Uyl

Uyl

Johannes ("Joop") Marten den Uyl (* 9. August 1919 in Hilversum; † 24. Dezember 1987 in Amsterdam) war ein niederländischer Politiker und zwischen 1973 und 1977 Ministerpräsident und zwischen 1967 und 1986 Vorsitzender der Partij van de Arbeid (PvdA).

Leben

Den Uyl wuchs in einer streng reformierten Familie auf. Sein Vater Johannes starb, als den Uyl 10 Jahre alt war. Von 1931 bis 1936 besuchte er das Christliche Lyceum in Hilversum, woran sich ein volkswirtschaftliches Studium an der Universität von Amsterdam anschloss. 1942 legte er sein Abschlussexamen der Wirtschaftswissenschaften dort ab und erwarb den "Doctorandus"-titel. Zwischen 1943 und 1945 war er im Reichsbüro für Preisüberwachung Chemischer Produkte im niederländischen Wirtschaftsministerium. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Journalist bei den Het Parool und Vrij Nederland. Kurze Zeit war er bei der konservativen Antirevolutionären Partei ARP. Ab Januar 1949 war den Uyl Direktor der Wiardi-Beckman-Stiftung, dem wissenschaftlichen Institut der PvdA. Zwischen 1953 und 1965 war er Stadtratsmitglied von Amsterdam, wobei er zwischen 1962 und 1965 Beigeordneter der Stadt Amsterdam war.

Ab 1956 war den Uyl Abgeordneter der Tweede Kamer des niederländischen Parlaments. Zwischen 1965 und 1966 wurde er für eine kurze Phase Wirtschaftsminister seines Landes, in der er die Schließung der Kohlezechen in Limburg beschloss. Als seine Partei 1967 in die Opposition ging, wurde den Uyl Fraktionsvorsitzender der PvdA in der Tweede Kamer des Parlaments bis 1973 und sorgte wirkungsvoll für den Zusammenhalt seiner Partei. Im November 1972 bestand er die Wahlen für seine Partei sehr erfolgreich und konnte ihre Stärke von 39 auf 43 Sitze im 150 köpfigen Parlament steigern.

Zwischen Mai 1973 und 1977 bekleidete den Uyl das Amt des Ministerpräsidenten einer Koalitionsregierung aus Linksparteien und Katholischer Volkspartei KVP, die die Minderheitstregierung von Barend Willem Biesheuvel ablöste. Er war damit der erste sozialdemokratische Regierungschef der Niederlande seit 1958. Sein Außenminister war Max van der Stoel von der PvdA. In dieser Periode wurde er konfrontiert mit dem Erdölboykott durch die OPEC-Staaten infolge des niederländischen Standpunkts im Jom-Kippur-Krieg. Er bewährte sich als geschickter Krisenmanager. Das Verhältnis zwischen seinem Justizminister und Stellvertreter Dries van Agt aus der KVP und ihm wurde immer gespannter.

Bei den Wahlen vom 25. Mai 1977 errang die PvdA mit 33,8 % der Stimmen ihr bestes Ergebnis, wurde stärkste Partei und zog mit 53 der 150 Sitze als stärkste Fraktion ins Parlament ein. Dennoch gelangte sie nicht in die Regierung: Nach 208 Tagen von mühsamen Verhandlungen misslang eine Koalition mit dem neuen Christen Democratisch Appèl (CDA), den Dries van Agt aus der KVP und zwei protestantischen Parteien formte, die mit der liberalen Volkspartij voor Vrijheid en Democratie (PVVD) eine neue Koalition bildete. Unter den Uyls Leitung wurde die PvdA zwischen 1977 und 1981 eine bedingungslose Opposition, an die sich eine Interimsperiode in den Jahren 1981 - 1982 anschloss, in der CDA, PvdA und progressivliberale Democraten 66 eine Koalitionsregierung unter Leitung von Dries van Agt mit Joop den Uyl als seinem Stellvertreter und Sozialminister bildeten. Nach acht Monaten traten die PvdA-Minister im Mai 1982 aus dem Kabinett van Agt aus. Aus den vorgezogenen Neuwahlen vom 8. September 1982 ging seine Partei zwar als stärkste hervor, doch die erneute Regierungsbildung scheiterte. Den Uyl wurde erneut Fraktionsvorsitzender der PvdA bis 1986. Zwischen 1980 und 1987 war den Uyl Vorsitzender der europäischen Sozialisten CSPEC.

Von März 1980 bis Mai 1987 war Joop den Uyl zudem Parteivorsitzender des Bundes der Sozialdemokratischen Parteien der Europäischen Gemeinschaft.

Person

Den Uyl wurde als reformfreudiger, pragmatischer sozialdemokratischer Politiker beschrieben, der sich für seine Partei wirkungsvoll und entschieden engagiert, aber auch in heterogenen Koalitionen geschickt zu vermitteln verstand. Er wurde als idealistisch charakterisiert, aber auch als eher polarisierend, denn vermittelnd.

Als Ome Joop besaß er einen großen Anhang in seiner Partei. Wie für jeden Politiker von Format gab es aber auch Unzufriedenheit über sein Politik, wie zum Beispiel über die angehäufte Staatsverschuldung. Die Staatsverschuldung stieg in den Niederlanden, ähnlich wie in anderen Staaten, in den 70er Jahren deutlich an. Nachfolgende Regierungen machten erstmal keine Versuche die Staatsverschuldung zu bekämpfen. Später wurden in diesem Zusammenhang große, schmerzhafte Einsparungen notwendig.

1985 wurde "de doctorandus uit Buitenveldert" von seiner Universität in Amsterdam mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Joop den Uyl war mit Lysbeth den Uyl verheiratet. Sie zeugten 3 Söhne und 4 Töchter. Seine Tochter Saskia Noorman-den Uyl ist Fraktionsmitglied der PvdA in der Tweede Kamer.

Weihnachten 1987 starb Joop den Uyl an einem Hirntumor.


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