- Vendée Globe 2008/2009
-
Die Vendée Globe ist eine Nonstop-Einhand-Segelregatta rund um die Welt, die 2008/2009 zum sechsten Mal ausgetragen wurde. 1989 von Philippe Jeantot ins Leben gerufen, findet die Regatta alle vier Jahre statt. Start war diesmal am 9. November 2008 um 13 Uhr in Les Sables-d'Olonne (Frankreich). Der Sieger der Austragung 2008/2009 heißt Michel Desjoyeaux (Foncia), der die Nonstop-Weltumrundung mit einer Gesamtstrecke von 28.300 Seemeilen bei seinem Sieg am 1. Februar 2009 um 16.11 Uhr in 84 Tagen, 3 Stunden, 9 Minuten und 8 Sekunden schaffte, was einer außerordentlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 14,02 Knoten entspricht.
Inhaltsverzeichnis
Regattastrecke
Start und Ziel ist jeweils Les Sables-d'Olonne an der französischen Atlantikküste. Die Strecke führt um die Kaps der Guten Hoffnung, Leeuwin und Hoorn auf Backbord und die Antarktis auf Steuerbord. Die obligatorischen Streckenpunkte wurden von der Rennleitung in Zusammenarbeit mit den Teilnehmern festgelegt. Die Siegerzeit der letzten Austragung lag bei 87 Tagen, 10 Stunden, 47 Minuten und 55 Sekunden (Vincent Riou, "PRB", 2004/2005), Durchschnittsgeschwindigkeit 11,3 Knoten.
Bootsklasse
Die teilnehmenden Yachten sind Einrumpfboote von einer Länge zwischen 59 und 60 Fuß, also ungefähr 18 Meter. Sie müssen den Regeln der IMOCA für Boote der open 60-Klasse entsprechen.
Teilnehmer
Dreißig Skipper haben sich für dieses Rennen gemeldet (darunter zwei Frauen). Traditionell kommen die meisten Teilnehmer aus Frankreich. Einziger deutschsprachiger Teilnehmer ist Norbert Sedlacek aus Österreich. Aus der Schweiz nehmen Bernard Stamm und Dominique Wavre teil. Um zugelassen zu werden, mussten die Teilnehmer ein Qualifikationsrennen absolvieren.
Die 30 Teilnehmer/innen:
Teilnehmer Nationalität Bootsname Roland Jourdain Frankreich Véolia Environnement Jérémie Beyou Frankreich Delta Dore Jean-Pierre Dick Frankreich Paprec-Virbac 2 Jean Le Cam Frankreich VM Matériaux Samantha Davies Vereinigtes Königreich Roxy Yann Eliès Frankreich Generali Kito De Pavant Frankreich Groupe Bel Arnaud Boissières Frankreich Akéna Vérandas Marc Guillemot Frankreich Safran Michel Desjoyeaux Frankreich Foncia Loïck Peyron Frankreich Gitana Eighty Rich Wilson Vereinigte Staaten Great American III Bernard Stamm Schweiz Cheminées Poujoulat Dominique Wavre Schweiz Temenos II Derek Hatfield Kanada Algimouss-Spirit of Canada Mike Golding Vereinigtes Königreich Ecover Jean-Baptiste Dejeanty Frankreich Maisonneuve Yannick Bestaven Frankreich Aquarelle.com Raphaël Dinelli Frankreich Fondation Océan Vital Unai Basurko Spanien Pakea Bizkaia Armel Le Cléac’h Frankreich Brit Air Alex Thomson Vereinigtes Königreich Hugo Boss Sébastien Josse Frankreich BT Dee Caffari Vereinigtes Königreich Aviva Steve White Vereinigtes Königreich Spirit of Weymouth Marc Thiercelin Frankreich DCNS Jonny Malbon Vereinigtes Königreich Artemis Vincent Riou Frankreich PRB Brian Thompson Vereinigtes Königreich Bahrain Team Pindar Norbert Sedlacek Österreich Nauticsport-Kapsch Verlauf
Nach einem stürmischen Beginn unmittelbar im Anschluss an den Start des Rennens im Golf von Biskaya, wo es bei Windgeschwindigkeiten bis zu 55 Knoten und sieben Meter Wellengang zu Mastbrüchen auf mehreren Yachten und Kollisionen kam, passierten die Teilnehmer Madeira, die Kanaren, die Kapverden, die innertropische Konvergenzzone (früher "Rossbreiten" genannt), den Äquator sowie die Zone der Passatwinde rund ums Kap der Guten Hoffnung. Die nächste Kursetappe verlief ostwärts zwischen dem 40. und 50. Breitengrad Süd, das heißt in der Zone der antarktischen Eisberge, Richtung Australien (Kap Leeuwin). Die hier vorherrschenden Stürme forderten neue Opfer. Neben den beiden Schweizer Teilnehmern Dominique Wavre und Bernard Stamm erlitten inzwischen drei weitere Bootsführer Schäden an ihren Renngeräten: In Führung liegend verzeichnete Jean-Pierre Dick (Paprec-Virbac 2) Ruderbruch, der zwischenzeitliche Erste Mike Golding (Ecover) meldete Mastbruch, und Jean-Baptiste Dejeanty (Maisonneuve) gab nach furioser Aufholjagd wegen verschiedener Probleme mit den beiden Autopiloten und der Takelage auf.
Südlich von Kap Leeuwin brach sich Yann Eliès (Generali) bei Arbeiten am Vorschiff den Oberschenkel und musste durch die australische Fregatte HMAS Arunta evakuiert werden. Die Rennleitung hatte zuvor Marc Guillemot (Safran) angewiesen, Eliès als nächstliegender Rennteilnehmer zu Hilfe zu kommen. Das Boot, die Generali, zunächst sich selbst überlassen, konnte nicht mehr geborgen werden, da die Funksignalanlage offenbar ausgefallen ist, und das Boot daher nicht mehr geortet werden konnte. Es wurde verloren gegeben.
An dritter Stelle liegend, bekam wenige Tage später das Boot von Sebastian Josse (BT) durch eine Extremwelle so starke Schlagseite, dass der Mast ins Wasser eintauchte und sämtliche Ortungsgeräte abgerissen wurden. Da Josse bei einer genaueren Untersuchung der Schäden auch am Kabinendeck und der Masthalterung Risse feststellte sowie einen Schaden an der Backbord-Ruderanlage, gab er das Rennen auf und steuerte Neuseeland an. Ebenfalls durch eine Extremwelle bekam auch das Boot von Derek Hatfield (Algimouss) starke Schlagseite mit Masteintauchen, wodurch die Backbord-Takelage abgerissen wurden.
Am 1. Januar 2009 musste Jean-Pierre Dick (Paprec-Virbac 2) endgültig das Rennen aufgeben. Wenige Tage zuvor war das Steuerbord-Ruder gebrochen, was er noch mit Bordmitteln reparieren konnte. Am Neujahrstag dann riss nach der Kollision mit einem unbekannten schwimmenden Objekt das Backbord-Ruder ab und Dick entschied sich, aus Sicherheitsgründen den nächsten Hafen anzulaufen. Am 4. Januar musste auch Jonny Malbon (Artemis) die Segel streichen: Irreparable Schäden am Großsegel sowie diverse andere Probleme zwangen ihn zum Aufgeben.
Jean le Cam (VM Materiaux) gab am frühen Morgen des 6. Januar - an dritter Stelle liegend - ein Notsignal ab. Wenig später aktivierte sich die automatische Notsignalanlage. Danach riss der Kontakt ab. Ein Flugzeug der chilenischen Marine-Rettungseinheiten überflog am Vormittag die Unglücksstelle und stellte fest, dass die Yacht gekentert war, die Kielbombe verloren hatte und Kieloben trieb. Ein Öltanker nahm ebenfalls Kurs auf Le Cams letzte bekannte Position 200 Seemeilen westlich von Kap Hoorn. Über das Schicksal des Skippers bestand zunächst Unklarheit. Le Cam wurde um 18:00 UTC von seinem Konkurrenten Vincent Riou (PRB) gerettet. Bei der Rettungsaktion riss bei PRB jedoch der backbordseitige Ausleger ab. Riou nahm anschließend Kurs auf den Beagle-Kanal, um Jean Le Cam dort an Land zu bringen, wo Isabelle Autissier zufällig auf die beiden wartete (in Puerto Williams). Kurz nach 20 Uhr Ortszeit teilte Riou der Rennleitung dann mit, dass sein Boot aufgrund des beschädigten Ausliegers Mastbruch erlitten habe. Unmittelbar darauf wurde von Puerto Williams das chilenische Schnellboot Alacalufe in Marsch gesetzt, um die etwa 50 Seemeilen vom Hafen entfernte havarierte Yacht in den Hafen zu schleppen. Da der Mastbruch sich in Zusammenhang mit der Rettungsaktion ereignete und Vincent Riou zu diesem Zeitpunkt drittplatziert war, hat die Rennleitung entschieden, Vincent Riou einen dritten Platz zuzusprechen, den er sich mit dem dann Drittplatzierten teilte.
Michel Desjoyeaux (Foncia), einer der erfolgreichsten Segler der Welt, hat die Vendée Globe 2008/2009 am 1. Februar 2009 um 16.11 Uhr mit einer Siegerzeit von 84 Tagen und 3 Stunden gewonnen, was gegenüber dem Sieger der letzten Austragung, Vincent Riou, eine Verbesserung von knapp drei Tagen darstellt. Zweiter wurde Armel le Cléac'h (Brit Air), der am 7. Februar um 8.41 Uhr in Les Sables d'Olonne ankam, mit einer Zeit von 89 Tagen, 9 Stunden, 39 Minuten und 35 Sekunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 12,7 Knoten entsprach (und damit immer noch unter der Siegerzeit von 2004/2005 lag).[1]
Marc Guillemot (Safran) stellte am 8. Februar 2009 fest, dass - nachdem die Kielaufhängung schon angebrochen war - auch seine Kielbombe verschwunden war. Damit trat dieser Schaden bislang bei insgesamt vier Teilnehmern auf. Guillemot setzte das Rennen aber fort und überstand die letzten rund 1000 Seemeilen bei mäßigen Winden allein mit seinen Ballasttanks als Ausgleich für den Winddruck in den Segeln. Trotz des Handycaps erreichte er an mehreren Tagen über zehn Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit und letztendlich den 3. Platz.
Vierter wurde Samantha Davies (Roxy), die am 14. Februar 2009 um 0.41 Uhr in Les Sables d'Olonne ankam, mit einer Zeit von 95 Tagen, 4 Stunden, 39 Minuten und 1 Sekunde, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 12 Knoten entspricht. Obwohl sie das Ziel vor Marc Guillemot (Safran) erreichte, wurde diesem der 3. Platz zugesprochen, da er eine Zeitgutschrift von 50 Stunden (netto) für seine Kursabweichung bei der Rettung von Yann Eliès zugesprochen bekommen hatte. Ebenfalls den dritten Platz zugesprochen bekam ex aequo Vincent Riou für seinen Einsatz bei der Rettung von Jean le Cam, im Gefolge derer Rious Boot PRB - auf dem 3. Platz liegend - irreparable Schäden erlitt. Fünfter wurde Brian Thompson (Bahrein Team Pindar), sechster Dee Caffari (Aviva). Sie ist damit die erste Frau, der die Einhand-Nonstop-Weltumsegelung in beiden Richtungen gelungen ist.
Von den ursprünglich 30 gestarteten Booten mussten bisher 19 wegen verschiedener Materialschäden aufgeben (Stand: 15. Februar 2009). Diese Quote erreicht damit die Austragung 1996, als schon einmal zwei Drittel aller Boote aufgeben mussten. 2000 und 2004 blieb es bei "nur" einem Drittel, die ausschieden.
Der Österreicher Norbert Sedlacek erreichte am 15. März 2009 das Ziel und gelangte auf den 11. und letzten Platz.
Zieleinlauf
Zieleinlauf 2008/2009 Platz Teilnehmer Nationalität Schiffsname Datum Uhrzeit Strecke in Seemeilen gesegelte Zeit Durchschnitts-geschwindigkeit 1 Michel Desjoyeaux Frankreich Foncia 01.02.2009 16:11 28.300 84 Tage, 3 Std., 9 Min., 8 Sek. 14,02 Knoten 2 Armel le Cléac'h Frankreich Brit Air 07.02.2009 08:41 27.233 89 Tage, 9 Std., 39 Min., 35 Sek. 12.7 Knoten 3 Marc Guillemot Frankreich Safran 16.02.2009 01:21 28.400 95 Tage, 3 Std., 19 Min., 39 Sek. (-50 Std. Zeitgutschrift für Rettung Yann Eliès) 12,4 Knoten 3 Vincent Riou Frankreich PRB 08.01.2009[2] - - - - 4 Samantha Davies Vereinigtes Königreich Roxy 14.02.2009 00:41 27.470 95 Tage, 4 Std., 39 Min., 1 Sek. 12,0 Knoten 5 Brian Thompson Vereinigtes Königreich Bahrain Team Pindar 16.02.2009 08:31 28.700 98 Tage, 20 Std., 29 Min., 55 Sek. 12,1 Knoten 6 Dee Caffari Vereinigtes Königreich Aviva 16.02.2009 14:12 27.900 99 Tage, 1 Std., 10 Min., 57 Sek. 11,8 Knoten 7 Arnaud Boissières Frankreich Akéna Verandas 22.02.2009 14:35 27.840 105 Tage, 2 Std., 33 Min., 15 Sek. 11,0 Knoten 8 Steve White Vereinigtes Königreich Toe in the water 26.02.2009 12:38 28.200 109 Tage, 0 Std., 39 Min., 55 Sek. 10,8 Knoten 9 Rich Wilson Vereinigte Staaten Great American III 10.03.2009 12:43 28.600 121 Tage, 0 Std., 41 Min., 19 Sek. 9,8 Knoten 10 Raphaël Dinelli Frankreich Fondation Océan Vital 14.03.2009 14:34 28.150 125 Tage, 2 Std., 32 Min., 24 Sek. 9,4 Knoten 11 Norbert Sedlacek Österreich Nauticsport-Kapsch 15.03.2009 17:33 27.707 126 Tage, 5 Std., 31 Min., 56 Sek. 9,1 Knoten Ausgeschiedene Teilnehmer
Ausgeschiedene Teilnehmer 2008/2009 Teilnehmer Nationalität Schiffsname Datum Grund Ort Yannick Bestaven Frankreich Aquarelle.com 11. November 2008 Mastbruch Golf von Biskaya Marc Thiercelin Frankreich DCNS 11. November 2008 Mastbruch Golf von Biskaya Kito de Pavant Frankreich Groupe Bel 11. November 2008 Mastbruch Golf von Biskaya Alex Thomson Vereinigtes Königreich Hugo Boss 13. November 2008 Rumpfriss Golf von Biskaya Jérémie Beyou Frankreich Delta Dore 26. November 2008 Takelagenbruch Äquator Unai Basurko Spanien Pakea Bizkaia 7. Dezember 2008 Ruderbruch Kap der Guten Hoffnung Loïck Peyron Frankreich Gitana Eighty 10. Dezember 2008 Mastbruch Kerguelen-Archipel Dominique Wavre Schweiz Temenos 12. Dezember 2008 Beschädigung der Kielaufhängung Kerguelen-Archipel Bernard Stamm Schweiz Cheminées Poujoulat 13. Dezember 2008 Ruderaufhängung Kerguelen-Archipel Mike Golding Vereinigtes Königreich Ecover 16. Dezember 2008 Mastbruch vor Kap Leeuwin Jean-Baptiste Dejeanty Frankreich Maisonneuve 16. Dezember 2008 Schäden an beiden Autopiloten und Takelage vor Kap Leeuwin Yann Eliès Frankreich Generali 18. Dezember 2008 Oberschenkelverletzung und Rippenbrüche südlich Kap Leeuwin Sebastien Josse Frankreich BT 29. Dezember 2008 Mast- und Deckbeschädigung, Ruderschaden Pazifik Derek Hatfield Kanada Algimouss 29. Dezember 2008 Takelagenschaden Pazifik Jean-Pierre Dick Frankreich Paprec-Virbac 2 1. Januar 2009 Bruch des Steuerbord-Ruders, Verlust des Backbord-Ruders Pazifik Jonny Malbon Vereinigtes Königreich Artemis 4. Januar 2009 Irreparable Großsegel-Schäden Pazifik Jean Le Cam Frankreich VM Matériaux 6. Januar 2009 Kenterung infolge Kielbombenverlust Kap Hoorn Roland Jourdain Frankreich Véolia 2. Februar 2009 Aufgabe nach Kielbombenverlust Südatlantik Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Vendeeglobe: Historic second Vendee Globe victory for Desjoyeaux, 1. Februar 2009, abgerufen am 17. Februar 2009 (engl.)
- ↑ Nach Rettung von Jean le Cam am 8. Januar 2009 irreparabler Schaden und Rennabbruch (s. Verlauf)
Weblinks
Wikimedia Foundation.