Volberg

Volberg
Sülz in Hoffnungsthal, Standort: Brücke Hauptstraße, Blickrichtung: Brücke Volberger Straße

Hoffnungsthal ist der nachweislich älteste Stadtteil von Rösrath.

Inhaltsverzeichnis

Das alte Volberg

Die Ortsbezeichnung Vogelberhc (Volberg) geht zurück auf das Prümer Urbar, einem Güterverzeichnis des Benediktinerklosters Prüm in der Eifel. Hierin wurden für Vogelberhc 11 Hufe (mansi) angeführt, die zu erbringenden Abgaben (census), die zu leistenden Dienste (servitia) und das Herrenland (terra dominicata) in Jochen gezählt. Außerdem gab es in Vogelberhc eine Hufe für einen Priester.

Die Straßenbezeichnung Wiedenhof im Rösrather Stadtteil Forsbach deutet auf einen alten Pfarrhof hin. Die Straße liegt in unmittelbarer Nähe zum Ortsteil Altvolberg. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass der Ort Vogelberhc aus dem Prümer Urbar im Forsbacher Altvolberg gelegen war. Hierzu gibt es allerdings ansonsten keine Hinweise auf Dokumente, Bodenfunde oder Bauten.

Volberg im Mittelalter

Evangelische Kirche Volberg in Hoffnungsthal

Neben dem alten Volberg auf den Forsbacher Höhen entwickelte sich nach Trockenlegung und Besiedlung des sumpfigen Sülztals im heutigen Stadtteil Hoffnungsthal eine zweite Siedlung mit Namen Volberg. Heutzutage findet sich der Name Volberg noch in einer Hoffnungsthaler Straßenbezeichnung und im Namen der Evangelischen Kirche Volberg. Die nachweislich ältesten Teile der Evangelischen Kirche Volberg sind in der Apsis und dem Untergeschoss des Turmes zu finden. Sie entstammen dem 12. Jahrhundert und lassen romanischen Baustil erkennen.

Die Umbenennung in Hoffnungsthal

Die Bezeichnung „Hoffnungsthal“ geht zurück auf ein Hammerwerk mit dem Namen „Hoffnungsthaler Hammer“. Das Werk verschaffte der armen Landbevölkerung Brot und Arbeit. In dieser Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs kam es 1890 zum Anschluss an das Eisenbahnnetz. Mit der Sülztalbahn gelangten die Produkte der Eisenschmiede nach Köln-Mülheim an den Rhein und in die weite Welt. Aufgrund der hoffnungsvollen industriellen Entwicklung im 19. Jahrhundert wurden am 18. Januar 1899 die Volberger Ortsteile auf dem rechten Sülzufer, in denen auch das Hammerwerk der Gebrüder Reusch gelegen war, in Hoffnungsthal umbenannt. Die Ortsteile auf dem linken Ufer, in denen die evangelische Kirche liegt, behielten zunächst noch ihren alten Namen. Heute gehören auch diese Teile des mittelalterlichen Volbergs zu Hoffnungsthal.

Religionen

Bis zur Reformation handelte es sich bei der Volberger Kirche um eine katholische Kirche, die wahrscheinlich dem heiligen Servatius geweiht war. Mitte des 16. Jahrhunderts wechselten die Volberger zum lutherischen Glauben. Erst 400 Jahre später kommt es zur Einrichtung einer erneuten katholischen Pfarrgemeinde in Hoffnungsthal. Als die neue Servatius-Kirche am 13. Mai 1956 eingeweiht wurde, wählte man als Namen der Pfarrei: „St. Servatius Volberg in Hoffnungsthal“. Auch die evangelische Religionsgemeinschaft führt die alte Bezeichnung „Volberg“ in ihrem Namen. Sie nennt sich „Evangelische Gemeinde Volberg - Forsbach - Rösrath“.

Sport

Der älteste Hoffnungsthaler Sportverein ist der Radsportverein Blitz Hoffnungsthal 1901 e. V.. Der Verein war 2005 Ausrichter der Deutschen Schülermeisterschaft, bei der der Schüler Simon Strohmeier aus Unterweissach im 1er Kunstradfahren mit 301,60 Punkten einen bis heute gültigen deutschen Rekord aufstellte.

Der 1907 gegründete Turnverein Hoffnungsthal ist überregional bekannt aufgrund der Erfolge seiner Kunstturnerinnen, die seit 2003 in der ersten Bundesliga turnen und 2004 die Vizemeisterschaft erzielen konnten. Der Verein hat über 2000 Mitglieder. Neben dem Kunstturnen gibt es noch die Abteilungen Badminton, Basketball, Faustball, Fechten, Fußball, Judo, Ju-Jitsu, Leichtathletik, Turnen und Volleyball.

Hoffnungsthal als Verwaltungssitz

Bürgermeisteramt in Hoffnungsthal

Der Sitz der Rösrather Stadtverwaltung findet sich nicht im Zentrum von Rösrath, sondern in Hoffnungsthal. In Folge des Wiener Kongresses wird auch Hoffnungsthal Teil der preußischen Rheinprovinz. Seit 1875 ist die Gemeindeverwaltung in Volberg (Hoffnungsthal) installiert. Während sein Vorgänger, der Fabrikant Robert Rohr, von 1851 an hauptsächlich im Schloss Eulenbroich residierte, nahm Bürgermeister Franz Leyhausen seine Amtsgeschäfte 1878 im Bürgermeisteramt in Volberg auf. 1899 findet sich die Bezeichnung „Bürgermeisteramt Hoffnungsthal“.

Das heutige historische Bürgermeisteramtsgebäude geht zurück auf einen umfassenden Umbau von 1912. Vor der Nutzung als Bürgermeisteramt war das Gebäude eine Schule. Neben dem alten Bürgermeisteramt, in dem auch heutzutage noch der Rösrather Bürgermeister amtiert, gibt es seit 1995 auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Bürgerforum mit mehreren, modernen Verwaltungsgebäuden.

Villen der Fabrikantenfamilie Reusch

Villa Reusch „Auf dem Hammer“

Die Gebrüder Reusch aus Kleinfischbach erwarben 1816 für 7000 Reichstaler den „Hoffnungsthaler Hammer“, ein Hammerwerk, das von Rudolf Philipp Boullé aus Zündorf 1773 gegründet wurde. 1784 ließ Boullé für seinen Hammermeister ein repräsentatives Wohnhaus errichten, das Weiherhaus, heute bekannt als Villa Reusch „Auf dem Hammer“. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Hinter der neoklassizistischen Villa erstreckt sich in nördlicher Richtung ein Weiher, dessen Wasser früher zum Antrieb des Hammers genutzt wurde. Die Fabrikantenfamile Reusch nutzte die Villa zunächst als Wohnsitz und von 1950 bis 1970 als Verwaltungsgebäude. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Firma Reusch auf die Herstellung von Heizkörpern spezialisiert. Die Produktion wurde 1998 eingestellt und das Werk geschlossen. Nachdem die Villa längere Zeit leergestanden hatte, wurde sie 1989 umfassend restauriert und seitdem von einer Werbeagentur genutzt.

Drei weitere denkmalgeschützte Reusch-Villen finden sich entlang der Hauptstraße. Die Villa Longrée (Hauptstraße 314), auch Hammerhaus genannt, wurde 1864 erbaut. Ihr folgte 1894 die Villa Kurt Reusch (Hauptstraße 312) und 1896 die Villa Wilhelm Reusch (Hauptstraße 310). Mit ihrem neoklassizistischen Baustil unterscheidet sich die Villa Longrée deutlich von den beiden anderen Villen, deren Bauweise an den Schweizer Landhausstil erinnert. Die Gartenanlage der Villa Longrée wurde im "italienischen" Stil angelegt. Das Anwesen wurde ursprünglich für Karl Daniel Reusch eingerichtet. Ihren Namen erhielt die Villa von dem Bergwerksdirektor Karl Heinrich Longrée, Direktor der Grube Lüderich von 1895 bis 1935. Die Eheschließung zwischen dem katholischen Bergwerksdirektor und der evangelischen Fabrikantentochter Hermine Reusch war für damalige Verhältnisse etwas Besonderes. In der Villa Longrée trafen sich somit Industrie und Bergbau, die beiden wichtigsten Wirtschaftszweige des Sülztals.

Wöllner-Stift

Wöllner-Stift „Haus Pauline“

Das „Wöllner-Stift“ ist ein Alten- und Pflegeheim. Die Einrichtung ist Mitglied im Diakonischen Werk der evangelischen Kirche im Rheinland. Das Haus liegt in Hoffnungsthal in zentraler Lage. Rathaus, Bahnhof, katholische wie evangelische Kirche liegen nur wenige Meter entfernt.

Zunächst dachte Pauline Reusch geb. Wöllner daran, der Stadt Köln 50.000 Mark für ein Asyl für ältere, arbeitsunfähige, vorzugsweise in chemischen Werken gewesene Männer zu stiften. Dann wurde daraus jedoch auf Anraten ihres Vetters August Reusch eine Schenkung an die Gemeinde Rösrath zum Bau eines Armen- und Krankenhauses. Am 10. Januar 1903 wurde das Haus in Betrieb genommen. In der Entbindungsstation erblickten bis 1957 viele Hoffnungsthaler das Licht der Welt.

Der Umbau zum Altersheim begann 1956. Der evangelische Pfarrer Friedrich Gerhard Venderbosch hatte die Idee. Am 10. Januar 1956 wurde der Verein „Altersheim Wöllner-Stift e.V.“ gegründet. 1958 konnten 120 Senioren in das Haus einziehen. 1985 wurde der Gebäudekomplex erweitert. Ca. 180 Personen werden seitdem im Wöllner-Stift betreut.

Bis 2009 soll das Wöllner-Stift komplett umgebaut werden. Neben vollstationären Ein-Zimmer-Plätzen werden dann auch Räumlichkeiten für Hausgemeinschaften zur Verfügung stehen. Auch Betreutes Wohnen soll ermöglicht werden. Für über 200 Personen stehen dann mehr als 9000 Quadratmeter Nutzfläche bereit.

Literatur

  • Johannes Ralf Beines: Villen des 19. Jahrhunderts in Hoffnungsthal, in: Erhaltenswerte Bauten und Denkmäler in der Gemeinde Rösrath, Schriftenreihe des Geschichtsvereins für die Gemeinde Rösrath und Umgebung e.V., Band 4, Rösrath 1980, S. 125-147, ISBN 3-922413-07-2
  • Ludolf Kuchenbuch: Vogelberhc im Jahre 893 - Eine Wirtschafts- und Sozialstudie, in: Chronik der Gemeinde Rösrath, Band 1, hrsg. von Klaus-Dieter Gernert und Helmut Wolff, Rösrath 1993, S. 133-140, ISBN 3-922413-35-8
  • Geschichtsvereins Rösrath e.V. (Hrsg.): Hoffnungsthal - Ein geschichtliches Bilderbuch, Schriftenreihe des Geschichtsvereins Rösrath e.V., Band 36, Rösrath 2006, ISBN 3-922413-58-7
  • Robert Wagner: Die Villa Longrée - Wo sich Industrie und Bergbau trafen, in: Geschichtsverein Rösrath e.V. (Hrsg.): Bergbau im Bergischen Land - Beispiele von Bergbauspuren zwischen Sülz und Wahnbach, Rösrath 2002, S. 85-87, ISBN 3-922413-52-8
  • Wöllner-Stift (Hrsg.): Geschichte des Armen- und Krankenhauses und des Altenheims Wöllner-Stift, Festschrift 100 Jahre Wöllner-Stift 40 Jahre Altenheim, Rösrath 1998
  • Die Geschichte des Familienunternehmens Gebrüder Reusch, Hoffnungsthal 1966

50.9172397.19982111111117Koordinaten: 50° 55′ N, 7° 12′ O


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