Vieuxtemps

Vieuxtemps
Henri Vieuxtemps Jugendbildnis; Lithographie von Joseph Kriehuber 1834

Henri Vieuxtemps (* 17. Februar 1820 in Verviers, Belgien; † 6. Juni 1881 in Mustapha Supérieur bei Algier, Algerien) war ein belgischer Komponist und einer der berühmtesten Violinisten des 19. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von seinem Vater, einem Geigenbauer, erhielt er den ersten Unterricht. Im Alter von sechs Jahren hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt in seiner Vaterstadt mit einem Konzert von Pierre Rode, in der Folgezeit gab er weitere Konzerte in benachbarten Städten. Anschließend studierte er am Brüsseler Konservatorium. Nach vollendetem Studium zog es ihn mit seinem Freund und Lehrer Charles Auguste de Bériot nach Paris. Die Unruhen bei der Wiedereinführung der Monarchie in Frankreich, aber auch die Hochzeit seines Freundes de Bériot führten ihn nach Brüssel zurück. Dort vervollkommnete er seine Violintechnik. Im Jahre 1833 führte ihn seine zweite Kunstreise nach Deutschland, wobei er freundschaftliche Bande zu Robert Schumann und Louis Spohr knüpfte, die ihn mit Niccolò Paganini verglichen. Im gleichen Jahr erschien er in Frankfurt am Main zum ersten Mal öffentlich vor dem deutschem Publikum im Hotel Weidenbusch mit dem 7. Konzert von Rode, mit Air varié von de Beriot und Variationen von Mayseder.

Im Winter 1835-1836 studierte er bei Simon Sechter Komposition, später bei Anton Reicha in Paris. Seine erste Komposition wurde als Violinkonzert Nr. 2 bekannt. Im Jahre 1837 führte er unter großer Begeisterung und Anerkennung des Publikums in St. Petersburg sein Konzert Nr. 1 auf. In Paris wohnend widmete er sich mit großem Erfolg der Komposition weiterer Werke.

Vieuxtemps wurde am 26. August 1841 in Brüssel in die Freimaurerloge Les Vrais Amis de l’Union et du Progrès réunis aufgenommen. Später affiliierte er bei der Brüsseler Loge Amis Philanthropes.[1]

Im Jahre 1843 brach er zum ersten Mal zu einer Tournee in die Neue Welt auf. Auf dieser Reise begleitete ihn die Wiener Pianistin Josephine Eder (1815–1868). Erst nach der Rückkehr in die Heimat im Jahre 1844 wurde sie seine Frau, die Heirat fand in Frankfurt am Main statt. Im Verlauf ihrer gemeinsamen Konzerte in Amerika trat sie als seine Schwester auf und wurde daher als „Josephine Vieuxtemps“ angekündigt: „Seine Schwester, eine schöne Blondine, die ihm gar nicht ähnlich sieht, geht mit ihm auf Tournee und begleitet ihn am Flügel“, so schrieb eine New Yorker Tageszeitung im Jahre 1844. Beide Künstler befürchteten offenbar, dass die „prüden“ Amerikaner die Konzerte eines unverheirateten Paares weniger oder gar nicht besuchen könnten. Nachdem er den Dezember 1843 mit Konzerten in Boston, New York und anderen Städten im Norden der Union verbracht hatte, brach er Anfang Januar 1844 in Richtung Süden auf. In New Orleans gab er sein Debüt am 17. Januar 1844; zwei Monate später gab er in dieser Stadt – nach Konzerten in Vera Cruz und anderen mexikanischen Städten sowie Havanna (Februar und März 1844) – am 29. März 1844 sein Abschiedskonzert im Süden der Union.[2] Dann fuhr er den Mississippi und den Ohio flussaufwärts wieder in Richtung Norden, dort gab er weitere Konzerte. Im Juni 1844 kam er wieder in Europa an, „um eine Fülle an Erfahrungen reicher“, wie er in seiner Selbstbiographie schreibt.

Place Vieuxtemps in Verviers

1846 siedelte er für 6 Jahre nach St. Petersburg über, als Hofmusiker des Zaren Nikolaus I. und als Solist am Kaiserlichen Theater zu St. Petersburg. In dieser Stellung komponierte er unter anderem vier weitere Violinkonzerte. Vieuxtemps war Gründer der St. Petersburger Violinschule am dortigen Konservatorium.

Nachdem er Russland 1852 verlassen hatte, widmete er sich wieder seiner Tätigkeit als reisender Violin-Virtuose. Gemeinsam mit Anton Rubinstein spielte er Beethovens Violinsonaten und trat mit dem russischen Pianisten bei zahlreichen Konzerten in Paris auf. Von Mai 1855 bis Herbst 1864 lebte er in Dreieichenhain bei Frankfurt am Main. Wegen der sich verschlechternden politischen Verhältnisse in Deutschland zog er zunächst für kurze Zeit nach Frankfurt, dann übersiedelte er 1866 wieder nach Paris, wo er seine internationale Karriere weiter ausbaute.

Sechs Jahre später, 1871, übertrug er seine Geigenklasse an Henryk Wieniawski, kehrte nach Brüssel zurück und übernahm zum wiederholten Male die Professur am Brüsseler Konservatorium. Sein renommiertester Schüler war Eugène Ysaÿe.

1873 befiel ihn nach einem Schlaganfall eine Lähmung der linken Körperseite, die es ihm unmöglich machte, weiterhin Violine zu spielen. Fortan lebte er zurückgezogen meist in Paris. Ab 1879 verbrachte er seine letzten Lebensjahre in einem Sanatorium bei Algier (Mustapha Superieur), das sein Schwiegersohn Dr. Eduard Landowski leitete. Er setzte sein kompositorisches Werk unermüdlich fort, allerdings verbittert darüber, seine Musik von anderen Solisten aufführen lassen zu müssen.

Werke

  • 7 Violinkonzerte
  • 2 Violoncellokonzerte
  • Fantasia appassionata op. 35
  • Ballade et Polonaise op. 38
  • Fantaisie-Capriccio für Violine und Orchester
  • Caprice-hommage à Paganini op. 9
  • Sonate op. 12
  • 1 Bratschensonate
  • 3 Kadenzen für das Beethovenkonzert
  • 12 Konzertante Duos (u. a. über Don Juan op. 20 für Violine und Klavier)
  • Zahlreiche Salonmusiken, beachtenswert die Variationen über den Yankee Doodle op.17

Henri Vieuxtemps und Eugène Ysayë kann man als Begründer der franco-belgischen Violinschule bezeichnen, die heute noch an den Konservatorien von Lüttich, Brüssel und Paris gepflegt wird.

Seine Vaterstadt Verviers errichtete ihm im Jahre 1898 ein Denkmal und benannte den Platz des Standortes nach ihm.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://musicmac.ifrance.com/musicmac/docs/vieuxtemps.html
    Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer Lexikon; München: Herbig, 20065; ISBN 978-3-7766-2478-6; S. 878
    http://www.mason.be/en/celeb.htm
  2. http://www.jstor.org/pss/3051949

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  • Vieuxtemps — Fr. /vyue tahonn /, n. Henri François Joseph Fr. /ahonn rddee frddahonn swann zhaw zef /, 1820 81, Belgian violinist and composer. * * * …   Universalium

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