Vorliekstrecker

Vorliekstrecker

Der Cunninghamstrecker (auch Vorliekstrecker, Cunningham-Hole oder Cunningham-Kausch), kurz Cunningham, ist eine Trimmeinrichtung bei Segelbooten. Er dient zum Spannen, beziehungsweise zum Lockern des Großsegels unmittelbar nach dem Vorliek. Das Spannen hat ein flaches Segelprofil und eine Verlagerung des Segelbauches nach vorne zufolge; das Nachlassen bewirkt das Gegenteil – bauchiges Segelprofil, Verlagerung des Segelbauches nach hinten.[1] Der Cunninghamstrecker soll zum optimalen Segeltrimm und somit zu einer hohen Geschwindigkeit beitragen.
Faustregel für die Verwendung des Cunninghamstreckers ist: Bei stärkerem Wind, beziehungsweise bei Am Wind-Kursen (der Wind kommt von schräg vorne), sollte man den Cunninghamstrecker durchsetzen (anziehen); Bei leichtem Wind, beziehungsweise bei Halb Wind-Kursen (der Wind kommt von der Seite), Raumschot-Kursen (der Wind kommt von schräg hinten) oder Vor Wind-Kursen (der Wind kommt direkt von hinten), sollte der Cunninghamstrecker gefiert (nachgelassen) werden.

Benannt ist der Cunninghamstrecker nach seinem Erfinder, dem US-Amerikaner Briggs Swift Cunningham II[2], einem America’s Cup-Regattasegler und Rennfahrer. Statt eines Cunninghamstreckers wird auf manchen Jollen und Yachten ein Lümmelbeschlag verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise und Aufbau

Segelhals eines Großsegels mit Kausch für Baumbeschlag (unten) und Kausch für Cunninghamstrecker (oben).

Der Cunninghamstrecker kann bei verschiedenen Bootstypen auch durchaus verschieden aufgebaut sein. Allgemein nötig ist eine Kausch (eine, mit einem Metallring verstärkte, kreisförmige Öffnung) im Segeltuch, die knapp am Vorliek und oberhalb des Segelhals angebracht ist, und eine Leine, durch deren anholen, beziehungsweise fieren der erwünschte Trimm bewirkt wird. Durch die Kausch läuft die Leine des Cunninghamstreckers. Manche Cunninghamstrecker sind als Talje aufgebaut, diese Bauweise dient zur Kraftersparnis, bei ihnen wird der Cunninghamstrecker mit einem Hundsfott in der Kausch befestigt. Die lose Part der Leine (Es können auch zwei Tampen sein), des Cunninghamstreckers, wird meist in einer Curryklemme belegt.

Der Cunninghamstrecker hat eine ähnliche Trimmfunktion wie das Großfall, jedoch ist er einfacher bedienbar und beträchtlich kraftsparender da er nicht gegen den Zug der Großschot und des Baumniederholers wirkt.[1]

Bewirkter Trimm

Trimmeffekt des Cunninghamstreckers. Die strichlierten Flächen auf dem Segel deuten die Wölbung des Segels an, die Verlagerung des Segelbauches Segelhals (nach vorne unten), beim Durchsetzen des Cunninghamstreckers, ist deutlich zu erkennen.

Mithilfe des Cunninghamstreckers kann man das Segeltuch unmittelbar hinter dem Vorliek straffen, oder lockern; dies hat einen Trimm des Großsegels zufolge. Getrimmt wird nach zwei Kriterien, zum einen nach der Windstärke, und zum andern nach dem gesegelten Kurs.

Bei starkem Wind wird man beispielsweise den Cunninghamstrecker stark durchsetzen – bei leichtem Wind sollte er hingegen gefiert werden. Ansonsten wird nach dem Kurs getrimmt: bei Wind aus vorlicher Richtung, also bei allen Am Wind-Kursen, wird der Cunninghamstrecker normalerweise stark durchgesetzt; bei Wind aus raumer und Richtung, also Vor Wind-Kursen wird der Cunninghamstrecker normalerweise gefiert, ebenfalls gefiert wird der Cunninghamstrecker am Halb Wind-Kurs.

Das Durchsetzen des Cunninghamstreckers hat eine Verlagerung des Segelbauches in Richtung Segelhals, also nach vorne unten, und ein flaches Segelprofil zufolge. Normalerweise wird solange durchgesetzt bis die möglichen Querfalten des Segels verschwunden sind. Mit einem flachen Segelprofil lässt sich ein hoher Kurs zum Wind segeln. Das Durchsetzen des Cunninghamstreckers zeigt auch einen seiner Vorteile gegenüber dem trimmen mit dem Großfall, denn während bei der Verwendung des Cunninghamstreckers das Achterliek offen (gebogen, beziehungsweise gewölbt) bleibt (bei manchen Booten öffnet es sich sogar weiter),[3] wird bei Verwendung des Großfalls das gesamte Segel beeinflusst, sprich das Achterliek schließt sich (es hat keine Krümmung beziehungsweise Wölbung mehr).

Das Fieren des Cunninghamstreckers hat eine Verlagerung des Segelbauches in Richtung Segelmitte, und ein bauchiges Segelprofil zufolge. Außerdem wird der Segelbauch größer.

Siehe auch

Portal
 Portal: Segeln – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Segeln

Literatur

  • Ulf Biedermann und Andreas Gosztonyi: Regattasegeln, für Anfänger und Fortgeschrittene. Nymphenburger Verlagshandlung GmbH, München 1982, ISBN 3-485-01657-8. 

Einzelnachweise

  1. a b Segeltrimm-Anleitung auf der Website des Marinaclub-Krumpendorf: http://www.blue-2.at/mck/node/7
  2. http://en.wikipedia.org/wiki/Briggs_Swift_Cunningham_II
  3. Segeltrimmanleitung auf der Website von Heinz Kratz: http://www.heinz-kratz.de/segeltrimm.htm, Unterpunkt 3.3

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