Bassette

Bassette
In Tschaikowskis Oper Pique Dame spielt das Pharo eine bedeutende Rolle.

Pharo, Pharao, frz. Pharaon, in den USA und Kanada Faro (siehe hier) oder Faro Bank ist ein Glücksspiel mit französischen Karten.

Der Name des Spiels leitet sich davon ab, dass einer der Könige im Kartenspiel als Pharao dargestellt wurde und diese Karte als besonders glückverheißend galt, weshalb auf sie am häufigsten gesetzt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Faro-Partie, New Jersey um 1889

Ein dem Pharo ähnliches Spiel ist Landsknecht, welches zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges aufkam und wohl als Vorläufer anzusehen ist, ebenso die Spiele Tempeln und das spätere Bassette. Dieses ist bereits (nahezu) identisch dem Pharo, Bassette soll in Venedig erfunden und von Justiniani, dem Gesandten der Serenissima in Paris, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Frankreich eingeführt worden sein.

Pharo war eines der verbreitetsten Kartenspiele in Europa im 18. und 19. Jahrhundert. Der Mathematiker Daniel Bernoulli verfasste eine Abhandlung über das Pharospiel. Pharo wird auch vielfach literarisch erwähnt, z. B. in den Memoiren Giacomo Casanovas, im Roman Die Elixiere des Teufels und der Novelle Spielerglück von E. T. A. Hoffmann oder in Michail Lermontows Drama Maskerade.

Die Spielszenen in den Opern Les Contes d'Hoffmann von Jacques Offenbach, Manon von Jules Massenet und Pique Dame von Pjotr Iljitsch Tschaikowski nach Alexander Puschkins gleichnamiger Erzählung zeigen Personen beim Pharo – in diesen Opern wird Pharo jeweils explizit namentlich erwähnt, bei dem Spiel in Giuseppe Verdis La traviata dürfte es sich um eine Pharo-Variante handeln.

Auch wenn das Pharo selbst heute kaum mehr bekannt ist, so lebt es in vielen Begriffen und Redewendungen fort, z. B. Paroli bieten, Va banque spielen, etc.

Pharo wurde vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts von französischen Emigranten in die Neue Welt eingeführt, der französische Name Pharaon wurde dabei zu Faro verkürzt. Im 19. Jahrhundert war Faro das beliebteste Glücksspiel im Wilden Westen, bevor es von Poker verdrängt wurde. Die Stadt Faro in Yukon im Nordwesten Kanadas trägt ihren Namen nach dem Kartenspiel.[1]

Die Faro-Banken waren durch ein Schild mit dem Bild eines Tigers gekennzeichnet; daran erinnert der Ausdruck “bucking a tiger” (dt. einen Tiger mit Geld füttern) für Geld verschwenden.

Das Spiel

Die Grundregeln

Pharo wird mit zwei Paketen französischer Spielkarten zu 52 Blatt gespielt. Die beiden spielenden Parteien sind einerseits der Bankier, andererseits bis zu vier Pointeure, welche gegen den ersteren spielen.

Jeder Pointeur erhält vom Bankier ein Buch (Livret), i. e. die 13 Karten einer Farbe, also z. B.  A,  2,...,  K, als Einsatzschema.

Vor Beginn der Partie legt der Bankhalter seine Kasse (Bank) vor sich auf den Tisch und bestimmt den Mindesteinsatz, den Point. Um zu setzen, legt der Pointeur seinen Einsatz auf die entsprechende Karte seines Buchs. Möchte ein Pointeur einen Einsatz in Höhe des in der Bank befindlichen Betrages riskieren, so annonciert er das mit den Worten „Va banque!“ oder „Va tout!“.

Der Bankier nimmt nun das zweite Kartenpaket, den Talon, mischt, lässt einen der Pointeure abheben und teilt den Spielern mit, welche Karte die letzte ist (en bas, en face liegt). Nachdem die Pointeure nach Belieben auf eine oder mehrere ihrer Karten gesetzt haben, zieht der Bankier nacheinander je zwei Blätter vom Kartenpaket ab (Abzug, Coup) und legt sie nebeneinander offen vor sich auf den Tisch.

Die erste Karte eines jeden Paares gilt für den Bankier, die zweite für die Pointeure, d. h. der Bankier gewinnt alle Einsätze der Spieler auf jenen Karten, die dem Range nach ohne Rücksicht auf die Farbe mit der zuerst gezogenen Karte übereinstimmen; die Pointeure gewinnen, wenn sie die zweite Karte eines Abzugs besetzt haben.

Fällt eine Karte plié, d. h. werden in einem Coup zwei gleichrangige Karten (Doublet) gezogen, so erhält der Bankhalter die Hälfte der Einsätze auf dieser Karte. Weiters erhält der Bankhalter die Einsätze, die auf die erste Karte des letzten Abzugs, d. h. auf die 51. Karte entfallen, während die letzte Karte niemals gewinnt – sie wurde ja vor Beginn der Partie vorgezeigt.

Das Abziehen aller 52 Karten durch 26 Coups heißt Taille.

(Quelle: Meyers Konversationslexikon von 1868)

Eine Karte, die mehrmals hintereinander bzw. im Laufe eines Abends besonders häufig gewinnt, wird Carte favorite genannt, so in Die Elixiere des Teufels von E.T.A Hoffmann.

Weitere Regeln

Lappé

Lappé (möglicherweise von laper: frz. lecken), La paix (frz.: der Friede) oder kurz Paix: Hat ein Spieler gewonnen und will er erneut auf dieselbe Karte setzen, so kann er auf die Auszahlung seines Gewinnes vorläufig verzichten und Lappé spielen. Gewinnt er, so erhält er als Gewinn das Doppelte des ursprünglichen Satzes; verliert er, so erhält er den ursprünglichen Satz zurück (Double ou quitte).

Hat das Lappé gewonnen, so kann der Spieler erneut seinen Gewinn riskieren und das Lappé wiederholen (Double lappé): Gewinnt er erneut, so erhält er als Gewinn nun bereits das Vierfache des ursprünglichen Satzes; verliert er, so erhält er den ursprünglichen Einsatz zurück.

Paroli

Hat ein Pointeur mit einer Karte gewonnen, so kann er Paroli spielen, d. h. auf das Inkasso des Gewinns vorläufig verzichten und diesen zusammen mit dem ursprünglichen Satz erneut aufs Spiel setzen – dies zeigt der Spieler dadurch an, dass er eine Ecke der Karte aufwärtsbiegt.

Gewinnt das Paroli, so erhält der Spieler von der Bank das Dreifache des ursprünglichen Satzes.

Davon leitet sich die Redensart „jemandem Paroli bieten“ oder – heute seltener gebraucht – „jemandem ein Paroli biegen“ ab, was soviel bedeutet wie „jemandem Widerstand entgegensetzen“ bzw. „jemandes Pläne durch unvermutete Maßnahmen zu vereiteln versuchen“.

(Quelle: Meyers Konversationslexikon von 1908)

Mehrfache Paroli

Sept et le va

Hat das Paroli gewonnen, so kann der Pointeur mit der Ansage „Sept et le va!“ erneut Paroli bieten. Gewinnt er wieder, so erhält er das Siebenfache seines ursprünglichen Satzes.

Quinze et le va

Gewinnt der Spieler das Sept et le va, so kann er mit der Ansage „Quinze et le va!“ nochmals Paroli spielen und erhält nun, falls er gewinnt, das Fünfzehnfache des ursprünglichen Satzes.

Bankvorteil

Der Bankvorteil beträgt beim Pharo 2,9 % (siehe Häufeln), zum Vergleich: Bei den mehrfachen Chancen des Roulette beträgt der Bankvorteil 2,7 %.

Varianten

Layout eines Faro-Tisches aus "The Merry Gamester: A Practical Guide to the most popular card, dice and board games of the English speaking world, from ancient times to 1900, 1903

Nehmen an einer Pharopartie fünf Spieler, also ein Bankier und vier Pointeure teil, so verwendet man zwei Pakete zu 52 Blatt, und jeder Pointeur erhält wie oben beschrieben ein eigenes Buch. Nehmen mehr als vier Pointeure teil, so legt der Bankier von einem Paket die dreizehn Pique-Karten als Tableau (engl. Layout) auf und verfährt mit einem 52er-Paket wie gewohnt.

In dieser letzteren Form wurde das Spiel vor allem im Wilden Westen populär, das amerikanische Faro unterscheidet sich vom europäischen Pharo jedoch in der Art der Abwicklung und durch zusätzliche Wettmöglichkeiten (siehe Artikel Faro).

Die in Wien als Stoß, Meine Tante, deine Tante oder Naschi Waschi, in den USA als Stuss oder Jewish Faro bekannte Variante wird mit nur 32 Karten gespielt, und die Bank zieht im Falle einer Carte plié den vollen Einsatz ein. Bei dieser eher räuberischen Spielart beträgt der Bankvorteil 9,7 %.

Referenzen

  1. Geschichte der Stadt Faro, Yukon

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  • BASSETTE — s. f. Jeu de hasard qui se joue avec des cartes, et qui est une espèce de pharaon. Jouer à la bassette. Tenir la bassette. La bassette est un jeu piquant, mais dangereux, et qui a depuis longtemps cessé d être en usage …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 7eme edition (1835)

  • Bassette (Huhn) — Barnevelder BDRG Standard Nr. Herkunft Rasse aus Belgien Jahr 1914 Farbe Wachtelfarbig Blau Wachtelfarbig Gewicht Hahn 0,9 kg Henne 0,8 kg Legeleistung …   Deutsch Wikipedia

  • BASSETTE — n. f. Jeu de hasard qui se jouait avec des cartes et qui ressemblait au lansquenet …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 8eme edition (1935)

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