Vicious

Vicious


Sid Vicious (eigentlich John Simon Ritchie; * 10. Mai 1957 in London, England; † 2. Februar 1979 in New York, USA) war ein britischer Punkrock-Musiker und der Bassist der Band Sex Pistols.

Inhaltsverzeichnis

Leben

John Simon Ritchie wuchs nach einem kurzen Intermezzo auf Ibiza in Kent auf, dort heiratete seine Mutter Anne Christopher Beverly. Nach 6 Monaten starb sein Stiefvater Beverly allerdings, und 1968 zog Sid mit seiner Mutter nach Royal Tunbridge Wells. Dort besuchte er die Sandown Court School. 1971 zogen sie nach Hackney in den Osten Londons. Sid besuchte unter anderem die Gesamtschule und weiterführend die Fachoberschule. Am Hackney College studierte er zwei Semester Fotografie, bevor er das College verließ und in die gerade aufkeimende Londoner Punkszene eintauchte.

Musikalischer Werdegang

Sid Vicious war ein enger Freund des Sex-Pistols-Sängers Johnny 'Rotten' Lydon; sein Künstlername Sid Vicious ging angeblich auf den Namen von Lydons Hamster zurück. Vicious wurde Teil des so genannten Bromley Contingent, einer Gruppe glühender Verehrer der Sex Pistols und modischer Vorreiter der Punkbewegung, der auch Siouxsie Sioux und Billy Idol angehörten.

Seine musikalische Karriere startete Sid Vicious als Schlagzeuger der Gruppe Siouxsie and the Banshees, die sich aus Mitgliedern des Bromley Contingents zusammensetzte und 1976 ihren legendären Debütauftritt beim 100 Club Punk Festival hatte. Danach beteiligte er sich kurzzeitig als Sänger der Band The Flowers Of Romance, die niemals öffentlich auftrat oder Alben produzierte.

Als im Februar 1977 Bassist Glen Matlock die Sex Pistols verließ, übernahm Vicious den Part, obwohl er keinen Bass spielen konnte – seine Rolle war mehr die des personifizierten Punks in der Band. Lemmy Kilmister von Motörhead hatte vergebens versucht, ihm das Bassspielen beizubringen. Seine Basspartien für die Alben spielte laut Band-Biografie England's Dreaming der Gitarrist Steve Jones ein, und auf Konzerten wurde sein Instrument leise gemischt.

Sid Vicious hatte seit November 1977 eine Liebesbeziehung mit Nancy Spungen, einem US-amerikanischen heroinsüchtigen Groupie, und ließ sich selbst auf eine Drogenkarriere ein. Die Beziehung war einerseits innig und tief, andererseits aber auch oft geprägt von körperlicher Gewalt. Diese hatte ihren vorläufigen Höhepunkt während der Auflösung der Sex Pistols Anfang 1978.

1978 verfolgte Sid Vicious eine Solokarriere und spielte kurzzeitig in der Band Vicious White Kids. Aus der Solokarriere stammen einige Liveaufnahmen und wenige Studioaufnahmen; die meisten sind Coverversionen, die im September 1978 im Max’s Kansas City live aufgenommen wurden. Offiziell wurden 1978/1979 von Virgin Records nur drei Singles und ein Album, sowie 2004 von EMI ein Album veröffentlicht. Allerdings existieren zahlreiche Bootlegs und Compilations mit Stücken aus dieser Zeit.

Vorgänge rund um seinen Tod

Im Oktober 1978 fand man Nancy Spungen erstochen – neben dem unter Drogen stehenden Vicious – in einem Zimmer im Chelsea Hotel in New York City auf. Er wurde wegen Mordverdachts festgenommen und gegen eine Kaution von 50.000 US-Dollar, die von der Plattenfirma Virgin Records gestellt wurden, im Februar 1979 auf freien Fuß gesetzt. Nach einem Drogenentzug im Gefängnis war er „clean“, setzte sich jedoch bei einer Party zur Feier seiner Freilassung eine Überdosis und starb am 2. Februar 1979 in New York in dem Appartement im Chelsea Hotel, in dem auch Nancy zu Tode gekommen war. Spekulationen, dass er nicht über den Tod seiner Freundin hinweg gekommen sei und Suizid begangen habe, hielten sich hartnäckig. Angeblich wurde neben seiner Leiche auch ein Brief an Nancy gefunden. Seine Mutter, Ann Beverly, die 1996 ebenfalls an einer Überdosis Heroin starb, sagte einem Reporter, dass sie Sid die tödlich wirkende Dosis gegeben hatte, da er einige Stunden zuvor schon hochkonzentriertes Heroin konsumiert, dieses aber überlebt hatte. Sie wollte Sid so vor dem sicheren Gefängnis retten, da sie befürchtete, dass er dies sowieso nicht überleben würde.

Ein Freund der Sex Pistols sagte aus, als er Nancy und Sid an dem Abend des Mordes verließ, sei noch ein Drogendealer anwesend und Sid durch Drogenmissbrauch völlig handlungsunfähig gewesen. Der Mord an Nancy Spungen wurde jedoch nach Vicious' Tod nie gerichtlich aufgeklärt. Ann Beverly streute angeblich die Asche ihres Sohnes auf dem Grab Spungens aus. Laut Aussagen einiger Freunde und Zeitzeugen hatte die Mutter großen Einfluss auf Sid und war auch für die Drogensucht ihres Sohnes verantwortlich, da sie selbst aus dem Drogenmilieu stammte. Er konsumierte zuerst eigentlich nur leichtere Drogen, wurde aber durch Nancy mit Heroin konfrontiert und dann süchtig danach.

Sid Vicious lebte den Moment der Selbstzerstörung, welches schon aus frühen Rock-’n’-Roll-Tagen bekannt war, nach dem Motto: „Live Fast – Die Young“ (Siehe auch 1955: „Live Fast, Love Hard, Die Young“ von Faron Young). Mit Sid kamen auch die Lederjacken (zurück), die Nietengürtel und die uniformierenden Stachelhaarschnitte. Sid Vicious wurde zum Verfolgten des Establishment, zum anarchistischen Märtyrer hochstilisiert. Ebenso ist auf ihn die Attitüde, die Spießbürgergesellschaft durch Selbstzerstörung zu boykottieren, zurückzuführen.

Privat galt Sid – entgegen seinem Pseudonym („vicious“ kann mit „bösartig“ oder „teuflisch“ übersetzt werden) – als ruhiger, sensibler, intelligenter, beinahe schon schüchterner, äußerst freundlicher, fröhlicher und extrem humorvoller Mensch. Johnny Rotten schrieb in seiner Autobiografie: „Sid war etwas naiv, aber voller Witz und Humor. Ein exzellenter Typ, aber die Drogen haben ihn zu einem Tier gemacht, zu einem zutiefst unangenehmen Typen.“

1986 produzierte Alex Cox den Film Sid und Nancy, der sich fiktiv mit der Lebensgeschichte der beiden auseinandersetzt. Der deutsche Schauspieler Ben Becker schrieb ein Theaterstück über Sid & Nancy, das er 1995 gemeinsam mit seiner Schwester Meret Becker auf die Bühne brachte.


Sonstiges

In der Simpsonsfolge 'Die Liebe in Springfield' wird auf die Sex Pistols und speziell auf Sid Vicious angespielt, der in dieser Folge von Nelson Muntz gespielt wird und über die Liebe zwischen ihm und Nancy Spungen, die von Lisa Simpson verkörpert wird, berichtet.

Diskografie

Offizielle Veröffentlichungen

  • Sid Sings (1979, LP, Virgin, V2144; 1989 als CD)
  • My Way (Single, 1978)
  • Something Else (Single, 1979)
  • C'mon Everybody (Single, 1979)
  • Too Fast To Live... (2004, CD, EMI)

Bootlegs etc.

  • My Way/Something Else/C’mon Everybody (1979, 12”, Barclay, Barclay 740 509)
  • Live (1980, LP, Creative Industry Inc., JSR 21)
  • Vicious Burger (1980, LP, UD-6535, VD 6336)
  • Love Kills N.Y.C. (1985, LP, Konexion, KOMA 788020)
  • The Sid Vicious Experience – Jack Boots and Dirty Looks (1986, LP, Antler 37)
  • Love Kills (1986, LP, MCA, MCG 6011)
  • (Don’t You Gimme) No Lip/(I’m Not Your) Steppin’ Stone (1989, 7”, SCRATCH 7)
  • The Idols With Sid Vicious (1993, CD, Last Call Records, LC22289)
  • Cult Heroes (1993, CD)
  • Never Mind the Reunion Here’s Sid Vicious (1997, CD)
  • Sid Dead Live (1997, CD, Anagram, PUNK 86)
  • Sid Vicious Sings (1997, CD)
  • Vicious & Friends (1998, CD, Dressed To Kill Records, Dress 602)
  • Sid Vicious & Friends (1998, CD, Cleopatra, #251)
  • Better (to provoke a reaction than to react to provocation) (1999, CD, Almafame, YEAAH6)
  • Probably His Last Ever Interview (2000, CD, OZIT, OZITCD62)
  • Better (2001, CD)
  • Vive Le Rock (2003, 2CD)
  • Naked & Ashamed (7”, Wonderful Records, WO-73)
  • Sid Live At Max’s Kansas City (LP, JSR 21)
  • Sid Vicious (LP, Innocent Records, JSR 21)
  • Sid Vicious McDonald Bros. Box (3CD, Sound Solutions, 003)
  • Sid Vicious v’s Eddie Cochran – The Battle Of The Rockers (LP, Jock, LP 6)

Vicious White Kids

  • The Vicious White Kids featuring Sid Vicious (1991, LP/CD)
  • Vicious White Kids Live (2001, CD, Sanctuary, CMRCD372)

Externe Diskographie

Film

  1. Sex Pistols Number One (1976, dir. Derek Jarman)
  2. Will Your Son Turn into Sid Vicious? (1978)
  3. Mr. Mike's Mondo Video (1979, dir. Michael O'Donoghue)
  4. The Punk Rock Movie (1979, dir. Don Letts)
  5. The Great Rock ’n’ Roll Swindle (1980, dir. Julian Temple, VHS/DVD)
  6. DOA (1981, dir. Lech Kowalski)
  7. Buried Alive (1991, Sex Pistols)
  8. Decade (1991, Sex Pistols)
  9. Bollocks to Every (1995, Sex Pistols)
  10. Filth to Fury (1995, Sex Pistols)
  11. Classic Chaotic (1996, Sex Pistols)
  12. Kill the Hippies (1996, Sex Pistols, VHS)
  13. The Filth and The Fury (2000, dir. Julien Temple, VHS/NTSC/DVD)
  14. Live at the Longhorn (2001, Sex Pistols)
  15. Live at Winterland (2001, Sex Pistols, DVD)
  16. Never Mind the Bollocks Here's the Sex Pistols (2002, Sex Pistols, VHS/DVD)
  17. Punk Rockers (2003, Sex Pistols, DVD)
  18. Blood on the Turntable: The Sex Pistols (2004, dir. Steve Crabtree)
  19. Music Box Biographical Collection (2005, Sex Pistols, DVD)
  20. Punk Icons (2006, Sex Pistols, DVD)
  21. Chaos! Ex Pistols Secret History: The Dave Goodman Story (2007, Sex Pistols, DVD)
  22. Pirates of Destiny (2007, dir. Tõnu Trubetsky, DVD)
  23. Rock Case Studies (2007, Sex Pistols, DVD)
  24. Sid and Nancy ( 1987, Sex Pistols, DVD)

Bibliografie

  • Anne Beverley, The Sid Vicious Family album, Virgin Books 1980
  • Gerald Cole, Sid And Nancy, Methuen 1986
  • Alex Cox & Abbe Wool, Sid And Nancy, Faber and Faber 1986
  • Keith Bateson and Alan Parker, Sid’s Way, Omnibus Press 1991
  • Tom Stockdale, Sid Vicious. They Died Too Young, Parragon 1995
  • Malcolm Butt, Sid Vicious. Rock‘n’Roll Star, Plexus 1997
  • David Dalton, El Sid, St. Martin’s Griffin 1998
  • Sid Vicious, Too Fast To Live...Too Young to Die, Retro Publishing 1999
  • Alan Parker, Vicious. Too Fast To Live..., Creation Books 2004
    • deutsche Übersetzung: Sid Vicious – Too fast to live..., Ubooks 2007, ISBN 978-3-86608-055-3

Weblinks

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