V. Kluge

V. Kluge
Günther von Kluge um 1939/40

Günther von Kluge (* 30. Oktober 1882 in Posen; † 19. August 1944 bei einer Autofahrt nach Berlin bei Metz, auch bekannt als Hans Günther von Kluge) war ein deutscher Heeresoffizier (seit 1940 Generalfeldmarschall) und während des Zweiten Weltkrieges Oberbefehlshaber der 4. Armee sowie verschiedener Heeresgruppen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er ging 1901 zum preußischen Heer. Sein Vater Max Kluge wurde 1913 als Generalmajor in den erblichen Adelsstand erhoben.

Günther von Kluge wurde in seiner Jugend auf Grund seiner besonderen geistigen Fähigkeiten auf der Kadettenschule von seinen Freunden in Anlehnung an ein damals sehr bekanntes „rechnendes“ Pferd der kluge Hans genannt. Daraus hat sich später der Vorname Hans Günther eingebürgert.

Im Ersten Weltkrieg war er Generalstabsoffizier im Dienstgrad Hauptmann.

Nach einer raschen Karriere in der Wehrmacht führte von Kluge im Polen- und Frankreichfeldzug die 4. Armee, mit der er auch im Russlandfeldzug eingesetzt war. Er war auch derjenige, der nach dem Überfall auf das polnische Postamt Danzig noch im September 1939 die Todesurteile für die polnischen Verteidiger bestätigte.[1] Der Generalfeldmarschall (19. Juli 1940) wurde am 18. Dezember 1941 als Nachfolger Fedor von Bocks zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte ernannt. Anlässlich seines 60. Geburtstags erhielt er 1942 eine Dotation Hitlers über 250.000 Reichsmark.[1]

Sein erster Generalstabsoffizier Henning von Tresckow bemühte sich, allerdings nur mit geringem Erfolg, von Kluge auf die Seite des militärischen Widerstandes gegen Hitler zu ziehen. Ein Autounfall am 12. Oktober 1943 zwang von Kluge zu einer längeren Erholungspause. Er übernahm am 7. Juli 1944 den Oberbefehl im Westen (OB West) und am 17. Juli desselben Jahres zusätzlich den über die Heeresgruppe B. Dadurch wurde er für die Verschwörer vom 20. Juli 1944 zur Schlüsselfigur im Westen. Obwohl er zunächst schwankte, verweigerte er sich einer Teilnahme am geplanten Umsturz, als er von Hitlers Überleben erfuhr. Zu dieser Zeit waren in Paris auf Befehl des Militärbefehlshabers Stülpnagel bereits SS-Angehörige verhaftet worden. Kluge nahm den Befehl zurück und entließ General Stülpnagel.

Kluge im Juli 1944 an der Westfront

Nach der Landung der Alliierten in der Normandie beauftragte Hitler von Kluge mit der Durchführung einer Gegenattacke, dem Unternehmen Lüttich, das am späten Nachmittag des 6. August 1944 gestartet wurde. Schon in der Planungsphase gab es Differenzen mit Hitler. Nachdem jedoch Kluges Einheiten durch den heftigen alliierten Widerstand, vor allem aus der Luft, zum Stehen kamen, reagierte Hitler äußerst ungehalten und drohte, von Kluge des Kommandos zu entheben. Von Kluge verließ am Morgen des 15. August sein Hauptquartier und begab sich zu einer Besprechung mit den Führungsoffizieren der 7. Armee, darunter General Heinrich Eberbach, direkt an der Frontlinie. Wegen eines alliierten Luftangriffs, bei dem die Funkverbindung unterbrochen und einige seiner Begleiter getötet wurden, gelang es ihm nicht, zu dem geplanten Treffen zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt versuchte Hitler vergebens, von Kluge im Hauptquartier des OB West telefonisch aus Berlin zu erreichen, um schnellstmöglich eine Entscheidung über das weitere Vorgehen in der Normandie herbeizuführen. Damit war für Hitler die Grenze der Geduld erreicht. Als vorläufigen Befehlshaber der Heeresgruppe B setzte Hitler General Paul Hausser ein und bestimmte Generalfeldmarschall Albert Kesselring und Generalfeldmarschall Walter Model als von Kluges mögliche Nachfolger, falls dieser nicht zurückkehrte.

Nun wurden auch wieder die Stimmen laut, die Hitler den Verdacht der Gestapo zutrugen, die von einer Verstrickung von Kluges in das Attentat vom 20. Juli 1944 sprachen. Zudem nahmen sie an, dass von Kluge möglicherweise deswegen nicht zu erreichen sei, weil er im Begriff sei, eine Kapitulation seiner Einheiten vorzubereiten. Wortführer gegenüber Hitler war in diesem Zusammenhang vor allem Ernst Kaltenbrunner, der Chef der Sicherheitspolizei und des SD. Aus all diesen Gründen entschied Hitler am 16. August, von Kluge seines Postens zu entheben und Model einzusetzen. Diese Weisung trat am Folgetag in Kraft.

Von Kluge schrieb Hitler in einem Abschiedsbrief am 19. August, dass er ihm immer treu geblieben sei und er die Selbsttötung als einzigen Ausweg zu seiner Ehrerhaltung sähe. Am Ende seines Briefes schrieb und riet er: „Mein Führer, entschließen Sie sich, den Krieg zu beenden.“ Auf der Fahrt mit dem Auto nach Deutschland nahm von Kluge Gift in Form von Zyankali zu sich und verstarb in der Nähe von Metz.

1936 war von Kluge als kommandierender General des VI. Armee-Korps in Münster stationiert; zu dieser Zeit hielten sich ebenfalls seine Frau und seine Tochter dort auf. Günther von Kluge lebte mit seiner Familie von 1930 bis zu seinem Tode in dem Ort Böhne, heute zugehörig zu Rathenow (Land Brandenburg). Seine Ehefrau Mathilde hatte das Böhner-Gut von ihrem Onkel Robert von Briesen nach dessen Tode geerbt.

Nahe dem Ort Böhne wurde er am 1. September 1944 mit militärischen Ehren in unmittelbarer Nähe des Mausoleums der Familien Briest und von Briesen beigesetzt. Bei der Trauerfeier waren keine politischen Würdenträger anwesend. Auf seinen Wunsch wurde er erdbestattet.

Nach Kriegsende haben Unbekannte den Sarg mit dem Leichnam aus der Gruft entfernt. Es ist nicht bekannt, wer das veranlasst hatte und wohin der Leichnam gebracht wurde.

Orden und Ehrenzeichen

Literatur

  • Dieter Ose: Generalfeldmarschall von Kluge im Westen - Das Ende eines Heerführers, in: Europäische Wehrkunde 1 (1980), S.30–34.
  • Gene Mueller: Generalfeldmarschall Günther von Kluge; in: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite Bd. 1, Primus Verlag, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-083-2, Seite 130-137

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 318.
  2. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.451



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