Verballhornen

Verballhornen

Der Duden bezeichnet verballhornen als verschlimmbessern. Auch die Verfremdung von Schreibweisen, so dass das Resultat einen anderen Sinn ergibt, bezeichnet man als Verballhornung. Dies erfolgt oft mutwillig zu parodistischen Zwecken. Eine Verballhornung durch Vertauschung von Segmenten (was lange gärt, wird endlich Wut) ist ein Schüttelreim.

Die ungewollt falsche Anpassung fremdsprachiger Begriffe an bekannte muttersprachliche Wörter nennt man auch Volksetymologie.

Etymologie

Die Bezeichnung geht zurück auf den Lübecker Buchdrucker Johann Bal(l)horn den Jüngeren († 1603), der 1586 eine Ausgabe des Lübecker Stadtrechts verlegte, die sinnentstellende Fehler enthielt. Der Historie zufolge soll er eine ältere Ausgabe überarbeitet haben, wonach jedoch mehr Fehler enthalten waren als vorher, weshalb „verballhornen“ (seltener „ballhornisieren“) ursprünglich soviel wie „verschlimmbessern“ bedeutete. Peinlich war dies besonders, weil andere Städte ebenfalls nach Lübecker Stadtrecht urteilten.

Man nimmt inzwischen an, dass die sinnentstellenden Änderungen nicht von Balhorn selbst, sondern von zwei Juristen des Stadtrates hineinredigiert wurden. Auf dem Titelblatt stand jedoch nur der Name des Druckers als „Auffs Newe vbersehen / Corrigiret / vnd aus alter Sechsischer Sprach in Hochteudsch gebracht. Gedruckt zu Lübeck / durch Johan Bal­horn", sodass sich bald eine Redewendung "verbessert durch Balhorn" einbürgerte. Eine solche Redewendung ist bereits im 17. Jahrhundert reichlich belegt, erstmalig zu finden in der Korrespondenz zwischen zwei schwedischen Gesandten auf dem Westfälischen Friedenskongreß von Anfang 1644 als „myket blifwa förbättrade durch Balhorn", in gedruckter Literatur findet sich die Redewendung dann bei Johann Peter de Memel in Lustige Gesellschaft (Lübeck 1656).

Einer anderen Variante gemäß druckte Johann Bal(l)horn im Jahr 1571 eine Ausgabe der als Schulbuch weit verbreiteten lateinischen Grammatik des Johannes Rivius, in der er eigenmächtige Ergänzungen vornahm, und trug so zur Begriffsbildung bei.

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • verballhornen — Vsw std. stil. (17. Jh., Form 19. Jh.) Onomastische Bildung. Die älteste Form der Wendung ist (ins Teutsche gebracht) durch Johann Balhorn, etwas älter in dänischem Kontext förbättrade durch Balhorn, dann auch in der Form balhornisieren. Die… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Verballhornen — Verballhornen, so v.w. Ballhornisiren …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Verballhornen — Verballhornen, s. Balhorn …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Verballhornen — Verballhornen, s. Ballhorn …   Kleines Konversations-Lexikon

  • verballhornen — »(besonders ein Wort, einen Namen) aus Unkenntnis entstellen«: Das seit Beginn des 19. Jh.s bezeugte Verb ist von dem Namen des Lübecker Buchdruckers Joh. Ballhorn abgeleitet, bei dem im 16. Jh. eine fehlerhaft korrigierte Ausgabe des lübischen… …   Das Herkunftswörterbuch

  • verballhornen — veräppeln (umgangssprachlich); nachäffen (derb); verarschen (vulgär); parodieren; nachahmen; karikieren; persiflieren * * * ver|ball|hor|nen [fɛɐ̯ balhɔrnən] <tr.; hat (ugs.): entste …   Universal-Lexikon

  • verballhornen — ver·bạll·hor·nen; verballhornte, hat verballhornt; [Vt] etwas verballhornen die Schreibung oder die Aussprache eines Wortes (aus Unkenntnis oder zum Spaß) so ändern, dass sie falsch werden <ein Fremdwort, einen Namen verballhornen> ||… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • verballhornen — ballhornisieren, entstellen, verunstalten, verunzieren; (ugs. abwertend): verdrehen, verhunzen. * * * verballhornen:⇨verschlechtern(I) verballhornenverschandeln,verhunzen,verschlimmbessern,→entstellen …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • verballhornen — ver|bạll|hor|nen <nach dem Buchdrucker Bal[l]horn> (verschlimmbessern) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Verballhornen — * Es ist verballhornt. – Büchmann, 8. Aufl., S. 99. Joh. Ballhorn war ein lübeckischer Buchdrucker, der im 16. Jahrhundert lebte und ein hohes Alter erreichte, oder einen Sohn gleichen Namens hatte, der des Vaters Geschäft fortsetzte; denn schon… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”