Vorbeugende Brustamputation

Vorbeugende Brustamputation

Eine prophylaktische Mastektomie ist die vorbeugende (prophylaktische) Entfernung (Amputation) beider Brüste (Mastektomie) einer Frau, die ein hohes genetisch bedingtes Risiko (Prädisposition) trägt, an Brustkrebs zu erkranken. Die beidseitige Brustentfernung gilt bei Patientinnen mit hohem familiären Risiko als sicherste Methode, Brustkrebs zu verhindern.

Inhaltsverzeichnis

Indikation

Frauen, die eine Mutation der Gene BRCA1 oder BRCA2 haben, erkranken, bis zu einem Alter von 70 Jahren betrachtet, mit einer Wahrscheinlichkeit von 55 und 85 Prozent an Brustkrebs.[1] Dies entspricht einer 10- bis 20-fach höheren Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken.[2] Man spricht in solchen Fällen auch von einem familiären Krebssyndrom. Insbesondere bei in jungen Jahren auftretendem Brustkrebs spielt diese Prädisposition eine erhebliche Rolle bei der Häufigkeit der Brustkrebserkrankungen. Bei 80 % der familiär vererbten Erkrankungen finden sich Mutationen von BRCA1. BRCA1 ist ein Gen aus der Klasse der Tumorsuppressorgene. Es liegt auf dem Chromosom 17q; BRCA2 liegt auf dem Chromosom 13q. In Untersuchungen an Mäusen zeigte es sich jedoch, dass Tiere mit den gleichen Mutationen nicht ohne weitere Genveränderungen erkranken. Das heißt, dass die Mutationen alleine nicht für den Ausbruch der Erkrankung ausreichen.

Wirksamkeit der prophylaktische Mastektomie

Zahlreiche Studien belegen den Nutzen der prophylaktische Mastektomie. Es wird im allgemeinen davon ausgegangen, dass das Risiko an Brustkrebs zu erkranken um 90 bis 95 Prozent gesenkt wird. In Deutschland wird diese Maßnahme im Vergleich zu den USA oder den Niederlanden nur sehr zurückhaltend angewendet.[3] In Österreich entscheiden sich 11 Prozent der Risikopatientinnen für die vorbeugende Entfernung der beiden Brüste.[4]

Eine Studie mit insgesamt 139 Frauen, die sich einer prophylaktische Mastektomie unterzogen und zuvor keine Brustkrebserkrankung hatten, zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken nach der Mastektomie in den folgenden drei Jahren praktisch bei Null liegt.[5] Bei den 76 Frauen, die sich dem chirurgischen Eingriff unterzogen, konnte in dem Zeitraum von drei Jahren keine Brustkrebserkrankung festgestellt werden. Bei der Kontrollgruppe von 63 Frauen, die sich nicht diesem Eingriff unterzogen und dafür eine regelmäßige Überwachung vorzogen, erkrankten im gleichen Zeitraum acht Frauen an Brustkrebs. Dies entspricht einer jährlichen Inzidenz von 2,5 %.[1] Eine zwischen 1960 und 1993 an der Mayo Clinic durchgeführte Studie[6] mit insgesamt 639 Frauen führte zu folgendem Ergebnis:
214 Frauen hatten eine autosomal-dominante Prädisposition auf ein Mamma-Karzinom. 38,7 Prozent der Schwestern der Patientinnen erkrankten an Brustkrebs. Den meisten Patienten mit einer prophylaktischen Mastektomie blieb dieses Schicksal erspart. In der Nachbeobachtungszeit von 14 Jahren entwickelten nur drei von ihnen ein Karzinom.[7] Die prophylaktische Mastektomie bietet keinen 100% Schutz vor Brustkrebs.[8]

siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Klijn et.al., Brustkrebs und prophylaktische Mastektomie bei Frauen mit Mutationen von BRCA1 oder BRCA2, in Deutsches Ärzteblatt, 99/2002, S. A-1445/B-1229/C-1153
  2. Berliner Zeitung vom 10. Oktober 2006, Wissenschaft S.12.
  3. Kast K et.al., Klinisches Management des familiären Mammakarzinoms - Eine Versorgungsstudie der Krankenkassen in Ärzteblatt Sachsen, 2/2006, S.73-76
  4. Ärztewoche Online, Prophylaktische Mastektomie, 18/2004
  5. Meijers-Heiboer H et al., Breast cancer after prophylactic bilateral mastectomy in women with a BRCA1 oder BRCA2 mutation., in N Engl J Med, 345/2001, S.159–64.
  6. NEJM 340/1999, S.77-84.
  7. Meyer R, Prophylaktische Mastektomie: Ein hoher Preis für die Sicherheit., in Deutsches Ärzteblatt, 96/1999, S.A-808/B-668/C-624.
  8. Medical Tribune, Gentest auf Mammakarzinom: Dafür oder dagegen?, vom 26. März 2002
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