Virginia (Mythologie)

Virginia (Mythologie)

Verginia war die zentrale Person einer fast sicher fiktiven, legendenhaften Geschichte aus der frühen römischen Republik, die von Livius in Libri Ab urbe condita erwähnt wird, um den bösartigen Charakter des Decemvir Appius Claudius zu illustrieren.

Das Volk Roms war bereits aufgebracht über die Decemviri wegen deren Umgang mit Wahlen, Bestechlichkeit und anderer Missbräuche. Es scheint so, als wollten sie Rom wieder zu einer Monarchie machen (siehe Römische Königszeit), die sie gerade einige Jahrzehnte zuvor überwunden hatten. 451 v. Chr. zeigte Appius Claudius seine Begierde nach Verginia, einem schönen plebejischen Mädchen, Tochter des Lucius Verginius, einem Armeeoffizier. Verginia ist mit Lucius Icilius verlobt, einem ehemaligen Volkstribun, und als sie Claudius zurückweist, bringt er einen seiner Schützlinge bzw. Klienten, Marcus Claudius, dazu, zu behaupten, sie sei eigentlich seine Sklavin, die nach ihrer Geburt dem Lucius Verginius untergeschoben worden sei. Marcus Claudius entführt sie auf dem Schulweg, doch die Menge auf dem Forum Romanum tritt ihm entgegen, da Verginius und Icilius respektierte Männer sind, und zwingen ihn, den Fall vor die Decemviri zu bringen, die aber von Appius Claudius selbst angeführt werden. Verginius, der sich außerhalb der Stadt befindet, wird gerufen, seine Tochter zu verteidigen. Icilius gelingt es aber, trotz Gewaltandrohung Verginia in ihr Elternhaus zu bringen, solange man auf ihren Vater wartete. Appius Claudius versucht zu spät, durch seine Anhänger die Boten, die Verginius holen sollen, aufzuhalten.

Als Verginius zwei Tage später in Rom ankommt, versammeln sich seine Anhänger auf dem Forum. Appius Claudius will ihn nicht sprechen lassen und erklärt stattdessen, Verginia sei tatsächlich die Sklavin des Marcus Claudius. Appius Claudius hat eine bewaffnete Eskorte mitgebracht und beschuldigt die Bürger des Aufruhrs, worauf die Anhänger des Verginius das Forum verlassen, um keine Gewalt zu provozieren. Verginius bittet darum, die Amme und seine Tochter selbst befragen zu dürfen. Claudius stimmt dem zu. Verginius aber nimmt ein Messer und ersticht Verginia, nach seiner Meinung der einzige Weg, ihre Freiheit zu retten und die Ehre zu wahren. Verginius und Icilius werden festgenommen, doch ihre Anhänger kommen zurück, um die Liktoren anzugreifen und ihre Fasces zu zerstören. Die Regierung der Decemviri wird gestürzt und die Republik wiederhergestellt.

Livius vergleicht seine Geschichte mit jener von der Vergewaltigung der Lucretia und dem Sturz der Monarchie im Jahr 509 v. Chr.

(Livius, Ab Urbe Condita, 3.44-58)

Adaption

Verginia ist auch eine fehlerhafte oder abweichende Schreibweise des Namens Virginia. Der Legendenstoff wurde in vielen Dramen wieder aufgegriffen, so z.B. in Lessings bürgerlichem Trauerspiel "Emilia Galotti"

Die Gestalt der Verginia erscheint auch in bildlichen Darstellungen der Neun Guten Heldinnen, sie ist in dieser ikonografischen Reihe eine Vertreterin des Heidentums.

Literatur

  • Harald Norbert Geldner: Lucretia und Verginia, Studien zur Virtus der Frau in der römischen und griechischen Literatur. Mainz 1977

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