- Vitriol
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Vitriol ist die veraltete Bezeichnung für die kristallwasserhaltigen Sulfate (Salze der Schwefelsäure) von zweiwertigen Metallen in der Chemie. Zum Beispiel das Zinksulfat (ZnSO4 · 7 H2O, weißer Vitriol, Mineral Goslarit), Eisen(II)-sulfat (FeSO4 · 7 H2O, grüner Vitriol, Mineral Melanterit) und das Kupfersulfat (CuSO4 · 5 H2O, blauer Vitriol, Mineral Chalkanthit). Ein Gemisch aus Kupfervitriol und Eisenvitriol wird auch als Adlervitriol bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft der Bezeichnung
Die Bezeichnung Vitriol (von lateinisch vitrum = „Glas“) soll schon Plinius als Bezeichnung für grünes, kristallines Eisensulfat verwendet haben, weil dieses eine entfernte Ähnlichkeit mit grünem Glas hat.
Von der Bezeichnung leitet sich auch Vitriolöl als Bezeichnung für Schwefelsäure ab, die früher aus Eisenvitriol hergestellt wurde.
Der Name bezieht sich zudem wahrscheinlich auf die Anfangsbuchstaben eines alten Lehrsatzes der Alchemie: Visita interiora terrae rectificando invenies occultum lapidem (deutsch: „Suche das Untere der Erde auf, vervollkommne es, und Du wirst den verborgenen Stein finden“). Auf Grund des Glaubens, es gäbe eine allgemein gültige Antwort auf alle wissenschaftlichen Fragen, vermutete man, man könne mit dem Stein der Weisen als Universalantwort jede erdenkliche Frage vollständig und ohne Widerspruch beantworten.
Vorkommen, Gewinnung
Vitriole kommen als Oxidationsprodukte in sulfidischen Buntmetall-Erzlagerstätten vor. Sie werden durch Auffangen der Vitriol-haltigen Sickerwässer und durch Auslaugen von verwittertem, oxidiertem Buntmetallerz gewonnen (schon von Georgius Agricola in seinem 1556 erschienenen Werk De re metallica libri XII beschrieben). Eisenvitriol wird auch aus der Restlösung gewonnen, die nach Abscheiden von Kupfer aus Kupfersulfat-haltigen Wässern durch Zementation mit metallischem Eisen anfallen.
Verwendung
Vitriole wurden schon seit langem gewonnen und für verschiedene Zwecke verwendet:
- Eisenvitriol in der Stofffärberei (Eisenbeizen, Indigoküpe), zur Herstellung verschiedener Farbstoffe (z. B. Berliner Blau zur Schwarzfärbung von Leder), zur Herstellung von Tinte (Eisengallustinte), zur Desinfektion
- Kupfervitriol zur Desinfektion, zur Holzimprägnierung, zur Konservierung von Tierhäuten (Balg) bis zur Verarbeitung zu Leder, zur Beizung von Getreidesaat, zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten (Bordelaiser Brühe im Weinbau), zur Unkrautbekämpfung, zur Herstellung von Mineralfarben und organischen Farbstoffen
- Zinkvitriol in der Kattundruckerei.
Wie die Anspielung der Bezeichnung Vitriol auf den Stein der Weisen zeigt, war Vitriol in den Parawissenschaften ein beliebter Stoff. Er fand beispielsweise Verwendung in der Waffensalbe oder im Pasilalinisch-sympathetischen Kompass.
Bekannte Vitriolbergwerke
- "Goldene Adlerhütte" in Wirsberg bei Hof
- "Grube Anna-Elisabeth" in Schriesheim bei Heidelberg
- Vitriolbergwerk in Thalebra bei Schernberg
- Kohlen- und Vitriolbergwerk bei Löwenstein
- heutiges Schaubergwerk Morassina bei Schmiedefeld (Lichtetal) im Thüringer Schiefergebirge.
Siehe auch
Weblinks
- Oeconomische Encyclopädie (1773 - 1858) von J. G. Krünitz
- Der berühmte alchemistische Siebenstern mit der VITRIOL-Formel
- Vitriol in der Alchemie
- Aus der Geschichte der Chemie: Von den Vitriolen zur Schwefelsäure
- Eisenvitriol in Meyerslexikon von 1888
- Wilhelm Buschs Warnung vor den Folgen des Vitriolgenusses
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