Verborgener Imam

Verborgener Imam

Der Verborgene Imam ist eine der zentralen Gestalten der imamitischen Schiiten. Er gilt als ihr eigentliches Oberhaupt, unter Allah, und soll dereinst zurückkehren und die Welt retten. Er gilt den Imamiten als der Mahdi, das heißt der Erlöser, und ist eine typische messianische Gestalt.

Inhaltsverzeichnis

Rolle bei den Imamiten

Die Imamiten kennen zwölf Imame, deren letzter, Muhammad al-Mahdi, der verborgene Imam ist und nie in Erscheinung trat. Nach dem Glauben der Imamiten lebt er im Verborgenen weiter. Der letzte Imam soll über vier Generationen hinweg noch vermittels Botschafter mit der Gemeinde Kontakt gehalten haben – diese Zeit nennen die Schiiten die „kleine Abwesenheit“ (al-ghaiba as-sughra). Im Jahre 941 christlicher Zeitrechnung habe er sich gänzlich zurückgezogen. Seit dem dauert die Periode der „großen Abwesenheit“ (al-ghaiba al-kubra) an. Seine Verborgenheit wird gewöhnlich als Okkultation bezeichnet.

Da seine Anhänger vermeiden wollten, dass seine Existenz bekannt wird, sprachen sie seinen Vornamen M-ḥ-m-d nicht aus und verwendeten Pseudonyme wie:

  • al-mahdī („der Geleitete“)
  • Abu al-Qāsim
  • ṣāḥib az-zamān („Gebieter der Zeit“)
  • ṣāḥib hāḏā al-ʿamr („Gebieter dieses Befehls“)
  • ṣāḥib ad-dār („Gebieter des Hauses“)
  • ṣāḥib as-saif („Gebieter des Schwerts“)
  • imām az-zamān („Hüter der Zeit“)
  • imām al-ʿaṣr („Hüter der Zeit“)
  • ḥuǧǧat min āl muḥammad („Beweis aus der Familie“)
  • al-qāʾim („der Sich Erhebende“)
  • al-ġāʾib („der Fremde“)

Den Imamen wird Unfehlbarkeit, Allwissenheit und die Fähigkeit, Wunder zu wirken, zugeschrieben. Ein zentraler Bestandteil der schiitischen Lehre ist der Glaube an die Wiederkehr des verborgenen Imams als Retter (Mahdi) und Erneuerer des Islams, der Mohammeds Werk vollenden soll.

Das Warten Irans und die Vertretungsregierung

Er soll einem trocken gefallenen Brunnen in Jamkaran bei Qom in Iran entsteigen und sodann eine mit großem baulichem Aufwand angelegte Allee entlangschreiten, um seine Herrschaft anzutreten. Das erwartete Ereignisses zieht viele Touristen und Pilger an; Jamkaran soll als Pilgerstätte mittlerweile bedeutender sein als Mashhad.

Die Verfassung der Islamischen Republik Iran von 1979 nennt den zwölften Imam gar als eigentliches Staatsoberhaupt. Der Klerus herrscht nach dieser Auffassung nur in Stellvertretung des zwölften Imams bis zu dessen Wiederkehr aus der Verborgenheit. Diese stellvertretende Herrschaft des Klerus nennt man auf persisch „Wilayat-e Faqih“. Das Konzept geht im wesentlichen auf Ajatollah Ruhollah Chomeini zurück und bildet die Legitimation der theokratischen Elemente der Verfassung. Anderen Muslimen gilt die starke Verehrung des Mahdi oft als unorthodox.

Die Ismailiten kennen je nach Richtung sieben oder mehr, und die Zaiditen fünf Imame, wobei die ersten vier jeweils übereinstimmen.

Zitate

„In der Islamischen Republik Iran steht während der Abwesenheit des entrückten 12. Imam - möge Gott, daß er baldigst kommt - der Führungsauftrag (Imamat) und die Führungsbefugnis (welayat-e-amr) in den Angelegenheiten der islamischen Gemeinschaft dem gerechten, gottesfürchtigen, über die Erfordernisse der Zeit informierten, tapferen, zur Führung befähigten Rechtsgelehrten zu […]“

Verfassung der Islamischen Republik Iran, 1979

„Wenn dieser Tag [des Friedens] kommt, wird das letzte Versprechen aller Religionen erfüllt werden durch die Erscheinung eines perfekten menschlichen Wesens, das der Erbe aller Propheten und frommen Männer ist. […] Oh allmächtiger Gott, ich bete zu dir, das Hervortreten deines letzten Triumphes zu beschleunigen, [durch das Hervortreten] des Vorhergesagten, des perfekten und reinen menschlichen Wesens, das diese Welt mit Gerechtigkeit und Frieden erfüllen wird.“

Mahmud Ahmadinedschad[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ein Licht hat mich bis zum Ende der Ansprache umhüllt - Der gemeingefährliche Messias-Komplex des Mahmoud Ahmadinedschad

Weblinks


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