- Von Smiřic
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Die Herren Smiřický von Smiřice (tschechisch: Singular Smiřický ze Smiřic; Plural: Smiřičtí ze Smiřic) waren eine böhmische Adelsfamilie im 15. bis 17. Jahrhundert, die seit 1554 zum Herrenstand gehörte.
Inhaltsverzeichnis
Aufstieg
Die Smiřický nannten sich nach dem Ort Smiřice, der von 1406–1449 in ihrem Besitz war. Im 15. und 16. Jahrhundert erwarben sie mehrere Besitzungen, hauptsächlich in Mittel- und Nordost-Böhmen. Mitte des 16. Jahrhunderts waren sie in die Hauptlinien Skal und Nachod geteilt und zählten zu den reichsten Adelsfamilien Böhmens. Ihr Eigentum bestand zum großen Teil aus Allodialgütern, die frei vererbt oder verkauft werden konnten, und dem Familienfideikommiss Schwarzkosteletz und Uhříněves, das auf das jeweils älteste Familienmitglied überging. 1475 wurden die Smiřický zu Reichsfreiherren ernannt, 1554 stiegen sie in den Herrenstand auf.
Auf ihren Gütern führten sie landwirtschaftliche Verbesserungen ein, durch die sie großen wirtschaftlichen Erfolg erzielten. Neben der Feld-, Vieh-, Wald- und Teichwirtschaft wurde auch Salzhandel betrieben. Zu den Dominien gehörten auch Manufakturen (Ziegeleien, Mühlen, Tuchwalken, Flachsbrechhäuser, Weinbau u. a.) und Brauereien.
Persönlichkeiten
Mitglieder der Familie Smiřický bekleideten zahlreiche Landes- und Hofämter. Zu den bekanntesten gehörten:
- Vaclav (Wenzel), der erste Besitzer von Smiřice. Er unterzeichnete 1415 den Protestbrief böhmischer Adeliger an das Konstanzer Konzil.
- Jan Smiřický war Hussitenhauptmann und Hauptmann des Bunzlauer Kreises. Er besaß die Güter Raudnitz, Bezděz, Houska und Helfenburk. In seinen letzten Lebensjahren war er ein überzeugter Katholik. Deshalb wurde er 1453 des Verrats angeklagt und zum Tode verurteilt. Dessen Enkel
- Zikmund (Sigmund) Smiřický (1468–1548), Sohn des Jindřich (Heinrich) Smiřický, stand in Diensten des ungarischen Königs Matthias Corvinus. Zwischen 1515 und 1524 erwarb er Skály, Návarov, Hořice, Poličany, Miletín und Škvorec. 1544 kaufte er von Johann von Pernstein die Herrschaft Náchod mit der angeschlossenen Herrschaft Vízmburk. Von seinen acht Söhnen erlebten nur drei das Erwachsenenalter:
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- Jaroslav Smiřický (1513–1597), war Hofmarschall der Habsburger Kaiser Ferdinand, Maximilian und Rudolf. Er erbte Škvorec, Koloděj und Klučov. 1549 vergrößerte er den Familienbesitz um die Herrschaften Schwarzkosteletz und Uhřiněves. 1566 wurde er Vormund der noch nicht volljährigen Kinder des verstorbenen Bruders Albrecht Smiřický. Jaroslav residierte in Schwarzkosteletz, wo er die gotische Burg zu einem Renaissanceschloss umbauen und eine Familiengruft anlegen ließ. Er war kinderlos und wandelte 1594 die Herrschaften Schwarzkosteletz und Uhřiněves erbrechtlich zu einem Familienfideikommiss um, wodurch sie im Erbfall an das jeweils älteste Familienmitglied übergingen.
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- Albrecht Smiřický (1528–1566) erbte Miletín, Poličany und Náchod und begründete die Nachoder Smiřický-Linie. 1560 verkaufte er Miletín und erwarb vom Bruder Jaroslav die Herrschaft Škvorec. Er war mit Hedwig von Hasenburg (Hedvika z Házmburku) verheiratet und hatte vier Söhne, von denen nur Václav das Erwachsenenalter erlebte, sowie drei Töchter. Tochter Markéta (Margareta; 1557–1593) heiratete Wilhelm von Waldstein und wurde die Mutter Wallensteins. Albrecht starb am 8. Dezember 1566 und wurde in der Familiengruft der Nachoder Pfarrkirche St. Laurentius bestattet.
- Václav Smiřický (1563-1593) aus der Nachoder Linie war vermutlich der erste der Familie, der im Ausland studieren konnte. Er stand in Diensten des Erzherzogs Karl II. Nach seiner Rückkehr nach Böhmen heiratete er Dorothea von Sternberg. Deren Kinder waren:
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- Albrecht Václav Smiřický (1590-1614) wurde im Alter von 3 Jahren Halbwaise. Zu seinem Vormund wurde sein Onkel Zikmund Smiřický (1558-1608) aus der Skaler Linie bestellt. Dieser ließ ihn an den Universitäten Heidelberg, Genf und Paris studieren. Nach einer großen Auslandsreise (Holland, England, Belgien, Frankreich, Italien, Deutschland) kehrte er 1610 nach Böhmen zurück. Zur Arrondierung seiner Besitzungen erwarb er die Güter Rýzmburk und Třebešov. Nach dem Tod von Jaroslav Smiřický 1611 wurde er das älteste Mitglied der Familie Smiřický, so dass neben den Nachoder Besitzungen auch das Familienfideikommiss auf ihn überging. Er starb jedoch schon drei Jahre später.
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- Katharina (Kateřina) war mit Rudolf von Stubenberg auf Neustadt verheiratet.
- Zikmund Smiřický (1558-1608) aus der Skaler Linie war der Bruder von Václav Smiřický und ab 1593 Vormund von dessen Kindern. Nachdem der kinderlose Bruder Albrecht Vladislav Smiřický na Hořicich 1602 starb, gehörte Zikmund zu den reichsten böhmischen Grundherren. Zusammen mit Václav Budovec z Budova studierte er auf der lutherischen Universität Wittenberg. Zikmunds Söhne waren:
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- Jaroslav Smiřický (1588-1611) besuchte das Gymnasium in Görlitz und studierte anschließend an der Universität Basel, wo er zu den herausragenden Studenten gehörte. Seine Disputation „De consiliariis“ aus dem Wintersemester 1605/1606 hat sich erhalten. Nach dem Weiterstudium an der kalvinistischen Universität Heidelberg unternahm er eine Bildungsreise durch Frankreich, die Niederlande und Deutschland. Auf einer Italienreise im Frühjahr 1608 erreichte ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters, dessen Erbe er im Juni des Jahres übernahm. 1610 heiratete er Elisabeth (Alžběta) Zápska von Zap, starb jedoch schon ein Jahr später.
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- Jindřich Smiřický (1592–1630) wurde aus der Erbfolge ausgeschlossen, da er geistesschwach war.
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- Albrecht Jan Smiřický von Smiřice (1594-1618) war nach dem Tod von Albrecht Václav Smiřický 1614 das älteste und erbrechtlich einzige männliche Familienmitglied, weshalb alle Smiřický-Besitzungen sowie das Seniorat auf ihn übergingen. Er gehörte zu den bedeutendsten Vertretern der Familie und war maßgeblich am zweiten Prager Fenstersturz beteiligt.
Niedergang
Nach Albrecht Jan's Tod gingen die Besitzungen auf seine Schwestern Elisabeth (Alžběta) und Margareta (Markéta), verheiratete Slawata, über. Während der Verhandlungen mit der kaiserlichen Kommission um das Erbe hat Elisabeth am 1. Februar 1620 das Jičíner Schloss in die Luft gesprengt und fand selbst den Tod dabei. Zu den rd. 50 Getöteten gehörte auch ihr Schwager Slawata. Infolge dieses Unglücks wurde die nun verwitwete 23-jährige Markéta Alleinerbin.
Wegen der politischen Aktivitäten des verstorbenen Albrecht Jan und weil auch Markéta eine überzeugte Protestantin und Anhängerin des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz war, wurde der Besitz der Smiřicky nach der Schlacht am Weißen Berge vom Kaiser konfisziert. Markéta, die mit dem Winterkönig über Breslau ins Ausland geflohen war, wurde enteignet. Vormund des geistesschwachen Jindřich Smiřický (1592–1630), wurde Albrecht von Waldstein, dessen Mutter eine geborene Smiřický aus der Nachoder Linie war. Nach dem Tod seines Mündels hat er die meisten Smiřický-Besitzungen in seine Hand gebracht.
Besitzungen
- 1406–1449 Smiřice
- 1432–? Raudnitz, Houska, Bezděz
- 1445–1474 Habstein
- 1446–1548 Lissa an der Elbe
- 1475–1544 Lieblitz
- 1540–1560 Miletín
- 1540–1560 Poličany
zu den in den Jahren 1621–1623 konfiszierten Gütern gehörten:
- seit 1522 Škvorec
- seit 1542 Herrschaft Semil
- seit etwa 1550 Hořitz
- seit 1544 Náchod
- seit 1550 Großskal mit Turnau
- seit 1558 Schwarzkosteletz
- seit 1579 Uhříněves, jetzt Stadtteil von Prag
- seit 1591 Böhmisch Aicha
- seit 1607 Herrschaft Welisch mit Jičín, das Albrecht von Waldstein nach der Konfiskation zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum seiner Herrschaft umgestalten ließ.
- seit 1608 Kumburg
- seit 1614 Dimokur
- seit 1615 Kleinskal
- das Smiřický-Palais auf der Prager Kleinseite (Malostranské náměsti 18)
Literatur
- Lydia Baštecká, Ivana Ebelová: Náchod. Náchod 2004, ISBN 80-7106-674-5
- Golo Mann: Wallenstein. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 1971, ISBN 3-10-047903-3
- Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren. Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8
- V. Pěšak: Panstvi rodu Smiřickych v letech 1609–1618, Prag 1940
Weblinks
http://airborn.webz.cz/rudolf.html http://web.sten.cz/smirice/plsek/sm.htm http://www.smirice.cz/obory2.php?lang=cz&sekce=5&obor=24
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