächlicher und technischer Veränderungen im Ablauf des Handelsverkehrs auf Handelsbräuche und „Incoterms““. 139 S. Bielefeld, Univ., Diss., 1999
  • Konrad Hagen: „Die Usance und Treu und Glauben im Verkehre“. Veit, Leipzig 1894. 38 S. Leipzig, Univ., Diss., 1894

Siehe auch: Umgangsformen, Treu und Glauben, Allgemeine Geschäftsbedingungen

Bitte beachte den Hinweis zu Rechtsthemen!

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