W. I. Thomas

W. I. Thomas

William Isaac Thomas (* 13. August 1863 im Russell County, Virginia, USA; † 5. Dezember 1947 in Berkeley, California) war ein US-amerikanischer Soziologe und Philologe.

Leben

Sein Vater war Landwirt und Prediger in einer methodistischen Kirche.

Thomas studierte Sprachen und englische Literatur an der Universität Tennessee. Nach seinem Abschluss bekam er einen Lehrauftrag für die Fächer Altgriechisch, Latein, Deutsch und Französisch.

Er erlangte zwei Forschungssemester, die er im Studienjahr 1888-1889 in Deutschland an den Universitäten in Berlin und Göttingen verbrachte.

Hier kam er in Berührung mit den Schriften der Psychologen Moritz Lazarus, Heymann Steinthal und Wilhelm Wundt. Sein Interesse für Sprachen war indessen ungebrochen, so dass er weiterhin Vorlesungen des Altenglischen, Altdeutschen und Altfranzösischen hielt.

Nach seinem Aufenthalt in Deutschland beschloss Thomas seinen Lehrauftrag an der Universität von Pennsylvania aufzugeben und im Oberlin College Englisch zu lehren. Nach Gründung der ersten US-amerikanischen Universität beschloss Thomas, sich in Chicago als graduierter Student für das Fach Soziologie einzuschreiben. Während seiner Studienzeit in Chicago besuchte er Kurse in Soziologie und Kulturanthropologie.

Thomas gilt als Begründer der sozialpsychologischen Handlungsforschung. Er formulierte zusammen mit Dorothy Swaine Thomas ein "Grundgesetz der Soziologie": „Wenn Menschen Situationen als wirklich definieren, dann sind diese auch in ihren Folgen wirklich.“ (aus The Child in America 1928, S. 572).

Dieses der wissenschaftlichen Disziplin Sozialpsychologie zuzuordnende "Thomas-Theorem" ist ein allgemeiner Hinweis auf die Reflexivität von Situationsdefinition(en) durch handelnde Menschen als Akteure. Es erinnert daran, dass nicht "die Thatsachen, sondern die Meinungen, welche wir über Thatsachen haben" (Alexander von Humboldt), entscheiden.

Werk

  • William I. Thomas, Dorothy Thomas: The Child in America, Knopf, New York 1928

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