- Vancouver (Insel)
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Vancouver Island, früher auch Quadra, ist eine nach dem Seefahrer George Vancouver benannte Insel an der Westküste Kanadas. Sie gehört zur Provinz British Columbia.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Geographie und Klima
- 2 Fauna und Flora
- 3 Bevölkerung
- 4 Geschichte
- 5 Energieversorgung
- 6 Städte
- 7 Anmerkungen
- 8 Literatur
- 9 Siehe auch
- 10 Weblinks
Geographie und Klima
Vancouver Island ist die größte Insel der Provinz British Columbia und wird durch die Strait of Georgia, die Johnstone Strait und die Queen Charlotte Strait vom kanadischen Festland getrennt. Die Juan-de-Fuca-Straße trennt die Insel vom US-Staat Washington. Die Insel ist über 450 km lang und rund 100 km breit; dabei umfasst sie eine Fläche von 31.285 km².
Der lange Gebirgszug der Vancouver Island Ranges teilt die Insel in die stürmische, zerklüftete, dem Pazifik zugewandte Westseite und die gemäßigtere Ostseite. Der höchste Berg ist der Golden Hinde mit 2195 m. Er steht im rund 2.500 km² großen Strathcona Provincial Park. Der einzige Gletscher ist der Comox Glacier. Die Westküste ist von fünf großen, fjordartigen Sundgebieten, den Sounds gekennzeichnet. Der größte See ist der Kennedy Lake nordöstlich von Ucluelet.
Das Klima ist für kanadische Verhältnisse ausgesprochen mild, wobei es im Westen, am Henderson Lake, bis zu 6.650 mm pro Jahr regnet - vor allem in Herbst und Winter -, während auf der Saanich Peninsula in Victoria nur ein Zehntel dieser Regenmenge fällt. Schnee ist, außer im Hochgebirge, eher selten.
Fauna und Flora
Vancouver Island beherbergt noch große zusammenhängende Stücke gemäßigten Küstenregenwaldes (vor allem am Clayoquot Sound, am Barkley Sound und im Pacific-Rim-Nationalpark), die jedoch von der Holzindustrie bedroht sind (siehe Nuu-chah-nulth). Douglasien, Riesen-Lebensbäume und Sitka-Fichten erreichen enorme Wuchshöhen (bis zu 96 m).
Dort leben neben Schwarzbären, Pumas und Wölfen auch Bergziegen, Elche, Stinktiere und Koyoten. Zur Fauna von Vancouver Island zählt auch das Vancouver-Murmeltier, eine sehr seltene Art innerhalb der Gattung der Murmeltiere.
Der Küstensaum und die Flüsse sind sehr fischreich. Dies hängt damit zusammen, dass die Meeresströmungen vor allem im Sommer reichlich Phyto- und Zooplankton aus dem nördlichen Pazifik, aber auch aus tieferen Meereszonen herbeibringen, die wiederum eine große Artenvielfalt und enorme Fischpopulationen gefördert haben. Meeressäuger wie Wale und Robben, aber auch Otter sind hier ursprünglich zahlreich vertreten gewesen, dazu kommen große Vogelpopulationen. Außerdem wandern regelmäßig Lachse durch Flüsse und Seen zu ihren Laichgebieten.
Mitte 2007 waren 13,8 % der Inselfläche als National- oder Provinzialpark, als ökologische Reserve oder sonstiges Gebiet unter Schutz gestellt.[1]
Bevölkerung
Heute leben rund 750.000 Menschen auf der Insel, was nur wenig mehr als 20 Menschen pro km² entspricht. Jedoch sind diese sehr ungleichmäßig verteilt. Die meisten Menschen leben im Großraum zwischen der Hauptstadt Victoria und Nanaimo.
Die ersten Einwohner waren die First Nations, wie die Indianer in Kanada heute genannt werden. Diese teilen sich in drei Gruppen, die heute rund 7.000 Nuu-chah-nulth im Westen, die etwa 5.000 Kwakwaka'wakw im Norden und Osten, die Salish-Gruppe im Osten und Süden.
Der überwiegende Teil der Inselbewohner hat europäische Wurzeln, doch schon im 19. Jahrhundert kamen Japaner und Chinesen hinzu, letztere insbesondere im Zusammenhang mit der Kohleindustrie und dem Eisenbahnbau.
Geschichte
Herkunft der Ortsnamen
Die verschiedenen Mächte, die Einfluss auf die Geschichte von Vancouver Island ausgeübt haben, finden sich bereits in den Ortsnamen der Region. Juan de Fuca, Galiano oder Saturna zählen zu den Ortsnamen auf und um Vancouver Island, die auf spanische Wurzeln verweisen. Dagegen sind Cavendish oder Cook, Victoria oder Douglas die Namen englischer Entdecker und Gouverneure, ja, der Königin selbst.[2] Dazu kommen Ortsnamen indianischer Herkunft, wie Cowichan, Haida, Nanaimo, Sooke oder Songhees.
Frühgeschichte
Es wird angenommen, dass ihre Vorfahren bereits nach Ende der letzten Eiszeit die Insel besiedelten. Heute leben dort zahlreiche Gruppen (Bands) der Nuu-chah-nulth an der Westküste, der Küsten-Salish im Süden und Osten [3], sowie der Kwakwaka'wakw im Inneren und Norden der Insel.
In der im Norden der Insel gelegenen Bear Cove weisen Artefakte auf eine mindestens bis 6000 v. Chr. zurückreichende menschliche Besiedlung hin.
Mit dem Ende der heftigen Schwankungen im Küstenverlauf zwischen 4000 und 3000 v. Chr. nahm die Zahl der Siedlungen zu. Typisch sind große Berge von Muscheln - der größte ist der Great Fraser Midden mit einer Höhe von 5 m, der zwischen 500 v. und 500 n.Chr. genutzt wurde. Hier weisen Funde beschnitzter Knochen und Geweihe auf zeremonielle Handlungen hin. Haus- und Bootsbau, Weberei, Werkzeuge und Waffen lassen sich nachweisen.
Ausgrabungen bei Yuquot, um den Hesquiat Harbor und im westlichen Barkley Sound, aber auch im Gebiet der Makah haben gezeigt, dass hier bereits um 2300 v. Chr. Menschen lebten. Im Süden des Makah-Gebiets und am Nitinat Lake im Gebiet der Ditidaht fanden sich knapp 3.000 Jahre alte Skulpturen.[4] Auch fanden sich aus Geweihstücken gefertigte Kämme aus der Zeit um 1000 n. Chr., einige mit Wolfsskulpturen, andere mit menschlichen Gesichtszügen.
Spätestens um 500 v. Chr. entwickelten sich die komplexen Formen der Gesellschaft mit ausgefeilten Ritualen, Kunsttraditionen und einem hoch entwickelten spirituellen Leben. Für die Zeit um Christi Geburt lassen sich Siedlungen um Nanaimo nachweisen. Um 800 vermutet man ein gewisses Bevölkerungswachstum an der Westküste, denn eine Anzahl von neu entstandenen Dörfern lässt sich nachweisen, z.B. T'akw'aa bei den Toquaht im westlichen Barkley Sound oder Hesquiat und Kupti im oberen Nootka Sound.
Die Zeit spanisch-britischer Interessenkonflikte
Im Jahr 1774 erreichten spanische Seefahrer Vancouver Island. Aber obwohl Spanien schon 1790 seine Besitzansprüche an Großbritannien abtrat, hatte die dazwischenliegende Phase spanisch-britischer Auseinandersetzungen weit reichende Auswirkungen.
Das erste spanische Schiff, die Santiago, fuhr unter ihrem Kapitän Juan José Pérez Hernández[5]. Im nächsten Jahr folgte eine Expedition unter Führung von Juan Francisco de la Bodega y Quadra. Vermutlich dienten diese Expeditionen auch dazu, die spanischen Ansprüche gegenüber den von Norden südwärts strebenden russischen Fallenstellern und Fellhändlern abzugrenzen.
Die dritte Reise unter James Cook, der im Nootka-Sund an der Westküste am 31. März 1778 landete und das Gebiet für Großbritannien reklamierte, verkomplizierte die Situation weiter. Dazu kam, dass die Britische Ostindien-Kompanie in dem Dorf Yuquot (Friendly Cove) auf Nootka Island einen winzigen Handelsposten einrichtete. Zwischen 1785 und 94 sind 25 britische Schiffe in der Gegend im Fellhandel aktiv gewesen.
Spanien setzte 1789 seine Erkundungsfahrten unbeeindruckt, diesmal unter Führung von Esteban José Martínez, fort. Er gründete Fort San Miguel auf einer der dem englischen Handelsposten benachbarten Inseln - die einzige ursprünglich spanische Siedlung in Kanada. Erst die Nootka Convention beendete die um sich greifende Piraterie, die nahe an einen offenen Krieg führte, im Jahr 1792.
George Vancouver, der schon mit James Cook gesegelt war, vertrat die britischen Interessen. In einem Logbucheintrag vom September 1792 berichtet er, er habe seinem spanischen Verhandlungspartner Quadra einen Treffpunkt auf der Insel vorgeschlagen, die er „Die Insel von Quadra und Vancouver“ genannt habe. Isla de Quadra y Vancouver bzw. Quadra and Vancouver's Island war für einige Jahrzehnte der offizielle Name der Insel.
Begehrt waren vor allem die Fischotterpelze, die hohe Gewinne brachten. Von diesem Handel profitierten anfangs auch einige Gruppen der Ureinwohner, wobei es Häuptling Maquinna wohl gelang, eine Art Regionalmacht zu entwickeln, die sich bis etwa 1805 hielt. Doch die sprunghaft wachsende Zahl der Pelzjäger ließ die Fischotterpopulation der Insel zusammenbrechen. Die Pelzhändler zogen nordwärts.
Vancouver Island in der britischen Zeit bis zur Konföderation
Das Schwinden der spanischen Macht sorgte dafür, dass die Hudson’s Bay Company bereits um 1824 nur noch von 'Vancouver's Island' schrieb. Spätestens 1849 wurde dies in der Form Vancouver Island zur offiziellen Bezeichnung.
Das westliche Hauptquartier der Hudson’s Bay Company (HBC) war zunächst nicht auf Vancouver Island, sondern in Fort Vancouver am Columbia, das im heutigen US-Bundesstaat Washington liegt. Während die Grenzverhandlungen zwischen der Kolonialmacht Großbritannien und den USA noch nicht abgeschlossen waren, fürchtete die HBC, sie würde für den Fall, dass ihr Hauptquartier von der kanadischen Basis durch die neue Grenze abgeschnitten würde, schwere Wirtschaftsschäden erleiden. Daher errichtete sie am Südende von Vancouver Island eine Station und nannte sie nach der englischen Königin Victoria. Zwar blieb Fort Vancouver für die südliche Einflusssphäre der HBC wichtig, doch das Hauptquartier zog bald nach Victoria um. Auch die US-Amerikaner übten weiterhin ihren Einfluss in der Gegend aus. Allein 1788-1794 steuerten sechs Schiffe im Auftrag von Pelzhändlern die Gegend an, 1794-1804 waren es bereits 50, und 1805-1815 waren es rund 40, während nur neun, bzw. drei britische Schiffe dort segelten.
Erst die Gründung von Fort Victoria brachte eine größere Zahl vor allem britischer Siedler nach Vancouver Island.[6] Dort entwickelte sich in der Frühzeit eine enge Kooperation zwischen der Siedlung und den Völkern der Insel und auch jenseits der Juan-de-Fuca-Straße. Viele Stämme brachten Otter- und Biberfelle, Tran und Fett zum Handeln mit. Sie versorgten die wachsende Stadt mit Baumaterial, Arbeitskraft und Lebensmitteln. Ihre Kanus beförderten die Post. 1859 kampierten über 2.800 Indianer nahe der Stadt, davon vielleicht 600 Songhees, das Einzugsgebiet erstreckte sich bis nach Alaska. Die Handelsflotte Victorias, immerhin 59 Schoner, basierte selbst 1894 noch zu erheblichen Teilen auf indianischer Arbeitskraft. 518 der 1.336 Beschäftigten waren Indianer. Esquimalt wurde 1865 zum Stützpunkt der kanadischen Flotte im Pazifik. 1853 wurde das Siedlungsgebiet der Songhees verkleinert, doch wurden ihnen vertraglich zahlreiche Nutzungs- und Schutzrechte zugesichert - eine der wenigen vertraglichen Abmachungen mit den First Nations. 1911 siedelten sie auf der Basis eines neuen Vertrags in die Gegend von Esquimault um, ein Vertrag, der noch heute gültig ist.
Auf der anderen Seite brachten Handel und Siedlung der Europäer starke Umwälzungen auch in noch kaum von ihnen berührten Gebieten hervor. Gewehre gestatteten es etwa den Comox sich mit den Lekwiltok zu verbünden und Sklaven zu fangen. Die Stämme der Nanaimo, Saanich, Songhees, Esquimalt, Musqueam und Squamish verbündeten sich gegen diese Eindringlinge und lockten sie in eine Falle. Die erfolgreiche Stammeskoalition unter Führung des Tzouhalem, Häuptling der Cowichan, war es auch, die Fort Victoria 1843 angriff, wenn sie sich auch zu einem Friedensschluss bereiterklärte. Für die Briten waren diese Stämme auch in der Folgezeit wichtige Verbündete. So sollten die Squamish während des Krimkrieges mithelfen, die befürchtete russische Invasion bei Vancouver zu verhindern, indem sie den Burrard Inlet deckten.
1849 wurde die Kronkolonie Vancouver Island gegründet. Die Eigenmächtigkeiten des Chief Factors von Victoria, James Douglas, beunruhigten die britische Regierung, die Richard Blanshard als ersten Gouverneur der Insel entsandte. Gegen diesen setzte sich Douglas nach 18 Monaten durch, Blanshard wurde abgezogen. Dadurch wurde Douglas selbst Gouverneur. 1864 erhielt Douglas von Königin Victoria sogar die Ritterwürde.
Während des Fraser-Canyon-Goldrauschs auf Kanadas Festland kamen viele Goldsucher aus Kalifornien nach Norden und rüsteten sich, mit Vorliebe in Victoria, für ihre Unternehmen aus. Der Einfluss der USA wuchs - obwohl diese bereits 1846 auf ihre Ansprüche verzichtet hatten - und in gleichem Maße die Sorge, dies könnte auch politische Folgen haben. Die HBC verlor ihren Einfluss (vor allem nach 1858). Von Victoria aus setzte sich eine Besiedlungswelle nach Norden in Bewegung, nachdem London der Kolonie 1852 den Verkauf unbewohnten Landes gestattet hatte.
Vancouver Island und das Festland wurden 1866 zu den Vereinigten Kolonien von Vancouver Island und British Columbia vereinigt. Dr. John Sebastian Helmcken, der Sprecher der Gesetzgebenden Versammlung, unterstützte zunächst den Anschluss an die USA, ließ sich jedoch von den ökonomischen Vorteilen, insbesondere Schuldenübernahme und Bau einer Eisenbahnverbindung, überzeugen. Zur Kanadischen Konföderation trat „BC“ am 20. Juli 1871 bei, nachdem es die Zusage erhalten hatte, durch die Canadian Pacific Railway innerhalb von zehn Jahren an das kanadische Schienennetz angeschlossen zu werden (1885 fertiggestellt).
Der erste Zensus auf Vancouver Island wurde 1871 in Victoria durchgeführt, 1881 für die ganze Insel, erneut 1891 und 1901.[7] British Columbia hatte demnach 176.546 Einwohner, davon rund 26.000 in Vancouver und knapp 21.000 in Victoria.
Im Distrikt Vancouver lebten demnach 5.765 „indians“, in Victoria 333. Ihre Zahl muss bis in die 1830er Jahre erheblich größer gewesen sein, doch sind zahlreiche Indianer eingeschleppten Krankheiten zum Opfer gefallen. Vor allem die Pockenepidemie von 1862 dezimierte die Stämme zwischen Alaska und dem Puget Sound. Dazu kam der Verdrängungsprozess vor allem im Süden, im Umkreis von Victoria und Nanaimo. Ihre Zahl sollte jedoch bis weit ins 20. Jahrhundert noch erheblich weiter zurückgehen. Daher zählten die Indianeragenten 1881 noch wesentlich mehr Stämme, als in späterer Zeit. Harry Guillod zählte noch 20 Nuu-chah-nulth-Stämme, George Blenkinsop 25 Stämme der Kwakwaka'wakw, W. H. Lomas zählte in der so genannten Cowichan Agency an der Ostküste 22 bands, an der Südküste 10. Damit lebten zu dieser Zeit noch 32 Küsten-Salish-Stämme auf Vancouver Island.[8] Damit lassen sich insgesamt 77 Stämme unterscheiden.
Doch diese Indianer wurden immer mehr zur Minderheit. Ab 1870 erlebte die Insel einen erneuten Zuwanderungsschub, als der Cariboo-Goldrausch begann. Über die Cariboo Wagon Road wanderten in den nächsten Jahren über 100.000 Männer Richtung Barkerville, das bald die größte Stadt im kanadischen Westen wurde.
Einwanderer
Zwei Gründe führten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu mehreren Einwanderungswellen. Dabei war das Motiv der religiös bedingten Auswanderung (z.B. der Duchoborzen aus Russland oder der norwegischen Lutheranischen Freien Kirche) vergleichsweise schwach, vielmehr waren es die ökonomischen Möglichkeiten, die zahlreiche Menschen ins Land lockten. Diese Möglichkeiten basierten zum einen auf Goldfunden, zum anderen auf der Urproduktion, sei es Holzeinschlag, Kohlegewinnung oder Landwirtschaft, zum dritten auf den sich schnell entwickelnden Industrien, zunächst vor allem des Eisenbahnbaus. Die Baustellen der Canadian Pacific Railway und der Esquimalt and Nanaimo Railway zogen Tausende an. Dazu kam eine beginnende Urbanisierung vor allem um Victoria, das 1901 bereits 20.919 Einwohner hatte.[9]
Iren, Schotten, Engländer
Die Hauptmasse der Zuwanderer stellten die Bewohner des Vereinigten Königreichs. Sie kamen zunächst mit der Hudson's Bay Company, wurden aber auch gezielt für die Kolonisierung um Victoria angeworben. Das galt erst recht für die Kohlegruben, jedoch standen die Unternehmen hier in einem stärkeren Konkurrenzverhältnis zum aufstrebenden europäischen Bergbau. Zwar gelang es vielfach Spezialisten anzuwerben, aber die viel umfangreicheren und erheblich mehr Arbeitskräfte erfordernden, schweren, aber leicht zu erlernenden Arbeiten, litten bald unter Mangel an Arbeitskräften. So warb man schon früh asiatische Arbeiter an, vor allem Chinesen.
Chinesen
Schon John Meares brachte 1788 auf zwei Schiffen rund 50 Schiffsschreiner und sonstige Handwerker aus China mit, doch wurden sie später von Spaniern nach Mexiko gebracht.
Die ersten chinesischen Immigranten kamen 1858 im Zuge des Goldrauschs aus Kalifornien nach Victoria. Die meisten wohnten entlang der heutigen Johnson Street in Victoria in Zelten oder Holzhütten. Schon um 1880 war die Chinatown die größte in Kanada. 1911 wohnten 3.458 Chinesen in der Stadt, viele hatten längst ihre Familien nachgeholt, es entstanden Geschäfte, Theater, Schulen (1909, Unterricht in Chinesisch).[10] Die Chinese Consolidated Benevolent Association versuchte Konflikte mit Nichtchinesen beizulegen und repräsentierte die Gemeinde. Auch in anderen Orten, wie Nanaimo, entwickelten sich Chinatowns, deren ökonomische Basis allerdings eher der Handel und der Kohlebergbau war. 1887 kamen beim Grubenunglück von Nanaimo allein 53 Chinesen ums Leben. Auch in Cumberland, Wellington, Northfield, South Wellington und Extension gab es Chinatowns. 1892 lebten in Nanaimo 228 Chinesen in 75 Haushalten (darunter nur 5 Frauen), in Wellington sogar 312. Im District Victoria zählte man 1901 allein 3.004 Chinesen.
Ebenso wie den First Nations enthielt 1872 der Qualifications of Voters Act den Chinesen das Wahlrecht vor, außerdem durften sie ab 1878 nicht mehr für Bauprojekte der Provinz eingestellt werden. Stattdessen arbeiteten tausende von ihnen zwischen 1880 und 1885 an der Canadian Pacific Railway. Mit Fertigstellung der Bahn durften Chinesen nur noch einwandern, wenn sie eine Kopfabgabe von 50 Dollar zahlten. Diese wurde 1900/02 verdoppelt, 1903 sogar auf 500 Dollar erhöht. Viele wanderten nun ostwärts ab. 1907 kam es zu antichinesischen Ausschreitungen in Vancouver, wo 1919 bereits 6.000 Chinesen lebten. 1923 stoppte die Regierung die weitere Zuwanderung.
Hawaiier
Mit den Pelzhändlern der Hudson's Bay Company kamen nicht nur Iren, Schotten und Engländer nach Vancouver Island, sondern auch Franko-Kanadier und Indianer aus den östlichen und mittleren Gebieten des späteren Kanada. Im Gegensatz zu amerikanischen Pelzhändlern ließ die Company die jeweiligen Bewohner die Fallenstellerei ausüben, errichtete aber Forts, in denen der Ankauf stattfand - so entstand 1843 auch Victoria.[11] Dazu kamen zahlreiche Angestellte, die den Kontakt mit den indigenen Völkern aufnahmen und pflegten.
Japaner
Japaner kamen erst um 1877 nach Vancouver Island. Sie waren vor allem Fischer. Schon 1895 versuchte British Columbia die asiatische Zuwanderung zu stoppen. 1901 lebten im District Victoria 338 Japaner, im District Vancouver sogar 1.062. Nachdem es 1907 in Vancouver zu Ausschreitungen gekommen war, begrenzte Japan die Zahl der Zuwanderer auf 400 pro Jahr, 1923 sogar auf 150 - 1928 galt diese Begrenzung sogar einschließlich Frauen und Kinder. Während des Ersten Weltkriegs nahmen 200 japanische Kanadier an den Kriegshandlungen teil, die ab 1931 als einzige Japaner wahlberechtigt waren. 1919 waren die Fischer so erfolgreich, dass sie beinahe die Hälfte der Fischereilizenzen innehatten. Wenige Jahre später hatte die Regierung ihnen rund 1.000 von den mehr als 3.000 Lizenzen entzogen. 1920 entstand eine erste gewerkschaftliche Organisation, die ab 1924 eine eigene Zeitung herausbrachte (Minshu).
Bereits am 8. Januar 1941 wurden sie vom Militärdienst ausgeschlossen, ab dem 4. März registriert. Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor wurden alle japanischstämmigen Kanadier enteignet, ihre Fischerboote (rund 1.200) beschlagnahmt.
Sie wurden ab dem 16. Januar 1942 in Lagern im Landesinneren bis zum Kriegsende verbracht [12]. Zunächst wurden sie im Hastings Park in Vancouver interniert. Ein erstes detention camp wurde im April in Greenwood eingerichtet, es folgten Kaslo, New Denver, Slocan, Sandon und Tashme, die allesamt im Südosten der Provinz lagen. 572 Farmen wurden zwangsverkauft. 1946 wurden 3.964 Japaner gezwungen, nach Japan auszureisen. Reisebeschränkungen innerhalb Kanadas wurden erst 1949 aufgehoben. Erst am 22. September 1988 entschuldigte sich Premierminister Brian Mulroney offiziell. [13]
Norweger und Finnen
Reverend Christian Saugstad, Pastor der Lutheran Free Church im Polk County, Minnesota, führte 1894 eine Gruppe von 79 Norwegern nach Vancouver Island. Dort errichteten sie zusammen mit weiteren 98 Norwegern in Bella Coola eine Gemeinde. 1896 hatte die Gemeinde 158 Einwohner, die offenbar auf gutem Fuß mit den Indianern der Region, den Nuxalk standen. Weitere Zuwanderung anderer Gruppen führte schließlich dazu, dass die Norweger kulturell stärker integriert wurden. Die letzte Gemeindeversammlung fand 1909 statt.
In den Kohlegruben um Nanaimo arbeiteten einige Finnen, dazu kam nach 1900 eine Gruppe von Idealisten, die ihr Glück im Norden der Insel versuchte.
US-Amerikaner
Bereits wenige Jahre nach der Unabhängigkeit der USA von Großbritannien spielten die südlichen Nachbarn eine wichtige Rolle im Pelzhandel, überflügelten sogar bald die Engländer. Zu einer ersten großen Zuwanderungswelle kam es 1858, als tausende von Kaliforniern über Victoria nach Norden zogen, in der Hoffnung, Gold zu finden. Diese Welle war so stark, dass man in London fürchtete, die Männer könnten vollendete Tatsachen schaffen, und die Insel an die USA bringen. Victoria mit seinen rund tausend Einwohnern musste einen Zustrom von rund 16.000 Männern verkraften. Außerdem kam 1862 mit den Kaliforniern die heftigste Pockenepidemie in den Westen Kanadas (und nach Washington und Alaska) und tötete einen erheblichen Teil der Indianer.
Kanada
Ab 1861 erlebte British Columbia einen erneuten Zuwanderungsschub, als der Cariboo-Goldrausch ausbrach. Über die Cariboo Wagon Road wanderten in den nächsten Jahren über 100.000 Männer Richtung Barkerville, doch der überwiegende Teil von ihnen landete in Vancouver, nicht auf Vancouver Island. Doch nicht nur Goldfunde, auch Kohlefunde lockten zahlreiche Menschen an. Das galt vor allem für die Ostseite der Insel, die daher zügig über eine Straßenverbindung erschlossen werden sollte. Holzeinschlag und Landwirtschaft lockten ebenfalls Zuwanderer an, später auch sich schnell entwickelnde Industrien, zunächst vor allem der Eisenbahnbau. Die Baustelle der Esquimalt and Nanaimo Railway zog Tausende an.
Dazu kam eine beginnende Urbanisierung um Victoria, das 1901 bereits 20.919 Einwohner hatte.[14] British Columbia hatte nach der Volkszählung dieses Jahres 176.546 Einwohner. Dabei waren die Indianer, außer im Westen der Insel, längst zur Minderheit geworden, zumal ihre Bevölkerungszahlen weiter zurückgingen. Die Insel-Distrikte wiesen folgende Einwohnerzahlen auf: Alberni 4.842 (davon 3.301 „Indians“), Comox 5.240 (770), Cowichan 3.498 (779), Esquimalt 2.051 (89), auf den Inseln lebten 1.818 (140), Nanaimo 6.130, Saanich 3412 (199), Victoria 20.919 (103). Zugleich wies die Zählung eine Vielzahl von Herkunftsländern aus, dazu kamen allein 66 religiöse Bekenntnisse. Die größte war dabei die Church of England mit 40.672 Anhängern, gefolgt von der Katholischen Kirche mit 34.227 und den Presbyterianern mit 34.176. Hinzu kamen 25.021 Methodisten und 10.027 Buddhisten sowie 5.332 Lutheraner.
Dabei beherrschten Industrielle, wie Robert Dunsmuir, mit seinen Beteiligungen an Kohlegruben und Eisenbahnbauten die Insel. Sein Sohn James Dunsmuir wurde sogar Premier und Vizegouverneur der Provinz. Die um Victoria liegenden Städte wuchsen zunehmend mit der Metropole zusammen, Städte wie Nanaimo wuchsen bald auf über 4.000 Einwohner an, um 1900 auf über 6.000; daneben entwickelten sich Orte wie Ladysmith, das 1911 rund 3.300 Einwohner hatte. Sie versorgten die Pazifikküste bis nach San Francisco mit Kohle, eine Entwicklung, die auch das Grubenunglück von Nanaimo mit 150 Toten nicht aufhalten konnte. Allein zwischen 1892 und 1912 starben dort weitere 180 Menschen und der längste Streik gegen diese untragbaren Sicherheitsbedingungen erschütterte die kanadische Westküste von 1912 bis 1914.
Victoria wurde ein Regierungs- und Verwaltungszentrum, das im regionalen Handel eine gewisse Rolle spielen konnte, aber wirtschaftlich immer im Schatten von Vancouver und Seattle stand. In den 1940er Jahren begann die Abholzung weiter Teile der Insel, die bis heute anhält. Nur noch ein Bruchteil der Urwälder existiert noch. Doch die Erschöpfung der Kohlevorkommen veranlasste die Regierung auf Holz zu setzen. Zugleich erlebte die Fischerei einen ersten Boom, der auch zahlreiche Japaner ins Land zog, die den Indianern zunehmend Konkurrenz machten. Inzwischen bedroht allerdings die Lachszucht die Wildlachse, die noch vor wenigen Jahren zu Millionen zum Laichen die Flüsse hinaufwanderten. An vielen Flüssen sind ihre Populationen zusammengebrochen, was allerdings - vor allem im Norden - mit der Zellstoffindustrie zusammenhängt und damit der Holzindustrie.
Seit den 1960er Jahren wird der Tourismus zu einem immer wichtigeren Wirtschaftszweig, den die Provinz mit der Pflege ihres Images als Wildnis inzwischen unterstützt. Zahlreiche Provinzparks, Schutzgebiete und ein Nationalpark, der Pacific Rim National Park, ziehen jedes Jahr mehr Touristen an. Die Insel profitiert in hohem Maße vom Ökoboom seit den 1990er Jahren. Dazu gehört der Ausbau von Wasserkraftwerken ebenso, wie der Anbau von Wein.
Ein weiterer Beschäftigungsschwerpunkt ist inzwischen die Bildung. Allein die Universität in Victoria beschäftigt über 4.000 Mitarbeiter bei fast 20.000 Studenten, am Camosun College arbeiten über 1.000 Mitarbeiter und 17.000 Studenten. Dazu kommen weitere Institutionen, wie das Malaspina University-College in Nanaimo und Hochschulen in Duncan, Parksville und Powell River.
Energieversorgung
Zwischen Vancouver Island und dem kanadischen Festland sind mehrere Hochspannungs-Seekabel verlegt, unter anderem zwei für Gleichstrom (HGÜ Vancouver-Island). Die Provinz versucht allerdings bis 2016 bei der Stromversorgung unabhängig zu werden, und zugleich 90 % des Stroms aus „sauberen Quellen“ zu gewinnen. Daher wird auch auf Vancouver Island der Anteil der aus Wasserkraft gewonnenen Energie erheblich gesteigert. Dazu gehören die Vorhaben im Rahmen des Green Power Corridor, einer Kette von 34 Wasserkraftwerken. Daneben sollen die vom Bergkiefernkäfer zerstörten Bäume, die enorme Holzmengen darstellen, der Energiegewinnung zugeführt werden.[15]
Städte
Nach der Volkszählung von 2006 wiesen die wichtigsten Städte folgende Einwohnerzahlen auf:[16]
- Campbell River 32.884
- Courtenay 37.161
- Cowichan Valley
- Cumberland 2.737
- Duncan 23.136
- Elkford 2.443
- Gold River
- Kimberley 6.139
- Ladysmith 8.467
- Lake Cowichan 3.052
- Logan Lake 2.072
- Nanaimo 83.751
- North Cowichan
- Port Alberni 20.189
- Port Hardy 3.285
- Powell River 12.972
- Sechelt 6.592
- Squamish 13.114
- Ucluelet
- Victoria 304.683
Anmerkungen
- ↑ Bericht im Westcoaster vom 18. April 2007: http://www.westcoaster.ca/modules/AMS/article.php?storyid=1926.
- ↑ Namensrelikte aus der Entdeckerphase des 18. Jahrhunderts in der Provinz British Columbia
- ↑ Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von heute 33 Ethnien mit sprachlich naher Verwandtschaft. Ihre Stammesgebiete erstreckten sich bis zu den Rocky Mountains.
- ↑ Ich folge hier Alan D. McMillan, Early Nuu-chah-nulth Art and Adornment: Glimpses from the Archaeological Record, in: Alan L. Hoover, Nuu-chah-nulth, 230-256.
- ↑ Diese Fahrt ist für unsere Kenntnisse der indigenen Kulturen des Nordwestens deshalb von Bedeutung, weil an ihr der Franziskaner Juan Crespí (gest. 1782) teilnahm, der in seinen Diarien (publiziert in H. E. Boltons Fray Juan Crespi (1927, bzw. 1971) Beschreibungen vor allem der Inselbewohner hinterlassen hat. S. a. Palous Noticias de la Nueva California. Documentos para la Historia de Mexico, Nachdruck San Francisco 1874; zuletzt: Fray Juan Crespi, Hg. John Bankston, Sept. 2003.
- ↑ Dies und das Folgende nach: [1].
- ↑ Zählung von 1901
- ↑ Vgl. viHistory: [2].
- ↑ Nach: [3].
- ↑ Ein Grundriss der Chinatown von Victoria findet sich hier: British Columbia Archives.
- ↑ Eine Fotografie von Fort Victoria von 1862: BC Archives.
- ↑ Chronologie der Enteignungen und Zwangsumsiedlungen
- ↑ Seit 1992 besteht die National Nikkei Heritage Centre Society, 1995 folgte die Japanese Canadian National Museum & Archives Society, die im Rahmen der Stiftung über die japanischen Kanadier informiert.
- ↑ Nach: ViHistory.
- ↑ Financial Post, 5. Oktober 2007.
- ↑ Nach: [4].
Literatur
- Richard Somerset Mackie: Trading Beyond the Mountains; The British Fur Trade on the Pacific, 1793-1843, Vancouver, University of British Columbia Press 1997
Siehe auch
Regionen und Parks
Ethnien
Bedeutende Persönlichkeiten
Weblinks
49.608838888889-125.64768333333Koordinaten: 49° 37′ N, 125° 39′ W
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