Vinorelbine

Vinorelbine
Strukturformel
Strukturformel von Vinorelbin
Allgemeines
Freiname Vinorelbin
Andere Namen
  • 3',4'-Didehydro-4'- deoxy-8'-norvinca leukoblastine
  • Latein: Vinorelbinum
Summenformel C45H54N4O8
CAS-Nummer 71486-22-1
PubChem 60780
ATC-Code

L01CA04

DrugBank DB00361
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Zytostatika, Vinca-Alkaloid-Analogon

Fertigpräparate
  • Vinorelbin® (CH)
  • Navelbine® (EU)
  • Eberelbin® (A)
Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 778,93 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [1]

Xi
Reizend
R- und S-Sätze R: 43
S: 26-36
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
LD50

26 mg·kg−1 (Maus i.p.) [2]

WGK 3 (stark wassergefährdend) [1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vinorelbin ist ein Alkaloid aus den Blättern von Cataranthus roseus. Vinorelbin ist ein Zytostatisches Arzneimittel (Handelsname Navelbine®) zur Behandlung von bösartigen Geschwulstkrankheiten (Karzinomen).

Inhaltsverzeichnis

Hersteller

Vinorelbin wird vom dem französischen Unternehmen Laboratoires Pierre Fabre aus Castres hergestellt. Es handelt sich um ein Vincaalkaloid der dritten Generation, das 1989 in Frankreich eingeführt wurde. Die Markteinführung in Deutschland erfolgte 1996. Seitdem ist in zahlreichen Phase-II- und -III-Studien die Wirkung sehr gut dokumentiert.

Wirkprinzip

Vinorelbin ist ein Spindelgift (Antitubulin) und behindert die Bildung der sog. Mikrotubuli der Kernspindel, die in der mitotischen Zellteilung (Anaphase/Telophase) die beiden neuen Chromosomensätze zu den Zellpolen ziehen und unterbricht damit die bei Tumorerkrankungen unkontrollierte Zellteilung.

Indikation

Internationale Zulassungen bestehen insbesondere als Standardtherapie in der Behandlung des sog. "Nicht-kleinzelligen-Bronchialkarzinoms" (NSCLC) und des Brustkrebses (Mamma-Karzinom) im metastasierten Stadium; in einigen Ländern auch zugelassen für die Behandlung des metastasierten Prostatakarzinoms;[3] gute Dokumentation darüber hinaus in den Indikationen Kopf-Hals-Tumoren, Ovarial- und Zervixkarzinom. Einsatz in der Regel als Monotherapie oder in Kombination mit anderen zytostatisch wirksamen Substanzen. Sehr häufig eingesetzt zusammen mit Cisplatin oder Carboplatin, aber auch mit 5-Fluoruracil (5-FU), Anthracyclinen, Gemcitabin oder Taxanen (Docetaxel, Paclitaxel) und mit Capecitabin. Neuerdings beim Mamma-Karzinom sehr gute Ergebnisse in Kombination mit Trastuzumab (Herceptin), sofern der Tumor einen entsprechenden Rezeptorstatus (HER2/neu) aufweist. Erfolgversprechend scheint auch der kombinierte Einsatz mit dem neuen Antikörper Cetuximab (Erbitux) zu sein. Neben reinen Mono- oder Polychemotherapie wird Vinorelbin auch in der kombinierten Radio-Chemotherapie (Kombination mit Bestrahlung) eingesetzt; hier insbesondere beim NSCLC in den Stadien IIIa und IIIb, soweit die Tumoren nicht operabel sind. In den frühen Stadien des NSCLC (I bis III) hat sich Vinorelbin kürzlich (ASCO 2003, 2004 und 2005) in mehreren großen Phase III Studien auch in der sogenannten adjuvanten Behandlung nach erfolgreicher Operation als erheblich überlebensverlängernd herausgestellt.

Unerwünschte Wirkungen

Vinorelbin besitzt im Vergleich zu anderen Zytostatika der gleichen Generation ein subjektiv relativ günstiges Nebenwirkungsprofil bei prinzipiell gleicher Wirkungsqualität. Die in der Zytostatikatherapie bekannten Nebenwirkungen wie z.B. Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen, Hautveränderungen, Müdigkeit etc. treten nur relativ selten und in schwacher Ausprägung auf. Insbesondere die für Vinca-Alkaloide typischen peripheren Neuropathien (Nervenausfälle in den Extremitäten) sind bei Vinorelbin nur gering ausgeprägt.

Die Hauptnebenwirkung ist die sog. Neutropenie / febrile Neutropenie. Man versteht darunter einen Mangel an weißen Blutkörperchen. Diese kann allerdings durch die Gabe von bestimmten Medikamenten (G-CSF) kontrolliert werden.

Einzelnachweise

  1. a b Datenblatt für Vinorelbine ditartrate salt hydrate – Sigma-Aldrich 30.03.2008
  2. Vinorelbin bei ChemIDplus
  3. R. P. Abratt et al.Randomised phase III study of intravenous vinorelbine plus hormone therapy versus hormone therapy alone in hormone-refractory prostate cancerAnnals of Oncology 2004 15(11):1613-1621 (Volltext) PMID 15520061
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