- Verdrallung
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Verdrillung bezeichnet das gegeneinander Verwinden und das schraubenförmige Umeinanderwickeln von Fasern oder Drähten. Bei der Verdrillung von Drähten und in der Fernmeldetechnik spricht man auch von "Verseilung".
Bei einer verdrillten Leitung tauschen die einzelnen Leiter eines Stromkreises entweder in ihrem ganzen Verlauf (bei Kabeln) oder an bestimmten Punkten (bei Freileitungen) ihren Platz zueinander. Durch die Verdrillung wird die gegenseitige Beeinflussung von elektrischen Leitern reduziert. Außerdem wird durch die Verdrillung auch die Unsymmetrie der Leitung, die zu einseitigen Belastungen in Drehstromsystemen führen können, verringert. Die Verdrillung wird bei Freileitungen meist an sogenannten Verdrillmasten durchgeführt. Die Verdrillung ist eine wirksame Maßnahme zur Reduktion induktiv eingekoppelter Gegentaktstörungen.
Inhaltsverzeichnis
Energietechnik
Bei längeren Stromleitungen ohne Abzweige erfolgt die Verdrillung meist nach den sogenannten Verdrillschemen, bei eng verzweigten Netzen und bei Parallelführung mehrerer Stromkreise – insbesondere mit mehreren Spannungen – auf den gleichen Masten überwiegt oft die äußere, von den parallel führenden Stromkreisen herrührende Unsymmetrie der Leitung. In diesen Fällen findet man große Abweichungen von den Verdrillschemen, in dem zum Beispiel Verdrillungen realisiert werden, bei denen nur zwei der drei Leiter auf den Masten ihren Platz tauschen. Auch sind in solchen Anlagen Verdrillstellen an Masten unmittelbar vor der Einführung in die Schaltanlage anzutreffen, um eine möglichst optimale Anordnung des einspeisenden Systems, die Phasen (L1/L2/L3) innerhalb des Umspannwerkes zu ermöglichen (Kreuzungsfreiheit der Leiter). Da die gegenseitige Beeinflussung von Stromkreisen sich im Rahmen des Netzumbaus verändern kann, ist es möglich, dass bestimmte Verdrillstellen nach Baumaßnahmen im Stromnetz verschwinden oder hinzukommen.
Fernmeldetechnik
In der Fernmeldetechnik wird die Verseilung zur Verminderung der Übersprechkopplung eingesetzt. Das wesentliche Maß bei der Verseilung ist der Drall - auch Dralllänge, Drallschritt oder Schlaglänge genannt. Der Drall ist die Ganghöhe oder Steigung der Schraubenlinie, die sich bei der Verseilung der Drähte ergibt und hat Einfluss auf die vier Leitungskonstanten Widerstand, Kapazität, Induktivität und Ableitung. Durch die Verseilung werden die Einzeladern länger als das Kabel selbst. Der Verseilungsfaktor gibt das Verhältnis Einzeladerlänge zu Kabellänge an; er beträgt bei Fernmeldekabeln etwa 1,02 bis 1,04.
Verseilungsarten
In der Praxis kommen folgende Verseilungsarten öfter vor:
- Paarverseilung: Zwei Einzeladern sind zu einem Adernpaar (Doppelader) verseilt.
- Dreierverseilung: Drei Einzeladern sind zu einer Dreiergruppe verseilt.
- Viererverseilungen: Diese Gruppe unterteilt sich im wesentlichen in die beiden speziellen Verseilungsarten:
- Sternverseilung: Vier Einzeladern haben an jeder Stelle des Seils die gleiche Lage zueinander, wobei sich die Adern eines Adernpaares (Doppelader) einander diagonal gegenüberstehen.
- Dieselhorst-Martin-Verseilung (DHM): Zwei jeweils paarverseilte Adernpaare (Doppelader) sind wiederum miteinander verseilt. Dabei haben die beiden Doppeladern unterschiedliche Dralllängen, sodass die beiden Doppeladern an jeder Stelle des Seils eine andere Lage zueinander haben. Das führt zu einem größeren Platzbedarf als beim Sternvierer, etwa 15%. Anwendung findet die DHM-Verseilung bei Fernmeldeleitungen zwischen Vermittlungsstellen um damit die Phantomschaltung zu ermöglichen.
Übertragungstechnik
Die Verseilungsarten haben unterschiedliche Übertragungseigenschaften. Wesentlich wirkt sich die Kapazität einer Verseilung aus. So verlaufen zum Beispiel bei der Sternverseilung die zwei Adernpaare eines Vierers über die gesamte Kabellänge parallel. Zwischen den Adernpaaren bildet sich dadurch eine wesentlich höhere Kapazität als bei der Dieselhorst-Martin (DM)-Verseilung, bei der sich die Lage der Adernpaare zueinander im Kabelverlauf fortlaufend ändert. Wegen der geringeren Betriebskapazität der DM-Verseilung ist es möglich, zusätzliche Stromkreise mit Hilfe der Phantomschaltung zu bilden. Da die Phantomübertrager an die Mitten der Stammübertrager angeschaltet sind, kompensieren sich die Ströme des Phantomkreises auf den beiden Stammstromkreisen.
Technische Mechanik
Die Verdrillung gibt die Verdrehung des Querschnittes eines auf Torsion beanspruchten Stabes auf die Länge bezogen an (Verdrehwinkel/Stablänge). Sie wird auch als relativer Verdrehwinkel bezeichnet.
Siehe auch
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