- Ventrolisthesis
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Klassifikation nach ICD-10 M43.1 Spondylolisthesis ICD-10 online (WHO-Version 2006) Ein Wirbelgleiten, fachsprachlich eine Spondylolisthesis oder eingedeutscht nach dem Französischen eine Spondylolisthese (von griechisch σπόνδυλος, „Wirbel“ und altgriechisch ολίσθησις, „Gleiten“) oder kurz Olisthese genannt, ist eine Wirbelsäulen-Instabilität, wobei das obere Wirbelsäulen-Teilstück mit dem Gleitwirbel über das Teilstück unterhalb des Gleitwirbels ventral bzw. vorne abgleitet (Ventrolisthesis oder Anterolisthesis). Im umgekehrten Fall spricht man von einer Retrolisthesis.
Auch wenn beim Wirbelgleiten zunächst oft kaum Beschwerden bestehen, kann das Gleiten des Wirbelkörpers langfristig dazu führen, dass einzelne oder mehrere Nerven im Spinalkanal eingeklemmt und gedehnt werden. Dies kann Nervenschäden verursachen und evtl. zum Funktionsausfall eines Nervs führen. Es können Lähmungen auftreten, die sowohl die Beine als auch die Funktion von Blase und Mastdarm betreffen. Gleichzeitig verschleißen Bandscheibe (Bandscheibenvorfall) sowie Wirbelgelenk (Spondylarthrose) im entsprechenden Segment übermäßig, was teils starke Schmerzen verursachen kann.
Inhaltsverzeichnis
Differenzierung nach Ursache und Schweregrad
Ursachen
Das Wirbelgleiten kann verschiedene Ursachen haben, so sind aktuell (2007) nachfolgend gelistete Formen bekannt, von denen teilweise wiederum zwei Subtypen existieren:
- angeborene Formen (durch Fehlentwicklung oder Erbgut)
- dysplastische (fehlgebildete) Form: Hierbei liegt eine Gefügestörung des lumbosakralen (zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein) Übergangs vor, welche zum Abgleiten des Wirbelkörpers führt.
- Subtyp: Die dysplastischen, axial ausgerichteten Gelenkfortsätze können das Abgleiten nicht verhindern.
- Subtyp: Die sagittal ausgerichteten Wirbelgelenke ermöglichen das Ventralgleiten.
- isthmische Form: Die Interartikularportion (zwischen den Gelenken) des Wirbelbogens ist nur verknorpelt − nicht verknöchert und somit eine Schwachstelle. Eine Fraktur (Lysespalt) dieser ermöglicht das Abgleiten des Wirbelkörpers.
- Subtyp: Wiederholt einwirkende Flexions-Extensionsbewegungen können den Lysespalt und somit das Abgleiten verursachen.
- Subtyp: Eine ein- oder mehrmalig verheilte, durch äußere Stoß- oder Belastungseinwirkung verursachte Fraktur mit anschließender Verlängerung der Interartikularportion machen ein Abgleiten möglich.
- erworbene Formen
- degenerative Form: Verschleißbedingte Veränderungen von Zwischenwirbelraum und/oder Wirbelgelenk lassen den Wirbelkörper abgleiten.
- traumatische Form: Eine verletzungsbedingte Fraktur außerhalb der Interartikularportion des Wirbelbogens führt zum Ventralgleiten des Wirbelkörpers.
- pathologische Form: Eine Knochenerkrankung führt zu verminderter Knochenfestigkeit in der Interartikularportion des Wirbelbogens und mit anschließender Fraktur somit zum Abgleiten des Wirbelkörpers.
- postoperative Form: In Folge einer Wirbelsäulenoperation können diverse Veränderungen im operierten Segment den Wirbelkörper abgleiten lassen.
Schweregrade
Man unterscheidet nach Meyerding (MD) vier Schwerestadien:
- MD I°: Versatz der Wirbelkörper zueinander um weniger als 25 % der Wirbelkörpertiefe,
- MD II°: Versatz um 25–50 %,
- MD III°: Versatz um 50–75 %,
- MD IV°: Versatz um mehr als 75 %.
Haben die Wirbel den Kontakt zueinander verloren und gleitet der obere frei nach vorne-unten, spricht man von einer Spondyloptose (MD V°).
Diagnostik
Das linke Bild ist die konventionelle Röntgenaufnahme eines Wirbelgleitens zwischen den Wirbeln 4 und 5 der Lendenwirbelsäule. Der Schweregrad liegt auf der Grenze zwischen dem Stadium 1 und 2. Im Bild links ist die unterbrochene Interartikularportion zu sehen, ohne diesen Defekt kann es nicht zum Gleiten kommen. Dieser Defekt der Interartikularportion wird Spondylolysis genannt. Das kann angeboren sein, aber auch durch Materialermüdung (Verschleiß, auch Spondylarthrose) erworben, dann spricht man auch von einer Pseudospondylolisthese.
Das rechte Bild zeigt die sagittale Rekonstruktion einer annähernd horizontal angelegten CT- Untersuchung der unteren Lendenwirbelsäule. Der obere Wirbelkörper ist gegen den unteren um 7,4 mm verrutscht, das Bandscheibengewebe ist stark degeneriert, deswegen kommt es hier teilweise als schwarzer Fleck zur Darstellung. Der Spinalkanal ist verengt, hier wird der Duralsack eingeklemmt. Die Verbindung von den Gelenkfortsätzen des unteren Wirbels zum nächsthöheren wird unterbrochen, etwa durch Materialermüdung, Überlastung oder auch durch einen angeborenen Defekt. Dieser Zustand wird „Spondylolysis“ genannt. Der obere Wirbel gleitet mit der Bandscheibe bauchwärts ab.
Behandlung
Konservative Therapie
In nahezu allen Fällen wird mit der konservativen Therapie begonnen. Zunächst wird zur vorübergehenden Stützung des Rumpfes eine geeignete Rumpforthese vom Arzt verordnet. Nur bei positivem Szintigramm muss vorübergehend eine Gipsbehandlung erfolgen. Um langfristig ohne eine Orthese auszukommen, den mechanischen Stress im betroffenen Segment zu mindern und einen erheblich besseren Stützeffekt zu erreichen, wird eine Stabilisation der Muskulatur durch Physiotherapie (Krankengymnastik und Krankengymnastik am Gerät) verfolgt, hierbei soll die statische Rumpfaufrichtung durch Kräftigung der Bauchmuskulatur forciert werden. Parallel ist zu kontrollieren ob Defizite in der Gleichgewichtsregulation vorliegen, die Regulation desselben soll in den Beinen stattfinden und nicht in der Wirbelsäule, diese Fehlregulation ist oftmals am Wirbelgleiten auslösend mitbeteiligt und kann leicht behoben werden. Nach positivem Muskelaufbau mit Schmerzlinderung (cave! Keine Muskelrelaxantien, da die statische Muskulatur dringend gebraucht wird um Verschlimmerung zu vermeiden ) sollte konstant ein Erhaltungstraining erfolgen. Trainingsbegleitend kann eine Schmerzbehandlung mittels Infiltrationstherapie oder PRT durch den Arzt erfolgen. Auch medizinische Massagen können kurzfristig schmerzlindernd wirken.
Operative Behandlung
Sollten die Schmerzen konservativ nicht beherrscht werden können, ein wesentliches neurologisches Defizit (chronische Nervenschädigung) oder ausgeprägte statische Haltungsschäden auftreten, das Wirbelgleiten stark fortschreiten oder der höchste Schweregrad erreicht werden, bleibt oft leider nur die operative Behandlung. Der Chirurg muss das Segment nach Möglichkeit reponieren (an die ursprüngliche Sollposition zurückführen) und anschließend verblocken (Spondylodese). Dieser größere Eingriff wird üblicherweise über einen vorderseitigen (ventralen) Halswirbelsäulen- und einen rückwärtigen (dorsalen) Lendenwirbelsäulen-Zugang und in zwei zeitlich getrennten Sitzungen durchgeführt. Ob eine Operation wirklich erforderlich ist und welches Verfahren angewendet wird, hängt jedoch von der Symptomatik ab und wird vom behandelnden Arzt festgelegt.
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