Visueller Kortex

Visueller Kortex

Der visuelle Cortex (auch Sehrinde) ist derjenige Teil der Großhirnrinde, der zum visuellen System zählt, welches wiederum die visuelle Wahrnehmung ermöglicht. Der visuelle Cortex nimmt den Großteil des Occipitallappens des Gehirn ein. Nach der Hirnkarte von Korbinian Brodmann entsprechen ihm die Areale 17, 18 und 19. Er wird in die primäre Sehrinde (V1) und sekundäre bzw. tertiäre (assoziative, V2–V5) Bereiche unterteilt. Histologisch zeichnet ihn bei Primaten die hohe Zelldichte und die vergleichsweise geringe Dicke (beim Mensch 1,5–2 mm) aus. Die Area 17 (auch Area striata) repräsentiert unmittelbar die gegenseitige Hälfte des Gesichtsfeldes und ist „retinotop“ aufgebaut, was bedeutet, dass auf der Netzhaut (Retina) nebeneinander abgebildete Punkte auch hier nebeneinander liegen.

Inhaltsverzeichnis

Primäre visuelle Rinde (V1)

Histologie

Der primäre visuelle Cortex (Brodmann-Areal 17, V1) ist wie der gesamte Neocortex (unterschieden von Archi- und Paläocortex) in sechs Schichten eingeteilt:

  • Schicht I:
    Molekularschicht
  • Schicht II:
    äußere Körnerschicht
  • Schicht III:
    äußere Pyramidenschicht
  • Schicht IV:
    innere Körnerschicht
  • Schicht V:
    innere Pyramidenzellschicht
  • Schicht VI:
    multiforme Schicht

Afferenzen und innere Organisation

Das primäre visuelle Cortexareal V1 verfügt über eine besonders dicke Schicht IV. Hier enden viele afferente Fasern der Neurone des Corpus geniculatum laterale (CGL). Die Schicht IV wird weiter unterteilt in die Unterschichten A, B, C, wobei Schicht C noch einmal in α und β unterteilt wird. In Schicht IVCα terminieren die Axone der magnozellulären Schichten 1 und 2 des CGL. Diese Neurone wiederum leiten sich von Ganglienzellen der Netzhaut mit großen rezeptiven Feldern ab, die eine hohe zeitliche aber geringe räumliche Auflösung aufweisen. Die Arbeiten von David Hubel und Torsten Wiesel erbrachten die Erkenntnis, dass Neurone der Schicht IVCα orientierungsselektiv sind. Einzelne Gruppen dieser Zellen antworten jeweils auf visuelle Reize entlang des Zentrums ihrer länglichen rezeptiven Felder bis zu einer Abweichung von 10°. Diese Zellen werden simple cells genannt. Sie projizieren in die Schicht IVB wo sie binokular verschaltet werden und Richtungsselektivität aufweisen (M-Kanal).

Parvozelluläre Neurone der Schichten III-VI des CGL terminieren in Schicht IVCβ sowie zum geringen Teil in der Schicht IVA und I. Sie erhalten Afferenzen der Ganglienzellen mit kleinen rezeptiven Feldern (Fovea), zeigen Farbsensitivität und besitzen eine hohe räumliche Auflösung.

Aus den Eingängen der Schicht IVCα erhalten weitere Cortexareale die Informationen über Bewegungen im visuellen Feld. Aus den Eingängen der Schicht IVCβ erhalten andere Cortexareale Informationen über Form und teilweise Farbe von Objekten im visuellen Feld.

Läsionen von magnozellulären Schichten bei Affen hatten zur Folge, dass diese die Fähigkeit der Bewegungswahrnehmung verloren. Wohingegen eine Schädigung der parvozellulären Schichten die Wahrnehmung von Farbe, feiner Texturen sowie Formen und räumlicher Tiefe verhinderte.[1]

Die Schicht IV weist okulare Dominanzbänder auf, die sich durch retrograden axonalen Transport von radioaktivem Prolin (oder anderen Aminosäuren) darstellen lassen.

Sekundäre und tertiäre visuelle Rinde (V2 - V5)

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Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jochen Müsseler, Allgemeine Psychologie, 2. Auflage (Spektrum Akademischer Verlag (Springer), Heidelberg 2008), S. 18

Literatur

  • Otto Detlev Creutzfeldt: Cortex cerebri. Springer (1983). ISBN 3540121935
  • K. Zilles, G. Rehkämper: Funktionelle Neuroanatomie. Springer, Berlin 1993. ISBN 3-540-54690-1
  • D. Drenckhahn, W. Zenker: Benninghoff. Anatomie. Urban & Schwarzenberg, München 1994 ISBN 3-541-00255-7
  • Eric Kandel, James Schwartz, Thomas Jessell: Neurowissenschaften. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1996 ISBN 3-86025-391-3

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