Via regia

Via regia

Via Regia bedeutet Königsstraße oder Königsweg; es handelt sich um eine Reichsstraße und um eine Altstraße. Via Regia im allgemeinen Sinne bezeichnet nicht eine bestimmte Straße, sondern eine Straßenart (wie im Spanischen Camino Real). Sie war rechtlich dem König zugeordnet und stand unter besonderem Friedensschutz.

Solche Land- und Heerstraßen gab es im Heiligen Römischen Reich sehr viele, zum Beispiel die Via Regia von Menzlin nach Wismar in Mecklenburg-Vorpommern, die „bedeutendste Ost-West-Straße im Norden“ des mittelalterlichen westslawischen Siedlungsgebietes.

Bei der bekanntesten Via Regia vom Rhein nach Schlesien wurde im Laufe der Zeit die Straßenart zum Namen dieser bestimmten Straße.

Inhaltsverzeichnis

Via Regia Rhein–Schlesien, auch Hohe Straße

1252 ist sie erstmals in einer Urkunde des Markgrafen Heinrich von Meißen als Königsstraße (strata regia) erwähnt. Doch reichen ihre Anfänge bereits ins 8. und 9. Jahrhundert zurück. Im Lauf der Jahrhunderte verlagerte sich die Hohe Straße in die Flusstäler, um die Städte einzubeziehen. Nach dem Niedergang der königlichen Zentralgewalt in Mitteldeutschland infolge der Schlacht bei Lucka 1307 büßte sie ihre königliche Funktion ein; seit dem 14. Jahrhundert kann also für diese Route nicht mehr von einer Via Regia gesprochen werden.

Die Straße bestand jedoch trotz des Niedergangs in den einzelnen Abschnitten unter der Bezeichnung Hohe Straße fort. Sie stand nun unter landesherrlicher Aufsicht (unter anderem der König von Böhmen in der Oberlausitz, die sächsischen Kurfürsten in Mitteldeutschland, die Fürstabtei Fulda in Hessen, das Erzstift Mainz am Rhein) und war durch Straßenzwang privilegiert.

Die Straße hatte große wirtschaftliche Bedeutung für den überregionalen Handel und Warenaustausch. Aus dem Westen kamen die Tuche Flanderns, aus dem Osten Holz, Felle, Wachs und Honig, und die Mitte steuerte den Färberwaid des Thüringer Beckens sowie die Bergbauprodukte Obersachsens bei. Die Via Regia stellte auch die direkte Verbindung zwischen den beiden großen Deutschen Messestädten Frankfurt am Main (Frankfurter Messe) und Leipzig (Leipziger Messe) her. Zwei weitere bedeutende Straßen zwischen den Messestädten waren "durch die kurzen Hessen" und "durch die langen Hessen".

Wiederholt wurde die Straße von Armeen benutzt. In ihrem Einzugsbereich fanden daher große Schlachten statt (Breitenfeld, Lützen, Roßbach, Hochkirch, Jena und Auerstedt, Bautzen, Großgörschen, Leipzig). Nach der Niederlage Napoleons erlosch die Bedeutung der Straße, als durch die Verkleinerung des sächsischen Staatsgebietes auf dem Wiener Kongress der Straßenzwang zugunsten Leipzigs nicht mehr zu halten war.

In großer Zahl haben Pilger, die an der Aachener Heiligtumsfahrt teilnahmen, die Straße benutzt. Dazu bogen sie in Eisenach auf die Fernstraße Durch die langen Hessen nach Marburg und Köln ab. Zeugnisse von Pilgerfahrten nach Santiago de Compostela sind unter anderem aus Breslau, Görlitz, Großenhain, Leipzig, Erfurt, Gotha, Vacha, Fulda, Frankfurt am Main und Mainz bekannt.

Im Jahr 2005 wurde die Via Regia vom Europarat zur europäischen Kulturstraße ernannt.

Verlauf

Via Regia, Alte Heerstraße zwischen Fulda und Neuhof
Übersichtskarte zum Verlauf der Via Regia Rhein-Schlesien in Eilenburg
Hohe Straße, Blick zum Wartbaum in Richtung Nidderau (2003)
Blick auf den Aufstieg zum Clausberger Pass

Sie verlief vom Rhein über Frankfurt am Main, Hanau (Kinzigtalstraße), Gelnhausen, Steinau an der Straße, Neuhof, Fulda, Hünfeld, Eisenach, Erfurt, Eckartsberga, Bad Kösen, Naumburg (Saale), Weißenfels, Leipzig, Grimma, Eilenburg, Großenhain, Königsbrück, Kamenz, Bautzen, Görlitz und Breslau nach Schlesien.

Heute wird der historische Verlauf der Via Regia durch mehrere Bundesstraßen markiert:

Mainz-Leipzig

Bei Mainz beginnend, führte die Straße parallel zum Main bis Höchst (alte Elisabethenstraße). Von dortführte eine ältere Trasse über die Nidda bei Nied (Rödelheimer Straße, heute Oeserstraße), am Rebstock vorbei durch den Biegwald (Biegweg), dann nördlich an Bockenheim vorbei, über die Ginnheimer Höhe (Diebsgrundweg) und über den Dornbusch (Marbachweg) und Lohrberg bis Bergen. Von hier aus hielt sich der Weg auf dem Höhenrücken zwischen der Nidder und der Kinzig. Sie ging von Bergen zwischen Kilianstädten und Roßdorf über Ostheim (heute zu Nidderau) bis nach Marköbel (Ortsteil von Hammersbach), wo die Straße in römischer Zeit durch das Marköbeler Kastell und den Limes aus dem ehemals römisch kontrollierten Gebiet heraus führte. Bemerkenswert ist hier die Ausrichtung langer, gerader Limes-Strecken auf diesen Übergang, was auf eine vor-römische Existenz der Straße schließen lässt.

Über die Anhöhen zwischen Langen-Bergheim und Altwiedermus verlief der Weg weiter über Diebach am Haag und Herrnhaag. Von hier aus verlief die Hohe Straße als Reffenweg zwischen Lorbach und Vonhausen über den Großen Reffenkopf, durch den Büdinger Wald. Aus dem Wald kommend, ging der Weg weiter zwischen Rinderbügen und Waldensberg, vorbei an Leisenwald und Hitzkirchen und zwischen Ober- und Unterreichenbach bis nach Radmühl, wo die Salz überschritten wurde, hier querte sie den Ortesweg. Zwischen Salz und Freiensteinau, Reichlos und zwischen Hauswurz und Brandlos hindurch führte die Strecke (Alte Straß) weiter nördlich an Giesel vorbei zur Fulda bei Kämmerzell, wo der Fluss über eine Furt überquert wurde. Die Hohe Straße vereinigte sich dann bei Hünfeld wieder mit der jüngeren Trasse über Frankfurt und durch das Kinzigtal vereinigte. Bei Vacha mit seiner Steinbrücke und mehreren Furten wurde die Werra überquert.

Mehrere Trassen führten von Vacha nach Eisenach: über das Vitzerodaer Kreuz und Marksuhl oder Berka/WerraHerdaOberellen erreichten die Hauptrouten den Thüringer Wald mit den Pässen am Vachaer Stein und am Clausberg. Ab Eisenach führte die Straße zunächst am Rande des Nessetales und des Hörselberg über Lupnitz und Haina (Wallburgen im Hainaer Holz) oder Sättelstädt nach Gotha. Die Trasse durch das Hörseltal wurde erst mit dem Ausbau der talseitigen Straßen ganzjährig nutzbar. Von Sättelstädt führte die noch gut im Gelände erkennbare Straße vorbei an Neufrankenroda zum Krahnberg östlich von Mechterstädt und Aspach weiter nach Gotha.

Leipzig-Schlesien

Hauptartikel:Via Regia Lusatiae Superioris

Sie führte von Leipzig über Eilenburg oder Leipzig-Grimma nach Oschatz, Großenhain, Königsbrück, Kamenz, Bautzen, Löbau, Görlitz oder Zittau, Lauban, Naumburg, Bunzlau, Haynau, Liegnitz, Neumarkt nach Breslau. Sie besaß Fortsetzungen östlich nach Krakau hin. Neben der Hohen Straße (auch Hohe Landstraße genannt) entwickelten sich Nebenstraßen, die mit der Straße durch die Oberlausitz konkurrierten. Besonders die Niederstraße bot eine Alternative, um Zölle zu vermeiden. Jedoch sorgte ein System von Geleitstellen für eine Einhaltung des Straßenzwanges. Das Umgehen der Geleitstellen war mit hohen Strafen bis hin zur Beschlagnahme der Waren verbunden.

Literatur

  • Ludwig Steinfeld: Chronik einer Straße. Die alte Straße von Frankfurt nach Leipzig; Geschichte, Ereignisse, Reiseberichte. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1994, ISBN 3-89264-360-1
  • Friedrich Kofler: Alte Straßen in Hessen. Trier 1893
  • Europa-Haus Görlitz e.V./Geschäftsstelle Kulturhauptstadt Europas 2010 (Hrsg.): Via Regia kontrovers - Dialog der Horizonte. Dokumentation zum Internationalen Workshop in der Europastadt Görlitz-Zgorzelec. Görlitz 2006
  • Speer, Christian, Von Görlitz nach Rom. Regesten zur Geschichte der Pilgerfahrt in der Oberlausitz. Nach den Görlitzer Stadtbüchern, Ratsrechnungen und Testamenten (1368–1545), in: Neues Lausitzisches Magazin N. F. 10 (2007), S. 105–144.
  • Kamen Pawlow: VIA REGIA, Königsstrasse oder Hohe Strasse. Thüringer Impressionen Begleitheft zur Wanderausstellung Erfurt - Bonn - Eisenach Gotha. Erfurt 1998.
  • Manfred Straube: Handelsstraßen als Pilgerwege. In: Der Jakobuskult in Sachsen, hrsg. von Klaus Herbers und Enno Bünz. Tübingen 2007 (Jakobus-Studien 17) ISBN 978-3-8233-6332-3, S. 249-271.

Weblinks


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