Vier-Kaiser-Jahr

Vier-Kaiser-Jahr
Neros Tod leitete das Vierkaiserjahr ein.

Als Vierkaiserjahr – oft auch ohne Zählung Vespasians als Dreikaiserjahr – wird das Jahr 68/69 n. Chr. bezeichnet. In diesem Jahr stritten die Generäle Galba, Otho, Vitellius und Vespasian nach dem Tod Neros um die Macht im römischen Reich. In diesem Konflikt konnte sich schließlich Vespasian durchsetzen, der damit die neue Dynastie der Flavier begründete.

Inhaltsverzeichnis

Die Kaiser des Vierkaiserjahres

Galba

Im Jahre 68 war Galba Statthalter der Provinz Hispania Tarraconensis. Am 3. April ließ er sich in Carthago Nova zum Kaiser ausrufen. Der Senat in Rom bestätigte Galba. Der entthronte Kaiser Nero wurde in den Suizid getrieben. Aufgrund der schlechten finanziellen Situation forderte Galba 2,2 Milliarden Sesterzen zurück, die Nero verschenkt hatte. Dies brachte zusammen mit der Korruption mehrerer seiner neu eingesetzten Beamten Soldaten und Volk gegen ihn auf. Als Galba nach einem Nachfolger suchte, entschied er sich gegen Marcus Salvius Otho und für Calpurnius Piso. Daraufhin rief sich Otho am 15. Januar 69 zum Kaiser aus und ließ Galba und Calpurnius Piso töten.

Otho

Otho stiftete am 15. Januar 69 die Prätorianergarde an, ihn zum Kaiser auszurufen und Galba zu töten. Galbas Nachfolgekandidat Calpurnius Piso wurde ebenfalls ermordet. Widerwillig erkannte der Senat Otho als Kaiser an. Mehrere Armeen in Germanien und Britannien unterstützten aber Aulus Vitellius und marschierten in Italien ein. Am 14. April unterlag Othos Armee bei Bedriacum. Otho tötete sich am nächsten Morgen.

Vitellius

Vitellius befehligte das niedergermanische Heer und residierte vermutlich in Köln. Er nutzte die Gunst der Stunde und ließ sich am 2. Januar 69 von den germanischen Legionen in Köln zum Kaiser ausrufen. Allerdings regte sich bald heftiger Widerstand gegen seine Machtübernahme. So wurde Mitte des Jahres 69 Titus Flavius Vespasianus, welcher sich mit seinen Legionen in Judäa befand, durch seine Truppen zum Kaiser ausgerufen. Vitellius wurde schließlich am 20. Dezember 69 aus dem Kaiseramt gejagt und getötet.

Vespasian

Vespasian beendete schließlich die Wirren des Vierkaiserjahres. Er unterstützte zunächst den greisen Galba, ließ sich dann aber selbst zum Kaiser ausrufen. Nach dem Tod des Vitellius konnte er sich im Reich durchsetzen und begründete die Dynastie der Flavier. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern konnte er umfangreiche politische und infrastrukturelle Maßnahmen umsetzen. Auch sanierte er den römischen Staatshaushalt auf vorbildliche Weise. Seine Söhne Titus und Domitian wurden seine Nachfolger.

Das zweite Vierkaiserjahr

Das zweite Vierkaiserjahr 193, in dem Pertinax, Didius Julianus, Pescennius Niger und Septimius Severus zur Kaiserwürde erhoben wurden, wird manchmal irreführend als Fünfkaiserjahr oder gar als Sechskaiserjahr bezeichnet. Diese Bezeichnungen haben ihren Grund darin, dass Clodius Albinus mitunter irrtümlich zu den Kaisern des Jahres 193 gezählt wird, obwohl er damals nur Caesar wurde und erst 195 nach der Würde eines Augustus griff, und dass Pertinax’ Schwiegervater Titus Flavius Sulpicianus, Stadtpräfekt von Rom, mit Didius Julianus mitbot, als die Kaiserwürde versteigert wurde. Sulpicianus war zweifellos nie Kaiser. Dennoch findet man in der englischsprachigen Literatur gelegentlich den irreführenden Begriff Year of the Six Emperors für das Jahr 193. Dabei werden alle Kandidaten, die damals mit dem Kaisertum liebäugelten, mitgezählt, nicht nur diejenigen, die wirklich durch Annahme des Titels Imperator Caesar Augustus die Kaiserwürde beanspruchten.

Siehe auch

Literatur

  • Gwyn Morgan: 69 AD. The Year of Four Emperors. Oxford University Press, Oxford 2006, ISBN 0-19-512468-5. 

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