Victor-II-Klasse

Victor-II-Klasse
Projekt 671PT
Victor II class SSN.svg
Schiffsdaten
Bauwerft Werft 112 Gorki
Admiralitätswerft 196 Leningrad
Bauzeitraum 1972 bis 1978
Außerdienststellung 1990 bis 1997
Gebaute Einheiten 7
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
101,8 m (Lüa)
Breite 10,8 m
Tiefgang max. 7,3 m
Verdrängung aufgetaucht: 4.673 t
getaucht: 7.190 tdep1
 
Besatzung 88 Mann
Maschine
Maschine 2 x OK-300 Druckwasserreaktor je 72 MW

2 x elektrische Manövrierantriebe mit je 275 PS

Propeller 1 x siebenflügelig (Hauptantrieb)

2 x zweiflügelig (Mannövrierantrieb)

Einsatzdaten U-Boot
Tauchtiefe, max. 320 bis 400 m
Geschwindigkeit getaucht max. 31,7 kn
Geschwindigkeit aufgetaucht max. 11,7 kn
Bewaffnung
  • 4 × Torpedorohre ∅ 53,3 cm
  • 2 × Torpedorohre ∅ 65,0 cm

Munition:

Sensoren
  • MGK-400 Rubin (aktives/passives Sonar)
  • MRK-50 Topol Radar (Oberfläche)
  • MG-29 Chost (Hydrophon)
  • MG-14 (passives Sonar)
  • MG-24 Luch (Minenwarngerät)
  • Nichrom-M IFF (Freund-Feind-Erkennung)
  • Schaliw-P (ESM/ECM)

Projekt 671PT „Sjomga“ (Сёмга, russisch für Lachs), war die Bezeichnung einer Baureihe sowjetischer Atom-U-Boote während des Kalten Krieges, die von der NATO als Victor-II-Klasse bezeichnet wurde. Diese nuklearbetriebenen Jagd-U-Boote (SSN) wurden von der sowjetischen Marine zum ersten Mal im Jahr 1972 in Betrieb genommen.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung und Bau

Man behielt die 2 Druckwasserreaktoren vom Typ OK-300, verstärkte aber die Dieselgeneratoren auf je 460 kW. Die U-Boote mussten für die neuen Generatoren, weitere Besatzungsmitglieder und größere Torpedoräume verlängert werden. Als Reserve- oder Notfallantrieb fungierten zwei Elektromotoren mit je 275 PS Leistung, die zwei kleine Propeller, die parallel zur Schraube des Hauptantriebs angeordnet waren, betreiben konnten. Die Boote der Victor-II-Klasse waren, wie ihre Vorgänger, als Doppelhüllenboot konstruiert und besaßen eine ähnliche Rumpfform. Jedoch wurde sie erstmals aus vorgefertigten Modulen zusammengesetzt, was die Bauzeit verkürzte.

Projekt 671PT, 1986

Die Bewaffnung wurde verstärkt, so dass neben vier 533-mm-Torpedorohren auch zwei 650-mm-Torpedorohre eingeplant wurden. Da die 650mm Torpedos auch deutlich länger waren als ihre 533-mm-Vorgänger, musste das Torpedolager vergrößert werden, so dass es weiter ins Schiffsinnere hineinragte. Das machte eine neue Planung der gesamten ersten Sektion des U-Bootes notwendig. Man verlängerte nur den oberen Teil des Torpedolagers nach achtern, so dass nur dort die längeren Torpedos Platz fanden und ihr Vorrat somit nie mehr als sechs Stück betragen konnte (vier im oberen Teil des Lagers und zwei weitere in den Rohren). Die kleineren Torpedos wurden unterhalb, oberhalb und neben den Lagerbänken für die 650-mm-Waffen untergebracht, so dass von ihnen maximal 18 vorhanden waren (je vier in den Lagerregalen an Steuerbord und Backbord, je drei in den beiden mittleren Lagern und vier weitere in den Rohren). Alle Boote konnten neben konventionellen 533-mm- und 650-mm-Torpedos auch mit Nuklear- oder konventionellen Sprengköpfen ausgestattete Raketen vom Typ RPK-2 „Wijuga“ (Вьюга, russisch für Schneesturm) in getauchtem Zustand durch die Torpedorohre abfeuern. [1]

Auf K-378 wurde erstmals zwei 5-blättrige Propeller hintereinander in einem Tandem angeordnet.[2]

Nach dem erst sieben Boote der Klasse in Dienst gestellt waren, stoppte man die Produktion überraschend. Als Grund werden von westlichen Experten Geheimdiensterkenntnisse vermutet, die der KGB von dem Spionagering um den amerikanischen Marineangehörigen John A. Walker erhalten hatte. Diese Informationen vermittelten offenbar den Eindruck, dass die bisherigen U-Boot-Konstruktionen der Sowjetunion für die NATO derart leicht zu orten waren, dass sie kaum mehr einen taktischen Wert hatten.[3]

Alle Boote wurden in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts außer Dienst gestellt und werden mittlerweile, teils durch die G8-Staaten und Anrainerstaaten finanziert, abgewrackt. Die Boote werden dabei in drei Sektionen zerlegt. Während Bug- und Hecksektion verschrottet werden können, muss die Reaktorsektion noch Jahre sicher gelagert werden, bevor ihre Zerlegung beginnen kann.[4][5]

Projekt 671PT (NATO: Victor II)
takt. Nummer Bauwerft Projekt Kiellegung In Dienst seit außer Dienst gestellt Anmerkungen
K-513 Admiralitätswerft 12 671PT 22.07.1975 02.02.1977 1994 -
K-517 Admiralitätswerft 12 671PT 23.03.1977 31.12.1978 1995 -
K-488 Krasnoye Sormovo Gorki 671PT 15.12.1976 23.11.1978 1993 -
K-467 Krasnoye Sormovo Gorki 671PT 19.11.1974 30.11.1976 1997 -
K-371 Krasnoye Sormovo Gorki 671PT 02/05 1973 15.11.1974 1996 -
K-378 Krasnoye Sormovo Gorki 671PT 02.04.1971 30.12.1972 1991 -
K-495 Admiralitätswerft 12 671PT 19.04.1969 09.02.1976 1990 -

Einsätze

Die Boote der Victor-II-Klasse gehörten zur sowjetischen Nordmeerflotte und waren größtenteils der 24. U-Boot-Division zugeteilt. Ihre Patrouillenfahrten beschränkten sich hauptsächlich auf das Nordmeer. [6]

K-513 war 1981 in den Seegebieten um den Persischen Golf unterwegs, besuchte Mosambik, den Jemen, Äthiopien und 1982 das befreundete Angola.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Павлов А.С.: Подводные лодки проекта 671. Submarines Victor-Class, 1997
  • Alexander Antonow, Walerie Marinin, Nikolai Walujew: Sowjetisch-russische Atom-U-Boote. Berlin 1998

Einzelnachweise

  1. submarines.narod.ru, gesichtet am 14. November 2008
  2. deepstorm.ru, gesichtet am 14. November 2008
  3. globalsecrurity.org, gesichtet am 14. November 2008
  4. regjeringen.no, Norwegian involvement in the dismantling of Russian nuclear submarines, Englisch, gesichtet 18. November 2008
  5. PDF Jahresbericht G8, 06.2005, gesichtet am 14. November 2008
  6. 24. Division Traditionswebseite, russisch, gesichtet am 14. November 2008
  7. sovross.ru, M. Pereslavtzew, gesichtet 15. November 2008

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Victor-III-Klasse — Projekt 671PTM S …   Deutsch Wikipedia

  • Victor-I-Klasse — Projekt 671 Schiffsdat …   Deutsch Wikipedia

  • Víctor — Victor bezeichnet: Victor (Name), männlicher Vorname sowie ein Familienname Victor Talking Machine Company, US amerikanisches Schallplattenlabel Victor Klasse, NATO Bezeichnung für sowjetische Atom U Boote der Baureihe Projekt 671 Ёрш Victor II… …   Deutsch Wikipedia

  • Victor — bezeichnet: Victor (Name), männlicher Vorname sowie ein Familienname Victor Talking Machine Company, US amerikanisches Schallplattenlabel Victor Motors, britischer Hersteller von Cyclecars (1914–1915) Victor Motor Car Company, US amerikanischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Victor-Klasse — Unter dem Begriff Victor Klasse fasst die NATO im Rahmen ihres Codenamensystems mehrere Klassen sowjetischer und russischer Atom U Boote zusammen. Im russischen Sprachgebrauch werden diese Klassen unter dem Oberbegriff Projekt 671 zusammengefasst …   Deutsch Wikipedia

  • Victor Franke — (1907) Victor Franke (* 21. Juli 1866 in Zuckmantel, Schlesien, Österreich, heute Zlaté Hory, Tschechien; † 7. September 1936 in Hamburg) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalmajor sowie letzter …   Deutsch Wikipedia

  • Victor Oehrn — (* 21. Oktober 1907 in Kedabek, (Kaukasus); † 26. Dezember 1997 in Bonn) war ein deutscher Marineoffizier und U Boot Kommandant während des Zweiten Weltkriegs. Inhaltsverzeichnis 1 Karriere 2 Im Zweiten Weltkrieg …   Deutsch Wikipedia

  • Victor Smolski — bei einem Rage Konzert in Bochum, 1. April 2008 Kyrillisch (Weißrussisch) Віктар Смольскі …   Deutsch Wikipedia

  • Victor von Hennigs — Victor Carl Gustav von Hennigs, (* 18. April 1848 in Stremlow; † 10. März 1930 in Berlin Lichterfelde) war ein preußischer Offizier, zuletzt General der Kavallerie. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Erste Kriegserlebnisse …   Deutsch Wikipedia

  • Victor Klemperer — (1952) Victor Klemperer (* 9. Oktober 1881 in Landsberg an der Warthe; † 11. Februar 1960 in Dresden) war ein deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Zu seiner Bekanntheit trugen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”