Vinzenz Pallotti

Vinzenz Pallotti
Vincenzo Pallotti (1795–1850)
Gemälde von Bruno Zwiener

Vincenzo Pallotti (deutsch auch Vinzenz Pallotti; * 21. April 1795 in Rom; † 22. Januar 1850 in Rom) war ein katholischer Priester und Gründer der ordensähnlichen Gemeinschaft der Pallottiner. Er wurde an seinem hundertsten Todestag (22. Januar 1950) durch Papst Pius XII. seliggesprochen und am 20. Januar 1963 während des Zweiten Vatikanischen Konzils durch Papst Johannes XXIII. heilig gesprochen. Sein Fest- und Gedenktag ist der 22. Januar.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vincenzo Pallotti wurde am 21. April 1795 in Rom als drittes von zehn Kindern geboren und am darauffolgenden Tag in der Kirche San Lorenzo in Damaso getauft. Sein Vater Pietro Paolo Pallotti stammte aus dem umbrischen Dorf San Giorgio di Cascia (nahe Perugia), seine Mutter Maria Maddalena geb. De Rossi war Römerin. Seine Kindheit und Jugendjahre waren geprägt von der Frömmigkeit der Familie und dem Zwiespalt zwischen seinem katholischen Milieu und dem sich formierenden säkularen Staat.

Am 10. Juli 1801 erhielt er die Firmung und 1805 die Erste Kommunion, verbunden mit dem damals unüblichen Privileg, täglich statt nur an den Sonn- und kirchlichen Festtagen an der Kommunion teilzunehmen. Er besuchte die Schule bei den Piaristen von San Pantaleo und dann das Collegium Romanum, das wegen der Unterdrückung der Jesuiten seit 1870 als stattliches Lyceum von Weltgeistlichen geführt wurde. Er begann 1814 das Studium an der römischen Universität La Sapienza in klassischen, neueren und orientalischen Sprachen, erwarb 1818 die Laurea in Theologie und Philosophie und versah anschließend Lehraufgaben als Repetitor.

Bereits 1815 hatte er gegenüber seinem Beichtvater das Gelübde abgelegt, sein Leben in Keuschheit, Armut und Gehorsam, den drei monastischen Tugenden, zu verbringen. Am 20. September 1817 wurde er zum Diakon geweiht und am 16. Mai 1818 erhielt er in der Lateranbasilika die Priesterweihe. Er engagierte sich in der Armen- und Jugendseelsorge und gab schließlich seine wissenschaftliche Lehrtätigkeit auf, um die Rektoratsstelle von San Spirito im Viertel Regola anzunehmen und sich ganz pastoralen Aufgaben und der Erneuerung des religiösen Lebens zu widmen. Er war neben seinen vielfältigen Initiativen ein gefragter Beichtvater in zahlreichen Pfarreien und auch in Häusern des römischen Adels und wurde seit 1827 als Spiritual mit der religiösen Betreuung der Studenten am Collegium Romanum und mehreren anderen Seminaren, unter anderem seit 1833 am Collegium Urbanum, betraut.

Sarkophag Pallottis in der Kirche San Salvatore in Onda in Rom

1835 rief er die "Vereinigung des Katholischen Apostolats" (Unione Apostolatus Catholici, UAC) ins Leben, in der Menschen aller Lebensstände (Priester, Ordensleute und Laien) sich apostolischen Aufgaben widmen sollten. Die von Papst Gregor XVI. zunächst unterstützte Vereinigung, die ihre volle Anerkennung erst 2003 durch Johannes Paul II. erhielt, gewann bald zahlreiche Mitglieder unter den römischen Laien, verschiedensten Klöstern und dem Klerus bis hinauf an die Spitze der kirchlichen Hierarchie.

Nach dem Ausbruch der Cholera von 1837 gründete Pallotti in einem ehemaligen Studentenwohnheim ein Heim für verwaiste und obdachlose Mädchen, das der Hl. Agathe geweiht wurde und dann zum Ausgangspunkt wurde für den von Pallotti 1843 gegründeten und 1935 von Pius XI. approbierten weiblichen Zweig der Gemeinschaft (Congreatio Sororum Apostolatus Catholici, CSAC).

1846 gründete er dann die Priester- und Brüdergemeinschaft, die ein Leben in Gemeinschaft führt. Die Mitglieder weihen sich - ohne Gelübde - Gott und versprechen der Gemeinschaft Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, Armut, Gehorsam, Beharrlichkeit, Gütergemeinschaft und selbstlosen Dienst in der Liebe Christi.

Von Pius IX., der den Anspruch auf ein gemeinschaftliches "Apostolat" von Priestern und Laien ablehnte, wurde die Gemeinschaft in "Fromme Missionsgesellschaft" (Pia Societas Missionum, PSM) umbenannt. Erst 1947 konnte sie wieder ihren Namen "Gesellschaft des Katholischen Apostolates (Societas Apostolatus Catholici, SAC) annehmen.

Vincenzo Pallotti starb am 22. Januar 1850 im Haus neben der Kirche San Salvatore in Onda in Rom.

Heutzutage gibt es das Vinzenz-Pallotti-Kolleg, ein privates katholisches Jungengymnasium, in Rheinbach bei Bonn, das durch die freie Trägerschaft der Pallottiner getragen wird. Im nordbadischen Bruchsal gründeten die Pallottiner das St. Paulusheim, ursprünglich ebenfalls ein reines Jungeninternat, später mit eigenem Gymnasium. Dieses gehört mittlerweile zur Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg, die Pallottiner-Patres arbeiten noch in der Schulseelsorge. Neben verschiedenen Exerzitienhäusern betreiben sie auch zwei Jugendbildungsstätten (in Olpe und Vallendar) sowie eine Hochschule mit einer philosophisch-theologischen Fakultät und einer pflegewissenschaftlichen Fakultät (ebenfalls in Vallendar).

Zitate

  • „Wir sind alle verpflichtet, uns gegenseitig zu helfen, den Himmel zu erlangen.“

Schriften

  • Vincenzo Pallotti, Opere Complete, hrsg. von Francesco Moccia, Bd. I-XIII, Rom 1962-1997.
  • Vincenzo Pallotti, Opere Complete Lettere, hrsg. von Bruno Bayer, bisher Bd. I-VI, Rom 1995-2006.
  • Vinzenz Pallotti, Ausgewählte Schriften, hrsg. v. Bruno Bayer und Josef Zweifel, Pallotti-Verlag, Friedberg 1985.
  • Ansgar Faller (Vorw. und Übs.): Gott, die unendliche Liebe [Originaltitel: Iddio, l'amore infinito], Editrice Apostolato Cattolico / Tipografia Poliglotta Pontificia Università Gregoriana, Rom 1941
  • Josef Frank, Vinzenz Pallotti. Bd. 1: Friedberg 1952; Bd. 2: Friedberg 1963; Namens- und Sachverzeichnis: Friedberg 1965.
  • Albert Peter Walkenbach, Der unendliche Gott und das Nichts und Sünde, Limburg 1953.
  • Franco Todisco, San Vincenzo Pallotti - Profeta della spiritualità di comunione (Prophet der Comunio-Spiritualität), Rom 2004.
  • Heinrich Schulte, Der Beginn. Eine Hilfsaktion für den christlichen Orient, in: Das Werk des Katholischen Apostolats, Bd. 1, Lahn-Verlag, Limburg 1966.
  • Heinrich Schulte, Gestalt und Geschichte des „Katholischen Apostolats“ Vinzenz Pallottis. Erster Teil: Die Zeit von 1835-1850, in: Das Werk des Katholischen Apostolats, Bd. 3, Lahn-Verlag, Limburg 1971.
  • Heinrich Schulte, Gestalt und Geschichte des „Katholischen Apostolats“ Vinzenz Pallottis. Zweiter Teil: Die Zeit von 1850-1890, in: Das Werk des Katholischen Apostolats, Bd. 4, Lahn-Verlag, Limburg 1986.
  • Katholisches Apostolat heute. Eine Gemeinschaft besinnt sich auf Ziel und Aufgabe, hrsg. v. Manfred Probst, in: Glaube – Wissen – Wirken, Bd. VIII, Lahn-Verlag, Limburg 1984.
  • Mitverantwortung aller in der Kirche. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Gründung Vinzenz Pallottis, hrsg. v. Franz Courth u. Alfons Weiser, in: Glaube – Wissen – Wirken, Bd. IX, Lahn-Verlag, Limburg 1985.
  • Die „Vereinigung des Katholischen Apostolats“ Vinzenz Pallottis. Idee – Geschichte – Gestalt, in: Glaube – Wissen – Wirken, Bd. XVII, Lahn-Verlag, Limburg 1993.

Sonstiges

In Bensberg wurde das Vinzenz-Pallotti-Hospital nach ihm benannt. Das Vinzenz-Pallotti-Hospital ist eine Einrichtung der St.-Vinzenz-Pallotti-Stiftung und wird von der Ordensgemeinschaft der Pallottinerinnen unterstützt. In Rheinbach bei Bonn gibt es das Vinzenz-Pallotti-Kolleg, ein Gymnasium für Jungen (ca. 750 Schüler) mit angeschlossenem Internat. In Vallendar bei Koblenz trägt die Begegnungs- und Bildungsstätte Forum Vinzenz Pallotti seinen Namen.

Weblinks


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