Venezia Santa Lucia

Venezia Santa Lucia
Venedig
Venedig (Italien)
DMS
Venedig
Staat: Italien
Region: Venetien
Provinz: Venedig (VE)
Koordinaten: 45° 26′ N, 12° 20′ O45.437512.3358333333331Koordinaten: 45° 26′ 15″ N, 12° 20′ 9″ O
Höhe: m s.l.m.
Fläche: 412 km²
Einwohner: 268.934 (2006, Quelle: ISTAT)
Bevölkerungsdichte: 652 Einw./km²
Postleitzahl: 30100
Vorwahl: 041
ISTAT-Nummer: 027042
Demonym: Veneziani
Schutzpatron: Markus (Evangelist) (25. April)
Website: www.comune.venezia.it
Satellitenbild von Venedigs Altstadt, dem Centro Storico

Venedig (ital. Venezia [veˈnɛʦːi̯a], venezianisch Venexia oder Venezsia [veˈnessi̯a]) ist eine Stadt im Nordosten Italiens an der adriatischen Küste. Sie ist die Hauptstadt der Region Venetien und der Provinz Venedig und trägt den Beinamen La Serenissima („Die Allerdurchlauchteste“).

Bei der Volkszählung 2006 hatte die Stadt 268.934 Einwohner[1], davon wohnten 176.621 auf dem Festland, 61.611 im historischen Zentrum (centro storico) und weitere 30.702 innerhalb der Lagune. Das historische Zentrum erstreckt sich über etwa 118 Inseln[2] und liegt ebenfalls in der Lagune, die zwischen den Mündungen des Po im Süden und des Piave im Norden liegt.

Rund ein Jahrtausend lang war die Stadt als Republik Venedig eine der bedeutendsten politischen und wirtschaftlichen Mächte und eine der größten europäischen Städte, bis ihre Selbstständigkeit 1797 endete. Ihr Adel[3], der politisch dominierte, stellte zeitweise den größten Zwischenhändler zwischen Westeuropa und dem östlichen Mittelmeer dar. Die Stadt profitierte vom Handel mit Luxuswaren, Gewürzen, Salz und Weizen, entwickelte sich zugleich zum größten Finanzzentrum.

Venedig und seine Lagune stehen seit 1987 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.[4] Sie haben überaus häufig inspirierend auf Künstler gewirkt, zugleich ist Venedig eine der am häufigsten von Touristen aufgesuchten Städte. Mit den daraus resultierenden Einnahmen versucht man, die überalterte und von häufigen Überschwemmungen (acqua alta) bedrohte Stadt zu sanieren und ihr neben den traditionellen Lebensgrundlagen neue zu erschließen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geologie

Siehe auch: Lagune von Venedig

Venedig umfasst eine rund 550 km² große Lagune mit ihrem Umland, die bereits seit dem Hochmittelalter umfassenden Veränderungen, wie Umleitungen der Zuflüsse unterworfen wurde.[5] Sie entstand ab etwa 4000 v. Chr. Die Flusssedimente überdeckten eine jungpleistozäne Grundschicht aus Lehm und Sand. Diese Schicht ist zwischen 5 und 20 Meter dick.[6]

Ausdehnung, Lage und Verwaltungsstruktur

Lage in der Provinz Venedig

Venedig ist die Hauptstadt der Provinz Venedig. Die Gemeinde Venedig umfasst das historische Zentrum mit rund 7 km² Fläche sowie den größten Teil der Lagune von Venedig mit ihren etwa fünfzig Inseln. Hinzu kommen die langgestreckten Inseln Lido und Pellestrina, die die Lagune von der Adria abgrenzen, ferner die auf dem Festland gelegenen Stadtteile Chirignago, Favaro Veneto, Marghera, Mestre und Zelarino.

Zur Municipalità (Stadtbezirk) Venedig – Murano – Burano gehört das historische Zentrum, das in sechs Stadtteile (Sestieri) untergliedert ist: San Polo, Dorsoduro (mit den Inseln Giudecca und San Giorgio Maggiore) und Santa Croce, die rechts des Canal Grande liegen, während San Marco, Cannaregio und Castello links der Hauptwasserstraße liegen. Außerdem umfasst der Bezirk den mittleren und den nördlichen Teil der Lagune mit zahlreichen Inseln, zu deren wichtigsten die Glasmacherinsel Murano, das nordöstliche Insel-Trio Burano, Mazzorbo und Torcello, die Gemüseinseln Sant'Erasmo und Vignole sowie die Friedhofsinsel San Michele gehören.

Die Municipalità Lido – Pellestrina nimmt den östlichen Teil der Lagune mit der von Chioggia bis Jesolo reichenden Nehrung ein, die die Lagune zur Adria hin abschließt. Die beiden schmalen Inseln erstrecken sich über mehr als 20 km südwärts von Venedig. Der nördlichere Lido di Venezia entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum mondänen Seebad mit luxuriösen Hotels und einem Spielcasino. Er verfügt über einen Landeplatz für Privatflugzeuge und ist mit zwei Autofährlinien zum Tronchetto und nach Punta Sabbioni mit dem Festland verbunden. Pellestrina ist dagegen eine Insel, die überwiegend von Fischfang und Muschelfischerei lebt.

Die Municipalità Chirignago-Zelarino umfasst die auf dem Festland gelegenen Stadtteile Chirignago, Cipressina, Zelarino, Trivignano, Gazzera. Sie umfasst die westlichen Vororte und hat als einzige keinen Zugang zur Lagune.

Die Stadt Mestre – Carpenedo auf dem Festland wurde 1926 nach Venedig eingemeindet und beherbergt heute mehr als die Hälfte der Einwohner der Stadt. Hier beginnt die Ponte della Libertà (Freiheitsbrücke), die die Altstadt Venedigs an das Festland anbindet. Versuche Mestre aus der Gemeinde Venedig wieder auszugliedern scheiterten in vier Referenden, zuletzt 2003.

Der Industriestadtteil Marghera liegt ebenfalls auf dem Festland und ist durch die petrochemische Industrie geprägt. Der Stadtteil Favaro Veneto liegt nordöstlich von Mestre und schließt den Flughafen Marco Polo ein.

Stadtstruktur

Venedigs Zentrum von einem einlaufenden Schiff gesehen: links Mündung des Canal Grande

Venedig ist eine Stadt im Wasser. Sie setzt sich aus über 100 Inseln zusammen, zwischen denen sich schmale Kanäle hindurchziehen. Dabei wurden seit dem 19. Jahrhundert immer mehr Kanäle zugeschüttet oder für den Wasserverkehr stillgelegt. Dieser Gegensatz zwischen Land- und Wasserverkehr setzt sich bis heute fort. Die meisten Kanäle werden heute nur noch wenig oder gar nicht befahren. Die Dominanz des Wasserverkehrs wird am Canal Grande augenfällig, der nur stückweise von Fußgängern erreichbar ist, vor allem um die Rialtobrücke, dem ehemaligen kommerziellen Zentrum der Stadt, wo sich bis heute der größte Markt befindet. Am Kanal ballen sich statt dessen die repräsentativen Palastbauten des Stadtadels, die als palazzi oder case (Häuser) bezeichnet werden (daher etwa Bezeichnungen wie Ca' Foscari).

Zu jeder Insel gehört mindestens ein Platz, der ihr Kommunikations-, Verkehrs- und Handelszentrum bildet. Jedoch haben spätere Veränderungen diese Struktur überlagert, wie etwa die Strada Nova oder die Via Garibaldi.

Canaletto Vedute: Von links: Zecca, Markusturm, Biblioteca Marciana, Piazetta und Dogenpalast

Das ehemalige Machtzentrum der Stadt, der Markusplatz, weist eine völlig eigene Struktur auf. Das Gebiet ist durch den großen Platz selbst geprägt und die öffentlichen Gebäude, allen voran den Dogenpalast und die Prokuratien, aber auch durch Bibliotheken und Museen, die Markuskirche und den Glockenturm. Der Platz mit seinen Gebäuden ist zugleich eine Inszenierung der Unangreifbarkeit, denn das Zentrum der Macht, der Dogenpalast, ist nie – von den frühesten Anzeichen abgesehen – durch sichtbare Wehrbauten gesichert worden. Diese Symbolsprache war von großer Suggestionskraft für Menschen, deren Städte von Mauern und Gräben umlagert waren.

Von noch größerer Ausdehnung ist das im Osten der Stadt gelegene Arsenal, das dem Schiffbau diente und noch heute militärisches Sperrgebiet ist. Seine Umgebung weist typische Kennzeichen eines Industrieviertels auf, ein Bezirk, in dem zeitweise über 10.000 Arbeiter beschäftigt waren.

Ponte della libertà zwischen Mestre und Venedig

Am stärksten von der Anbindung an das Festland ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Westen der Stadt gekennzeichnet. Hier mündet die Freiheitsbrücke (Ponte della libertà), hier befinden sich daher auch der Bahnhof, ein Parkhaus und ein Bushalteplatz. Darüber hinaus endet hier ein Gleis bei der Stazione Marittima, die die Anbindung des Bahngüterverkehrs an den kleinen Hafen gewährleistet.

Die Südseite der Stadt erstreckt sich als Flaniermeile (Zattere) von der Stazione Marittima bis zum Gelände der Biennale, unterbrochen vom Canal Grande und unter Einschluss des Bereichs vor dem Dogenpalast. Ähnliches gilt für die gegenüber liegende Nordseite der Giudecca, die fast als einzige noch industrielle Strukturen aufweist, wie die Stucky-Mühle.

Die Friedhofsinsel San Michele

Rund um diesen Kernbereich der Stadt liegen zahlreiche Inseln, denen bereits im Mittelalter verschiedene Aufgaben zugewiesen wurden: eine Friedhofsinsel (San Michele), eine für die Glasbläser (Murano) oder für die Gemüseproduktion (Sant'Erasmo).

Dem Festland oblag die Agrarproduktion, später die industrielle Produktion. Heute wird hier der Löwenanteil des Bruttosozialprodukts erwirtschaftet, während die Altstadt immer mehr vom Tourismus abhängt.

Hausbau

Die Stadt wurde auf Millionen von Eichen-, Lärchen- und Ulmenpfählen gebaut, die man in den Untergrund rammte. Man hatte früh entdeckt, dass sich unter der Schlammablagerung fester Lehmboden, der caranto, befand und dass sich auf Pfählen, die man in diese Schicht hineinrammte, Gebäude errichten ließen. Dazu benutzte man die Stämme von Bäumen aus dem benachbarten Istrien, die durch Bänder, Öl und Teer miteinander verbunden und auf diese Weise konserviert wurden. Die Zwischenräume wurden mit Lehm verfüllt.

Auf dieser ersten Ebene ruhte der so genannte Zattaron, eine Art Ponton aus zwei Schichten von Lärchenbohlen, die mit Backsteinen befestigt wurden.[7] Auf den Zattaron stützen sich die Grundmauern und schließlich das oberirdische Mauerwerk. Nur diejenige Bodenfläche eines Hauses wurde mit Baumstämmen abgesichert, auf die tragende Mauern aufgesetzt wurden. Solange die Stämme luftdicht von Wasser umgeben waren, wurde der Verfall des Holzes verhindert. Die Bauten selbst wurden, um Gewicht zu sparen, mit leichten, hohlen Tonziegeln, den mattoni erbaut. Um die Illusion von Marmor oder istrischem Stein zu erzeugen, wurden Wände bei Bedarf mit einem besonderen Putz versehen (z. B. Stucco Veneziano).

Der Markusturm

Um eine Vorstellung davon zu erhalten, wie viele Stämme als Grundlage für größere Gebäude nötig waren: Die Rialtobrücke ruht angeblich auf 12.000, der Campanile von San Marco auf 100.000 Stämmen. Die Kirche Santa Maria della Salute steht auf rund 1,1 Millionen Pfählen.[8] Die Angaben in der Literatur zur Anzahl der verwendeten Stämme gehen allerdings auseinander, da sich eine genaue Zahl kaum ermitteln lässt.

Viele Gebäude sind, trotz erkennbarer Bemühungen, in schlechtem Zustand und müssten dringend renoviert werden, um sie vor dem Verfall zu bewahren. Gründe dafür liegen zum einen im steigenden Wasserspiegel, der die meisten der unteren Geschosse unbewohnbar macht – rund ein Drittel der Wohnungen steht daher leer. Zum anderen liegt es daran, dass seit dem Ende der Republik Venedig die sorgfältigen Pflegemaßnahmen an Bauten und Kanälen vernachlässigt wurden. Das Strömungsverhalten von Ebbe und Flut wurde zusätzlich durch das Ausbaggern tiefer Fahrrinnen für die Überseeschiffe, die den Hafen von Venedig ansteuern, ungünstig beeinflusst, so dass Fundamente unterspült wurden.

Im Baugefüge der Stadt spiegelt sich das Dreierverhältnis von Adel, Popolanen und einfachen Bewohnern anschaulich wider. So gibt es die case oder Paläste der Nobili (der Adligen), dann kleinere Wohnbauten der Kaufleute und die Fondachi, die Wohn- und Lagerhäuser der auswärtigen Händler, und zuletzt die zahlreichen Mietwohnungen des Volkes. Alle diese Häuser waren – partiell bedingt durch den wenig tragfähigen Baugrund – ungefähr gleich hoch.

Dabei dominierten die adligen Bauten in der Frühzeit einzelne Inseln, und es kam erst ab dem Spätmittelalter zu einer zunehmenden Ballung der Paläste am Canal Grande. In vielen Quartieren ist die stärker gemischte Sozialstruktur noch heute erhalten, doch haben sich manche von ihnen zu regelrechten Armenvierteln entwickelt, wie etwa Sacca Fisola. Das Gebiet um das Arsenal bis zur Via Garibaldi kann eher als typisches Arbeiterviertel mit einer entsprechenden politischen Kultur angesprochen werden. Straßenzüge mit gleichen Funktionen wurden zwar hier und da bereits im Spätmittelalter durchgesetzt, wie etwa im Bereich des Rialtomarkts und um die Carampane, das ehemalige Viertel der Prostituierten (um 1422), doch ließ sich dies mit der insularen Struktur nur schwer vereinbaren.

Straßen und Plätze

Calle

Die Venezianer unterscheiden die Fußwege und Plätze sehr sorgsam. Die Hauptstraßen rughe (vom französischen rue) und die salizade von „selciate“, d.h. die ersten mit Pflaster bedeckten Gassen, sind in ihrer Anzahl begrenzt. Calle werden die engeren Straßen genannt und fondamenta heißen die Straßen längs der Kanäle, die auch als Fundament für die Bauten dienen. Lista ist das Stück Weg in der Nähe der wichtigen Paläste und der Botschaften, die eine besondere Immunität genossen. Die Mercerie sind die Straßen mit den Geschäften (merce = Ware), die rive (Ufer) verlaufen längs der Seitenkanäle, sind oft auch nur Treppen, die zum Wasser hinunterführen. Ein rio tera ist ein aufgeschütteter Kanal, ein ramo (Zweig) eine kurze Straße, die von einer calle oder einem campiello abzweigt. Der campo ist der Platz, an dem eine Kirche steht, ein größerer Freiraum, der früher Gemüsegarten oder Weideland für Pferde war. Campiello ist der von Häusern umgebene Platz, auf den die calli münden, corti sind die Innenhöfe der Häuser. Paludo erinnert daran, dass diese Gegend früher versumpft war, anstelle der pissine befanden sich Teiche, wo man baden und fischen konnte. Der sotoportego geht unter den Häusern hindurch (portego wird der Saal im ersten Geschoss genannt, der Weg führt also unter diesem Saal hindurch) und verbindet calli, campielli und corti.

Venedig: Der Markusplatz

Die Plätze (campi) und Plätzchen (campielli) unterschied man von der Piazza, mit der die von San Marco gemeint ist, wenngleich es auch eine Piazza di Rialto gibt. So wie Piazza den Markusplatz meint, so bezeichnet die Piazzetta einen Teil dieses Platzes. Der Platz mit dem Busbahnhof heißt Piazzale Roma. Es existiert nur eine strada, die Strada Nova, dazu kommen drei vie (Via 25 Aprile, Via Vittorio Emanuele und Via Garibaldi).

Viele dieser Verkehrswege tragen als Namen die Bezeichnung der ehemaligen, dort ansässigen Gewerbe bzw. Berufsvereinigungen oder aber von Waren, die durch sie transportiert wurden, wie die Calle del Megio, die Hirsegasse. Daneben erscheinen zahlreiche Heilige, deren Namen fast jeden Platz zieren, manchmal genügen aber auch beschreibende Namen, wie calle stretta (enge Gasse).

Kanäle

Der Canal Grande bei der Rialtobrücke
Der Rio di San Luca beim Campo Manin

Venedig besitzt ungefähr 175 Kanäle mit einer Gesamtlänge von rund 38 km. Sie werden in erheblichem Umfang für den Warentransport genutzt. Die Hauptverkehrsader ist der Canal Grande, dazu kommen die Wasserwege außerhalb des historischen Zentrums.

Das Wasser in den Kanälen stand vor der Umwandlung der Lagune nicht still, sondern hob und senkte sich alle sechs Stunden. Der Gezeitenunterschied betrug allerdings nur 60 cm. Durch ein raffiniertes, aber arbeitsintensives System von Wasserregulationen nebst einer nur hierfür zuständigen Behörde wurde eine ständige Zirkulation gewährleistet, die die Stadt und das Wasser reinigte.

Eigens entwickelte Boote mit Kränen reinigen die Kanäle

Die Kanäle waren ursprünglich auf ca. 1,85 m Tiefe ausgelegt. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wurden sie allerdings nicht mehr gereinigt. So sammelten sich Schlamm und Algen bis zu einer Tiefe von einem Meter an. Das führte nicht nur zu einem stechenden Geruch, besonders wenn der Wasserspiegel sank, sondern dadurch wurden die Kanalisationsanlagen blockiert. Außerdem wurden viele Kanäle unpassierbar. Sie verloren ihre reinigende Wirkung und die Schadstoffe blieben im Schlamm, obwohl es Vorrichtungen an den Häusern gibt, um die Kanäle zur Reinigung abzusperren.

Die Kanäle sind inzwischen gereinigt worden. Damit ist nicht nur der Gestank der faulenden Algen verschwunden, sondern auch der überwiegende Teil der hochgiftigen Schlämme. Dennoch musste man konstatieren, dass die ursprünglichen Algenarten durch eingeschleppte Arten verdrängt worden sind.

Brücken

Die Scalzi-Brücke in Bahnhofsnähe
Die Rialtobrücke, lange Zeit die einzige Brücke über den Canal Grande

Nicht weniger wichtig als die Kanäle sind die – angeblich – 444 Brücken von Venedig. Bis etwa 1480 waren diese überwiegend aus Holz, später wurden sie sukzessive durch Steinbrücken ersetzt. Außerdem hatten sie in der Frühzeit keine Geländer, während heute nur noch zwei ohne Geländer sind – eine davon ist die Teufelsbrücke (Ponte del Diavolo) auf der Insel Torcello. Viele von ihnen waren sehr flach gebaut, um sie auch für Pferde und Karren gängig zu machen. Die meisten Kanäle kann man als Fußgänger nur überqueren, nicht begleiten. Die längste Brücke ist der 3,6 km lange Ponte della Libertà (Brücke der Freiheit), der die Altstadt an das Festland anbindet. Vier Brücken überspannen den Canal Grande: neben der Rialtobrücke, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts die einzige war, der Ponte degli Scalzi in Bahnhofsnähe, der 1932 eine eiserne Vorgängerbrücke von 1856 ersetzte, und der Ponte dell'Accademia beim namensgebenden Kulturinstitut, der ab 1854 entstand. Beide wurden nach Entwürfen von Eugenio Mozzi 1934 bzw. 1933 von den heutigen Bauwerken ersetzt. Eine vierte Brücke, der Ponte della Costituzione, entworfen vom spanischen Architekten Santiago Calatrava, wurde am 12. September 2008 eingeweiht. Sie verbindet die Piazzale Roma mit dem Uferstreifen (Fondamenta S. Lucia) östlich des Bahnhofs Santa Lucia.[9] Der Bau, ursprünglich auf etwa 3,5 Millionen Euro veranschlagt, kostete gut 11 Millionen – nicht zuletzt wegen des schwierigen Baugrunds.[10]

Seufzerbrücke zwischen Dogenpalast und Staatsgefängnis
Pontonbrücke zur Redentorekirche

Eine der bekanntesten Brücken dürfte die Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri) sein, die die ehemaligen Bleikeller, die Piombi, also die Staatsgefängnisse, mit dem Dogenpalast verbindet.

Die „Strohbrücke“ (Ponte della Paglia), die den Rio di Palazzo (ebenfalls in der Nähe des Dogenpalasts) überspannt, heißt so, weil hier die mit Stroh beladenen Boote anlegten. Ein Ponte longo ist einfach eine lange Brücke. Andere Brücken heißen nach dem überspannten Rio, einem nahe gelegenen Palast oder einer Kirche, häufig nach einem Heiligen. Der Name Ponte Storto, der in Venedig wohl zehn Mal vorkommt, weist auf eine Brücke hin, die einen Rio schräg überquert.

Eine Besonderheit stellt die jedes Jahr am 21. November geschlagene Brücke über den Canale della Giudecca dar, die die Kirchen Santa Maria del Giglio und Santa Maria della Salute verbindet. Auf ihr findet eine Prozession zum Dank für die Errettung von der Pest von 1575/1576 statt (Festa del Redentore).

Klima

Klimadiagramm

Die Stadt liegt in der gemäßigten Klimazone. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 13,5 °C. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 23,1 beziehungsweise 22,6 °C, der kälteste Monat ist der Januar mit 3,0 °C. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur beträgt im Juli und August 27 °C.

Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt bei 770 mm. Der meiste Niederschlag fällt im November mit durchschnittlich 86, der geringste im Januar mit durchschnittlich 53 mm.[11]

Geschichte

Siehe auch: Republik Venedig, Repubblica di San Marco, Verfassung der Republik Venedig, Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig, Venezianische Kolonien

Zu den frühen Siedlern auf den Inseln der Lagune, deren Spuren sich bis in etruskische Zeit zurückverfolgen lassen,[12] kamen während der Völkerwanderung Flüchtlinge aus Oberitalien. Die im Jahr 452 vor den Hunnen Flüchtenden sollen sich mit der Losung Veni etiam (etwa: „Auch ich bin (hierher) gekommen“) gegrüßt haben. Aus dieser Losung sei, so die Volksetymologie, der Name Venedig entstanden. Tatsächlich waren aber die hier ansässigen Veneter Namensgeber der Siedlung Venetia.

Karte der Innenstadt

Die Orte in der Lagune blieben, auch als das Festland im 8. Jahrhundert an Langobarden und Franken fiel, der westlichste Außenposten des Byzantinischen Reichs. Sie entwickelten eine eigene Herrschaftsstruktur mit einem Dogen an der Spitze. Die erste Residenz befand sich dabei in Malamocco auf dem Lido. 811 wurde sie nach Rialto verlegt. Der Name Rialto bedeutet „hohes Ufer“ (rivo alto), was wohl darauf zurückgeht, dass Rialto vor dem Anstieg des Meeresspiegels am Ostrand des Festlands lag.

Diese Verlagerung der Residenz fiel in eine Zeit, als sich Byzanz und das Frankenreich unter Karl dem Großen um die rechtmäßige Nachfolge der römischen Kaiser stritten. Dabei führten die Gegensätze zwischen pro-byzantinischen und pro-fränkischen Fraktionen zu Unruhen, die mehrere Dogen das Leben kosteten. Zugleich strebten die mächtigsten Familien die Alleinherrschaft mit Hilfe des Dogenamts an, wogegen sich die übrigen Familien verbündeten. Letztere setzten sich letztlich durch und erzwangen die Einbindung des Dogen in ein System kontrollierender Ratsgremien. Sie verhinderten eine Dynastiebildung und sorgten schließlich für eine Abriegelung gegen neu aufsteigende Familien (ab 1297). Alle männlichen Erwachsenen dieser Familien hatten Sitz und Stimme im Großen Rat. Zugleich waren Überwachungsgremien mit fast unbeschränkter Vollmacht, wie der Rat der Zehn oder der Senat von erheblicher Bedeutung. Die mächtigsten Familien beherrschten die Politik und den gewinnträchtigen Fernhandel bis 1797.

Geschicktes Lavieren zwischen den Großmächten verschaffte Venedig günstige Handelsverträge, die ihm fast eine Monopolstellung im Handel zwischen Westeuropa und Byzanz eintrugen. Zugleich baute es schon früh seine Beziehungen zu den muslimischen Herrschern aus.

Die Piazzetta und die Säule mit dem geflügelten Markuslöwen, gesehen von der Außengalerie des Markusdoms aus

828 wurden die Gebeine des Evangelisten Markus von Alexandria nach Venedig gebracht. Zu Ehren des Apostels veranlasste der Doge den Bau des Markusdoms. Die Identität stiftende, Prestige verleihende und Machtausübung legitimierende Bedeutung dieser von der Gesamtchristenheit hochgeschätzten Reliquie kann kaum überschätzt werden. Die beiden Säulen auf der Piazzetta, tragen heute noch die Figur des Hl. Theodor und den geflügelten Löwen, das Attribut des Apostels Markus, der Theodor als Schutzpatron verdrängte. Das Symbol des Markus wurde zum Wappen und Hoheitszeichen Venedigs, allgegenwärtig sowohl in der Stadt wie in allen ehemals von Venedig beherrschten Gebieten.

Eine wichtige Quelle für den Reichtum der Lagunenstadt war die Gewinnung von Salz, das von größter Bedeutung für die Konservierung von Fleisch und Fisch war. Außerdem schaltete sich Venedig in den Import des Grundnahrungsmittels Getreide ein, so dass die Versorgung Oberitaliens bis in die Frühe Neuzeit von ihren Vorratsspeichern abhing – ein handfestes und häufig genutztes Mittel politischer Erpressung. Wichtige Waren und Luxusgüter aus Asien und Afrika wie Seide, Pelze, Elfenbein, Gewürze, Färbemittel und Parfüme wurden über die levantinischen und nordafrikanischen Häfen umgeschlagen. Über Venedig wurde im Gegenzug der Handel mit Waren aus West- und Nordeuropa abgewickelt – wie Gold, Silber, Bernstein, Wolle, Holz, Zinn und Eisen, aber auch geschliffene Juwelen, Glaswaren und Arzneimittel.

Zur Sicherung des Seehandels baute Venedig seit 1104 eine Schiffswerft, das Arsenal, das mehrmals erweitert wurde. Die hier gebauten Flotten begleiteten die regelmäßigen Kauffahrerkonvois und waren zugleich ein Mittel, die Piraterie einzudämmen.

Im Verlauf der ersten Kreuzzüge und bedingt durch seine Handelsprivilegien nahmen die Feindseligkeiten zwischen Venezianern und Byzantinern in Konstantinopel jedoch zu, bis die Venezianer 1171 die Hauptstadt verlassen mussten. Den Vierten Kreuzzug dirigierte der Doge Enrico Dandolo nach Konstantinopel um, das erobert und geplündert wurde. Zahllose Kunstschätze gelangten auf diese Art in den Westen, so auch die bronzene Quadriga der Markuskirche. Zudem erweiterte Venedig sein Kolonialreich um zahlreiche Stützpunkte, allen voran Kreta. Aus diesem „Coup“ folgte allerdings auch ein Dauerkonflikt mit Genua, der Ursache für vier verheerende Kriege war.

Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 musste Venedig seine Positionen im östlichen Mittelmeer nach und nach den Osmanen überlassen. Seine Bedeutung nahm zudem in Folge der Verlagerung des Welthandelsverkehrs auf den Atlantik immer mehr ab. Das Monopol auf den Gewürzhandel mit der Levante ging im Lauf des 17. Jahrhunderts endgültig verloren. Als Wendepunkt gilt die Seeschlacht von Lepanto, in der es Venedig letztmalig gelang, zwischen den Weltmächten der Spanier und Osmanen eine Rolle zu spielen. Dem Verlust Zyperns (1571) folgten weitere Verluste, bis 1669 auch Kreta verloren ging.

Venedig hatte – vor allem ab 1405 – die so genannte Terraferma erobert und herrschte am Ende des 15. Jahrhunderts über das heutige Venetien, Friaul und einen großen Teil der Lombardei. Gründe für die Machtausdehnung auf das Festland waren die Konkurrenz der Osmanen, die wachsende Bedeutung der Handelswege durch die Po-Ebene und über die Alpen nach Mittel- und Nordeuropa sowie die Möglichkeit der Agrarproduktion auf den dortigen Landgütern.

Die Republik setzte in der Außenpolitik auf Diplomatie und ein effizientes Informationssystem. Pragmatismus, präzise Rechenhaftigkeit und Rationalität waren in der Regel Grundlagen politischen Handelns. Aus den ideologischen und religiösen Streitigkeiten hielt man sich möglichst heraus. Venedig hatte weder gravierende Probleme mit Muslimen noch mit Juden, man wusste sich vielmehr ihres Nutzens zu versichern. Probleme gab es allenfalls mit dem Papst wegen der politischer Vormachtbestrebungen und der Territorialpolitik der Kurie.

Keine zweite Stadt Europas hat ihre ständische Ordnung so entschieden zur Arbeitsteilung genutzt wie Venedig. Der Adel besorgte die Politik und die gehobene Verwaltung sowie die Kriegs- und Flottenführung. Die Cittadini, die bürgerlichen Kaufleute (circa 3 bis 4 % der Bevölkerung), sorgten für Geldmittel und Wertschöpfung durch Handel und Produktion von Luxuswaren, die Populani, also die Mehrheit der Bevölkerung, stellte die Soldaten, Matrosen und leistete Handarbeit, durfte aber auch als Schiffsbesatzung in gewissem Rahmen auf eigene Rechnung Handel treiben. In der Epoche des Aufstiegs waren die Adelsfamilien aktiv an Wirtschaft und Verwaltung der Stadt beteiligt: Sie trieben Handel, leiteten Kontore, kommandierten Galeeren und Flotten und waren in den zahlreichen Gremien des Staatswesens in die – zeitlich begrenzten – Ämter eingebunden, deren Kosten sie selbst zu tragen hatten und die sie ohne spezielle Ausbildung ausfüllten.

Ab dem späten 16. Jahrhundert entwickelten die Konkurrenten aus Nordwest- und Westeuropa überlegene Kredit- und Handelstechniken. Ihre Wirtschaftspolitik nahm zudem stark protektionistische Züge an. Nun übernahm die Luxusindustrie (vor allem die Glasherstellung) die Rolle des rückläufigen Levantehandels, ebenso der Tourismus. Venedig konnte Dalmatien und zeitweilig den Peloponnes unter seiner Hoheit halten, jedoch ging 1718 der Peloponnes endgültig verloren. Der ökonomische Niedergang der Stadt im 17. und 18. Jahrhundert ist dennoch eher als ein Zurückfallen gegenüber den schneller wachsenden Konkurrenten zu deuten, denn als Schrumpfungsprozess.

1797 verlor die Adelsrepublik durch Napoléon Bonaparte ihre Selbstständigkeit und wurde bis 1805 bzw. 1806 an Österreich angegliedert. Nachdem es 1805 bis 1814 Teil des napoleonischen Königreichs Italien war, kam es 1814 bzw. 1815 als Teil des Lombardo-Venezianischen Königreiches wiederum zu Österreich. 1830 erhielt die Stadt einen Freihafen und wurde 1845 durch die so genannte Freiheitsbrücke (Ponte della libertà) ans Festland gebunden.

Ausrufung der Repubblica di San Marco am 23. März 1848 (Lithografie von Sanesi, ca. 1850)

Im Revolutionsjahr 1848 wurde am 23. März unter Daniele Manin die Repubblica di San Marco ausgerufen, die über ein Jahr ihre Unabhängigkeit von Österreich behaupten konnte. Am 23. August 1849 wurde die Stadtrepublik von österreichischen Truppen blutig erobert. Der Belagerungszustand wurde erst 1854 aufgehoben.

In Folge der Niederlage Österreichs gegen Preußen im Krieg von 1866, in dem das 1861 neu gegründete Königreich Italien Verbündeter Preußens war, kam Venedig gemäß dem Frieden von Wien vom 3. Oktober 1866 an Italien.

Bis 1890 wanderten allein aus dem Veneto 1,4 Millionen Menschen aus. Erst unter Bürgermeister Riccardo Selvatico kam es zu verstärkten Industrialisierungsbemühungen. 1917 wurde der Hafen Marghera eröffnet, der die Arbeitsteilung zwischen dem Industrierand der Lagune und der Altstadt, die vor allem auf Tourismus setzte, offenkundig machte.[13] Ab 1926 gehörte der Industriekomplex Mestre-Marghera zu Venedig, drei Jahre später entstand eine Autobrücke mit einem Parkhaus (Piazzale Roma), dazu ein Bahnhof und künstliche Inseln, wie Tronchetto. Bis weit in die 1970er Jahre hatte die Industriepolitik Vorrang, so dass aus der Lagune eine Kloake wurde, die durch die verbreiterten Durchfahrten zur Adria und die Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts immer häufiger verheerenden Überschwemmungen ausgesetzt wurde, wie etwa 1966. Gleichzeitig schrumpft die Bevölkerung in der Altstadt bis heute, ihre Überalterung nimmt zu.

Unter Bürgermeister Massimo Cacciari (1993–2000 und seit 2005) subventioniert die Regierung die Restaurierung der Wohnhäuser, entwickelt Projekte zum Schutz vor Hochwasser, ließ sämtliche Kanäle reinigen und bemüht sich um den Umzug europäischer Institutionen nach Venedig. Auch hat der Ausbau der Universität zu einer gewissen Verjüngung der Bevölkerung beigetragen.

Bevölkerung

Sprache

Qua se parla anca in Veneto – Hier spricht man auch Venetisch

Im Veneto, aber auch in der Region Friaul-Julisch Venetien, im Trentino und in Istrien wird eine eigene Sprache gesprochen, die als Venetisch bezeichnet wird. Seit dem 28. März 2007 ist sie – zumindest vom Regionalrat Venetien – als Sprache anerkannt. Dabei tritt das venesiàn (Venezianisch) als bedeutende Varietät auf, die in Venedig gesprochen wird. Es gehört zu den westromanischen Sprachen und ist daher teilweise näher mit dem Französischen und Spanischen verwandt als mit dem aus dem Toskanischen abgeleiteten Standard-Italienisch.

Einwohnerzahl

Um 1300 dürfte allein das Venedig der Lagune etwa 85.000 bis 100.000 Einwohner gezählt haben, eine Zahl, die rapide anstieg und vor der ersten Pestwelle von 1348 möglicherweise die 140.000 erreichte. Um 1600 kann man mit rund 150.000 bis 160.000 Einwohnern rechnen, jedoch ist wohl die 200.000-Marke nie überschritten worden.[14]

Die italienische Stadt schrumpfte zunächst, erholte sich aber im Zuge der Industrialisierung, von der das historische Zentrum zunächst gleichfalls profitierte. Heute wohnt etwa noch jeder dritte Venezianer in der Lagune, nur jeder vierte im Zentrum.

Jahr Einwohner
1861 keine Angabe
1871 164.965
1881 165.802
1901 189.389
1911 208.463
Jahr Einwohner
1921 223.373
1931 250.327
1936 264.027
1951 316.891
1961 347.347
Jahr Einwohner
1971 363.062
1981 346.146
1991 309.422
2001 271.073
2007 268.736

Auf dem Festland, der Terraferma, zählte die Stadt 2009 179.932, im Centro Storico 60.233, in der Lagune (Esuario) 30.358 Einwohner, insgesamt 270.523.[15] Dabei liegt der Frauenanteil bei 142.341, der der Männer bei 128.182.

Die Einwohner verteilten sich auf die Municipalità und ihre Quartieri wie folgt:

Einwohnerzahlen nach Bezirken
Municipalità Quartiere Einwohner
Favaro Veneto Favaro Campalto 23.635
Mestre Carpenedo Carpenedo Bissuola 39.367
Mestre Carpenedo Mestre Centro 49.993
Chirignago Zelarino Cipressina Zelarino Trivignano 14.910
Chirignago Zelarino Chirignago Gazzera 23.546
Marghera Marghera Catene Malcontenta 28.481
Venezia Murano Burano S.Marco Castello S.Elena Cannaregio 36.247
Venezia Murano Burano Dorsoduro S.Polo S.Croce Giudecca 23.986
Venezia Murano Burano Murano S.Erasmo 5.529
Venezia Murano Burano Burano Mazzorbo Torcello 3.221
Lido Pellestrina Lido Alberoni Malamocco 17.466
Lido Pellestrina Pellestrina S.Pietro in Volta 4.142

Altersstruktur und Bevölkerungsrückgang

Der Anteil der unter 18-Jährigen liegt in den meisten Quartieren zwischen 12 und 14 %, wobei der Anteil in den Quartieren der Lagune einschließlich der Altstadt entgegen dem Augenschein nicht wesentlich niedriger liegt. Erkennbar höher ist dort jedoch der Anteil der mindestens 65-jährigen, die fast 30 % der dortigen Bevölkerung ausmachen. Dennoch ist auch hier der Anteil auf dem Festland nur geringfügig niedriger (um 27 %). Während aber die Bevölkerung auf dem Festland, wenn auch sehr langsam, wieder wächst, verliert die Lagune jährlich etwa 1 % ihrer Bevölkerung.

Anteil der Altersgruppen nach Bezirken
Quartiere Einwohner 0-18 Jahre 18-64 Jahre über 64 Jahre
Favaro Campalto 23.635 3.617 14.402 5.616
Carpenedo Bissuola 39.367 6.042 23.161 10.164
Mestre Centro 49.993 7.106 29.423 13.464
Cipressina Zelarino Trivignano 14.910 2.329 9.055 3.526
Chirignago Gazzera 23.546 3.785 14.469 5.292
Marghera Catene Malcontenta 28.481 4.470 17.380 6.631
S.Marco Castello S.Elena Cannaregio 36.247 4.923 20.739 10.585
Dorsoduro S.Polo S.Croce Giudecca 23.986 3.155 13.880 6.951
Murano S.Erasmo 5.529 671 3.082 1.576
Burano Mazzorbo Torcello 3.221 416 1.893 912
Lido Alberoni Malamocco 17.466 2.462 9.926 5.078
Pellestrina S.Pietro in Volta 4.142 651 2.525 966

Zuwanderung

Der Anteil der Nichtitaliener (stranieri) liegt mit 16.959 (31. Dezember 2006) bei rund 6 %.[16] Davon waren 227 Deutsche, nur geringfügig größer war, begrenzt man die Auswahl auf die seinerzeitige Europäische Union, die Gruppe der Polen mit 233 und der Franzosen mit 231. Es folgten Briten (179) und Spanier (132), dann Griechen (61) und Österreicher (57).

Die größte afrikanische Gruppe stellten die Senegalesen (272) dar, gefolgt von Marokkanern und Tunesiern (254, 246), Ägyptern und Nigerianern (194, 142). Afrikaner stellten insgesamt 1.372 Zuwanderer. Erheblich größer ist die Zuwanderung aus Asien, wobei die Gruppe aus Bangladesh mit 2.764 wiederum die größte darstellt, gefolgt von China (1.057), Philippinen (812), Sri Lanka (361) und Pakistan (133) sowie Jordanien (92) und Japan (90). Insgesamt stammen 5.788 Menschen aus Asien. Aus Amerika stammten hingegen nur 998 Zuwanderer, davon 227 aus Brasilien, 169 aus den Vereinigten Staaten, 104 von Kuba. Die größten Gruppen stammten aus Osteuropa: Moldawien (1796), Ukraine (1325), Rumänien (1059) und Albanien (995) sowie Makedonien (975). Insgesamt kamen aus europäischen Ländern einschließlich der EU 8.771 Zuwanderer. Der Rest kam aus Australien und Ozeanien (18) oder war staatenlos (10).

Religionen

Die Venezianer sind ganz überwiegend katholisch, ihr Oberhaupt ist der Patriarch von Venedig, der seit 1457 diesen Titel trägt. Amtsinhaber ist seit 2002 Kardinal Angelo Scola.[17] In seinem Amtsbereich, der Erzdiözese Venedig, waren 2004 von den 370.895 Einwohnern 365.332, also 98,5 % katholisch.[18]

Die bedeutende jüdische Gemeinde wurde durch die Nationalsozialisten weitgehend vernichtet. Heute besteht sie wieder aus rund 500 Mitgliedern, die überwiegend im Ghetto leben, dem Stadtbezirk, dessen Name später auf alle Gettos übergegangen ist. Sie leben dort seit 1516 bzw. 1549.

Schwer zu fassen ist die muslimische Gemeinde, die aus Nordafrikanern und Bengalen besteht und wohl mehr als dreitausend Mitglieder hat.

Politik

Bürgermeister und politische Gremien

Bürgermeister (sindaco) ist Massimo Cacciari, Vizebürgermeister Michele Vianello. Ihnen stehen 11 Assessori zur Seite, die zusammen die Giunta comunale, die Stadtregierung bilden. Im Stadtrat (consiglio comunale) sitzen 46 jeweils auf fünf Jahre gewählte Räte (zuletzt 2005)[19], deren Aufgabe in der Kontrolle der Regierung liegt. Vorsitzender ist Renato Boraso von der Forza Italia. Der Rat wiederum verfügt über 11 dauerhafte Kommissionen, die Informationen sammeln und aufbereiten und Vorlagen erstellen. Tagungsort ist die Ca'Loredan im Sestiere San Marco.[20]

Jede Municipalità weist wiederum eine Art Stadtteilrat (Consiglio di Municipalità) auf. Dabei hat etwa Chirignago-Zelarino 32 Räte, Venezia Murano Burano 43, Mestre Carpenedo 43 usw.

Besonderheiten der Konfliktlinien

Die politischen Konfliktlinien spiegeln zum einen die gesellschaftlichen Gegensätze und die Parteienkonflikte wider. Hinzu kommt der Gegensatz zwischen Bedürfnissen der Lagunenorte und denen des Festlands. Umwelt- und Finanzpolitik stehen zunehmend auf der lokalen Ebene im Vordergrund. Die notwendigen Erhaltungs- und Renovierungsmaßnahmen, vor allem aber der Hochwasserschutz, der allein rund 650 Millionen Euro verschlingt, drohen die Stadt vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise an den Rand der Zahlungsunfähigkeit zu bringen.[21]

Städtepartnerschaften

Venedig unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften. In Klammern das Jahr der Etablierung.

Die Partnerschaft zwischen Venedig und Nürnberg wurde bereits 1954 geschlossen. Am 20. Oktober 1954 leisteten die Bürgermeister von Venedig und Nürnberg zusammen mit den Vertretern von Nizza, Locarno und Brügge auf dem Markusplatz den so genannten „Verbrüderungseid“, in dem es (in der deutschen Übersetzung) heißt: „… Verpflichten uns am heutigen Tage feierlich, die ständigen Bande zwischen den Städteverwaltungen unserer Städte zu bewahren, auf allen Gebieten den Austausch ihrer Einwohner zu unterstützen und durch eine bessere gegenseitige Verständigung das wache Gefühl der europäischen Brüderlichkeit zu fördern …“. Am 25. September 1999 wurde auf dieser Grundlage zwischen Venedig und Nürnberg lediglich eine „Neuaufnahme ihrer freundschaftlichen Beziehungen“ beschlossen.

Wirtschaft

Siehe auch: Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig

Glasofen auf Murano

Die Wirtschaftsstruktur ist zweigeteilt. Während das Festland von industriellen Strukturen geprägt ist, ist der Bereich der Lagune stark vom Tourismus, dem Handel, aber auch von der Bauindustrie geprägt. Dabei bestimmen zahlreiche Kleinunternehmen das Bild, bis zur häufigsten Form, dem Ein-Personen-Unternehmen, wie sie meist die Gondolieri darstellen. Allein im Handel existierten 2007 über 9.000 selbstständige wirtschaftliche Einheiten, im Handwerk fast 3.500, ebenso wie im Tourismus. Bauwirtschaft und Transportgewerbe basierten auf knapp 3.000 bzw. über 2.200 Einheiten. Hinzu kamen Dienstleistungsunternehmen. Insgesamt wies der Wirtschaftsraum Venedig-Cavallino-Treporti fast 30.000 Unternehmen auf, davon nur noch 917 in der Landwirtschaft und sogar nur noch 366 in der Fischerei. Hingegen war die Zahl der Unternehmen seit 2003 um fast 5 % gestiegen.[22]

Landwirtschaft

In der Landwirtschaft arbeiteten schon 2001 nur noch rund 760 Personen, doch versorgen sie damit die altstädtischen Märkte mit Lebensmitteln, vor allem von S. Erasmo her.

Glasindustrie

Immer noch von Bedeutung ist unter den produzierenden Gewerben die Glasindustrie, die sich auf Murano konzentriert. Das Consorzio Promovetro Murano, das die Glasunternehmen fördert, führt hier allein 66 Unternehmen auf, von denen das älteste Pauly & C. – Compagnia Venezia Murano ist, das seit 1866 besteht.[23]

Tourismus

Touristen auf dem Markusplatz

Bei weitem dominierend ist der Tourismus für die meistbesuchte Stadt Europas. Venedig zog 2001 ca. 14 Millionen Besucher an,[24] doppelt so viele wie Rom, und war damit die am häufigsten von Touristen besuchte Stadt. 2007 zählte man mehr als 8,8 Millionen Übernachtungen, bei rund 16 Millionen Besuchern im Jahr zuvor.[25] Offenbar haben die stark angestiegenen Preise zu einem Übernachtungsrückgang geführt, denn noch vor wenigen Jahren lagen diese bei rund 11 Millionen. Dieses Preisniveau wird an bestimmten Stellen, wie dem Markusplatz noch bei weitem überboten.

Der Touristenstrom hat 1999 zu einer ungewöhnlichen Aktion der Stadtverwaltung geführt: Man warnte in Plakaten vor Venedig. Diese Aktion richtete sich gegen Tagestouristen, die der Stadt außer Belastung wenig einbringen. Diese damals neue Plakataktion von Oliviero Toscani warnte mit drastischen Fotos von Ratten, verschmutzen Kanälen und verfallenden Palästen vor den hässlichen Seiten Venedigs, um diejenigen Besucher abzuschrecken, die eine Postkartenidylle erwarten.

Industrielle Betriebe

Größere Unternehmen existieren vor allem auf dem festländischen Teil der Stadt, wo sich Unternehmen der Chemie- und Ölindustrie, des Schiffbaus und die beiden Flughäfen als größte Arbeitgeber befinden. Dort lebt heute der überwiegende Teil der Bevölkerung.[26]

Dazu wurde in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg in großem Maßstab Land enteignet, die entstehenden Kommunen wurden mit den Städten der Lagune zur Stadt Venedig verschmolzen. 1933 wurde die Brücke vom Festland zur Altstadt ausgebaut, Bahnhof und Parkplatz nebst künstlichen Inseln entstanden, die Durchfahrten in die Adria wurde verbreitert und vertieft. Mestre hatte 1931 erst 35.860 Einwohner.

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich in Marghera Unternehmen wie Montedison oder EniChem Agricoltura (bis 1994) an, die Düngemittel und Pflanzenschutzmittel produzierten, oder Schiffbauer wie Fincantieri. In Mestre dominierten Petrochemie und Hafen, zahlreiche Arbeiter zogen aus der Altstadt aufs Festland. 1939 waren hier 15.000 Beschäftigte, 20 Jahre später bereits 35.000 zu verzeichnen. 1963 hatte die Stadt bereits über 200.000 Einwohner. Mit dem Ausbau der Autobahn Richtung Pavia gelang zwar eine stärkere ökonomische Anbindung an das Festland, doch geriet die Schiffbau- und die chemische Industrie in den 60er Jahre in eine schwere Krise. 1999 hatte Mestre nur noch 180.000 Einwohner und nur noch 28 % der Arbeitsplätze bot die Industrie, 71 % die Dienstleistungsbranchen.

Verkehr

Während der Verkehr auf dem festländischen Teil der Stadt dem einer mittelgroßen Stadt entspricht, ist er im Lagunenteil völlig anders organisiert. Hier herrschen Wasserwege und Fußverkehr vor. Venedig ist eine Stadt der Fußgänger und Boote.

Handkarren

Im innerstädtischen Bereich wird der Lastentransport zu Land mittels Handkarren (carrelli) durchgeführt. Diese haben aufgrund der vielen Brücken eine besondere Form. Die Last ruht vorwiegend auf der Hauptachse, die vorderen Stützräder dienen dazu, den Karren über die Tiefe der nächsthöheren Stufen solange vorwärts zu schieben, bis die Räder der Hauptachse auf den vorhergehenden, niedrigeren Stufen aufgesetzt werden können. Die Transporteure (facchini, trasportatori) machen sich mit lauten Rufen wie „atenzione“ oder „gamba“ bemerkbar.

Um die Belästigung des Fußgängerverkehrs so gering wie möglich zu halten, verfügte die Stadtverwaltung, dass diese „carrelli a mano“ eine Breite, inklusive der Achsen, von höchstens 80 cm haben dürfen. Weiterhin müssen die Karren mit Gummibereifung, sowohl an der Hauptachse als auch an den vorderen Stützrädern ausgerüstet sein. Die facchini sind verpflichtet, die Lastkarren mit größter Vorsicht zu handhaben, um Schäden an Personen oder Sachen zu vermeiden.

Im Bereich der Laubengänge rund um den Markusplatz ist die Benutzung der Lastkarren untersagt. In der Zeit zwischen 10 Uhr und 13 Uhr sowie von 20 Uhr bis 5 Uhr ist der Transport mit den Karren in bestimmten Straßenzügen rund um den Markusplatz (z.B. Mercerie, Frezzerie) verboten. Die Karren müssen eine Tafel mit Angabe über den Eigentümer und dessen Wohnsitz tragen. Der Transport von über die Breite des Karren hinausstehende Lasten ist ebenso untersagt, wie das Parken auf den öffentlichen Wegen, auch während der Nachtstunden.

Wasserverkehr

Gondoliere beim Rangieren
Gondeln auf einem Rio

Das bekannteste Verkehrsmittel Venedigs ist die Gondel, die allerdings überwiegend dem Tourismus dient. Die Traghetti (Gondelfähren) bilden eine Ausnahme. Sie überqueren an acht Stellen den Canal Grande und bringen ihre Fahrgäste, meist stehend, von der einen Uferseite auf die andere. Dieser Pendeldienst gehört zu den Verpflichtungen jedes Gondoliere und wird reihum wahrgenommen. Er stammt aus den Zeiten, als nur die Rialtobrücke den Kanal überquerte, und auch heute überqueren ihn nur zwei in der Nähe des Bahnhofs, dazu die Rialto- und die Accademiabrücke.

Venezianische Gondel, Carlo Ponti, handkolorierte Fotografie, 1867

Der Familie der Gondeln gehören die Barchéta da tragheto, Disdotona (von 12 Ruderern getrieben), Gondolin (eine kleine Gondel), Gondolon (eine große), Balotina und Mussin (mit nach vorn geneigtem Bug, sonst dem Gondolin ähnlich) an. Sie alle verbindet eine asymmetrische Bauweise. Die Boote neigen leicht nach rechts, um den Druck des links geführten Ruders auszugleichen. Dabei wird der Gondolino da regata nur während der Regata Storica gefahren, einer Regatta durch den Canal Grande.

Daneben gibt es noch eine große Zahl von traditionellen Wasserfahrzeugen. Allein der Bauart sandoli, die aus einem Fischerboot hervorgegangen ist, sind Typen wie der Ciosòto (bezieht sich auf Chioggia), der S´ciopon (der kleinste Sandolo), die Sanpierota (mit Segel am Heck), der Pupparin (der manchmal mit der Gondel verwechselt wird und mit bis zu vier Rudern ausgestattet ist), die Mascareta zuzuordnen. [27]

Es gibt in Venedig mehrere 100 private Motorboote, die allerdings mit ihrem Wellenschlag die Substanz der Häuser gefährden. Hinzu kommen rund 200 Taxi- und weitere Hotelboote. Im August 1995 haben die Gondelfahrer den Canal Grande blockiert, um gegen den hohen Wellenschlag der Motorboote zu protestieren. Die Schrauben der Schiffsmotoren reichern das Wasser zudem mit Sauerstoff an und tragen so zur Bildung von Fäulnisbakterien bei, die die Holzfundamente zersetzen. Im November 2001 ist von der italienischen Regierung der ‚Notstand’ für Venedig ausgerufen worden. Danach sollte das Umweltministerium entschlossene und rasche Schritte ergreifen können. Zu den privaten Booten kommen öffentliche, wie die von Polizei und Feuerwehr, aber auch die städtische Müllabfuhr.

Vaporetto beim Anlegen an eine Haltestelle
Lagunenpolizei (Polizia lagunare)

Polizei (Polizia), Feuerwehr (Vigili del Fuoco) und verschiedene Krankenhäuser und ihre Ambulanzen unterhalten eigene Bootsflotten, ähnlich wie die Müllabfuhr und die Post. Bei der Polizei sind wiederum die Staatspolizei (Polizia di Stato), die Carabinier und die Guardi di Finanza zu unterscheiden. Hinzu kommen die Küstenwache (Guardia di Costiera), die Polizia locale, lagunare und provinciale.

Wasserbusse (vaporetti) wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Für ihren Betrieb zeichnet heute die städtische Verkehrsgesellschaft ACTV (Azienda Consorzio Trasporti Veneziano) verantwortlich. Diese Schiffe haben einen sehr flachen Rumpf, was ihren Tiefgang mindert. So sollten die Hausfassaden geschont werden, gegen die die Wellen mit enormen Kräften schwappen. Dies ist einer der Gründe, warum in Venedig strenge Höchstgeschwindigkeiten gelten und – grundsätzlich zumindest – kein Vaporetto im Canal Grande wenden darf. Die Vaporetti fahren in einem dichten Liniennetz auch die Nachbarinseln und das Festland an.

Bahn

Der Hauptbahnhof Santa Lucia am Canal Grande

In Venedig gibt es zwei Hauptbahnhöfe, den Venezia Santa Lucia als Kopfbahnhof des historischen Zentrums und den Knotenbahnhof Venezia Mestre im gleichnamigen Festlandsstadtteil. Ihm schließt sich westlich ein stillgelegter, aber noch für den örtlichen Güterverkehr benutzter Rangierbahnhof an. In Santa Lucia kommen täglich etwa 82.000 Reisende an, wobei rund 450 Züge verkehren, insgesamt reisen hier 30 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Den Bau regte 1924 der Architekt Angiolo Mazzoni an. Zehn Jahre später wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den Virgilio Vallot gewann. 1936 einigte man sich, dass Mazzoni – Vallot den Bau ausführen sollten, dessen Fertigstellung 1943 unterbrochen wurde. Nach dem Krieg führte ihn Paolo Perilli zu Ende.[28]

Der Bahnhof von Mestre, der 1842 eröffnet wurde, weist geringfügig höhere Passagierzahlen auf. Hier verkehren täglich rund 500 Züge.

Unter Bürgermeister Paolo Costa (2000-2005) wurde die Schaffung einer U-Bahnlinie mit direktem Ausstieg auf dem Markusplatz und Murano forciert. Costas Vorgänger und Nachfolger, der Philosoph Massimo Cacciari, seit April 2005 wieder im Amt, misst dem Projekt hingegen keine hohe Priorität bei, so dass mittelfristig nicht mit dem Bau zu rechnen ist.

Flughäfen

Venedig verfügt über drei Flughäfen, den Flughafen Venedig-Marco Polo und den von einigen Billigfluggesellschaften angeflogenen Flughafen Treviso sowie über einen kleinen Landeplatz für Privatflugzeuge auf dem Lido. Marco Polo fertigte 2006 7,7 Millionen Passagiere ab, in den ersten neun Monaten des Jahres 2008 waren es bereits 6.786.000.[29] Damit ist der Flughafen nach Rom und den beiden bei Mailand der viertgrößte in Italien. Allerdings war das Passagieraufkommen 2008 leicht rückläufig, der Flughafen Treviso legte allerdings um 10 % zu. Zusammen bilden die Flughäfen den drittgrößten Komplex Italiens.

Umwelt

In einer Stadt mit sehr wenigen Parkanlagen, wie den Giardini Papadopoli, dem Biennalegelände oder dem Garten vor den Prokuratien, beziehen sich Umweltfragen eher auf die Lagune. Dabei ist das drängendste Problem die immer häufigere Überschwemmung der Stadt, aber auch die Zerstörung der Lagune, die damit untrennbar zusammenhängt. Auch auf dem Festland gibt es nur wenige Gebiete, die nicht bebaut sind. Doch existieren Parks, wie etwa der Parco Alfredo Albanese oder der Parco di San Giuliano in Mestre, die 33 bzw. 74 ha groß sind. Hinzu kommt der Querini-Wald mit rund 200 ha. Die Republik Venedig hatte solche Wälder gezielt geschützt, um sich hohe Bäume und Holzvorräte zu halten, doch fielen sie nach 1797 Industrialisierung und Landwirtschaft zum Opfer. In der Altstadt gibt es allerdings versteckte Gärten, die für den Besucher hinter hohen Mauern verschwinden.[30]

Hochwasser

Überschwemmung auf dem Markusplatz

Die Gebäude Venedigs sind auf Holzpfählen erbaut, die in verschiedene Schichten von Ton und Sand eingerammt sind. Die Technik der „palificazione“ hat sich, abgesehen von einer Mechanisierung, bis heute im Wesentlichen nicht geändert.

Die Stadt ist oft von Hochwasser (Acqua Alta) betroffen. Am 4. November 1966 ereignete sich eine Sturmflut mit einer Höhe von 194 cm über dem Normalpegel. Am 1. Dezember 2008 erreichte ein Hochwasser 156 cm.[31]Der Meeresspiegel in der Lagune liegt heute 23 cm höher als um 1900, teils wegen der (inzwischen gestoppten) Absenkung des Lagunenbodens durch Wasserentnahme, teils durch den allgemeinen Anstieg des Meeresspiegels. Das seit Ende 2004 in Bau befindliche Projekt MOSE Projekt Mose (modulo sperimentale elettromeccanico [32]) besteht aus 79 Schleusentoren auf dem Meeresgrund, die ab einem Hochwasser von 110 cm über dem Normalpegel durch Druckluft aufgerichtet werden sollen. Die Fertigstellung ist für 2014 vorgesehen.

Kritiker führen gegen das Projekt an, dass der Meeresspiegel durch die weltweite Klimaerwärmung noch weiter steigen könnte und die Ökologie in der Lagunenstadt durch die Schleusen beeinträchtigt wird. In der Tat sind die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Erdölindustrie (Industriehafen Porto Marghera) und des Fremdenverkehrs (Kreuzfahrtschiffe) immer weiter vertieften Hafeneinfahrten, darunter namentlich die nördliche bei Punta Sabbioni, ein Hauptproblem.

Wasserversorgung

Da Venedig durch die Lage in der Lagune keinen festen süßwasserführenden Grund unmittelbar unter sich hat, war man gezwungen, das Trinkwasser durch Sammeln von Regenwasser in Zisternen und Brunnen zu gewinnen. Lange Trockenperioden führten jedoch immer wieder zu Problemen bei der ausreichenden Versorgung.

Brunnen auf dem Campo San Giacomo dell'Orio

In diesen Zeiten war man gezwungen, unter großem Kostenaufwand vom Fluss Seriola Wasser herbeizuschaffen. Der Transport des Wassers oblag der Zunft der Acquaroli, die mit ihren Holzbooten, den burchi, das Trinkwasser in die Stadt brachten.

Die Republik veranlasste aus diesem Grunde des Öfteren die Bohrung von artesischen Brunnen, die aber alle nicht sehr erfolgreich verliefen. Eine Zeit lang dachte man daran, vom Fluss Sile ein Aquädukt in die Stadt hinein zu bauen, doch ließ man dieses Projekt fallen.

1830 fand in Vicenza ein Naturalistenkongress statt und die dort geführten Diskussionen führten zu einer Bohrung bis zu 300 m Tiefe, in der Hoffnung, dort auf Wasser zu stoßen, das aus den Alpen kam. Als man in 20 m Tiefe noch immer auf keine festen Schichten stieß, gab man den Versuch auf, ebenso wie einen nochmaligen Versuch einige Jahre später. 1848 entschloss sich die mit der Wassersuche betraute Gesellschaft, auf der Riva Ca' di Dio zu einer Bohrung bis zu rund 170 m Tiefe. Als man nach 145 m auf eine Wasserader stieß, war man derart euphorisch, dass man die Bohrung fortsetzte. Damit beschädigte man jedoch die abdichtende Stausohle des gefundenen Süßwassers und machte es unbrauchbar.

Auf Vorschlag des Londoner Unternehmens Ritterbant & Dalgairns, eine Wasserleitung von der Seriola in die Stadt hinein zu verlegen (1875), verlängerte man diesen Fluss von Moranzani bis zur Brenta bei Strà, damit er auch das Wasser dieses Flusses führte. Am 31. Juli 1885 wurde die Wasserleitung in Betrieb genommen. Ritterbant & Dalgairns erstellte darauf einen weiteren Plan und man schloss am 2. Mai 1889 einen Vertrag, der im März 1891 durch die Inbetriebnahme einer neuen, sublagunaren Leitung erfüllt wurde. 1897 wurde Murano, 1900 die Giudecca, der Lido und andere kleine Inseln an die Wasserleitung angeschlossen.

Am 18. Juli 1911 riss jedoch ein Schiff das Hauptrohr der Wasserleitung auf und binnen kürzester Zeit war das gesamte Trinkwasser durch das eingedrungene Brackwasser untrinkbar geworden. Aufwändige Reparatur- und Reinigungsarbeiten beseitigten den Schaden nur unzureichend, so dass 1912 mit den Arbeiten zum Bau einer neuen Wasserleitung begonnen wurde. Nach Kriegsende erfolgte die Fertigstellung. Die Leitung verlief über eine Länge von über 20 km von Sant'Ambrogio (Scorzé) bis nach S. Giuliano am Rande der Lagune. Eine doppelte Leitung, die teilweise am Lagunengrund verläuft, führte Venedig aus den Sant'Ambrogio-Quellen ausreichend Trinkwasser zu.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden, nicht zuletzt durch die Erfordernisse des zunehmenden Massentourismus, am Festland laufend neue Quellen erschlossen und Wasserleitungen verlegt.

Muschelfischerei

Für Missstimmung zwischen Venedig und Chioggia sorgen die ‚Caparossolanti’, die Muschelmänner, wie sie im venezianischen Dialekt heißen. Ende der 1980er Jahre wurde von Züchtern die philippinische Venusmuschel (Tapes philippinarum), das ‚schwarze Gold der Lagune’ hier angesiedelt, die die heimischen Muscheln verdrängt hat. Sie gedeiht besonders in den von Industrieabwasser verschmutzten und aufgeheizten Gewässern. Die Caparossolanti fangen sie in ihren 200-PS-Booten mit eisernen Fangkörben in Sperrgebieten und reißen dabei den Lagunenboden auf. Über 1000 dieser Muschelmänner fischen mittlerweile (2006) in den Gewässern zwischen Chioggia und Venedig und verdienen dabei wesentlich mehr als die traditionellen Fischer, deren Lebensgrundlage sie gefährden. In nur 15 Jahren ist durch die neue Muschelsorte die Wasserwelt der Lagune ins Wanken geraten. Bekämpft werden die Caparossolanti von der Polizei in ihren ‚gelben Flammen’-genannten Booten, die in Chioggia gefürchtet sind. Bereits fünf Muschelmänner sind dabei ums Leben gekommen. Es gibt ein ausgeklügeltes Informationssystem der Fischer untereinander, das über Handys und Computer funktioniert und vor allem nachts eingesetzt wird. Ihre Boote sind mit Radar ausgerüstet, so dass sie auch nachts und im Nebel manövrieren können.

Die Einwohner von Chioggia betrachten die Philippinische Venusmuschel als Gottesgeschenk. Sie habe die Wirtschaft der Stadt beflügelt; wobei im Grunde eine Form der Kriminalität durch eine neue (die Umweltkriminalität) ersetzt wurde. Die Caparossolanti halten sich für den neuen wirtschaftlichen Motor der Stadt, in der es mittlerweile mehr Banken und Juweliergeschäfte gibt als Bäckereien.

Kunst und Kultur

Claude Monet: Abendstimmung in Venedig, 1908, Bridgestone Museum of Art in Tokio

Im gesamten Mittelalter war Venedig stark von der byzantinischen Kultur beeinflusst worden und erhielt im Spätmittelalter, ähnlich wie Florenz, neuerlich Impulse aus dem Osten, die eine wichtige Voraussetzung für die Renaissance bildeten. Flüchtlinge aus Konstantinopel brachten antike Werke in den Westen, man durchsuchte Bibliotheken nach den klassischen Schriften. Die eigenwillige Kunstentwicklung Venedigs reicht jedoch bis in die Frühgeschichte zurück und so unterscheidet sich der gotische Stil Venedigs sehr stark vom sonst gängigen Begriff der Gotik.

Kunsthistorisch ist Venedig zur Zeit der Renaissance und des Barock von höchster Bedeutung: Es war der „Gegenpol“ zu Florenz und beherbergte viele Künstler wie Carpaccio, Giorgione, Giovanni Bellini, Tizian, Veronese und später Tintoretto, Giovanni Battista Tiepolo, Guardi und Canaletto.

Architektur

Kirchen

Venedig ist reich an Kirchen von der Romanik (Krypta von San Zaccaria) bis zum Barock, wobei der neben der Kirche stehende Glockenturm (Campanile) schon äußerlich besonders hervorsticht – er ist im gesamten ehemals venezianischen Gebiet bis nach Zypern anzutreffen. Die venezianische Sakralarchitektur verhält sich konservativ selbstbewusst zu römisch- europäischen Modetrends.

San Giorgio Maggiore
Santa Maria della Salute

Symbol Venedigs als Stadt und Republik war der Markusdom, der ursprünglich im byzantinischen Stil erbaute Schrein für die Gebeine des Evangelisten Markus, zugleich Staats- und Palastkirche der Dogen. 976 bis 1094 entstand nach der Zerstörung der Kirche eine Kreuzkuppelkirche nach dem Vorbild Konstantinopels. Noch früher entstand die Basilika auf Torcello, Santa Maria Assunta. Sie geht auf das 7. Jahrhundert zurück. Als älteste Kirche innerhalb Venedigs gilt San Giacomo di Rialto, wenn auch hier, wie an den meisten Kirchen, starke bauliche Veränderungen vorgenommen wurden. Auch in San Giovanni Decollato (San Zan Degolà) ist noch Originalsubstanz in größerem Umfang erhalten, ebenso wie in San Giacomo dall'Orio, das allerdings überwiegend aus dem 14. Jahrhundert stammt.

San Polo, entstanden im 9. Jahrhundert, wurde im 14. und 15. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut. Es trägt ein gotisches Portal aus der Werkstatt Bartolomeo Bon (vor 1410–1464/67), der auch die Ca' d'Oro errichten ließ. 1804 wurde die Kirche jedoch weitgehend umgebaut.

S. Zanipolo. Die einst verputzten Backsteinwände sind heute aufgrund von Entscheidungen der Denkmalpflege Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt.
Santa Maria dei Gesuati
Santa Maria Assunta dei Gesuiti

Mit den im 13. Jahrhundert nach Venedig kommenden Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner entstanden Gebetsräume und schließlich große Bauwerke, wie Santa Maria Gloriosa dei Frari (Frari) und Santi Giovanni e Paolo (Zanipolo). Eine weitere gotische Kirche ist La Madonna dell'Orto (nach 1377 vollendet, Fassade des 15. Jahrhunderts). Übergangsformen zur Renaissance weist bereits San Zaccaria im Sestiere Castello auf, möglicherweise durch den Florentiner Baumeister Michelozzo di Bartolomeo, der die Bibliothek des zugehörigen Klosters 1433–1434 bauen ließ, durchgesetzt.

Der erste Sakralbau der Renaissance in Venedig ist San Michele in Isola. Die Fassade von San Zaccaria weist Parallelen zu San Michele auf. Die von Mauro Codussi errichtete Kirche Santa Maria Formosa dürfte eine der bekanntesten Renaissancekirchen Venedigs sein, wobei sie eine Renaissance- und eine Barockfassade aufweist. Ab 1492 entstand Santa Maria dei Miracoli. Ein Beispiel für den Rückgriff auf die Kreuzkuppelkirche ist die um 1500 erbaute Kirche San Giovanni Crisostomo. Beim größten Kirchenbau des frühen 16. Jahrhunderts, San Salvador, bezieht man sich auf San Marco. Die Technik der Inkrustation fand an Santa Maria dei Miracoli ihre höchste Vollendung.

Herausragende Baumeister wie Jacopo Sansovino haben San Zulian, San Martino sowie den Innenraum von San Francesco della Vigna entworfen, Scarpagnino entwarf San Sebastiano. Andrea Palladio errichtete mit San Giorgio Maggiore, Il Redentore und der Fassade von San Francesco della Vigna richtungsweisende Bauten; Le Zitelle kann ihm wohl nicht mehr zugewiesen werden. Die Fassade von San Pietro di Castello steht in der Nachfolge Palladios, seine Formensprache erscheint noch lange nach seinem Tod in Bauten wie San Trovaso, San Staè und weiter bis ins 19. Jahrhundert.

Zum Dank für das Ende der Pest wurde die von 1631 bis 1638 erbaute Kirche Santa Maria della Salute erbaut, die bedeutendste barocke Kirche Venedigs, entworfen von Baldassare Longhena. Einige Kirchenfassaden dieses Jahrhunderts blieben unvollendet, wie Santi Apostoli, San Marcuola, San Lorenzo oder San Pantalon.

Die Fassade der Pietà an der Riva degli Schiavoni wurde erst im 20. Jahrhundert vollendet, die Fassade der Gesuati-Kirche (nur in Venedig gab es diesen Orden, der nicht mit den Gesuiti (Jesuiten) verwechselt werden darf, die Santa Maria Assunta dei Gesuiti erbauen ließen) konnte nur durch die Spende eines vermögenden Patriziers zu Ende gebracht werden. Solche Geldmittel flossen auch den Kirchen von San Moisè und Santa Maria Zobenigo zu, die entsprechende Grabmäler der Stifter hüten. Andere Finanziers waren weltliche Gesellschaften, wie die Pinzocchere dei Carmini, die als Tertiarierinnen dem Karmeliterorden angehörten – aus ihnen ging die Scuola dei Carmini hervor. Sie sorgten dafür, dass zwischen 1286 und 1348 die Kirche Santa Maria dei Carmini entstand. Auch andere Glaubensgruppen, wie die orthodoxen Griechen durften im 16. Jahrhundert Kirchen im Stadtgebiet erbauen. So entstand 1498 die Scuola di San Nicolò dei Greci, die ab 1548 die Kirche San Giorgio dei Greci errichten ließ. Auch die Protestanten durften eine Kirche errichten.

1706–1714 wurde der von Scamozzi begonnenen Theatinerkirche San Nicolò da Tolentino ein korinthischer Pronaos vorgeblendet. 1760 entstand die klassizistische Maddalena-Kirche. Im kreisrunden Außenbau findet man einen achteckigen Innenraum. Unter den von napoleonischem Klassizismus geprägten Kirchen ist San Maurizio hervorzuheben. San Silvestro wurde erst im vierten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts begonnen, in klassizistischer Formensprache, wie an der Accademia.

Profanbauten

Paläste

Ein Palast wird in Venedig im Allgemeinen als Casa (abgekürzt Ca′) bezeichnet. In der öffentlichen Wahrnehmung gab es nur zwei Paläste in der Stadt, die als solche bezeichnet wurden: den Dogenpalast (Palazzo Ducale) und die Residenz des Patriarchen von Venedig.

Der älteste erhaltene Stadtpalast, das spätere Handelshaus der Türken (Fondaco dei Turchi). Die turmartigen Aufbauten verdanken sich der Phantasie der Restauratoren des 19. Jahrhunderts.
Blick auf den Dogenpalast (Palazzo Ducale)

Von den so genannten byzantinischen Palästen gibt es heute nur noch wenige und diese sind im 19. Jahrhundert weitgehend verändert worden. Einen guten Eindruck vom Palastbau des 13. Jahrhunderts gibt der Fontego dei Turchi, dessen Name zwar auf ein türkisches Handelshaus hindeutet, der jedoch auf einen Stadtpalast zurückgeht. Viel alte Substanz ist noch an der Ca' da Mosto erhalten, der ab dem 13. Jahrhundert entstand. Die dekorativen Details des Komplexes Loredan und Farsetti, heute Rathaus und Kommunalverwaltung, entstammen weitgehend dem 19. Jahrhundert. Dennoch lässt sich die Fassadenkomposition einer typischen „casa-fondaco“ (abgeleitet vom arabischen „funduq“ = Lagerraum) noch klar ablesen: eine Arkadenreihe im Erdgeschoss, welche zum Ein- und Ausladen von Waren geeignet war und ein ebenfalls durchgehend aufgerissener Piano Nobile. Im Grundriss äußert sich dies in einem zentralen Saal, der sich zur Fassade T-förmig erweitert.

Ca' d'oro, das Goldene Haus

Im Verlaufe der Gotik wurden die Saalproportionen steiler und der T-förmige Grundriss wurde zugunsten eines leicht L-artigen, später nur noch gerade durchgehenden Saales aufgegeben. Der so genannte „gotico fiorito“ verwendet im 15. Jahrhundert am Canal Grande Maßwerk, das sich vom Dogenpalast herleitet. Der größte Bau ist die Ca' Foscari an der ersten Biegung des Canal Grande. Für die Ca' d'Oro („Goldenes Haus“) wurde eine farbige Bemalung in Blau und Gold nachgewiesen. Bilder, insbesondere von Vittore Carpaccio und Gentile Bellini, lassen eine intensive Polychromie der gotischen Architektur erkennen.

Bedeutende Häuser des 16. Jahrhunderts sind vor allem die beiden Paläste Mauro Codussis, die Ca' Vendramin und der Palazzo Corner Spinelli, ersterer mit einem Rückgriff auf einen T-förmigen Saal. Was den Profanbau angeht, so konnte, ganz im Gegensatz zum Sakralbau, Andrea Palladio in Venedig nie Fuß fassen. In seinen „Quattro Libri“ sind zwar Entwürfe für die Ca'Corner della Ca' Granda und den Palazzo Grimani überliefert, doch war die konservative Haltung der Venezianer in Bezug auf die architektonische Gestaltung Ihrer Heimatstadt hier nicht zu überwinden.

Eben die nach Entwurf von Jacopo Sansovino entstandene Ca' Corner, ein am Canal Grande gelegener Palast der Familie Cornaro, ist ein epochemachender Bau der Hoch-Renaissance mit einen quadratischen Innenhof nach römischem Vorbild. Ein anderer bedeutender Architekt des Cinquecento (also des 16. Jahrhunderts), Sebastiano Serlio, konnte manche seiner Vorstellungen in Kooperation mit dem Patrizier Francesco Zeno bei dessen neu zu errichtendem Palazzo verwirklichen.

Bis ins 18. Jahrhundert blieb man im Palastbau dem überlieferten Gebäudetyp weitgehend treu. Die letzten Großbauten, heute als Museen genutzt, sind die Ca' Pesaro, die Ca' Rezzonico und der Palazzo Grassi. Neben dem barocken Palazzo Grassi Baldassare Longhenas, gibt es auch Beispiele klassizistischen Palastbaus durch die Architekten Antonio Diedo und Andrea Tirali.

Die Libreria Vecchia
Die Biblioteca Marciana, Detail aus einem Gemälde Giovanni Antonio Canals (1730–50)

Das bedeutendste Werk des Architekten Sansovino ist die dem Dogenpalast gegenüber liegende Alte Bibliothek, die Libreria Vecchia von ca. 1540, ein für die Kunstgeschichte Venedigs wichtiger Bau. Sansovino hat in der Gestaltung der Fassade eine Idee aufgegriffen, die Mauro Codussi exemplarisch 1481–1509 durchgeführt hat, und zwar am Palazzo Vendramin-Calerghi. Es ging darum, eine Verbindung zwischen der in Venedig üblichen Arkaden-Reihe und der Kolonnadengliederung der florentinischen Renaissance herzustellen. Codussi hatte die Kolonnaden so genau proportioniert vor den Bogengang der Fenster gesetzt, dass sich zwischen beiden eine neue Einheit entwickelte, die kaum mehr erkennen lässt, dass es sich um zwei verschiedene Prinzipien handelt. Diese Fenster werden in Venedig nach ihrem Erbauer „Codussi-Fenster“ genannt. Dieses von Codussi eingeführte Prinzip der Übereinanderlagerung von alten traditionell-runden Bögen und Renaissance-Formen hat Sansovino in seiner Bibliothek in noch schönerer Form wiederholt. Beim Bau dieser Bibliothek brach allerdings vor der Vollendung 1545 ein Teil des Gewölbes ein und Sansovino, der Architekt, wurde als der Verantwortliche ins Gefängnis gesteckt. Auf Intervention des kaiserlichen Botschafters, Tizians und Aretinos wurde Sansovino freigelassen; er musste den Schaden auf eigene Kosten beheben.

Die großen Scuole (scuole grandi)
Scuola Grande di San Marco
Scuola Grande dei Schiavoni

Als Scuole wurden die Zünfte, aber auch Laienbruderschaften bezeichnet, die sich karitativen und geistlichen Aufgaben widmeten. Sie waren nach Nationen organisiert, aber auch nach Berufsgruppen. Unter ihnen ragten die Scuole grandi hervor, die geradezu in einen architektonischen und künstlerischen Wettstreit traten, der ihre karitativen und berufsspezifischen Aufgaben zu überlagern drohte.

Als älteste der im 16. Jahrhundert sechs Scuole grandi gelten die Scuole Santa Maria della Carità (ca. 1260) und San Teodoro (1258), denen 1261 die Scuola Grande di San Marco und die Scuola Grande di San Giovanni Evangelista folgten. Letztere verdankte ihren Aufstieg der Tatsache, dass sie 1369 eine Kreuzreliquie vom Patriarchen von Konstantinopel erhielt. Ähnlich prachtvoll sind die (unfertig gebliebene) Scuola Grande di San Rocco und della Misericordia (beide 1478) ausgestattet. An den im 15. und 16. Jahrhundert errichteten bzw. umgebauten Bauwerken haben Baumeister wie Pietro Lombardo und Mauro Codussi, aber auch Jacopo Sansovino entscheidend mitgewirkt. Bei der Innenausstattung waren es vor allem Tizian und Jacopo Tintoretto. Im 17. Jahrhundert kam die Scuola Grande dei Carmini hinzu.

Kleinere Zunfthäuser
Zunfthaus am Campo S. Margherita

Im 15. Jahrhundert dürften 200 bis 400 Zünfte und sonstige Laiengemeinden von denen es mindestens 925 gab[33], Versammlungshäuser besessen haben, von denen einige bis heute bestehen. Zu ihnen hatten, im Gegensatz zu den Scuole grandi, die Adligen keinen Zugang. Auch sie waren teilweise nach Nationen organisiert (Albaner, Dalmater usw.), jedoch überwiegend nach handwerklichen Korporationen. Bis heute bestehen einige der Versammlungshäuser der Scuole piccole, beispielsweise am Campo Santa Margherita das Haus der Scuola dei Varotari, also der Gerber, oder am Campo San Tomà, das der Scuola dei Calegheri, der Schuhmacherzunft also.

Wohnhäuser

Von den frühen Wohnhäusern, meist aus Holz und Schilf errichtet, ist kaum etwas übrig geblieben. Im Lauf des Spätmittelalters setzte sich die Ziegelbauweise weitgehend durch, schon allein wegen der Stadtbrände, die etwa 1105 wüteten. Zugleich stieg der Bedarf an Holzpfählen, denn man drang mit der Bebauung zunehmend in morastiges Gelände vor. Dennoch geschah der Ausbau unter strenger Kontrolle, so dass trotz der Enge Plätze und Wege bestehen blieben, gelegentlich sogar Rückbauten oder Hausunterführungen erzwungen wurden. Schon ab 1294 mussten etwa Dachvorsprünge genehmigt werden und Balkone sind vergleichsweise selten und oftmals sehr klein. Daher ragen nur wenige Häuser auf die engen Gassen.

Typischer Altan auf einem Palast

Folglich weicht man häufig auf die Dächer aus, um ans Sonnenlicht zu kommen (altana). Zugleich war die Bauhöhe begrenzt, was wiederum für niedrigere Stockwerke sorgte, besonders im Ghetto. So waren und sind die Wohnverhältnisse häufig beengt, wenn sich auch hinter den Fassaden häufig beeindruckende Räume verbergen. Heute bereiten die Feuchtigkeit in den unteren Geschossen und die enorm hohen Mieten die größten Probleme, was die Abwanderung seit Jahrzehnten beschleunigt. Zudem wird gerade in die unauffälligen Bauten wenig investiert. Dazu kommt, dass viele Häuser von Nichtvenezianern gekauft wurden, die nur selten anwesend sind. Außerdem haben viele Besitzer kein Interesse daran, ihre Wohnungen zu vermieten.

Hotels

Die meisten Hotels in Venedig unterstreichen ihren Stolz darauf, ihr Haus in einem der zahlreichen Paläste etabliert zu haben. In den 1940er Jahren war das anders. Das ehemalige Hotel Bauer-Grünwald (heute Bauer) nahe San Moisé ist ein Beispiel dafür, wie rücksichtslos auch hier gegen die vorhandene Bausubstanz vorgegangen wurde, indem ein gerade moderner Architekturstil durchgesetzt wurde. Von einem eigenen architektonischen Stil der modernen Hotels kann jedenfalls nicht gesprochen werden, wenn auch deren Tradition bis ins Hochmittelalter zurückgeht.

Öffentliche Gebäude
Gebäude an der Piazzale Roma

Nur wenige Gebäude in Venedig stammen aus einer Zeit, in der man von Öffentlichen Gebäuden sprechen kann. So waren Gebäude der Machtausübung oder der allgemeinen Vorratshaltung keineswegs öffentlich zugänglich. Hingegen sind einige Bauwerke des 20. Jahrhunderts, wie der Bahnhof S. Lucia, aber auch das Parkhaus oder der Busbahnhof, durch die die meisten Besucher Venedig erreichen, schon eher als solche Gebäude anzusprechen. Sie nehmen praktisch keinerlei Rücksicht auf die historische Bausubstanz und sind – entsprechend andernorts entwickelter Vorgaben – in die vorhandene Substanz gleichsam hineingetrieben worden. Die meisten Behörden und Institutionen der Stadt, einschließlich des Rathauses, finden sich heute in älteren Gebäuden, häufig Stadtpalästen und Handelshäusern, die noch am ehesten ausreichend Platz bieten.

Wirtschaftsgebäude

Venedig war eine Stadt der Seefahrer. So entstanden die meisten Gebäude im Zusammenhang mit dem Schiffbau. Neben dem Arsenal, das praktisch einen eigenen Stadtteil darstellte, war die Stadt durchsetzt von zahlreichen, kleinen Werften, den Squeri, von denen heute nur noch eine aktiv ist. Sie findet sich bei San Trovaso.

Der letzte Squero

Von den drei Getreidespeichern, die die Versorgung der Bevölkerung mit den Grundnahrungsmitteln Weizen und Hirse, später Mais und Reis sicherten, sind heute noch zwei erhalten: der Hirsespeicher (1423) bei S. Stae (heute eine Grundschule) und der Speicher für das Arsenal und die Flotte, das heutige Schifffahrtsmuseum. Der dritte stand dort, wo sich heute die Giardini Reali befinden, ein kleiner Park hinter den Prokuratien. Ebenso zentralisiert wie die Getreidelagerung war die des Mehls. Der Speicher befindet sich am Canal Grande, gegenüber dem Patriarchenpalast, am Rio terà San Silvestro. Ab dem 16. Jahrhundert kamen kleinere Speicher hinzu, wie der nicht leicht zu findende am Campo S. Margherita.

Die Spitze der Dogana da Mar

Das Handelshaus der Deutschen (fondaco dei tedeschi) nahe der Rialtobrücke beherbergt heute die Hauptpost. Ähnliche Handelshäuser waren der Fontego dei Turchi u.a. Schließlich befindet sich am Rialtomarkt noch das Gebäude des Fischmarkts, das im 19. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet wurde. Dazu kam im 16. Jahrhundert das Gebäude des Finanzministeriums, das sich ebenfalls an der Rialtobrücke befindet und das Gebäude des Banco Giro an der Piazza di Rialto, die inzwischen restauriert worden ist.

Die Zecca

An der Einfahrt des Canal Grande befindet sich das ehemalige Zollgebäude für die Waren, die vom Meer kamen, das daher Dogana da Mar hieß. Hier lagerten die teuersten Waren, wie Pfeffer und Safran, aber auch Salz. Für die Waren, die vom Festland kamen, aus Oberitalien also, gab es eine entsprechende Dogana da Terra.

Die Zecca, von ihr sind die Wörter Zeche und Zecchine abgleitet, war der Ort, an dem bis 1797 die Münzen Venedigs geprägt wurden. Das wohl größte Bauwerk, das allerdings nur partiell als Wirtschaftsgebäude anzusprechen ist, sind die Prokuratien. Dort residierten die Prokuratoren, die nicht nur Verwaltungs- sondern auch Finanzierungsaufgaben hatten. Weitergehendes zum Thema vgl. Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig.

Skulptur

Den so genannten „Akritanischen Säulen“ direkt neben dem Markusdom wurde lange die Stadt Acre bei dem heutigen Haifa als Herkunftsort zugeschrieben. Von Acre leitet sich der Name dieser Säulen ab. Mittlerweile nimmt man an, dass sie aus Konstantinopel importiert und zwischen 524 und 527 hergestellt wurden.

Die Tetrarchen zwischen Dogenpalast und Markuskirche
Denkmal für Bartolomeo Colleoni, Bronzeguss Andrea Verrocchio 1496

In die an die Markuskirche angrenzende Ecke des Dogenpalastes integriert, steht die aus Syrien stammende Gruppe der Tetrarchen aus der Zeit um 300 n. Chr. Es handelt sich um Porphyrstatuen des spätrömischen Herrschers Diocletian und seiner Mitherrscher Maximianus Herculius, Constantius I. und Galerius. Diese Gruppe ist nicht nur wegen ihrer Seltenheit von Bedeutung. Wir haben hier in der Geschichte der spätantiken Plastik eine grundlegende Veränderung in der Auffassung von Herrscherbildnissen vor uns, nämlich einen Wandel von einer auf Majestät bedachten Darstellung – siehe die Herrscherplastiken von Julius Cäsar oder Augustus – zu einer ganz neuen Art von Verinnerlichung hin, für die der Körper kein natürliches Ausdrucksmittel von Macht mehr ist. Damit war der Weg zur frühchristlichen und byzantinischen Kunst beschritten.

Die berühmteste Reiterstatue ist das ab 1480 von Andrea Verrocchio geschaffene Bronzemonument des Condottiere Bartolomeo Colleoni auf dem Campo Santi Giovanni e Paolo.

Malerei

Tragaltar, Paolo Veneziano 1324, 74,5 x 75 x 4,5 cm, Parma, Galleria Nazionale
Blick Richtung San Michele und Murano, Canaletto

Die frühe, wohl stark von byzantinischen Vorbildern beeinflusste Malerei ist kaum noch fassbar, jedoch finden sich im Markusdom zahllose Mosaiken. Als Vertreter dieser byzantinischen Malerei noch im 14. Jahrhundert gilt Paolo Veneziano (vor 1333 bis nach 1358), der zwar gotische Elemente übernahm, aber noch keine Impulse der Frührenaissance verarbeitete.

Mit Jacopo Bellini (ca. 1400–1470/71), der voll und ganz der Renaissance angehört, entwickelte sich vor allem mit den Exponenten Gentile (ca. 1429–1507) und Giovanni Bellini (ca. 1430–1516), Giorgione (1478–1510), Tizian (1477/90–1576) und Jacopo Tintoretto (1518–1594) eine maßgebliche venezianische Schule. Dazu zählen auch Jacopo Palma (der Alte) (um 1480–1528), Lorenzo Lotto (1480–1556) und Paolo Veronese (1528–1588) sowie Sebastiano del Piombo (1485–1547) und schließlich Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770).

Das 18. Jahrhundert ist die Blütezeit der Veduten, mit denen vor allem Giovanni Antonio Canal (1697–1768) verbunden wird. Aber auch im 20. Jahrhundert wurde diese Kunst von Virgilio Guidi (1891–1984) geübt. Sie geht aber schon weniger auf bestimmte Auftraggeber, wie städtische Institutionen oder Kirchen zurück, sondern stellt bereits ein Marktprodukt dar. Es fand mit der üblichen Grand Tour, mit der vor allem die jungen Adligen Europa kennen lernen sollten, aber wohl auch durch Schüler künstlerischen Unterrichts Verbreitung als Souvenir.

Glas

Glasperlen, Millefiori, ca. 1920
Millefiori-Henkelkrug um 1900

Glas wird zwar seit der Spätantike im Raum Venedig hergestellt,[34] jedoch begann der Aufschwung des Kunsthandwerks erst mit der vollständigen Verlagerung der Glasöfen nach Murano Ende des 13. Jahrhunderts.[35] Angelo Barovier gelang es Mitte des 15. Jahrhunderts Glas zu entfärben. Das crystallo, ein mit Manganoxid entfärbtes Soda-Kalkglas, wurde in ganz Europa führend. Bis um 1600 war die venezianische Kunstfertigkeit hierin beinahe konkurrenzlos und auch danach galt Glas à la façon de Venise im deutschen Sprachraum als unübertroffen. Barockes Schnittglas brach Venedigs Vorrang erst im 18. Jahrhundert.

Die Einrichtung einer Glasfachschule auf Murano (1860) und die Gründung eines Unternehmens durch Antonio Salviati (1866), knüpfte bewusst an die Kunsttradition mit ihren dünnwandigen Flügelgläsern, Faden- und Netzgläsern (reticella) an. Für den Jugendstil in Millefiori-Dekoren stehen die Fratelli-Toso-Glasgefäße der 1950er und 1960er Jahre sind von Farbe und Dekor her am Expressionismus orientiert, bunte Streifen- und geometrische Op-Art-Dekore in Vetro pezzato-Technik sind typisch für die Entwürfe von Paolo Venini, Fulvio Bianconi und Ercole Barovier. Dessen Sohn Angelo Barovier bezieht sich mitunter auf Vasarely.

Museen

Ca'Rezzonico

Venedig besitzt eine große Zahl von Museen, die sich in ihren Schwerpunkten zwar stark unterscheiden, aber ganz überwiegend Kunstmuseen sind – zumeist in Bauwerken, die selbst architektonische Kunstwerke darstellen. Die bekanntesten sind neben der Galleria dell'Accademia, der Dogenpalast selbst und die Galleria G. Franchetti alla Ca' d'Oro. Dazu kommen die Ca' Rezzonico - Museo del Settecento veneziano, die einen Schwerpunkt im 18. Jahrhundert legt, das Museo Correr, das sich der Geschichte der Republik Venedig widmet und die Ca' Pesaro - Galleria Internazionale d'Arte Moderna, mit dem Hauptakzent auf moderner Kunst. Im Palazzo Grassi mit seinem Malereischwerpunkt und in der Peggy Guggenheim Collection finden sich ebenfalls zahlreiche Ausstellungen. Hinzu kommen Museen für orientalische Kunst, für Stoffe, schließlich die Paläste selbst, von denen manche zu Museen umgewandelt wurden, wie die Ca' Mocenigo. Exponate zur Glaskunst werden im Museo del Vetro im Palazzo Giustinian dargeboten.

Musik und Theater

Innenraum des Fenice-Theaters

Im 16. Jahrhundert bildete sich aus verschiedenen Wurzeln u. a. der franko-flämischen Vokalpolyphonie und der Coro-spezzato-Technik Fra Ruffinos und begünstigt durch die außergewöhnliche Prachtentfaltung der Republik Venedig wie auch durch die besondere Architektur der Markusdomes mit seinen verschiedenen Emporen die Venezianische Mehrchörigkeit. Diese Art der Aufspaltung des Gesamtklanges auf vollstimmige Instumental- und Vokalensembles geht einher mit der Entdeckung einer spielfreudigen instrumentalen Beweglichkeit (wie sie gleichzeitig etwa durch den Organisten des Markusdoms Claudio Merulo für die gerade neu entstehende Musik für dieses Instrument umgesetzt wird), die den nur vokalen Sätzen, wie man sie aus der vorhergehenden Generation etwa von Gabielis Lehrer Orlando di Lasso oder Giovanni Pierluigi da Palestrina kennt, einen oder mehrere virtuose, instrumentale Parts zur Seite stellt, die den Klang zu großen, vielstimmigen Akkorden aufbauen und den Werken feierlichen Glanz verleihen. Als die bedeutendsten Vertreter dieser Kompositionsweise gelten Adrian Willaert, Andrea Gabrieli und dessen Neffe Giovanni Gabrieli, der den mehrchörigen Stil verfeinert und differenziert und, trotz der durch die Vielstimmigkeit der Werke entstehenden Komplikationen harmonisch bis an die Grenzen des Machbaren ausweitet und die verschiedenen Ensembles mit einer Neigung zu monumentalen Wirkungen gegenüberstellt hat. Der Glanz dieser Musizierpraxis ließ Fürsten und Mäzene vielversprechende Musiker zu Studien bei den Gabrielis nach Venedig schicken, so studierten Hans Leo Hassler und Heinrich Schütz in Venedig. Gabrielis Musikauffassung wurde somit für repräsentative Werke folgender Generationen stilbildend und beeinflusste Komponisten bis ins 20. Jahrhundert.

Nach der Amtszeit der Gabrielis wirkte Claudio Monteverdi als Kapellmeister am Markusdom.

Seit der Barockzeit war Venedig eines der wichtigsten Zentren der abendländischen Musik, der Oper und des Theaters. Im nach Brandkatastrophen mehrfach wieder aufgebauten barocken Teatro La Fenice finden heute ganzjährig Symphoniekonzerte statt, die Opernsaison dauert von Dezember bis Juni. Weniger berühmt, aber im 18. Jahrhundert mindestens genauso extravagant war das Teatro Malibran, das nach der französischen Mezzosopranistin Maria Malibran benannt ist. 1678 unter dem Namen Teatro di San Giovanni Grisostomo eröffnet, galt es bereits wenige Jahre später als größtes und schönstes Theater der Stadt, berühmt vor allem für die Aufführung von Opern, die seit 1637 in der Stadt aufgeführt wurden. Nur das Teatro Goldoni diente von Anfang an der Aufführung von Theaterstücken, nicht von Opern.

Unter den Komponisten, die zur Barockzeit in Venedig geboren wurden oder hier lebten und wirkten, sind vor allem Giovanni Legrenzi, die Brüder Alessandro Marcello und Benedetto Marcello, Antonio Caldara sowie Antonio Vivaldi (1678–1741) zu nennen. Doch auch in der Musik des 20. Jahrhunderts brachte Venedig berühmte Musiker hervor, wie Luigi Nono, dessen Lebenswerk seit 1993 ein eigenes Archiv gewidmet ist.[36]

Biennale

Die Biennale von Venedig gilt als eine der wichtigsten internationalen Kunstausstellungen und wird seit 1895 alle zwei Jahre – bei mehrjährigen Unterbrechungen in den Kriegsjahren – zwischen Juni und November veranstaltet. Mittlerweile findet eine Unterteilung in Kunst, Musik, Tanz, Theater, Film und Architektur statt. Die Kunstbiennale findet in den ungeraden, die Architekturbiennale in den geraden Jahren statt. Die Filmfestspiele sowie das Festival für Musik, Tanz und Theater finden jährlich statt.

Die seit 1932 Ende August/Anfang September stattfindenden Filmfestspiele auf dem Lido gelten als das älteste und, neben dem Filmfestival Cannes und der Berlinale, als eines der drei bedeutendsten Filmfestivals weltweit.

Bildungswesen und Forschungseinrichtungen

Venedig hat drei Universitäten: Neben der in der Ca'Foscari untergebrachten, im 19. Jahrhundert gegründeten Universität gibt es eine Internationale Universität, die „Venice International University“ sowie die Universität für Architektur IUAV. Die Universität ging aus der 1868 gegründeten Scuola Superiore di Commercio hervor, die die erste Wirtschaftshochschule Italiens darstellte. Erst 1939 bzw. 1954 kamen die Sprachwissenschaften hinzu, Literaturwissenschaft/Philosophie und Industriechemie 1969, ein Jahr, nachdem die Ca'Foscari zur Volluniversität erhoben worden war. Rund 10.000 Studenten sind eingeschrieben.

Mehrere Institute und Stiftungen haben sich in der Forschung Verdienste erworben. Hier sind vor allem das Ateneo Veneto di Scienze Lettere e Arti, die Deputazione di Storia Patria per le Venezie, das Istituto Veneto di Scienze Lettere e Arti sowie der Museumsverband, die Musei Civici Veneziani, zu nennen. Mit der Musikgeschichte befasst sich die Scuola di musica antica di Venezia. Mit der Archäologie der Region befasst sich Archeo Veneto. Dabei finden sich im Venezia Laboratorio di Cultura inzwischen 40 Einrichtungen zusammen. Dazu kommen Forschungsinstitute, wie das Deutsche Studienzentrum in Venedig, die sich der Geschichte und Kultur der Stadt widmen und auch Künstler fördern. Die Internationale Universität wird vor allem von der britischen Warwick University begleitet.

Medien

Die italienische Presse ist entweder von einer Partei oder einem Konzern abhängig. Das bedeutendste Blatt, neben den nationalen Zeitungen, ist Il Gazzettino, der bis in die 1990er Jahre in Venedig gedruckt wurde.[37] Er erschien dort seit 1887. 1983 entstand als herausgebende Gesellschaft die Società Editrice Padana (S.E.P.). 2006 übernahm jedoch Caltagirone Editore die Aktienmehrheit, der drittgrößte Medienkonzern Italiens. Ende des Jahres besaß das Unternehmen bereits mehr als zwei Drittel der Anteile. 70 % der Anteile von Caltagirone liegen in direkt in Händen der gleichnamigen Familie, 34 % direkt.[38] Die Auflage, die 1997 noch bei über 136.000 Exemplaren lag, fiel bis 2006 auf kaum mehr als 96.000. Eine Lokalredaktion besteht in Mestre.

Sport

Teilnehmer an der Historischen Regatta 2008

Neben dem Rudern, das sich im öffentlichen Raum in zahlreichen Regatten niederschlägt, wie etwa der Regata Storica oder der Voga veneta, dominiert der Fußball.

Die ältesten Rudergesellschaften reichen bis in die Zeit um 1900 zurück, so etwa die 1911 gegründete Compagnia della Vela. Die Regatten selbst lassen sich bis ins Spätmittelalter zurückverfolgen. Die erste Nennung auf einem Stadtplan erfolgte durch Jacopo de’ Barbari im Jahr 1500. Die Regatta ist eine venezianische Erfindung.

1907 entstand der Verein Venezia Calcio, genauer die Società Sportiva Calcio Venezia, die in der italienischen Liga vor allem in den 30er und 40er Jahren erfolgreich spielte. 1987 vereinte sie sich mit der Mannschaft aus Mestre, wobei die Vereinsfarben schwarz-grün durch das dortige orange ergänzt wurden. 2005 war der Verein insolvent, doch erfolgte eine Neugründung.[39]

Noch älter als die Fußballvereine ist der erste Basketballverein, Reyer Venezia, der bereits 1872 entstand. Es handelte sich allerdings zunächst eher um einen Gymnastikverein.

Vergleichsweise unbedeutend ist der lokale Rugby-Verein Venezia Mestre Rugby, der 1986 entstand.

Persönlichkeiten

Hauptartikel: Liste der Persönlichkeiten Venedigs

Zahlreiche Persönlichkeiten aus Venedig haben auf die Stadt und manche auch weit darüber hinaus gewirkt. So sind auf der politischen Ebene allein 120 Dogen zu nennen, von denen wohl Enrico Dandolo der bekannteste sein dürfte, aber auch acht Päpste, zuletzt Johannes Paul I. Vor allem im kulturellen Bereich gingen von der Stadt starke Impulse durch herausragende Künstler aus, vor allem Maler, Musiker und Schriftsteller wie Tizian, Claudio Monteverdi, Antonio Vivaldi oder der Komödiendichter Carlo Goldoni. Schließlich zählen Marco Polo für Asien und Giovanni Caboto für Nordamerika zu den bekanntesten Entdeckern.

Literatur

  • Peter Burke: Venedig und Amsterdam im 17. Jahrhundert, Göttingen 1993, ISBN 3-88243-264-0.
  • Ennio Concina, Piero Codato, Vittorio Pavan: Kirchen in Venedig, Hirmer Verlag, München 1996, ISBN 3-7774-7010-4.
  • Peter Feldbauer, John Morrissey: Weltmacht mit Ruder und Segel. Venedig 800-1600, Essen 2004, ISBN 3-88400-419-0.
  • Richard Goy: Stadt in der Lagune. Leben und Bauen in Venedig, Stuttgart 1998, ISBN 3-89660-030-3.
  • Norbert Huse: Venedig. Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen, Verlag Beck, München 2005, ISBN 3-406-52746-9.
  • Norbert Huse, Wolfgang Wolters: Venedig. Die Kunst der Renaissance. Architektur, Skulptur, Malerei 1460–1590, C. H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3-406-31108-3.
  • Arne Karsten: Kleine Geschichte Venedigs, C. H. Beck Verlag, München 2008. ISBN 978-3-406-57640-9
  • Gabriele Köster: Künstler und ihre Brüder. Maler, Bildhauer und Architekten in den venezianischen Scuole grandi, Berlin: Gebr. Mann 2007, ISBN 978-3-7861-2548-8
  • Heinrich Kretschmayr: Geschichte von Venedig, 3 Bände, 1905–1934, Sciencia Verlag, Nachdruck 1986, ISBN 3-511-01240-6.
  • Reinhard Lebe: Als Markus nach Venedig kam – Venezianische Geschichte im Zeichen des Markuslöwen, 1. Auflage 1978, ISBN 3-938047-18-6.
  • John Julius Norwich: A History of Venice. Penguin Books, 2nd ed., 2003. ISBN 978-0-14-101383-1 .
  • Gerhard Rösch: Venedig. Geschichte einer Seerepublik, Stuttgart 2000, ISBN 3-17-014547-9.
  • Giandomenico Romanelli (Hrsg.): Venedig: Kunst & Architektur, Könemann Verlagsgesellschaft, Köln 1997, 2 Bände, ISBN 3-89508-592-8.
  • Giandomenico Romanelli, Mark E. Smith: Venedig, Darmstadt 1997, Hirmer Verlag, München 1997, ISBN 3-7774-7390-1.
  • Franz Peter Waiblinger (Hrsg.): Venedig. Ein literarischer Reiseführer, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16589-6.
  • Wolfgang Wolters: Architektur und Ornament. Venezianischer Bauschmuck in der Renaissance, C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-44820-8.
  • Alvise Zorzi: Venedig. Die Geschichte der Löwenrepublik, Hildesheim 1992, ISBN 3-546-49974-3.

Einzelnachweise

  1. Comune di Venezia: La Popolazione del Comune di Venezia (PDF 56 kB).
  2. Das gibt etwa Venice in Italy an und listet die größeren Inseln auf.
  3. In der Literatur wird der Stadtadel häufig als Patriziat bezeichnet, jedoch hat sich in der deutschsprachigen Literatur der Begriff Adel zur Bezeichnung der im Fernhandel tätigen und politisch führenden Familien weitgehend etabliert.
  4. Unesco-Welterbeliste Nr. 394
  5. lagoon of Venice, Eintrag „what is the lagoon“, dann „from '300 to '900: the evolution of the lagoon“
  6. Laura Carbognin: Cenni sulla geologia della Laguna di Venezia e sul processo di subsidenza, 26. September 2003.
  7. Margaret Anne Doody: Tropic of Venice, University of Pennsylvania Press, 2007, S. 182f.
  8. Hugh Honour: Venedig, München 1977, S. 209.
  9. Homepage der Stadt Venedig zur Einweihung des Ponte della Costituzione
  10. Der Einweihungstermin musste mehrmals verschoben werden und auch der Bürgermeister wurde deswegen kritisiert (focus.de: Venedig – Albtraum Brückenbau) und NZZ Online: Neue Brücke über Canal Grande in Venedig eingeweiht – Bürgermeister rechtfertigt hohe Kosten des Calatrava-Bauwerks).
  11. Nach Angaben von weather.com
  12. Wladimiro Dorigo, Storia delle dinamiche ambientali ed insediative nel territorio lagunare veneziano, 10. Mai 1994
  13. Rolf Petri: La zona industriale di Marghera 1919-1939. Un’analisi quantitativa dello sviluppo industriale tra le due guerre, Venedig 1985.
  14. Zur Bevölkerungsentwicklung vgl. Karl Julius Beloch: Bevölkerungsgeschichte Italiens, Bd. 3: Die Bevölkerung der Republik Venedig, des Herzogtums Mailand, Piemonts, Genuas, Corsicas und Sardiniens. Die Gesamtbevölkerung Italiens, Berlin 1961, Abschnitt VII Die Republik Venedig.
  15. Alle Angaben nach Comune di Venezia
  16. Dies und das Folgende nach: Istat, Venezia (Datei im .zip-Format).
  17. Eine Liste der Patriarchen findet sich hier: [http://www.gcatholic.com/dioceses/diocese/vene0.htm Patriarchal See of Venezia]
  18. Catholic Hierarchy. Archdiocese of Venezia
  19. Die jeweils aktuelle Liste findet sich hier. 2009 gehörten 29 Ratsmitglieder dem Partito Democratico an, 5 Forza Italia, 5 dem Gruppo Misto, je einer dem Gruppo Felice Casson, den Salvadori per Venezia, der Alleanza Nazionale, der Liga Veneta - Lega Nord Padania, der Rifondazione Comunista - Sinistra Europea, der Socialdemocrazia PSDI und den Verdi - Città Nuova.
  20. Die Sitzungen können hier verfolgt werden.
  21. Venedig sucht neuen Sponsor, Krone 3. März 2009
  22. Camera di Commercio, Unità Studi Statistica e Informazione Economica, Il Commune di Venezia e Cavallino-Treporti, 2007
  23. Consorzio Promovetro Murano und [www.pauly.it Pauly & C. CVM]
  24. Der Spiegel 50/2001, S. 188.
  25. Nach Angaben der Statistikseite der Città di Venezia und Süddeutsche Zeitung, 14. Mai 2007.
  26. Storia del territorio: ieri e oggi. Mestre e la Terraferma: dalle origini ad oggi.
  27. Beschreibungen und Baupläne sind unter Venetian Boats abrufbar.
  28. Nach Angaben der italienischen Staatsbahnen.
  29. Pressemitteilung der Betreibergesellschaft SAVE vom 10. November 2008 (PDF 144 kB): SAVE - Aeroporto di Venezia Marco Polo S.p.A: The Board of Directors approved the interim directors’ report at 30 September 2008
  30. Gianni Berengo Gardin, Cristiana Moldi-Ravenna, Teodora Sammartini: Die geheimen Gärten Venedigs, Venedig 1988.
  31. Venice floods: 1st December 2008.
  32. Italienische Wikipediaseite zum Projekt MOSE
  33. Sie tauchen auch unter den Namen scuole d'arte, suffragi, sovvegni, fraterne und confraternite auf. Vgl. Gastone Vio, Le scuole piccole nella Venezia dei Dogi, Vicenza: Angelo Colla Editore 2004.
  34. Zusammenfassungen der Beiträge zur Konferenz der New Yorker Colgate-University „Venice before San Marco. Recent Sudies on the Origin of the City“ vom 5. bis 6. 10. 2001, zuletzt abgerufen am 9. Mai 2007
  35. Salvatore Ciriacono, Industria e artigianato, in: Storia di Venezia, Bd. 5, 523–592, hier 570
  36. Die deutschsprachige Version der Website: [1].
  37. Il Gazzettino.
  38. Caltagirone Editore
  39. S.s.c. Venezia, Sito ufficiale - Storia

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