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Karl Wilhelm Friedrich Bauerle (* 5. Juni 1831 in Endersbach, dem heutigen Stadtteil von Weinstadt; † 26. August 1912 in Aichelberg im Schwarzwald, dem heutigen Stadtteil von Bad Wildbad) war ein Kunstmaler, der als Porträtmaler internationalen Ruhm an deutschen Höfen und später am englischen Hof von Königin Victoria I. erlangte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Über Karl Wilhelm Friedrich Bauerle (auch: Carl Bauerle/Bowerley) ist bisher wenig veröffentlicht. Er führte ein bewegtes Leben, das durch seinen Glauben (Pietismus), sein künstlerisches Talent, seine Liebe zu Kindern sowie durch persönliche Rückschläge geprägt war.
Geboren in Endersbach im Remstal/Königreich Württemberg, wanderte Karl Bauerle 1836 im Alter von 5 Jahren mit seinen Eltern mit dem Segelschiff in die Vereinigten Staaten von Amerika aus, wo dann seine Eltern als Farmer lebten. Dort lernte der begabte Junge den Beruf des Kupferstechers bei seinem Onkel in Cincinnati.
„1859 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde unter Rustiges Leitung Schüler der Kunstschule in Stuttgart. “
– Dr. Hermann Alex. Müller: Biographisches Künstler-Lexikon, 1882
Ermöglicht wurde ihm die Ausbildung zum Porträt- und Genremaler durch ein Stipendium des württembergischen Königs Wilhelms I.
Als Porträtmaler arbeitete er für die Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg, die ihn an ihre königliche Verwandtschaft empfahlen. Er wurde von Albert Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha (1841–1910; genannt "Bertie"), dem 18. Fürsten von Wales (Albert Edward Saxe-Coburg and Gotha, the 18th Prince of Wales) und späteren König Edward VII. von Großbritannien und Irland und Kaiser von Indien, nach England gerufen, um Porträts der königlichen Familie anzufertigen. Vor allem Kinderporträts sind Bauerles Markenzeichen. Einige Prinzen- und Familienbilder vom englischen Hof aus damaliger Zeit kann man im Museum von Sandringham House besichtigen. Er wohnte seit 1870 mit seiner Familie in London, wo schon nach einem halben Jahr seine erste Frau, Amalie Irion, an der Geburt des 5. Kindes verstarb.
1872 und 1873 war die Familie wieder vorübergehend in Stuttgart und zur Erholung in Schaffhausen in der Schweiz, wo jener kleine in London geborene Sohn an Scharlach verstarb. Im Frühjahr 1873 verehelichte sich Karl Bauerle mit seiner zweiten Frau, Mathilde, geb. Erhardt und verzog mit der Familie endgültig nach London. Im Jahre 1876 wurde er britischer Staatsbürger. "Die Zahl der drei überlebenden Geschwister aus erster Ehe vermehrte sich im Lauf der Zeit um fünf weitere ... je zwei Geschwister (aus der ersten und aus der zweiten Ehe) sind im zarten Alter gestorben" (Zitat aus dem Lebenslauf von Wilhelm Konrad Bauerle, 3.Sohn aus 1.Ehe, geb. 1867, Pfarrer in Württemberg).
Seit 1. Juni 1900 wohnte er mit seinem Sohn (Karl) Theodor Bauerle jeweils im Sommer für einige Jahre in Hülben in der „Villa“, dem ehemaligen Ateliergebäude von Carl (Theodor) Bubeck, das der pietistische Schulmeister Johannes Kullen geerbt hatte. Diesen Lehrer porträtierte er mehrfach. Im nahen Urach (Württemberg), heute Bad Urach, arbeitete er 1900/1901 zusammen mit seinem Sohn Theodor an der Ausgestaltung der nach dem heiligen Amandus von Maastricht benannten Amanduskirche.
Kinder und Familie
Drei Kinder traten in die Fußstapfen des Vaters und wurden Künstler: Karl Theodor Bauerle aus erster Ehe wurde Kirchenmaler und arbeitete oft eng mit seinem Vater bei großen Wandmalereien zusammen. Aus zweiter Ehe wurden Amalie Bauerle als Jugendstil Kinderbuch-Illustratorin sehr bekannt und Martha Bauerle ebenfalls als Buch- und Kalender-Illustratorin.
Kinder aus erster Ehe mit Amalie Irion (1840–1870)
- (Karl) Theodor Bauerle (* 1. Mai 1865 in Stuttgart; † 12. September 1914 in Winnenden; Kunstmaler, der vorwiegend als Kirchenmaler tätig war). 1900/1901 brachte er in der Amanduskirche in Urach ein Freskowandgemälde, das Christus zeigt, an. Er wurde im Monat nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wegen seiner britischen Staatsangehörigkeit fälschlicherweise als Spion verdächtigt und gelyncht. Nach einer Woche starb er dann an seinen schweren Kopfverletzungen in der Nervenheilanstalt in Winnenden.
- Johanna Marie Bauerle (* 16. September 1866 in Stuttgart; † 14. Oktober 1912 in London, Lehrerin)
- Wilhelm Konrad Bauerle (* 27. November 1867 in Stuttgart; † 1922 in Weiler bei Schorndorf, Pfarrer in Thening/Österreich und Württemberg)
- Hildegard Sophie Bauerle (* 3. März 1869; † 17. Februar 1870)
- Carl Gotthold Bauerle (* 13. Oktober 1870 in London; † 29. September 1872 in Schaffhausen)
Kinder aus zweiter Ehe mit Mathilde Erhardt (1845–1914)
- Amalie Mathilde Bauerle, auch: Amelia Bowerley (* 12. November 1873; † 4. März 1916 in London, Kinderbuch-Illustratorin, Kunstmalerin, Druckgrafiken)
- Marie Adelheid Bauerle, auch: Mary Bowerley (* 26. März 1875 in London; † um 1960 in London, Lehrerin)
- Walter Gotthold Bauerle (* 17. August 1876 in London; † nach 1931 in London, keine Kinder)
- Bernhard Paul Bauerle (* 15. September 1877 in London; † 18. Februar 1878 in London)
- Martha Caroline Bauerle, auch: Marthe Bowerley (* 12. Mai 1880 in London; † nach 1935, Buch-Illustratorin, Kunstmalerin)
Künstlerische Stationen
- Arbeit und Studium bei Carl Theodor von Piloty in München
- 1863: 1 Jahr Stipendiat von Königin Olga von Württemberg, geb. Großfürstin von Russland, und Aufenthalt in Italien, vermutlich beim Vorläufer der Villa Massimo in Rom
Bilder und Museen
- Stadt Weinstadt-Endersbach, 4 Bilder: Die Waisen, Jesus mit Maria und Martha, Der barmherzige Samariter und 1 Mädchenbild
- Alte Staatsgalerie Stuttgart, 1 Bild: Die Waisen
- Taiwan, [Chi Mei Museum http://www.chimeimuseum.com/english/01_collection/collection.aspx] siehe Paintings - 19th Century - "Among the Ferns", 1 Bild: Among the Ferns, 1877, 205×165 cm
- England, Sandringham House, mind. 4 Bilder, z.T. hervorragende Kinderporträts von Prinzen, z.B. Princess Louise and Princess Victoria of Wales aus der viktorianischen Zeit, ca. 200×200 cm
Ausstellungen
- 1878: Der Künstler stellt auf der Weltausstellung in Paris aus
- 2001: Württemberg, Maler entdecken Land und Leute, Wolf Eiermann, Staatsgalerie Stuttgart 2001
Literatur
- Thomas Leon Heck, Joachim Liebchen: Reutlinger Künstler Lexikon. Bildende Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zu Stadt und Kreis Reutlingen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Reutlingen, Tübingen 1999 (zu Karl Wilhelm und Theodor Bauerle, Carl Bubeck, Theodor Dierlamm, Marita Funk, Helene Haug, Heinz Lamparter, Jürgen Pinske, Hans-Walter Scheu)
- Wolf Eiermann: Württemberg. Maler entdecken, Land und Leute, 1750–1900. Theiss Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1673-8 (Ausstellungskatalog der Staatsgalerie Stuttgart)
- Wolf Eiermann: Das unbekannte Oeuvre des deutsch-englischen Malers Carl Bauerle (1831–1912). In: Schwäbische Heimat 57 (2006), Heft 1 (Januar-März), S. 13–17 (Titelbild: Mina [Schäfer geb.] Kullen [1883−1955] aus Hülben, Pastellbild von Carl Bauerle).
PND: Datensatz zu Karl Wilhelm Bauerle bei der DNB – Keine Treffer im DNB-OPAC, 12. Juni 2007 Personendaten NAME Bauerle, Karl Wilhelm KURZBESCHREIBUNG Kunstmaler GEBURTSDATUM 5. Juni 1831 GEBURTSORT Endersbach STERBEDATUM 26. August 1912 STERBEORT Aichelberg
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