Voest Alpine

Voest Alpine
Voestalpine
Unternehmensform Aktiengesellschaft
ISIN AT0000937503
Gründung 1946
Unternehmenssitz Linz, Österreich
Unternehmensleitung

Dr. Wolfgang Eder (Vorstandsvorsitzender)
Dr. Joachim Lemppenau (Aufsichtsratsvorsitzender)

Mitarbeiter 41.490 (2008)
Umsatz 10,5 Mrd. EUR (2008)[1]
Branche Stahlerzeugung
Website

www.voestalpine.com

Die Voestalpine AG ist ein internationaler Stahlindustriekonzern mit Sitz in Linz, Österreich. Sie ging 1995 aus dem 1946 gegründeten Stahlkonzern VÖEST hervor, der Teil der verstaatlichten Industrie Österreichs war.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Blick auf das Voest-Gelände in Linz über Traun und Donau im Juli 2007
Ein von Voestalpine in Bau befindliches Hochregallager für 55.000 Euro-Paletten
Ein Gasometer der Voest, ein weithin sichtbares Industriebauwerk

Das Unternehmen besteht aus fünf Divisionen:

  • Automotive (Karosserie-Komplettanbieter)
  • Profilform (Rohre, Profile)
  • Bahnsysteme (Schienen, Weichen, Systeme)
  • Stahl (Qualitätsstahl, hauptsächlich für die Automobil- und Weißwarenindustrie)
  • Edelstahl (neu entstanden im Rahmen der Integration der übernommenen Böhler-Uddeholm)

Der Konzern beschäftigt weltweit 41.018 Mitarbeiter[2] (Stand 2007), ca. 50 % davon in Österreich. Er betreibt Produktions- und Entwicklungsstätten in 50 Ländern auf allen Kontinenten. Die wichtigsten Produktionsstätten sind Linz, Donawitz (Stadtteil von Leoben) und Krems. Wichtigste Tochtergesellschaft der Voestalpine AG ist die Voestalpine Stahl GmbH mit Sitz in Linz.

Geschichte

Hauptartikel: VÖEST

Gründung als Rüstungsbetrieb

Der Spatenstich für den Bau der „Hermann-Göring-Werke“, welche vollständig „Reichswerke Aktiengesellschaft für Erzbergbau und Eisenhütten ‚Hermann Göring’ Linz“ hieß, und Tochtergesellschaft der Berliner Reichswerke Hermann Göring war, erfolgte am 13. Mai 1938. Als Standort wurde die nahe der Donau gelegene Dorfsiedlung St. Peter/Zizlau - seit 1915 Stadtteil von Linz - ausgewählt. Grund dafür war, dass der breite Streifen im Osten von Linz aufgrund der permanenten Hochwassergefahr bis auf St. Peter nahezu unbebaut war. Man entschied sich daher, dafür die Siedlung abzutragen und die Einwohner in andere Stadtteile umzusiedeln. Das Gebiet wurde großflächig mit Schotter aufgeschüttet, um künftigen Hochwassern vorzubeugen. Bei der Schottergewinnung in der Umgebung von Linz entstanden der Weikerlsee sowie Teile des Pichlinger Sees.

In Erwägung als Standort wurde ursprünglich auch das Gebiet um Pichling und Asten gezogen, doch kam man zum Entschluss, dort würde zu viel landwirtschaftliche Nutzfläche verloren gehen. Das Areal im Osten von Linz, auf welchem nun gebaut wurde, besaß ein Ausmaß von 4 x 1,5 km (heute rund 1 km² weniger). Auf demselben Areal wurde von der nationalsozialistischen Herrschaft auch „die Stickstoffwerke Ostmark AG“ gegründet - die spätere Chemie Linz.

1941, nachdem der erste Hochofen angeblasen werden konnte, begannen die „Eisenwerke Oberdonau“ - so hieß die Division für Roheisenerzeugung - mit der Produktion von Panzerteilen, welche im nahe gelegenen Nibelungenwerk St. Valentin montiert wurden. Bis 1944 konnten drei weitere Hochöfen fertiggestellt werden, und so wurden bis zur Zerstörung der Werksgebäude durch US-amerikanische Bombenangriffe im Juli 1944 rund 1,5 Millionen Tonnen Roheisen für die Erzeugung von Panzerblechen produziert. Bis zuletzt arbeiteten rund 20.000 Menschen im Werk, welches neben den anderen neuen Industrieunternehmen zum wirtschaftlichen Motor der Stadt geworden war. Unter den Arbeitern befanden sich allerdings auch 8500 Zwangsarbeiter und 6390 KZ-Häftlinge aus Mauthausen, welche in 2 Lagern am Betriebsgelände untergebracht waren und hauptsächlich in der Division „Hochofenschlacke Linz Ges.m.b.H“ tätig waren. Die Bevölkerungszahl der Stadt stieg von 112.000 im Jahre 1938 auf 194.000 im Jahr 1945 an. Allerdings befanden sich auch rund 40.000 Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Umsiedler, Flüchtlinge (teils aus Siedlungen nördlich der Donau, da man die nahende Besatzungszeit durch die Russen fürchtete) und Bombengeschädigte in der Stadt.

Nach Kriegsende wurden die ehemaligen Hermann-Göring-Werke als deutsches Eigentum von den Alliierten (USA) beschlagnahmt und am 16. Juli 1946 ging die neu gegründete VÖEST aufgrund des „Verstaatlichungsgesetzes“ von 1946 schließlich in das Eigentum des österreichischen Staates über.

Wiederaufbau

Die verbliebenen 4400 Arbeiter der VÖEST begannen nun mit dem Wiederaufbau. Als erstes wurde das Gaskraftwerk, welches auch heute noch den Großteil der Energieversorgung sicherstellt, wiederaufgebaut. Betrieben wird es mit Kokerei- und Gichtgas, sowie heute auch Erdgas. Danach wurden die Kokerei, der Hochofen und das Stahlwerk wieder in Betrieb genommen. 1947 konnte der erste Hochofen wieder angeblasen werden, ein Symbol des Wiederaufbaus. 1951 waren drei, ab 1956 vier Hochöfen in Betrieb. Ab 1947 konnte auch wieder Stahl produziert werden, und im gleichen Jahr ergänzte ein weiterer Siemens-Martin-Ofen die Stahlproduktionskapazität.

Aufschwung

Die VÖEST bildete das Fundament der Verstaatlichten Industrie, die spätere Österreichische Industrieholding AG (ÖIAG). Ab 1947 erlebte die VÖEST einen beständigen Aufschwung und wurde spätestens mit der Entwicklung des LD-Verfahrens zur Stahlerzeugung im Jahre 1952 zum Paradebetrieb der Verstaatlichten Industrie. Im selben Jahr wird auch die GIWOG - Gemeinnützige Industrie-Wohnungsges. m.b.H. Linz - gegründet, um VÖEST-Mitarbeitern selbst Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. So wurden von dieser Gesellschaft Wohnsiedlungen wie beispielsweise bereits 1952 die Muldenstraßensiedlung mit 178 Wohneinheiten errichtet.

Nachdem LD-Stahl auch für den Schiffbau zugelassen wurde, erwägte die VÖEST eine eigene Reederei zu gründen. Grund dafür war, dass die Frachtkosten für Kohle und Erztransporte zwischen 1950 und 1970 massiven Preisschwankungen unterlagen. Pro Tonne musste das Unternehmen von 22 bis zu 120 englischen Shilling bezahlen. Die Ister-Reederei“ wurde gegründet, und im Januar 1958 lief bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft das erste Schiff vom Stapel - die zu 100 % aus LD-Stahl gebaute „Linzertor“. Im März 1959 erreicht die Linzertor New York City als ihr erstes Fahrziel. Nach Löschen der Ladung tritt das erste VÖEST-Frachtschiff die Weiterfahrt in Richtung Hampton Roads im südöstlichen Virginia an, um dort für die Rückfahrt Kohlefracht aufzunehmen. Weitere Schiffe wurden in Auftrag gegeben. Im November 1960 lief das zweite Frachtschiff, die „Wienertor“ bei der AG Weser in Bremen vom Stapel. Es besaß eine Länge von 159,44 m, eine maximale Breite von 20,20 m und einen Freibord-Tiefgang von ca. 9,89 m. Es konnte eine Geschwindigkeit von ca. 15,5 Knoten erreichen und maximal 16.250 t laden. Das dritte Schiff der VÖEST-Reederei war die „Kremsertor“, welche am 20. Jänner 1966 in einem Sturm vor der Küste Großbritanniens bei Plymouth sinkt. Als Ersatz wird Ende Oktober 1967 die „Buntentor“ in der Flensburger Werft fertiggestellt. Es ist das größte VÖEST-Schiff, mit einer Tragfähigkeit von 38.000 t.

Aber auch die VÖEST selbst ließ Schiffe bauen. In der von 1974 bis 1991 zum Konzern gehörenden Schiffswerft Korneuburg, welche unter NS-Besatzung den Hermann-Göring-Werken einverleibt und ausgebaut wurde, wurden über 100 Passagierschiffe für die Sowjetunion gebaut.

1973 wurde die damals wirtschaftlich in Bedrängnis geratene steirische Alpine Montan AG (vollständige Bezeichnung Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft, Hauptproduktionsstätte in Leoben-Donawitz) auf politischen Druck hin wieder in die VÖEST eingegliedert, zu der sie bereits vor 1946 gehört hatte. Auch die anderen damaligen österreichischen Stahlerzeuger Böhler und Schoeller-Bleckmann wurden auf politischen Wunsch hin in den neuen Konzern miteingebracht. Das neu entstandene Unternehmen erhielt den Namen VÖEST-Alpine AG.

Krise

In den darauffolgenden Jahren wurde der starke politische Einfluss auf das verstaatlichte Unternehmen verstärkt zur Arbeitsplatzsicherung eingesetzt. Diese Praxis fand ihr Ende im Jahre 1985, als das zum Mischkonzern angewachsene Unternehmen einen durch Ölderivatgeschäfte noch verstärkten Rekordverlust von 25 Milliarden Schilling einfuhr. In der Folge wurde das Unternehmen massiv re- und umstrukturiert und der Personalstand stark abgebaut. Der damalige Finanzminister Ferdinand Lacina entließ den gesamten Voest-Vorstand und beendete mit einer neuen gesetzlichen Grundlage das bis dahin übliche Parteienproporz-System, das die Bestellung der Unternehmensführung von politischer Zugehörigkeit anstatt von wirtschaftlicher Qualifikation abhängig gemacht hatte.[3]

Um das entlassene Personal bei der Wiedereingliederung ins Erwerbsleben zu unterstützen, wurde 1987 die Stahlstiftung[4] gegründet. 1988 und 1989 wurde die VÖEST-Alpine AG in sechs Branchenholdings aufgeteilt (VÖEST Alpine Stahl AG, Stahl Linz Ges. m. b. H., Maschinen- und Anlagenbauholding AG, Industrieanlagenbau Ges. m. b. H., Bergbau Holding AG, Machinery, Construction & Engineering Ges. m. b. H.). Mit dem Privatisierungsgesetz von 1993 wurde das Firmenkonglomerat im Wesentlichen in drei Konzerne zerlegt, die bis 1995 teilprivatisiert wurden:

Privatisierung

Mit dem Börsengang im Jahr 1995 wurde die Privatisierung des bis dahin noch zu 100 Prozent im Staatseigentum (ÖIAG) befindlichen Voestalpine eingeleitet. Das Unternehmen wurde in vier Divisionen gegliedert: Stahl, Bahnsysteme, Automotive und Profilform. 2003 wurde die vollständige Privatisierung beschlossen – die letzten Staatsanteile wurden zum Verkauf angeboten. Seit demselben Jahr firmiert das Unternehmen wieder unter der traditionellen Bezeichnung Voestalpine AG, jedoch in neuer Schreibweise im Logo.

Am 29. März 2007 gab das Unternehmen bekannt, den Stahlerzeuger Böhler-Uddeholm übernehmen zu wollen, nachdem dessen Kernaktionär seine Anteile zum Verkauf anbot. Nach Ende der Angebotsfrist Anfang Juni 2007 verfügte der Konzern mit über 50 % der Anteile nun über die Mehrheit, wenn auch mit weniger Anteilen als ursprünglich erwartet worden waren[5]. Mittlerweile wurde der Anteil, mit Stand vom 6. September 2007, auf 79,2% am Grundkapital erhöht. Die Integration als fünfte Division Edelstahl findet statt.

Nach dem Zusammenschluss mit Böhler-Uddeholm beschäftigt der Voestalpine-Konzern weltweit 41.490 Mitarbeiter (Stichtag 31. Dezember 2007).

LD-Verfahren

Siehe Hauptartikel: Linz-Donawitz-Verfahren

Das von der damaligen VÖEST entwickelte Linz-Donawitz-Verfahren (LD-Verfahren) ist eine der bedeutendsten Erfindungen in der Stahlerzeugung, bei dem Roheisen mit technisch reinem Sauerstoff aufgeblasen wird. 1952 ging das weltweit erste LD-Stahlwerk am Standort Linz in Betrieb. Das heutige Stahlwerk LD-3, das 1973 eröffnet wurde, gilt bis heute als eines der modernsten der Welt.

Das Know-how der Ingenieure der damaligen Neubauabteilung zur Errichtung von (LD-)Stahlwerken floss später in den neugegründeten VOEST-Alpine Industrieanlagenbau (VAI) ein. Dieser ging nach der Teilung der VÖEST 1993 in der VA Tech AG auf und gehört damit heute zum Siemens-Konzern.

Schichtbetrieb

In Linz und Donawitz wird rund um die Uhr in 8-stündigen Schichten gearbeitet. Zur Schichtwechsel-Zeit fahren zahlreiche so genannte „Schichtbusse“ vom Voestalpine-Gelände in die Linzer Umlandgemeinden und zurück. Mehrere Haltestellen befinden sich in Linz direkt. Auch Nicht-Mitarbeiter können zu gewöhnlichen Preisen diese Busse benutzen.

Vatron

Die Vatron GmbH ist ein Tochterunternehmen des Voestalpine-Konzerns und der Siemens VAI. Sie wurde am 1. Oktober 1998 aus den Forschungs- und Entwicklungsbereichen der Voestalpine Stahl und der Siemens VAI herausgelöst, um Messsystementwicklungen für den Qualitätsproduzenten Voestalpine auch am externen Markt zu verkaufen.

Vatron beschäftigt sich mit der Optimierung von Produktionsanlagen speziell im Bereich der Stahlindustrie, sowie der Entwicklung, Fertigung und Betrieb von physikalischen Simulationseinrichtungen. Die Produktpalette reicht hier von der Schlackenfrüherkennung im Stahlwerk, über Zustandsüberwachungen und Messgeräten an Stranggießanlagen bis zu optischen Qualitätsmessungen in Walzwerken.

Vatron besteht aus etwa 210 Mitarbeitern, welche etwa 30. Mio. Euro jährlich erwirtschaften.

Quellen und Anmerkungen

  1. Die angegebene Zahl bezieht sich auf das Geschäftsjahr 04/2007 bis 03/2008
  2. Der Voestalpine-Konzern in Zahlen
  3. Ex-Staatsunternehmen auf Fusionskurs, Der Standard, 30. März 2007, S. 18
  4. Geschichte der Stahlstiftung
  5. DiePresse.com: Voestalpine: Böhler-Übernahme mit Schönheitsfehler

Weblinks

48.27388888888914.3333333333337Koordinaten: 48° 16′ 26″ N, 14° 20′ 0″ O


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