- Veringendorf
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Tübingen Landkreis: Sigmaringen Höhe: 631 m ü. NN Fläche: 31,24 km² Einwohner: 2241 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 72 Einwohner je km² Postleitzahl: 72519 Vorwahl: 07577 Kfz-Kennzeichen: SIG Gemeindeschlüssel: 08 4 37 114 Stadtgliederung: 3 Stadtteile Adresse der Stadtverwaltung: Im Städtle 116
72519 VeringenstadtWebpräsenz: Bürgermeister: Armin Christ Lage der Stadt Veringenstadt im Landkreis Sigmaringen Veringenstadt ist eine Stadt im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Veringenstadt liegt im Tal der Lauchert, eines Nebenflusses der Donau, zwischen Gammertingen und Sigmaringen
Geologie
Die Gemeinde Veringenstadt liegt geologisch am sogenannten Lauchertgraben-Einbruch. Östlich von Veringendorf ist ein versteinertes Schwammriff zu erkennen, das vor 140 Millionen Jahren entstand.[2]
Stadtgliederung
Die Gemeinde besteht aus der Kernstadt Veringenstadt und den Stadtteilen Hermentingen und Veringendorf.
Wappen Stadtteil Einwohner Fläche Veringenstadt (Kernstadt) 1607 (2008) 1523 ha Hermentingen 150 488 ha Veringendorf 524 1052 ha Geschichte
Bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit war das Gebiet der heutigen Gemeinde Veringenstadt besiedelt. Hier fanden sich in den umgebenden Höhlen die einzigen Spuren des Neandertalers aus der Zeit vor etwa 50.000 Jahren der Region.[3] Weiterhin fanden sich 1934 in der Niklaushöhle Steinwerkzeuge und Tierknochen des Magdalénien (18.000 bis 12.000 v. Chr.).[2] Bei den Grabungen von Eduard Peters kamen Zähne, Knochen und Steinwerkszeuge zum Vorschein.[4]
Nachfahren der Grafen von Altshausen, Gaugrafen im Eritgau im nördlichen Oberschwaben, errichteten in der Nähe des Dorfes Veringen (heute Veringendorf) eine Burg und nannten sich fortan Grafen von Veringen. Etwa um 1250 gründeten sie in der Nähe die Stadt Veringen (heute Veringenstadt). Rudolf von Habsburg verlieh dem Ort 1285 die Marktgerechtigkeit und erwarb die Grafschaft 1291. Seine Nachfolger verpfändeten die Grafschaft und mit ihr ging Veringenstadt nur wenige Jahre später an die Veringer zurück. Graf Heinrich von Veringen verkaufte das Pfand 1344 und 1359 an die Württemberger Verwandten, die sie wiederum 1399 an den in Trochtelfingen residierenden Grafen Eberhard von Werdenberg verpfändeten. Im Jahre 1459, nach einer Heirat zwischen den beiden Familien, verzichtete Württemberg auf sämtliche Ansprüche, wodurch Graf Johann von Werdenberg zum direkten Pfandnehmer von Habsburg-Österreich avancierte. Christoph von Werdenberg verstarb 1534, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen. Österreich zog das Pfand sofort an sich, um es 1535 dem Grafen Karl I. von Zollern zu Lehen zu geben. Bei der zollerischen Erbteilung 1576 kam die Grafschaft Veringen zur Sigmaringer Linie, die das österreichische Lehnsrecht erst mit der Auflösung des Reiches 1806 abschütteln konnte. Als Teil des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen wurde das Gebiet 1850 preußisch und gehörte in der Provinz Hohenzollernsche Lande zum Oberamt Gammertingen. Seit 1945 gehörte der Ort zu Württemberg-Hohenzollern, das 1952 in Baden-Württemberg aufging. Die Einwohnerzahl von Veringenstadt erhöhte sich damals durch die Aufnahme von Heimatvertriebenen auf das Doppelte.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurden mittels Schacht- und Stollenanlagen Bohnerze, eisenhaltige Verwitterungsprodukte des Jurakalks, abgebaut.[2]
Seit der Reform der baden-württembergischen Landkreise zum 1. Januar 1973 gehört Veringenstadt mit Veringendorf zum Landkreis Sigmaringen.
Politik
Bürgermeister
Bürgermeister ist Armin Christ von der CDU.
Ortsvorsteher
Zu Ortsvorstehern sind in Veringendorf Josef Haug und in Hermentingen Herbert Clus bestellt.
Wappen
Das Wappen von Veringenstadt zeigt in Gold gehalten, unter einer liegenden roten Hirschstange, einen roten Löwen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Veringenstadt liegt an der Hohenzollernstraße.
Bauwerke
- Die Wallfahrtskirche Maria Deutstetten ist zugleich Friedhofskapelle. Ihre Ausstattung stammt aus dem 18. Jahrhundert.
- Die Kirche St. Nikolaus geht auf einen Vorgängerbau zurück. Der Turm stammt aus dem 13. Jahrhundert, das Schiff erst aus dem Jahr 1862, die Sakramentsnische aus Sandstein ist aus dem 15. Jahrhundert.
- Die frei zugängliche Burgruine Veringen war vermutlich eine Gründung von Graf Marquard von Veringen um das Jahr 1100/30 auf dem so genannten „Burgberg“, einem Bergrücken hinter der Pfarrkirche. Sie wurde bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1633 durch die Schweden unter General Horn von den Grafen von Veringen und dem Haus Württemberg bewohnt. Teile von Außen- und Innenturm noch erhalten. Die Burg weist Kleinquader. und Buckelquadermauerwerk auf.
- Neben der Burgruine befindet sich die Burgkapelle St. Peter aus dem 12. Jahrhundert mit Fresken und Ausmalung des Meisters Strüb aus dem Jahre 1515. Das Kruzifix stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Kapelle wurde im Jahr 1704 verändert.
- Im Rathaus von 1415 (ältestes Rathaus von Hohenzollern), befindet sich das Heimatmuseum. Dort ist neben anderen Sehenswürdigkeiten auch das „Hexen-Hemd“ zu sehen ist, das Anna Bader als Opfer der letzten Hexenverbrennung in Veringenstadt bei ihrer Verurteilung tragen musste.
- Strübhaus: Ehemaliges Wohnhaus und Werkstatt der Malerfamilie Strüb „Meister von Veringen“. Das Gebäude ist heute ein Museum mittelalterlicher Malkunst, allerdings besitzt Veringenstadt kein Strüb-Original.[5]
- Die Kirche St. Gallus im Ortsteil Hermentingen ist aus dem 14. Jahrhundert. Umgebaut wurde sie im 17. Jahrhundert. Die Wandfresken datieren ins 15. Jahrhundert. Der ländliche Altar mit Knorpelschnitzereien ist vom Schreiner und Altarbauer Baltus Widmann aus Hettingen.
- Die Kirche St. Michael im Ortsteil Veringendorf ist die älteste Kirche Hohenzollerns. Ihr Chor und die romanische Doppelturmanlage rühren ursprünglich aus einer Zeit um 1000. Ursprünglich handelte es sich um eine dreischiffige romanische Basilika mit Chor und Türme. Ihre Fresken stammen aus dem 13. Jahrhundert. Die Kirche wurde 1400 erweitert, das Schiff kommt aus dem Jahr 1732.[2]
- Elektrizitätswerk (1902) in Veringendorf
- Neandertaler-Skulptur
- Rundweg entlang von Erzgruben, in denen bis Anfang des 20. Jahrhunderts Bohnerz abgebaut wurde
- Lehrpfad „Lebendige Lauchert“
- Elternhaus von Kardinal Karl Lehmann
Naturdenkmäler
- Um Veringenstadt gibt es 34 Höhlen[4]: Göpfelsteinhöhle (Göpfelberghöhle), Nikolaushöhle, Mühlberg-Höhle, Anna-Kapellen-Höhle. Zahlreiche Funde in diesen Höhlen, die auf den Zeitraum 100.000-60.000 v. Chr. datiert werden konnten, dokumentieren das Leben zu jener Zeit. Sie dienten dem Neandertaler im Tal der Lauchert als Wohnraum und Winterquartier.
- Der ehemalige Wasserfall Gieß in Veringendorf war, nach der Wassermenge und der Höhe der Travertinstufe, der größte Wasserfall der Schwäbischen Alb. (Siehe auch: Wasserfälle in Deutschland)
- Die Gallusquelle am Ortsende von Hermentingen ist die größte Quelle Hohenzollerns. Die Austrittsstelle liegt im Kreuzungsbereich geologischer Störungssysteme (Lauchertgraben und Hohenzollerngraben). Sie hat ein unterirdisches Einzugsgebiet von 45 Quadratkilometern und tritt in den eiszeitlichen Talablagerungen aus. Im unmittelbar neben der heutigen Quellfassung gelegenen ehemaligen Backhäuschen hat die Landesanstalt für Umweltschutz eine Messapparatur zur Bestimmung der Rohwassergüte untergebracht. Knapp 50.000 Menschen versorgt diese Quelle mit Trinkwasser.[6]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 442.
Ansässige Unternehmen
Die SchwörerHaus KG unterhält in Veringenstadt ein Werk zur Fertigung von Kastell-Massivhäuser, Decken, Beton-Fertigteile, Schornsteine und VARIAX-Spannbeton-Hohldecken.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Adolf Rösch (1869-1962), Theologe und promovierter Jurist, studierte in Freiburg und Eichstätt, 1932 zum Generalvikar im Bistum Freiburg berufen, vorher Landtagsabgeordneter[7]
- Ildefons Deigendesch (1880-1953), geboren in Veringenstadt, Pater, Missionar der Abtei St. Andrè in Belgien, wirkte als Generalvikar in Rio Branco, Brasilien
- Stefan Fink (* 2. September 1908; † 12. August 2000), Bürgermeister von 1945 bis 1966 und Unternehmer
- Herbert Krapf, Altbürgermeister
- Erwin Zillenbiller (geboren in Veringenstadt), Honorarprofessor an der Universität Stuttgart in der Fakultät Architektur und Stadtplanung mit Doktorwürde, Autor und Leiter des Strübhaus
Söhne und Töchter der Stadt
- Hermann der Lahme (Hermannus Contractus), (1013–1054), Graf von Altshausen-Veringen, Mönch im Kloster Reichenau, gilt als das „Wunder der Reichenau“. Als Uniververialgelehrter widmete er sich der Theologie, Weltgeschichte, Mathematik, Astronomie und Musik. Sein Vater war Graf Wolfrad von Altshausen-Veringen[7]
- Graf Heinrich von Veringen, Bischof von Straßburg in den bewegenden Jahren 1202 bis 1223. Er baute erstmals im damaligen Reich eine Kirche zum Stil der Gotik um.[7]
- Gräfin Anna von Veringen, Äbtissin im Kloster Wald um 1300[7]
- Gräfin Mechthilde von Veringen, Äbtissin im Kloster Heiligkreuztal urkundlich von 1318 bis 1336[7]
- Simon Grynaeus (1493-1541), Bürgersohn aus Veringendorf, deutscher Reformator und Humanist, Professor für Griechisch und Latein in Heidelberg, später für Theologie in Basel (Rektor der Universität Basel). Mit Melanchthon und Erasmus von Rotterdam war er eng befreundet. Er unterstützte Herzog Ulrich bei der Einführung der Reformation in Württemberg.[7]
- Anna Kramerin (1619-1680; genannt „Bader-Ann“), wurde als „die Hexe von Veringen“ hingerichtet
- Franz Saurer (1806-1882), Unternehmer, geboren in Veringendorf
Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Ulrich von Augsburg (890-973), Heiliger, war dem Kaiser Otto I. eng verbunden und sorgte für den Sieg in der Schlacht auf dem Lechfeld 955. Sein Neffe war der Urgroßvater von Hermannus Contractus[7]
- Joseph Sprißler (1795-1879), wuchs in Inneringen auf und studierte Theologie. Berits im Priesterseminar zu Meersburg begeisterte er sich für Einheit, Recht und Freiheit, wie auch für kirchliche Reformen. In den Jahren 1821 bis 1834 war er der erste selbstständige Pfarrer in Veringenstadt, das vorher zur Gemeinde Veringendorf gehörte. 1848 war er Abgeordneter in der Paulskirche zu Frankfurt. Wegen seiner politischen Aktivitäten verlor er schließlich sein Priesteramt.[7]
- Franz Xaver Dieringer (* 1811; † 1876 in Veringendorf), katholischer Theologe
- Thomas Geiselhart (1811-1899), war ab 1844 dritter Stadtpfarrer in Veringenstadt, Helfer beim großen Stadtbrand 1848 und beim Hochwasser 1849, in Sigmaringen gründete er mehrere soziale Vereine und wurde zum „Waisenvater von Hohenzollern“[7]
- Eduard Peters (* 1869; † 1948 in Veringenstadt), Oberpostrat, Archäologe und Forscher der Ur- und Frühgeschichte
- Karl Lehmann (* 1936), Kardinal und Bischof von Mainz, von 1987 bis 2008 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Professor der Thologie und Philosophie, wuchs in Veringenstadt auf und war aktiv in der Jugendarbeit tätig. 1964 feierte er seine Nachprimiz in Veringenstadt, der Primizaltar mit Fotos ist in der Bergschule ausgestellt.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
- ↑ a b c d Von Neandertalern und Bohnerzgruben. S. 5-7 In: Wanderbar ...die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch
- ↑ Kreiskulturforum. Veringer Neandertaler wird im Theater wieder lebendig. In: Schwäbische Zeitung vom 11. März 2009
- ↑ a b Vera Romeu: Veranstaltung. Höhlentag bringt die Heimatgeschichte näher. In: Südkurier vom 14. März 2009
- ↑ Ignaz Stösser: Kultur und Unterhaltung. Veringer rücken Strüb-Maler in den Mittelpunkt des Stadtfestes. In: Schwäbische Zeitung vom 7. Juni 2008
- ↑ Auf dem Jakobsweg von Gammertingen nach Pfullendorf. S. 52-59. In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch
- ↑ a b c d e f g h i j Kurt Roller: Ortsgeschichte. Neue Porträtwand bereichert Veringer Strübhaus. In: Schwäbische Zeitung vom 8. November 2008
Literatur
- Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2; Kreis Sigmaringen, W. Speemann, Stuttgart 1948.
Weblinks
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