- Verständlich
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Verstehen ist das inhaltliche Begreifen eines Sachverhalts, das nicht in der bloßen Kenntnisnahme besteht, sondern in der intellektuellen Erfassung des Zusammenhangs, in dem der Sachverhalt steht. Verstehen bedeutet nach Wilhelm Dilthey, aus äußerlich gegebenen, sinnlich wahrnehmbaren Zeichen ein „Inneres“, Psychisches zu erkennen. Der Begriff „Verstehen“ wird häufig dem Begriff „Erklären“ gegenübergestellt, wobei das genaue Verhältnis beider Begriffe (und Prozesse) zueinander unklar bleibt.
Inhaltsverzeichnis
Verstehen und Erkenntnis
Verstehen im obigen Sinn und als Interpretation setzt Intelligenz bzw. Geist voraus. Nach Werner Sombart beruht das Verstehen auf der Identität des Menschengeistes. Es ist also nur aufgrund der prinzipiellen Identität von Erkenntnissubjekt und Erkenntnisobjekt möglich. Nur Menschen können daher im eigentlichen Sinne – von Menschen – verstanden werden.
Der Begriff des Verstehens im geistigen bzw. interpretativen Sinn spielt in der Philosophie und der Hermeneutik eine große Rolle. Ein Beispiel dafür ist die Frage des Philippus (Apostelgeschichte): „Verstehst du auch, was du da liest?“
- Siehe auch Erkenntnistheorie
Weitere Bedeutungen
Der Begriff Verstehen meint darüber hinaus auch:
- Akustisches richtiges Aufnehmen von Gesprochenem
- Verstehen einer sprachlichen Mitteilung kann durch verschiedenartige Störungen erschwert werden, beispielsweise durch Rauschen oder durch Schwerhörigkeit. Verstehen kann durch Redundanz erleichtert werden. Bei sprachlichen Mehrdeutigkeiten und unterschiedlichem Weltwissen kann es zu Missverständnissen führen. Bei genügend Redundanz ist auch bei starker Fehlerhaftigkeit der Information noch Verstehen möglich.
- Verstehen der Sprache, insbesondere einer fremden
- Beim Verstehen einer Sprache geht es einerseits um einen Lern- und Erfahrungsprozess, andererseits um die erschwerte Interpretation des aufgenommenen Sachverhalts.
- Auslegung bzw. Interpretation (Hermeneutik)
- Botschaften werden beim Entschlüsseln immer mit eigenen Erfahrungen und Weltbildern vermischt. Das Ergebnis ist also ein anderes als das was der Sender gemeint hat.
- Expertentum (sich auf etwas Verstehen)
- Experten entwickeln oft eine eigene Sprache, mit der sie sich von Dritten abgrenzen, indem sie sich untereinander verstehen, aber von anderen nicht verstanden werden. Man spricht umgangssprachlich auch von Fachchinesisch.
- Sich verstehen (z. B. zwischen Personen, in der Einigung auf Preise)
- Wenn Menschen sich verstehen, kann dies mehreres bedeuten:
- ein Erfassen der sprachlichen Mitteilung des Anderen (→ Fremdsprache),
- eine Sympathie oder Intuition zwischen Menschen, die oft durch Blick und Körpersprache ausgelöst oder verstärkt wird,
- das Einfühlen (Verständnis), das intensive zwischenmenschliche Kommunikation voraussetzt und meist auch emotionale Aspekte enthält, oder
- die Selbsterkenntnis, das Verstehen des Ich und möglichst auch seine Akzeptanz.
- Die letzten beiden Aspekte erfordern neben willens- und geistigen Prozessen auch emotionale Intelligenz.
Ob Tiere etwas verstehen können, ist umstritten. Versuche bei Affen zeigten aber, dass sie eine dreistellige Anzahl von Wörtern lernen und richtig anwenden können.
Zitate
„Welche Wortspiele und Verrenkungen die Logik auch anstellen mag – verstehen heißt vor allem vereinen. Das tiefe Verlangen des Geistes trifft sich selbst bei seinen verwegensten Schritten mit dem unbewussten Gefühl des vor seine Welt gestellten Menschen: das Bedürfnis nach Vertrautheit, das Verlangen nach Klarheit. Die Welt verstehen heißt für einen Menschen, sie auf das Menschliche zurückführen, ihr seinen Siegel aufdrücken.“
– Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000, ISBN 3-499-22765-7, S. 27f.
„Ich höre und vergesse. Ich sehe und behalte. Ich handle und verstehe.“
Siehe auch
- Soziologie als verstehende Wissenschaft bei Max Weber
- Psychologie als verstehende Wissenschaft bei Wilhelm Dilthey
- Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
- Hans-Georg Gadamer
- Verständlichkeit
Weblinks
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