- Vipera ammodytes
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Europäische Hornotter Systematik Klasse: Reptilien (Reptilia) Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata) Unterordnung: Schlangen (Serpentes) Familie: Vipern (Viperidae) Gattung: Echte Ottern (Vipera) Art: Europäische Hornotter Wissenschaftlicher Name Vipera ammodytes (Linnaeus, 1758) Die Europäische Hornotter (Vipera ammodytes), auch Sandviper, Hornviper oder Sandotter genannt, ist eine Art aus der Familie der Vipern.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Diese kräftig gebaute Viper ist mit bis zu 95 Zentimetern Länge eine für europäische Verhältnisse relativ große Schlange, größere Längen sind nicht gesichert.[1] Die meisten Tiere weisen Längen zwischen 70 und 80 Zentimetern auf, wobei Männchen grundsätzlich größer werden als Weibchen. Die Individuen einiger Populationen bleiben jedoch mitunter deutlich kleiner. So erreichen Europäische Hornottern auf den Ägäischen Inseln häufig nur eine Körperlänge von vierzig bis fünfzig Zentimetern. Der Schwanz ist verhältnismäßig kurz, das Afterschild ist ungeteilt. Der dreieckige Kopf ist deutlich vom Rumpf abgesetzt. Auf der Kopfoberseite befinden sich viele kleine Schuppen ohne große Schilder. Die Pupillen sind senkrecht schlitzförmig.
Namensgebend ist das auffällige, rundum mit kleinen Schuppen bedeckte Horn an der Schnauze. Über den Augen befinden sich, wie bei den meisten Vipern-Arten, kräftig ausgebildete Leisten, die ihr einen von Menschen als „drohend“ empfundenen Blick verleihen. Die Färbung variiert sehr stark; die meisten Tiere sind grau, gelblich, oder rotbraun mit dunklerem Zickzack- oder Rautenband auf dem Rücken, dessen Farbe ebenfalls von hellbraun bis schwarz variiert. Gelegentlich treten ähnlich wie bei der Aspisviper völlig schwarze (melanistische) Tiere auf. Männchen sind meistens etwas heller gefärbt als Weibchen und haben eine ausgeprägtere Kopf- und Körperzeichnung. Die Schwanzunterseite ist bei beiden Geschlechtern häufig gelblich, rötlich oder grünlich gefärbt. Um die Körpermitte haben die Europäischen Hornottern etwa 21 bis 23 gekielte Rückenschuppen.
Karyotyp
Gemeinsam mit dem der Aspisviper ist der Karyotyp der Europäischen Hornotter unter den europäischen Vipern einzigartig. Sowohl in der Anzahl der Chromosomen als auch in deren Gestalt gibt es dabei deutliche Unterschiede. So besitzen diese beiden Arten insgesamt einen Chromosomensatz von 21 Chromosomenpaaren (2n = 42), wovon 11 sehr groß sind (Makrochromosomen). Zum Vergleich: Die Kreuzotter und die meisten anderen Arten besitzen nur 18 Chromosomenpaare mit nur 8 Makrochromosomensets. Die Geschlechtschromosomen sind unterschiedlich groß. Die Männchen besitzen ein Paar aus gleich großen und metazentrischen Chromosomen, bei den Weibchen ist das zweite Geschlechtschromosom dagegen nur halb so groß wie das erstere, Heterogametie kommt hier also bei den Weibchen vor.
Verbreitung und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet umfasst Nord-Italien, Süd-Österreich über Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Rumänien, Bulgarien und Kleinasien bis ins Kaukasus-Gebiet. Auf dem griechischen Festland ist sie fast flächendeckend anzutreffen. In Österreich tritt sie als submediterranes Faunenenelement nur in Kärnten und der Südsteiermark bis in etwa 800 Metern über Meereshöhe auf. Neuerdings wurde auch ein einzelner Fund aus Osttirol bekannt.
Sie lebt im trockenen, steinigen Buschland und lichten Wäldern. Besonders häufig ist sie an trockenen, sonnigen Felsenhängen und auf Steinmauern zu beobachten. Zu ihrem Lebensraum gehören aber auch lichte Laubwälder mit sonnigen Lichtungen, verwilderte Gärten und buschbestandene Geröllflächen. Anders als es ihr gelegentlich gebrauchter Trivialname Sandotter vermuten lässt, kommt sie nur sehr selten auf Sandflächen vor.
Unterarten
Innerhalb des großen Verbreitungsgebietes werden von einigen Autoren sechs Unterarten beschrieben. Diese Unterteilung ist wie bei vielen anderen Arten nicht unumstritten. Unterschieden werden:
- Vipera ammodytes meridionalis, die im südlichen Balkangebiet vorkommt und die als Unterart von den meisten Autoren anerkannt wird.
- V. a. ruffoi lebt in den norditalienischen Alpen, vor allem in Südtirol.
- V. a. ammodytes ist die sogenannte Nominatform. Sie kommt im zentralen und östlichen Teilen des Balkans vor.
- Dasselbe Verbreitungsgebiet teilt auch die Unterart V. a. montandoni.
- V. a. gregorwallneri ist vom nordwestlichen Balkan bis ins südliche Österreich (Kärnten und Steiermark) zu finden.
- Für die Unterart V. a. illyrica wird ebenfalls der nordwestliche Balkan als Verbreitungsgebiet beschrieben.
Fortpflanzung und Winterruhe
Wie alle europäischen Vipern ist auch die Hornotter ovovivipar; es werden bis zu 20 Jungschlangen im Frühjahr lebend geboren. Diese ernähren sich zunächst von Heuschrecken und kleinen Eidechsen.
Je nach Herkunft halten Hornottern eine bis zu sechs Monate dauernde Winterruhe, wobei sie sich in großen Zahlen an geeigneten Überwinterungsplätzen in mehreren Meter tiefen Felsspalten zusammenfinden. Es wurden schon 1100 Exemplare an einer solchen Stelle gesellig angetroffen. Bei längerer anhaltenden Temperaturen im Winterquartier um den Gefrierpunkt sterben die Tiere.
Nahrung
Die Europäische Hornotter geht meist am späten Nachmittag und in der Abenddämmerung auf Beutefang. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinsäugern (z.B. Mäusen), seltener aus nestjungen bodenbrütenden Vögeln und Eidechsen sowie Grillen und Heuschrecken. Während ihrer Beutezüge klettert sie gelegentlich zwischen den Felsen und im Gebüsch. Ihre Beutetiere tötet sie durch einen Giftbiss.
Verhalten
Sie gilt im allgemeinen als tag- und dämmerungsaktiv. Häufig ist sie tagsüber dabei zu beobachten, wie sie sich in der Nähe ihrer Schlupfwinkel sonnt. Hornvipern können im Spätsommer in Büschen und Ästen aufsteigen um Vögel zu jagen. Diese Schlange ist relativ träge und gilt als nicht aggressiv; sie vertraut auf ihre Tarnfärbung und versucht bei Bedrohung stets zu fliehen. Lediglich wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt, zischt sie laut und beißt zu.
Giftigkeit
Unter den europäischen Vipern hat die Europäische Hornotter eines der stärksten Gifte. Es besteht zum einen aus gewebezerstörenden Substanzen, die zu Nekrosen (örtlicher Gewebstod) führen, zum anderen aus Nervengiften, die Lähmungen hervorrufen können. Todesfälle nach Vipernbissen kommen vor allem bei Kindern oder geschwächten Personen vor. Die Giftzähne sind bis zu 1 cm lang. Der Biss ist nicht schmerzhaft und meist blutend. Häufig kann es zu starken Blutungen an Unterhautgeweben und inneren Organen kommen. Dazu treten Herzklopfen, Kopfschmerz, Schwäche- und Schwindelgefühl, Erbrechen und Bauchkoliken auf, nicht selten auch Kreislaufzusammenbrüche. Gelangt Gift in die Blutbahn, folgt der Tod durch Hirnödem oder Atemlähmung. Bei rechtzeitiger Injektion eines Antiserums klingen die Symptome bald ab.
Gefährdung und Schutz
Gefährdungen für die Bestände der Hornotter gehen vor allem von Beeinträchtigungen der Lebensräume aus, etwa durch die Verbuschung oder Aufforstung von Sonnenplätzen oder durch Bewirtschaftungs- bzw. Baumaßnahmen.
Gesetzlicher Schutzstatus
- Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL): Anhang IV (streng geschützt)
- Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV): besonders geschützt
Wie alle europäischen Schlangenarten ist die Europäische Hornotter im Anhang II der Berner Konvention (Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume)[2] und genießt dadurch innerhalb der Europäischen Union strengen Schutz. Die Tiere dürfen weder getötet noch gefangen werden, Halter dieser Schlangenart müssen entsprechende Herkunfts- und Nachzuchtsbestätigungen vorlegen.
Rote Liste-Einstufungen
- Rote Liste Österreichs: CR (entspricht: vom Aussterben bedroht)
- Rote Liste Bundesland Kärnten: 2 - stark gefährdet
- Rote Liste Bundesland Steiermark: 1 - vom Aussterben bedroht
- Rote Liste Bundesrepublik Deutschland: (diese Art kommt hier nicht vor)
- Rote Liste der Schweiz: (diese Art kommt hier autochthon nicht vor)
Einzelnachweise
- ↑ Heckes, U., Gruber, H.-J. & Stümpel, N. 2005. Vipera (Vipera) ammodytes (Linnaeus, 1758) – Hornotter, Sandviper. Seiten 81–150 in: Joger, U. & Stümpel, N.: Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas. Schlangen (Serpentes) III. Aula-Verlag, Wiebelsheim.
- ↑ Appendix II der Berner Konvention
Literatur
- Biella, H.-J. 1995. Die Sandotter. Die neue Brehm-Bücherei, Nr. 558. Westarp, Magdeburg. ISBN 3-89432-153-9.
- Gruber, U. 1989. Die Schlangen Europas. Frankh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart; Seiten 205-207. ISBN 3-440-05753-4.
- Heckes, U., Gruber, H.-J. & Stümpel, N. 2005. Vipera (Vipera) ammodytes (Linnaeus, 1758) – Hornotter, Sandviper. Seiten 81–150 in: Joger, U. & Stümpel, N. Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas. Schlangen (Serpentes) III. Aula-Verlag, Wiebelsheim; 420 Seiten. ISBN 3-89104-617-0.
Weblinks
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