Verkaufsbude

Verkaufsbude
Dieser Artikel befasst sich mit Bude als Bezeichnung für einen Raum, ein Gebäude oder ein Geschäft; für andere Bedeutungen siehe Bude (Begriffsklärung).

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Bude gehört zu den ältesten Wörtern der deutschen Sprache, hat eine altnordische Wurzel und geht auf das mittelhochdeutsche Wort buode zurück (ursprünglich Hütte, kleines Haus); im Schwedischen bedeutet bod bis heute kleine Wohnung oder Laden, auch das englische booth für Marktbude, Telefonzelle oder Wahlkabine ist damit sprachlich verwandt, ebenso der/das deutsche Bauer im Sinne von Vogelbauer.

Die Bude im Mittelalter

Bereits das 12. Jahrhundert kannte Buden als einfache, rasch aus Holz zusammengezimmerte Verkaufsstände auf Zeit, die später auch auf Jahrmärkten und Messen standen. In norddeutschen Küstenstädten wurden die kleinen Häuser der armen Fischer lange Zeit als Buden bezeichnet, um sie von den Giebelhäusern der wohlhabenden Kaufleute abzugrenzen; gelegentlich wurden auch die Kajüten von Fluss-Schiffen als Buden bezeichnet. Im Bremischen erinnert noch das Wort Butze (abfällig für kleines, altes Haus) an diese Zeit.

Bedeutungswandel bis Mitte 20. Jahrhundert

Schon das Grimmsche Wörterbuch von 1860 nennt Komposita wie Fischbude, Glücksbude und Jahrmarktsbude, die auch heute noch gebräuchlich sind. Auch der bekannte Spielbudenplatz in Hamburg-Sankt Pauli erhielt seinen Namen durch die dort aufgestellten Buden der Puppenspieler. Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Begriff Bude auch auf möblierte Studentenzimmer übertragen und (teils abwertend) auf die Arbeitsstätte, z. B. in einer Fabrik. Im Ravensberger Land rund um Bünde bezeichnete die Bude ab etwa 1860 die Produktionsfiliale einer Tabakfabrik.

Um 1900 erlebte das Wort Bude einen regelrechten Boom als Modewort: in der Schüler- und Jugendsprache (Bude für Schulgebäude und Klassenzimmer), in der Sprache der Soldaten (Bude für Kaserne oder Stube) und in der Umgangssprache allgemein für billige kleine Wohnungen oder Geschäfte und Läden; in diesem Sinne wird es auch heute noch verwendet, z. B. als „Bruchbude“. Bekannt ist auch die „Baubude“ als Unterkunft für Bauarbeiter. In den wilden 20er Jahren bekam die Bude einen leicht schlüpfrigem Beigeschmack: „Kesse Bude“ für Lesbenlokale und süße Bude für die möblierten Zimmer zugänglicher junger Damen („sturmfreie Bude“) waren gebräuchlich.

In den 50er Jahren gesellte sich eine neue Bedeutungsvariante dazu: Bude als Bezeichnung für das Fußballtor - wegen des mit Drahtgeflecht überzogenen Gestells. Aber auch in der Studentensprache blieb die Bude während der 50er und frühen 60er Jahre in Mode: Fantasievolle Wortneuschöpfungen wie „Budenknochen“ für einen Zimmergenossen, „Budenkonzert“ für das Studentenwohnheim, „Budenschachtel“ für die Zimmerwirtin und „Budenschmuserei“ für eine kleine Privatparty verschwanden allerdings mit der 68er Studentenbewegung wieder aus dem Sprachgebrauch. Nur die „Studentenbude“ und der „Budenzauber“ (heimliche Party; im Zweiten Weltkrieg auch euphemistisch für Großangriff oder Trommelfeuer) konnten sich bis heute halten. Verbreitet sind auch Redewendungen wie „auf die Bude rücken“ (einen nicht gern gesehen Besuch abstatten) oder „die Bude einrennen“ (häufig besuchen).

Bude (Trinkhalle) im Ruhrgebiet

Die Bude als Trinkhalle

Schon in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die Bude in einer ganz eigenen Gestalt die Bühne der Geschichte betreten: als Süßigkeitenbude, Seltersbude, im Ruhrgebiet auch Klümpkesbude genannt: Hier verschmolz sie im Laufe der Jahre mit der Trinkhalle und dem Kiosk zu einem eigenständigen Phänomen und wurde schlicht die Bude. Anne Bude gehen, Zaretten holen, Pilsken trinken und ein Pläuschken halten: Für viele Menschen im Ruhrgebiet ist die Bude oder das Büdchen ein wichtiger Ort sozialer Kommunikation geblieben. Rund 18.000 davon gibt es nach Recherchen des Duisburger Fotografen und Journalisten Wolfgang Schneider in dieser Region. Restaurierte historische Buden stehen im Heimat- und Naturkunde-Museum Wanne-Eickel und im Westfälischen Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum-Hordel.

Siehe auch: Imbissbude

Die Bude in der Jugendkultur

Bude bezeichnet im übertragenen Sinn auch ein Phänomen der ländlichen Jugendkultur: Mangels entsprechender Freizeitangebote entstehen sogenannte „wilde Treffs“ außerhalb der Dorfgemeinschaft, wo eine Hütte oder ein Bauwagen zum Cliquentreff ausgebaut werden. Sowohl diese Räumlichkeit als auch die Gruppe an sich wird „Bude“ genannt.

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